- Crooner
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Mit Crooner wird ein männlicher Vokalist bezeichnet, der den Gesangsstil des Croonings pflegt. Bekannte Vertreter des Stils sind Rudy Vallée, Gene Austin, Bing Crosby, Frank Sinatra, Dean Martin, Nat King Cole und Tony Bennett. In Frankreich ist Charles Aznavour zu nennen, in Spanien Julio Iglesias, in Italien Sergio Endrigo.
Inhaltsverzeichnis
Der frühe Crooning-Stil
Das crooning der 1920er Jahre fand seine unbestrittenen Stars in der Troika von Al Jolson, Rudy Vallee und Bing Crosby. Gerade bei Letzterem sollte der heutige Hörer bedenken, dass Crosbys Stil der damaligen Zeit so gut wie nichts mit der Klanglichkeit seiner späteren Karriere zu tun hat. Dass der Sänger von „White Christmas“ dieselbe Person sein sollte wie derjenige, der Songs der Tin Pan Alley in ihren ursprünglichen, für moderne Ohren sehr sentimentalen Versionen popularisierte, ist schwer nachvollziehbar.
Jolson, Vallee und Crosby dominierten die Popmusik im weißen Amerika des Jazz Age so vollständig, dass über dieses Phänomen sogar parodistische Songs geschrieben wurden. Dass diese Musik nur im oberflächlichsten Sinne Jazz-Elemente enthielt, war dem breiten Publikum kaum bewusst– bekanntlich verkörperte Jolson 1927 im ersten bedeutenderen Tonfilm einen Jazz Singer, obgleich seine stilistische Heimat eindeutig im Musical- und Vaudeville-Bereich lag.
Auch in Europa fand der Stil seine Nachahmer. Im Deutschland der Zwischenkriegszeit übernahmen die meisten Schlagersänger in Ansätzen diese Ästhetik; bekannte Exponenten sind Harry Frommermann von den Comedian Harmonists, Willy Fritsch oder Rudi Schuricke. Ansatzweise ist heute auch Max Raabe dieser Tradition zuzurechnen, obwohl er den Stil satirisch überzeichnet und die feinen Untertöne nicht ganz seine Sache sind.
Die falsetto craze der 1930er Jahre
Aufgrund des kommerziellen Erfolgs dieses Stils beim weißen Publikum übernahmen auch schwarze Musiker, die dem Jazz wesentlich enger verbunden waren, das crooning, was man sogar in einigen Aufnahmen von Louis Armstrong aus dieser Zeit hören kann (z. B. im Vokal-Chorus des durch sein Trompetensolo berühmten West End Blues). Schwarze Sänger waren es auch, die die „Tenorlastigkeit“ des Stils noch übersteigerten und dadurch in den frühen 1930er Jahren eine kurzfristige Mode der Falsett-Stimmen auslösten. In der Big Band von Jimmie Lunceford übernahm z.B der Saxophonist Dan Grissom diese Gesangsparts; auch in Andy Kirks Twelve Clouds Of Joy gab es zahlreiche Vokal-Arrangements in dieser Machart. Inwieweit solchen Interpretationen eine parodistische Motivation zugrunde liegt– was man beim Hören der Aufnahmen mit einigen Jahrzehnten Abstand durchaus vermuten könnte– ist kaum mehr nachprüfbar.
Stilwandel durch Frank Sinatra
Das crooning im modernen Sinne ist untrennbar verbunden mit dem Namen Frank Sinatras. Er wurde 1940 der boy singer des Tommy Dorsey-Orchesters und revolutionierte mit seiner Bariton-Stimme die Ästhetik des männlichen Gesangs in der Popularmusik. Sinatras neues crooning wirkte auch dadurch so aufreizend auf sein junges weißes Publikum, weil er in relativ starkem Maße jazzmäßig phrasierte und artikulierte. In der Folge passte sogar Bing Crosby, der ursprünglich Sinatras Idol gewesen war, seinen Gesang an das neue Stimmideal an.
Im Lauf der vierziger und fünfziger Jahre verfeinerte Sinatra seinen Stil zu dem Konglomerat jazziger roots und gewisser Zugeständnisse an den jeweiligen Zeitgeschmack, mit dem er weltberühmt wurde. Francis Albert Sinatra konnte aber auch deshalb größte Erfolge feiern, weil er engste Verbindungen zur Mafia der 1940er bis 1970er Jahre hielt. Es war auch die Mafia, die gegen den Willen des Regisseurs Fred Zinnemann durchsetzte, dass ihr Frankieboy 1952 eine wichtige Role in "Verdammt in alle Ewigkeit" erhielt.[1] Erst mit dem Aufkommen des Rock ’n’ Roll relativierte sich Sinatras Dominanz unter den männlichen Sängern; dennoch blieb der von ihm geprägte Sound bis heute eine wichtige Inspiration für viele populäre Sänger, darunter z. B. Dean Martin, Sammy Davis Jr., Tony Bennett und Bobby Darin.
In einem gewissen Ausmaß wirkte Sinatras Erfolg auch wieder zurück in den engeren Bereich des Jazz, wo Sänger wie Billy Eckstine oder Johnny Hartman Elemente der Stilistik ihres weißen Kollegen übernahmen. Der Saxophonist Lester Young bezeichnete Sinatra in den späteren Jahren seiner Karriere als seinen wichtigsten künstlerischen Einfluss, von Miles Davis sind ähnliche Aussagen überliefert.
Hieran mag wiederum bemerkenswert sein, dass Young von Marvin Gaye als entscheidende Inspiration genannt wird, als er seinem Soul-Gesang eine stark vom crooning geprägte Färbung zu geben begann (Klappentext zu What's Going On, 1970/71).
Elemente des älteren und des modernen crooning finden sich bei etlichen, stilistisch recht verschiedenen Sängern, denen gemeinsam ist, dass sie über eine weniger „volltönende“, technisch etwas unausgebildete Tenorstimme verfügen und sie über den Umweg über ihr Hauptinstrument zum Gesang kamen: z. B. dem (weißen) Jazz-Trompeter Chet Baker, seinem (schwarzen) Pianistenkollegen Nat „King“ Cole oder dem brasilianischen Gitarristen João Gilberto.
Gegenwärtig (2007) wird der Stil von Künstlern wie Louie Austen, Harry Connick, Michael Bublé, Tom Gaebel, Helmut Lotti, Juliano Rossi, Adam Green und Mario Biondi gepflegt.
Einzelnachweise
- ↑ [1]"Licht und Schattenseiten eines Weltstars", gesehen auf www.epochtimes.de am 19. September 2010
Literatur
- Gammon, Peter (1991): The Oxford companion to popular music.
- Will Friedwald (1992): Swinging voices of America: ein Kompendium großer Stimmen. St. Andrä-Wördern.
- Scott Yanow (2000): Swing. Great musicians, influential Groups. San Francisco.
- Pitts, Michael R. (2001): The Rise of the Crooners. Lanham.
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