- DIN EN 1089
-
Eine Gasflasche, auch Gasbombe und bei kleinerem Volumen Gaskartusche, ist ein Druckbehälter für den Transport und die Lagerung von unter Druck stehenden Gasen und Dämpfen. Die Flasche kann ein Volumen von bis zu 150 Litern besitzen bei einem Druck von bis zu 300 bar. Derartige Gasflaschen werden in erster Linie mit Gasen befüllt, deren Kritischer Punkt deutlich unterhalb der Umgebungstemperatur von 20 C° liegt und die daher nicht verflüssigt werden können. Wichtige Ausnahmen hiervon sind Flaschen mit Kohlenstoffdioxid und Flüssiggasflaschen.
Die Kennzeichnung der Druckbehälter für Gase ist in der EN 1089 EU-weit geregelt, die Anschlüsse nach EN 962.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Je nach Verwendungszweck und Gasinhalt werden Gasflaschen verschiedenster Materialien verwendet. Hochreine Gase werden bevorzugt in Gasflaschen aus dem Material Aluminium oder Edelstahl transportiert; Gase für den industriellen Einsatz überwiegend in Gasflaschen aus vergütetem Stahl. Für den Einsatz als Atemgerät für die Rettungsdienste oder Treibgastank für die Automobilindustrie setzen sich immer mehr die leichten Faser-Verbundwerkstoffe durch.
Verbundflaschen oder auch Composite Gasflaschen sind mit Kohlefaser, Kevlar oder Glasfaser umwickelte, dünnwandige Liner ("Innen-Liner"), die Innenschicht. Dieser Liner bildet das Grundgerüst dieses Gasflaschentyps, kann aus den verschiedensten Materialien gefertigt sein wie z. B. Stahl, Edelstahl, Aluminium oder auch aus Kunststoff, gewährleistet die Dichtheit der Flasche und nimmt das Flaschenventil auf. Die besonders hohe Druckfestigkeit der Flasche (meist 300 bar Betriebsdruck) wird durch die Umwicklung unter Vorspannung mit Fasern und deren Fixierung etwa mit Epoxidharz erreicht. Stärkere Liner werden nur zylindrisch bewickelt, leichtere Flaschen erreicht man durch dünnere Liner und Wicklung auch über Schulter und Fuss, die leichtesten für Flug- und Raketentechnik sind kugelförmig.
Flüssiggasflaschen beinhalten unter Druck verflüssigte Gase. Ihr maximal zulässiger Druck richtet sich nach dem Dampfdruck ihres Inhaltes.
Gasflaschen und Flüssiggasflaschen werden mit einer speziellen Armatur verschlossen, an der sich, meist in Verbindung mit einem Druckminderer, eine passende Schlauchleitung oder Rohrleitung zur kontrollierten Entnahme ihres Inhaltes anschrauben lässt. Des Weiteren befindet sich bei Flüssiggasflaschen in der Entnahmearmatur ein Sicherheitsventil, welches den zulässigen Überdruck in der Flasche auf ca. 30 bar begrenzt, um ein Bersten zu verhindern.
Eine Sonderstellung nehmen Flaschen mit Kohlenstoffdioxid ein.[1] Diese enthalten sowohl flüssiges als auch gasförmiges Kohlenstoffdioxid und werden zur Gasentnahme ebenfalls mit einem Druckminderventil ausgerüstet. Zur Entnahme der Flüssigkeit gibt es dagegen spezielle Steigrohrflaschen, die ausschließlich ohne Druckminderer betrieben werden. Das im Inneren befindliche Steigrohr ermöglicht eine fast vollständige Flüssigentnahme bei senkrecht stehender Flasche, beispielsweise zur Erzeugung von Trockeneis.
EN 1089
Die EN 1089 ist eine Europäische Norm, die die Kennzeichnung von Gasflaschen EU-weit verbindlich regelt. Die unterschiedlichen farblichen und bildlichen Markierungen von Gasbehältern in Medizin und Technik wurde als zunehmendes Risiko empfunden und daher 1997 ein einheitliches System erarbeitet.
Die EN ist in Deutschland als DIN EN 1089 Ortsbewegliche Gasflaschen – Gasflaschen-Kennzeichnung übernommen, in Österreich als gleichnamige ÖNORM EN 1089.
