- Dances with Wolves
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Filmdaten Deutscher Titel: Der mit dem Wolf tanzt Originaltitel: Dances with Wolves Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1990 Länge: Director's Cut: 173 Minuten; Langfassung: 227 Minuten Originalsprache: Englisch, Lakota, Pawnee Altersfreigabe: FSK 12 Stab Regie: Kevin Costner Drehbuch: Michael Blake Produktion: Kevin Costner
Jim WilsonMusik: John Barry Kamera: Dean Semler Schnitt: Neil Travis Besetzung - Kevin Costner: John Dunbar
- Mary McDonnell: Steht mit einer Faust
- Graham Greene: Strampelnder Vogel
- Rodney A. Grant: Wind in seinem Haar
- Floyd Westerman: Zehn Bären
- Tantoo Cardinal: Schwarzer Schal
- Robert Pastorelli: Timmons
- Charles Rocket: Lt. Elgin
- Maury Chaykin: Major Fambrough
- Wes Studi: Zähester Pawnee
Der mit dem Wolf tanzt (im Original: Dances with Wolves, also „[Er] Tanzt mit Wölfen“) ist ein Hollywood-Film von und mit Kevin Costner, der 1990 dem bereits totgesagten Genre des Westerns zu einem erneuten Durchbruch verhalf.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der Film erzählt die Geschichte des Nordstaaten-Offiziers Lieutenant John Dunbar, der 1864 im amerikanischen Bürgerkrieg verletzt und ausgezeichnet wird. Daraufhin kann er wählen, wo er eingesetzt werden will. John Dunbar will den „Westen“ kennenlernen und lässt sich auf einen entlegenen Außenposten im Indianergebiet (im heutigen South Dakota) versetzen. Diesen Außenposten (Fort Sedgwick) findet er verlassen und vollkommen verwahrlost vor. Trotzdem beschließt er zu bleiben und richtet den Posten wieder her und sich selbst häuslich ein. Dabei schließt Dunbar Freundschaft mit einem Wolf, der ihn regelmäßig besucht und sich langsam von ihm zähmen lässt. Er gibt ihm den Namen „Socke”.
Mit der Zeit kommt es zu einer ersten Begegnung mit dem Indianer-Stamm der Lakota. Sie ist auf beiden Seiten mit Angst, Unverständnis und auch latenter Aggression gepaart, eskaliert allerdings nicht. Eine langsame Annäherung findet statt, weil auf beiden Seiten die Einsicht wächst, dass keiner den anderen unmittelbar bedroht. In einer Ausnahmesituation hilft Dunbar schließlich einer bei den Lakota lebenden weißen Frau, was dazu führt, dass beide Seiten von friedlichen Absichten der anderen Seite ausgehen. Ein noch stummer Austausch von Geschenken findet statt, wodurch das Vertrauen wächst. Zentral ist dabei vor allem das gemeinsame Essen. Es kommt zu regelmäßigen gegenseitigen Kontakten, Austausch von Geschenken und langsam zu sprachlicher Verständigung. Maßgeblich beteiligt ist die von Dunbar gerettete Frau mit dem indianischen Namen Steht mit einer Faust. Sie ist die Tochter von weißen Siedlern, die von Pawnee-Indianern getötet worden waren. Die Lakota hatten das junge Mädchen aufgenommen und als eine der ihren erzogen; Steht mit einer Faust spricht daher nicht nur fließend Lakota, sondern erinnert sich auch bruchstückhaft an die englische Sprache.
Die Nachricht der lang erwarteten und überfälligen Sichtung der Wanderherden der Büffel durch Dunbar bringt beide Seiten einander noch näher, insbesondere, weil er bei der anschließenden Jagd das Leben eines Jungen (‚Lächelt viel‘) – durch einen gezielten Schuss auf einen Büffel – retten kann, und ein Konflikt um seinen Hut, den er auf der Jagd verloren hatte, friedlich beigelegt wird. In Folge dessen erhält Dunbar sogar einen Lakota-Namen: Der mit dem Wolf tanzt (Šuŋgmánitu Tȟaŋka Ob'wačhi). Der Name fußt auf der Beobachtung der Lakota, bei der Dunbar – als er bei einem Besuch „seinen“ Wolf zurückschicken wollte – scheinbar mit ihm tanzte.
