Cistophori

Cistophori
Cistophori aus Apollinis in Lydien, geprägt unter der Herrschaft des Aristonikos von Pergamon, 133–130 v. Chr., Revers
Cistophori des Augustus, 28 v. Chr., Prägeort Ephesus
Cistophori der Domitia Longina

Die Cistophori (gr.) oder auch "Zistophoren" waren im hellenistisch-römischen Kleinasien, beispielsweise Pergamon im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Münzen im Wert von etwa drei Drachmen oder drei Denaren, die als Standardwährung galten.

Robinson führte bereits in den 50er Jahren den Nachweis, dass die ersten Cistophori mit den ersten Regierungsjahren 2 bis 4 und der Nennung Eumenes nicht unter Eumenes II., sondern unter Aristonikos von Pergamon[1] geprägt wurden, der sich selbst den Herrschernamen Eumenes gegeben hatte und sich recht lange gegen die römische Expansion bewahren konnte.[2]

Anderen Forschungen zufolge, die immer noch ihren Niederschlag in existierenden Handbüchern und Lexika finden, entstanden die ersten Prägungen der Cistophori in der späteren Form in der Zeit zwischen 175 und 160 v. Chr. dagegen bereits unter Eumenes II. in Pergamon, um für das Königtum der Attaliden mit einem Ersatz für die Münzen der Seleukiden und die Tetradrachmen des Philetaerus einen Ausgleich zwischen den kleinasiatischen Währungen zu erwirken. Man reduzierte den chiisch-rhodischen oder ptolemäischen Münz-Gewichtstandard auf 12,75 Gramm.[3]

Die Cistophori wurden auf der Vorderseite von einem Lorbeerkranz, der das zentrale Design beherrschte, umschlossen. Auf dem Avers war im späteren Verlauf stand der jeweilige Augustus stellvertretend für die früher verwendete cista mystica: einem halbgeöffnetem Korb in einem Efeukranz der dionysischen Mysterien, aus welchem eine Schlange hervorkam. Auf dem Revers stellte man die römische Göttin Pax, in perdamenischer Zeit einen Goryt bzw. einen Köcher zwischen zwei aufgerichteten Schlangen dar. Links davon stand meist der Name der betreffenden Stadt.[4]

Zu unterschiedlichen Zeiten wurden die Münzen in 15 unterschiedlichen Städten Kleinasiens (neben den genannten auch Sardeis und Smyrna) und dem bithynischen Nikomedia) geprägt.

Doch schon der Name Ciceros als Proconsul von Kilikien (51/50 v. Chr.) auf diesen Münzen zeigte die wechselseitige Akzeptanz dieses Zahlungsmittels.

Als regelrechte "Kolonialmünzen" wurden sie von den Römern für den Zahlungsverkehr bereits unter Augustus akzeptiert. Dessen erste Ausgabe 28 v. Chr. litt an einem Metallmangel, sodass man eine erheblich Menge von Cistophori aus Zeiten der Republik und Drachmen einschmolz, denn auch schon zuvor wurden diese Münzen von Provinzstatthaltern wie Cicero ausgegeben. Die Münzen von Ephesus und Pergamon arbeiteten zusammen, um die ungeheure Menge von 15 bis 20 Millionen Chistophorie zwischen 28 und 18 v. Chr. überhaupt prägen zu können. Dabei wurden ausgerechnet die Cistophori des Marcus Antonius von 39 v. Chr. aufgrund ihrer Qualität geschätzt.[5] Im Laufe der Zeit verloren die Cistophori an Wert. Hatten sie unter Augustus noch ein Gewicht von 11,71 Gramm, verringerte es sich während der Regierungszeiten von Claudius, Vespasian und Hadrian, letzterer forcierte die Produktion noch einmal, von 10,8 auf 9,95 Gramm. Unter Septimius Severus und Caracalla wurden die Cistophori zu einem Äquivalent von drei Denaren.

Doch insgesamt schätzt man ebenfalls die späteren Cistophori des Augustus als Beleg für die Rückkehr der Prosperität, der man der Entdeckung neuer Silberminen in Thrakien und Anatolien zu verdanken hatte. Die Cistophori deckten Bedürfnisse der Provinzen nach einer festen Währung für die nächsten 150 Jahre, sodass die neuentdeckten Minen und ihr daraus gefördertes Silber bald mehr zur Prägung der Cistophori als zur Prägung von Denaren verwendet wurde. Letzte setzten sich in Kleinasien erst im 2. Jahrhundert n. Chr. durch.[6]

Literatur

  • Fred S. Kleiner, Sydney P. Noe: The early Cistophoric Coinage. The American Numismatic Society, New York NY 1977, (Numismatic studies 14, ISSN 0517-404X).
  • William E. Metcalf: The Cistophori of Hadrian. American Numismatic Society, New York NY 1980, ISBN 0-89722-181-8, (Numismatic studies 15), (Zugleich: Ann Arbor, Univ. of Michigan, Diss., 1973).
  • C. H. V Sutherland: The Cistophori of Augustus. Royal Numismatic Society, London 1970, (Royal Numismatic Society Special publication 5, ISSN 0080-4487).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Christ: Krise und Untergang der römischen Republik, Darmstadt 1984, S. 56ff.
  2. E. S. G. Robinson: Cistophori in the Name of King Eumenes, Numismatic Chronicle 14, 1954, p. 1-8. Hildegard Temporini/Wolfgang Haase: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Bd. 1: Von den Anfängen Roms bis zum Ausgang der Republik, De Gruyter : 1971, S. 600.
  3. Dies steht jedoch im Gegensatz zum eigentlichen rhodischen System, 1 Tretradrachmon = 12,36 g; durchschnittliches Gewicht zwischen 11,90 bis 12,55 g. Vgl. Arthur Suhle: Kulturgeschichte der Münzen, Battenberg : München 1969, S. 30.
  4. Arthur Suhle: a.a.O., S. 30f.
  5. Kenneth W. Harl: Coinage in the Roman Economy, 300 B.C. to A.D. 700, Baltimore: Johns Hopkins University Press 1996, ISBN 0-801-85291-9, S. 99.
  6. Kenneth W. Harl: a.a.O., S. 100.

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