- Ad-Dar-el-Beida
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Casablanca in Marokko
Casablanca (arabisch الدار البيضاء, DMG ad-Dār al-bayḍāʾ, spanisch bzw. arabisch: „das weiße Haus“) ist die größte Stadt Marokkos, südlich der Hauptstadt Rabat direkt an der Atlantikküste gelegen und wirtschaftliches Zentrum des Landes. In der eigentlichen Stadt leben 2.933.684 Menschen (Volkszählung 2. September 2004), in der Agglomeration 5.292.100 (Volkszählung 2007).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die seit dem 8. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Casablanca nachweisbare Siedlung Anfa war lange Zeit Hauptort des Berberreichs der Berghouta und wurde im 12. Jahrhundert von den Almohaden erobert.
In den nachfolgenden Jahrhunderten entwickelte sie sich zu einem wichtigen Umschlagplatz für Getreide, gleichzeitig aber auch zu einem gefürchteten Stützpunkt für Piraten. Daraufhin versuchten die Portugiesen Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts wiederholt, Anfa einzunehmen. 1496 wurde die Stadt von der Armee Don Ferdinands zerstört. Ein weiterer Überfall portugiesischer Truppen fand 1515 statt.
1575 wurde die Stadt von den Portugiesen besetzt und erhielt den Namen Casa Branca. Nachdem ein schweres Erdbeben 1755 das „Weiße Haus“, wie Casa Branca auf Portugiesisch heißt, verwüstet hatte, wurde es nur wenige Jahre später unter demselben Namen, arabisch al-Dār al-bayḍāʾ, vom Alaouiten-Sultan Muhammad bin Abdallah wieder aufgebaut. Er versah die Stadt mit einer Medresa (theologische Schule), öffentlichen Bädern und einer Moschee, die seinen Namen trägt.
Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich ließen sich spanische Händler in der Stadt nieder und nannten sie Casablanca. Unter der Herrschaft von Moulay Hassan (1873–1894) zählte sie 20.000 Einwohner.
In Casablanca waren mit Billigung des Sultans von Marokko im Jahr 1907 Arbeiten zur Verbesserung der Hafenanlagen im Gange. Die Arbeiten erstreckten sich über die Wallanlagen hinaus, nahe heran an einen moslemischen Friedhof. Durch Berichte, der Friedhof sei bei den Arbeiten entweiht worden, gerieten die benachbarten Stämme der Shawia in Aufruhr. Am 30. Juli 1907 griffen sie die europäischen Arbeiter an und töteten neun von ihnen (drei Franzosen, drei Spanier und drei Italiener), danach drangen sie in die Stadt ein und überfielen das jüdische Viertel. Flüchtlinge kamen mit einem Boot nach Tanger und überbrachten Nachrichten vom Massaker. Die französische Regierung entschied sich, Casablanca zu besetzen und eine starke Marine- und Heeresstreitmacht dorthin zu entsenden. Vor der Ankunft der Truppen ließ der Kommandant des Kreuzers Galilée am 5. August eine Mannschaft zum Schutz des französischen Konsulats an Land setzen. Das Vorrücken dieser Abteilung wurde verhindert, worauf die Galilée, unterstützt vom Kriegsschiff Du Chayla, die Stadt bombardierte. Zur selben Zeit erreichten Stammesangehörige Casablanca und begannen mit einer allgemeinen Plünderung der Stadt. Am 7. August wurden die eingetroffenen Truppen der Franzosen an Land gebracht und weitere Kämpfe begannen. Bis sie ihren Auftrag erfüllt hatten, war fast jeder Einwohner entweder getötet oder verwundet worden oder war geflohen. Die Zahl allein der Toten ging in die Tausende. Die europäische Kolonie hingegen war sicher. Zwar waren die Franzosen danach Herren in der Stadt, doch blieben die Shawia-Stämme weiter voll im Kampf. Zuerst unter General Drude und ab Januar 1908 unter General Amade gelang es den Franzosen, das Gebiet der aufständischen Shawia zu verkleinern. Das Expeditionskorps zählte so unversehens eine Stärke von 15.000 Mann. Bis zum Juni 1908 war der Bezirk um Casablanca befriedet, danach wurden die Streitkräfte stufenweise verringert. [1]
Am Anfang des 20. Jahrhundert erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und löste Tanger als wichtigsten Hafen Marokkos ab. Casablanca wurde in der Zeit des französischen Protektorats zum Wirtschaftszentrum ausgebaut.
Das nun einsetzende rasche industrielle Wachstum prägt die Entwicklung Casablancas bis heute, etwa 80 % der marokkanischen Industrie sind hier angesiedelt, ca. 60 % des Seehandels des Landes werden über den Hafen der Stadt abgewickelt. Viele bedeutende Unternehmen des Landes haben, wie z. B. die Cosumar, hier ihren Hauptsitz.
Casablanca war ein strategisch wichtiger Hafen im Zweiten Weltkrieg. 1943 fand dort ein englisch-amerikanisches Gipfeltreffen zwischen Roosevelt und Churchill statt.
Beim Hafen befindet sich auch der einzige Rangierbahnhof Marokkos (Roches Noires). Der südlich von Casablanca gelegene Flughafen Casablanca ist der wichtigste Flughafen Marokkos.
Die Hassan-II.-Moschee ist nach der Moschee in Mekka die zweitgrößte der Welt und verfügt über das höchste Minarett der Welt.
Seit 1993 findet in Casablanca die Course Féminine statt, die mit mittlerweile ca. 30.000 Teilnehmerinnen eine der bedeutendsten Frauensportveranstaltungen weltweit ist.
Die Stadt erlangte Berühmtheit durch den Film Casablanca mit Humphrey Bogart, dessen Handlung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges dort spielt. Der Film wurde aber in Hollywood gedreht.
Söhne und Töchter der Stadt
- Stephanie Beacham, britische Filmschauspielerin
- Guy Forget, ehemaliger französischer Tennisspieler
- Franck Goddio, französischer Unterwasser-Archäologe
- Philippe Morillon, französischer Vier-Sterne-Armee-General und Mitglied des Europäischen Parlaments
- Christian de Portzamparc, französischer Architekt und Stadtplaner
- Jean Reno, französischer Schauspieler
- Richard Virenque, französischer Radrennfahrer
- Ahmed Reda Madouni, algerischer Fußballspieler
- Tarik El Mokadmi, ehemaliger deutscher Profi-Fußballspieler
- Hakim, marokkanisch-spanischer Sänger
Städtepartnerschaften
Casablanca unterhält Städtepartnerschaften unter anderem mit:
- Algier, Algerien
- Chicago (USA)
- Jakarta (Indonesien) seit 1991
- Dakar (Senegal)
- Bordeaux (Frankreich) seit 1988
- İzmir (Türkei) seit 1999
- Paris (Frankreich) seit 2004
- Sosnowiec (Polen) seit 2008
Foto-Galerie
Weblinks
- Homepage der Stadt Casablanca beta Version (franz., arab., span., engl.)
Einzelnachweise
33.575-7.6013888888889Koordinaten: 33° 35′ N, 7° 36′ W
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