In einer kriegerischen Auseinandersetzung hilft Dunbar den Lakota, ihr Dorf vor den Pawnees zu verteidigen, indem er die Lakota mit den Gewehren seines Außenpostens versorgt. Dieses Ereignis macht ihn zum Mitglied des Dorfes. Es kommt zu einer Liebesbeziehung mit Steht mit einer Faust, die von allen Bewohnern des Dorfes akzeptiert wird, zumal beide weiß sind. Als Der mit dem Wolf tanzt sie schließlich heiratet, ist er endgültig im Dorf aufgenommen.
Ab diesem Moment ist Dunbar soweit bei den Lakota integriert, dass er von Angehörigen seiner früheren Kultur nicht mehr als wirklich zugehörig, sondern als Verräter empfunden wird. Als Dunbar von seinen eigenen Leuten gefangen genommen wird, zieht er sich in seine neue Identität zurück, indem er nur noch Lakota spricht. Dunbar wird schließlich von den Lakota befreit, wobei er in den Kampfhandlungen Angehörige der eigenen, alten Kultur tötet. Damit hat Dunbar die letzte Verbindung zu den „Weißen“ durchschnitten und ist gewissermaßen zum Indianer geworden. Dunbar geht davon aus, als Deserteur gejagt zu werden. Deshalb beschließt er, zusammen mit seiner Frau, den Stamm zu verlassen, um diesen nicht zu gefährden. Währenddessen nähern sich bereits US-Soldaten mit Pawnee-Spähern, die bei ihrer Ankunft aber nur noch das verlassene Winterlager vorfinden.
Authentizität
Kaum zuvor war in Hollywood die Welt der Indianer mit einer solchen Authentizität dargestellt worden. Der Film zeigt in exemplarischer Weise, wie ein Mensch von seiner eigenen Kultur über einzelne Zwischenschritte in eine andere Kultur überwechselt und schließlich alle Brücken zu seiner bisherigen abbricht. Daneben zeigt der Film in kleinen Nebenhandlungen, wie Menschen sehr unterschiedlich mit dem Fremden umgehen.
Durch Veränderungen des Drehbuchs gegenüber dem Buch kam es jedoch zu kleineren Unstimmigkeiten. So präsentiert der Häuptling Zehn Bären in einer Szene Dunbar den Helm eines spanischen Soldaten. Die Spanier drangen nie bis in das Siedlungsgebiet der Lakota vor, die den Helm daher nur durch Handel erhalten haben könnten. In der Buchvorlage handelt es sich bei dem Stamm allerdings um Comanchen; ihr Stamm lebte wesentlich weiter südlich, sodass ihnen ein Kontakt mit Spaniern möglich war. Tatsächlich gab es im 19. Jahrhundert einen Comanchenhäuptling mit dem Namen Zehn Bären (Parrywasaymen, 1792–1873).
Im Film werden die Pawnee-Indianer als blutrünstige Angreifer dargestellt, die die friedliebenden Lakota überfallen. Die Realität sah jedoch im allgemeinen umgekehrt aus: In der traditionellen Feindschaft zwischen Lakota (sowie Cheyenne-Indianern) und den Pawnee überfielen vor allem die Lakota die Pawnee. In den Fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts zogen Pawnee sogar in neue Gebiete, um den Lakota-Angriffen zu entgehen, wodurch sie allerdings mit weißen Siedlern aneinandergerieten. 1859 traten die Pawnee in einem Vertrag alle ihre Gebiete bis auf ein kleines Reservat in Nebraska an die Weißen ab. Noch 1873, also einige Jahre nach der Zeit des Films, überfielen Sicangu und Oglala Lakota im Wettstreit um die letzten Bisons ein Pawnee-Lager im danach benannten Massacre Canyon und töteten ungefähr 100 Pawnee. Gemeinsam mit den Cheyenne und den Arapaho vertrieben Lakota 1872 bis 1875 auch einen weiteren Stamm, die Crow-Indianer, aus dem Osten des heutigen US-Bundesstaats Montana.[1]
Das Fort Sedgwick, welches John Dunbar zu Beginn bewohnt, befindet sich nicht wie im Film dargestellt in South Dakota, sondern im Nordosten des Staates Colorado.