- Teil 1: Stempelung
- Teil 2: Gefahrzettel
- Teil 3: Farbcodierung
Aber auch die Umstellung birgt Gefahr der Verwechslungen, und daher wurde eine lange Übergangsfrist bis 2006 gesetzt. Für die reibungslose Umstellung, wurde in Österreich ergänzend die ÖNORM M 7377 und für den medizinischen Bereich die ON-Regel ONR 112005 (aktualisierte Fassung: 1. März 2005) erstellt.[2]
EN 1089-3 Farbcodierung
Die Farbcodierung der Gasflaschen gibt Auskunft über die Gefahr und den Inhalt.
Die neue Norm dient neben den verschiedenen Flaschenanschlüssen insbesondere dazu, die Gefahr einer Flasche auch aus der Ferne einschätzen zu können. Zudem ermöglicht sie es, Verwechslungen auszuschließen.
In der Übergangszeit haben alle Flaschen den Großbuchstaben N (für Neu, New, Nouveau) auf der Schulter, allerdings wird diese Signalisierung auch weiterhin sichtbar sein (obwohl nicht vorgeschrieben). Die Norm definiert entgegen der allgemeinen Meinung nur den Flaschenhals, nicht aber die Mantelfarbe. Aus diesem Grund können Flaschen auch eine andere Mantelfarbe haben. In der Industrie wurde jedoch folgende Farbgebungen vereinbart (nicht zwingend):
- Industriegase: grau oder gleich wie die Schulter, jedoch nicht weiß.
- Medizin- und Inhalationsgase: weiß
- Sonder- und Spezialgase: nicht festgelegt.
- Atemluftflaschen der Feuerwehr in der Regel gelb oder rot
Die Flaschenfarbe ersetzt nicht den Gefahrgutaufkleber. Jede Flasche muss über einen Gefahrgutaufkleber verfügen, welcher verbindlich über den Inhalt Auskunft gibt.
Die Norm gilt nicht für Feuerlöscher und Gasflaschen für Flüssiggas (wie z. B. Propan oder Butan und deren Gemische) sowie Druckgaspackungen. Diese Flüssiggasflaschen, erhältlich mit 5 kg, 11 kg oder 33 kg Inhalt, sind ebenfalls farblich gekennzeichnet, aber mit folgender Bedeutung:
- rot = Pfandflasche (bezogen auf ein bestimmtes Unternehmen; Umtausch nur im Einzugsbereich der entsprechenden Lieferfirma möglich.)
- grau = Eigentumsflasche (Diese Flaschenart kann in Deutschland und einigen wenigen Nachbarstaaten problemlos umgetauscht werden.)
Die in den folgenden Tabellen abgegebene Mantelfarbe ist nicht vorgeschrieben, wird jedoch häufig angewendet. In Klammern stehende Farben sind mögliche Alternativen.
Farbcodierung nach Norm und RAL
Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe (R für Rot, G für Grün oder B für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible PCs. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden standardmäßig einen Gammawert von 1,8.
