- Corps Onoldia Erlangen
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Das Corps Onoldia Erlangen ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Corpsmitglieder werden „Ansbacher“ genannt. Das Corps gilt als eines der ältesten Corps und zählt damit zu den ältesten Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum. Unbestritten ist die sehr detaillierte Entstehungsgeschichte, die noch vor der Stiftung am 28. Mai 1798 beginnt (Streitereien in der sog. Braunschen Gesellschaft), die älteste substantiierte Darlegung des Entstehens einer Verbindung neuerer Art.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Onoldia trägt im Corpsburschenband die Farben „blutrot-weiß“ mit silberner Perkussion. Das Corpsburschenband ist mit 36 Millimetern außergewöhnlich breit. Dazu wird eine weiße Mütze getragen. Eine bestimmte Mützenform ist bei Onoldia nicht vorgeschrieben.
Die Füchse der Onoldia tragen ein Band in den Farben „rot-weiß-schwarz“, ebenfalls mit silberner Perkussion und in der üblichen Breite von 27 Millimetern.
Der Wahlspruch lautet „Ewigkeit geschwor’nen Eyden!“ (aus der Ode an die Freude von Friedrich Schiller).
Geschichte
Das Corps Onoldia wurde am 28. Mai 1798 von einer Reihe klassisch-idealistisch gesinnter Studenten, unter anderem Carl Freiherr von Pöllnitz, an der Universität Erlangen als „Anspachische Gesellschaft“ gestiftet, weshalb ihre Mitglieder nach wie vor als „Ansbacher“ bezeichnet werden. Damit wurde hier eine Abkehr von den bis dato bestehenden Verbindungsformen (Landsmannschaften mit Regionalprinzip und geheime Studenten-Orden) vollzogen. Alle bis dato bestehenden Verbindungen sind binnen kurzer Zeit erloschen. Stattdessen entstanden an allen damaligen Universitäten des deutschen Sprachraumes Verbindungen dieses neuen Types, die einige Zeit später die Bezeichnung Corps annahmen.
Onoldia ist ein Lebenscorps, es erlaubt keine Doppelmitgliedschaften mit anderen Corps und geht keine Kartellbeziehungen ein, hat aber – anders als typische Lebenscorps – freundschaftliche Verhältnisse zu Corps an anderen Universitätsorten.[1] Im frühen 19. Jahrhundert gab es vereinzelte Ansbacher mit zwei Bändern, z. B. Christian Friedrich von Stockmar, der auch Mitglied des Corps Franconia Würzburg war.
Die Onoldia gehört seit 1861 (mit Ausnahme der Zeit von 1873 bis 1878) dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) an. 1866, 1885 und 1990 stellte das Corps den Kösener Vorortsprecher.
Weiter beachtlich ist bei Onoldia die Tatsache, dass in den über 200 Jahren der Aktivenbetrieb lediglich in den burschenschaftlichen Wirren einmal 4 Wochen ausgesetzt werden musste und ansonsten nur nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten 1935 bis 1947 kein Aktivenbetrieb bestand. Im Januar 1950 gehörte sie zu den 22 Corps, die sich in der „Interessengemeinschaft“ zusammenschlossen und die Rekonstitution des KSCV vorbereiteten.
Lange Zeit galt Onoldia einhellig als das älteste Corps überhaupt. Noch 1898 gratulierte der KSCV der Onoldia zum 100. Geburtstag als dem ältesten Corps. Die Festrede hierzu hielt bemerkenswerterweise ein Hallenser Westfale. Heute ist diese Frage umstritten. Das Corps Guestphalia Halle, ebenfalls Mitglied des KSCV betrieb Anfang des 20. Jahrhunderts eine umstrittene, von einem Ausschuss des KSCV aber anerkannte Rückdatierung (auf 1789), weshalb die Onoldia vielen Kösenern als zweitältestes Corps gilt. Manche meinen, dies sei offizielle Verbandshaltung, andere bestreiten das.
Die Ansbacher arbeiten seit einigen Jahren stark an einer Modernisierung ihrer Strukturen. Während die inhaltlichen Prinzipien der Toleranz und weltanschaulichen/religiösen Neutralität heute aktueller denn je sind, macht nach Auffassung der Ansbacher der veränderte Alltag der Studenten eine Anpassung des Tagesablaufs nötig. Ob dies zum Erfolg führen wird, ist derzeit nicht absehbar.
Siehe auch: Corps Rhenania ErlangenBekannte Ansbacher
- Otto Back (1834-1917), Unterstaatssekretär, Oberbürgermeister von Straßburg
- Joseph Konrad von Bangold (1780-1851), württembergischer General
- Friedrich Krafft Graf von Crailsheim (1841-1926), bayerischer Ministerpräsident
- Karl Joseph von Drechsel (1778-1838), bayerischer Generalpostmeister
- Karl Heinrich Freiherr von Fahnenberg (1779-1840), badischer Nationalökonom und Postbeamter
- August Sigmund Karl Ulrich Haller von Hallerstein (1861-1936), bayerischer Staatsminister
- August Haußleiter (1905-1989), Politiker
- Hans Peter Hümmer (* 1943), Kinderchirurg
- Wolfgang Kühlwein (* 1940), Anglist und Linguist
- Friedrich Norbert Mahla (1798-1875), Bürgermeister von Landau und Mitglied der Bayerischen Kammer der Abgeordneten
- Wilhelm von Meinel (1865-1927), Bayerischer Staatsminister
- Ernst Meyer-Camberg (1904-1985), Arzt und Studentenhistoriker
- Thomas Carl Ritter von Müller (1845-1933), Verwaltungsjurist
- Ludwig von der Pfordten (1811-1884), bayerischer Ministerpräsident
- Ferdinand Regelsberger (1851-1911), Zivilrechtler
- Gottfried August von Röntgen (1781-1865), nassauischer Jurist und Diplomat
- Otto Carl Gottlieb von Schrön (1837-1917), Epidemiologe
- Christian Friedrich von Stockmar (1787-1863), Arzt und Politiker
Einzelnachweise
- ↑ Einige Ansbacher lehnten das Lebenscorpsprinzip ab und gründeten 1873 das Waffencorps Rhenania. Von den drei Erlanger Lebenscorps wurde es nicht anerkannt, wohl aber vom KSCV (Sitz ohne Stimme).
Siehe auch
Weblinks
Commons: Corps Onoldia Erlangen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband
- Studentenverbindung (Erlangen)
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