Zutreffend dargestellt wird, dass die Pawnee als Späher für die US-Armee arbeiteten. Die Pawnee standen traditionell auf Seiten der US-Armee, mit der sie sich gegen ihre traditionellen Feinde verbündeten. Der Stamm betont heute, nie gegen die Vereinigten Staaten gekämpft zu haben. Allerdings gab es in der Zeit, in der der Film spielt, noch keine Winterfeldzüge der US-Armee gegen Indianer. Der erste solche Feldzug wurde erst im November 1868 durchgeführt, vier Jahre nach der im Film dargestellten Zeit.[2]
Gedreht wurde der Film auf der 200 Quadratkilometer großen Triple U Ranch etwa 30 Meilen nordwestlich von Pierre in South Dakota. Teile des Sets befinden sich heute in der Nähe von Rapid City in South Dakota.
Kritiken
Das Lexikon des internationalen Films feiert Der mit dem Wolf tanzt als ein „faszinierendes Epos, das – fern jeder vereinfachenden Idealisierung und mit ungewöhnlicher Detailsorgfalt – die „klassische” Konfrontation eines einsamen Menschen mit einer fremden Kultur variiert. Ebenso eindrucksvoll in seinem Bemühen um historische Wahrhaftigkeit wie in seinem Bestreben, die Klischees des traditionellen Indianer-Westerns durch ein fundiertes, menschlicheres Porträt zu ersetzen. Dabei in hohem Maße fesselnd, humorvoll und unterhaltend.“[3] Zur Spezialausgabe (Special Edition) urteilt das Lexikon, die zusätzlichen Minuten zeigten „atmosphärische und folkloristische Elemente, die die epische Form des Films noch wirksamer hervorheben und die zum Teil harten Tötungsszenen abmildern. Nach wie vor beeindruckt der Film in seinem Bemühen um historische Wahrheit sowie in seinem Bestreben, Klischeebilder durch ein fundiertes, menschlicheres Porträt der Indianer zu ersetzen.“[4]
„Die amerikanischen Ureinwohner sind ein doppelt geschundenes Volk: Vom weißen Mann fast ausgerottet, wurden sie danach in zahllosen Western beleidigt und karikiert. Kevin Costner versuchte mit seinem Regiedebüt ein Stück filmischer Wiedergutmachung. Er pfiff auf die Marktregeln, auf rasante und effektvolle Schnitte, mutete dem Publikum lange untertitelte Dialoge in Lakota sowie viel Sitzfleisch zu, entschädigte es aber mit herrlichen Bildern und viel Naturromantik und landete einen mit sieben Oscars prämierten Megahit. Schnell hatte der Western die Produktionskosten von 19 Millionen Dollar eingespielt, und ein Genre, das pessimistische Kritiker schon für tot erklärt hatten, feierte sein Revival.“
Verschiedenes
Doris Leader Charge (* 4. Mai 1930, † 20. Februar 2001), die an der „Sinte Gleska University“ (in Mission, South Dakota) Lakota unterrichtete, übersetzte die Dialoge ins Lakota und brachte den Darstellern das nötige Sprachverständnis bei. Im Film ist sie als Frau des Häuptlings Zehn Bären zu sehen.
Der Titel „John Dunbar Theme“, das tragende Musikthema des Soundtracks, wurde auf der Hörspiel-Produktion Ja uff erstmal – Winnetou unter Comedy-Geiern als Anfangs-Melodie der einzelnen CDs verwendet.