Farbezeichnungen nach Norm im RAL-Farbsystem:
-
Farbmuster EN 1089-3 RAL-Nummer RAL-Name Gelb 1018 Zinkgelb Rot 3000 Feuerrot Hellblau 5012 Lichtblau Leuchtendes Grün 6018 Gelbgrün Kastanienbraun 3009 Oxidrot Weiß 9010 Reinweiß Blau 5010 Enzianblau Dunkelgrün 6001 Smaragdgrün Schwarz 9005 Tiefschwarz Grau 7037 Staubgrau Braun 8008 Olivbraun
Für den industriellen Gebrauch
-
Gas Alte Kennzeichnung Neue Kennzeichnung Sauerstoff, technisch (O2) blau Schulter: weiß, Mantel: blau (grau) Acetylen (C2H2) gelb (schwarz) Schulter: kastanienbraun, Mantel: kastanienbraun (schwarz, gelb) Argon Ar grau Schulter: dunkelgrün, Mantel: grau Stickstoff (N2) dunkelgrün Schulter: schwarz, Mantel: grau (grün) Kohlendioxid (CO2) grau Schulter: grau, Mantel: grau Helium (He) grau Schulter: braun, Mantel: grau Wasserstoff (H2) rot Schulter: rot, Mantel: rot Edelgase Xe, Kr, Ne grau (schwarz) Schulter: leuchtgrün, Mantel: grau (leuchtgrün) Formiergas (N2/H2) rot Schulter: rot , Mantel: grau Argon/Kohlendioxid (Ar/CO2) grau Schulter: leuchtgrün, Mantel: grau Druckluft (N2/O2) grau Schulter: leuchtgrün, Mantel: grau Ammoniak (NH3) grau Schulter: gelb, Mantel: grau Schwefeldioxid (SO2) grau Schulter: gelb, Mantel: grau Chlorgas (Cl2) grau Schulter: gelb, Mantel: grau
Für den medizinischen Gebrauch und zur Inhalation
-
Gas Alte Kennzeichnung Neue Kennzeichnung Sauerstoff, medizinisch (O2) Schulter: weiß, Mantel: blau Schulter: weiß, Mantel: weiß Lachgas (N2O) grau (weiß) Schulter: blau, Mantel: weiß Kohlendioxid (CO2) grau (weiß) Schulter: grau, Mantel: weiß Druckluft (N2/O2) blau Schulter: weiß, schwarz (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß Helium/Sauerstoff (He/O2) blau Schulter: weiß, braun (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß Kohlendioxid/Sauerstoff (CO2/O2) blau Schulter: weiß, grau (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß Lachgas/Sauerstoff (N2O/O2) blau Schulter: weiß, blau (Ringe oder Segmente), Mantel: weiß
Für Flaschen ohne spezielle Kennzeichnung
- vergleiche auch Tafel für industriellen Gebrauch
-
Gefahr Alte Kennzeichnung Neue Kennzeichnung Beispiele Giftig und/oder ätzend grau Schulter: gelb Ammoniak, Chlor, Fluor, Kohlenmonoxid, Stickoxid, Schwefeldioxid Entzündbar grau Schulter: rot Wasserstoff, Methan, Ethylen, Formiergas, Stickstoff-Wasserstoffgemisch Oxidierend grau Schulter: blau Sauerstoff, Lachgasgemische Erstickend grau Schulter: Leuchtendes grün Krypton, Xenon, Neon
EN 962
Ventile von Gasflaschen haben nach Norm EN 962 Ortsbewegliche Gasflaschen - Ventilschutzkappen und Ventilschutzvorrichtungen für Gasflaschen in industriellem und medizinischem Einsatz - Gestaltung, Konstruktion und Prüfungen je nach Gasart unterschiedliche Schraubanschlüsse, um Verwechselungen zu vermeiden. Die Verwendung von Adaptern ist in Deutschland ausdrücklich verboten.
Flaschenanschlüsse
-
Gas Anschluss Acetylen Bügelanschluss (ähnlich INT-Tauchflaschen) Druckluft R5/8" Innengewinde Inertgase (N2, He, CO2) R3/4" Außengewinde Sauerstoff R5/8" Außengewinde sonstige Brenngase (z.B. H2) R3/4" Außen-Linksgewinde
Normen und Standards
Für Gasflaschen gelten etliche Regelungen:
- EN 720 Ortsbewegliche Gasflaschen - Gase und Gasgemische
- EN ISO 11114 Ortsbewegliche Gasflaschen - Verträglichkeit von Werkstoffen für Gasflaschen und Ventile mit den in Berührung kommenden Gasen
- DIN 4661 Druckgasflaschen; Geschweißte Stahlflaschen
- DIN 4664 Druckgasbehälter; Nahtlose Flaschen aus Stahl
Weblinks
- Übersicht Kennzeichnung nach EN 1089, Feuerwehr Bremerhaven – mit übersichtlichen Abbildungen
- Informationen zur Euro-Norm DIN EN 1089-3 Farbkennzeichnung von Gasflaschen in Deutschland (pdf)
- Merkblatt des Industriegaseverbandes (pdf)
Einzelnachweise
- ↑ http://vorschriften.portal.bgn.de/files/5841/ASI_6-80-08.pdf
- ↑ ON > Infos>Kennzeichnung von Gasen: Sicherheit in der Umstellungsphase, Österreichisches Normungsinstitut
Bitte beachte den Hinweis zu Rechtsthemen!
Wikimedia Foundation.