Bei der Fortsetzung des Films, die ebenfalls auf einem Buch von Michael Blake basiert, soll Simon Wincer Regie führen. Blake ist wiederum für die Adaption seines Romans zum Drehbuch verantwortlich. Der zweite Teil mit dem zumindest vorläufigen Titel The Holy Road setzt elf Jahre nach dem Ende des ersten Films ein, als weiße Siedler immer mehr den Westen der USA bevölkern.[6] Kevin Costner wird in der Fortsetzung nicht mitspielen.[7]
Auszeichnungen
Academy Award
Der Film wurde für 12 Oscars nominiert und erhielt ihn in den folgenden 7 Kategorien:
- Bester Film an die Produzenten Kevin Costner und Jim Wilson
- Bester Regisseur an Kevin Costner
- Beste Kamera an Dean Semler
- Beste Filmmusik an John Barry
- Bestes adaptiertes Drehbuch an Michael Blake
- Bester Schnitt an Neil Travis
- Bester Ton
In den folgenden Kategorien blieb es bei der Nominierung:
- Bester Hauptdarsteller (Kevin Costner)
- Beste Nebendarstellerin (Mary McDonnell)
- Bester Nebendarsteller (Graham Greene)
- Bestes Szenenbild
- Bestes Kostüm
Golden Globe Award
Der Film erhielt insgesamt sechs Nominierungen für einen Golden Globe und gewann in den folgenden Kategorien:
- Bester Film (Drama)
- Bester Regisseur an Kevin Costner
- Bestes Drehbuch an Michael Blake
Weitere Nominierungen:
- Bester Hauptdarsteller/Drama (Kevin Costner)
- Beste Nebendarstellerin (Mary McDonnell)
- Beste Filmmusik
BAFTA Award
Das Epos wurde für neun BAFTA nominiert, von denen es keine Auszeichnung gewinnen konnte.
- Bester Film
- Beste Regie
- Bestes adaptiertes Drehbuch
- Bester Hauptdarsteller (Kevin Costner)
- Bester Schnitt
- Beste Kamera
- Bestes Make-Up
- Bester Ton
- Beste Filmmusik
Weitere Auszeichnungen
Auf der Berlinale 1991 erhielt Kevin Costner einen Silbernen Bären für eine außerordentliche Einzelleistung als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller seines Films. John Barry erhielt einen Grammy Award für die beste Filmmusik. Im Jahr 2007 wurde der Film in das National Film Registry aufgenommen.
Einzelnachweise
- ↑ Nebraska Trailblazer. #1: American Indians. Background Information auf den Seiten der Nebraska State Historical Society (engl.; abgerufen 19. Mai 2008)
Plains Indians Timeline (1867–1878) auf den Seiten des Independent Television Service (ITS) (engl.; abgerufen 19. Mai 2008)
The Chahik-si-chakis People. „Pawnee” auf dogsoldiersfigures.com (engl.; abgerufen 19. Mai 2008) - ↑ K. P. Eagan (undatiert). Dances with Wolves (1990). A film analysis prepared by K. P. Eagan auf einer Internetseite des Anthropologie-Dozenten Chuck Smith am Cabrillo College in den USA (engl.; abgerufen 19. Mai 2008)
- ↑ Der mit dem Wolf tanzt im Lexikon des internationalen Films (abgerufen 19. Mai 2008)
- ↑ Der mit dem Wolf tanzt – Spezial Edition im Lexikon des internationalen Films (abgerufen 19. Mai 2008)
- ↑ http://www.tvspielfilm.de/filmlexikon/?type=filmdetail&film_id=10476
- ↑ Variety vom 31. Oktober 2007
- ↑ Costner Won't Travel THE HOLY ROAD!!. Abgerufen am 11. April 2009.
Weiterführende Literatur
- Edward D. Castillo (2003). Dances With Wolves. In: Ella Shohat & Robert Stam (Hg.), Multiculturalism, Postcoloniality, and Transnational Media (S. 63–76). Piscataway, New Jersey: Rutgers University Press. ISBN 0813532353 (engl.; Vorschau)
- Kevin Costner et al. (1990). Dances With Wolves. The Illustrated Story of the Epic Film. New York: New Market Press. (engl.)
Weblinks
- Der mit dem Wolf tanzt in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Kritiken zu Der mit dem Wolf tanzt auf Rotten Tomatoes (englisch)
- Konrad Licht: Die Präsentation der Dakota in dem Film Dances with wolves im Vergleich mit ethnologischen Quellen, 2003
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