- Daniel Ellsberg
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Daniel „Dan“ Ellsberg (* 7. April 1931) ist ein US-amerikanischer Ökonom und ehemaliger Informant über rechtswidrige Handlungen des Verteidigungsministerium der Vereinigten Staatens und des Weißen Hauses. Durch die Veröffentlichung der von ihm an die Öffentlichkeit gebrachten Pentagon-Papiere deckte er einen Skandal im Umfeld des Vietnamkrieges auf.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Daniel Ellsberg wuchs in Detroit auf und besuchte die Cranbrook School (die heutige Cranbrook Kingswood School) in Bloomfield Hills (Michigan). Im Jahr 1952 erlange Ellsberg den Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University, studierte danach am King's College an der Universität Cambridge und schloss das Studium an der Harvard University 1959 mit der Promotion ab. Eine von ihm umfassend herausgearbeitete Anomalie der Entscheidungstheorie ist nach ihm benannt, das Ellsberg-Paradoxon (1961). Nach seiner Verwendung als Offizier der US-Marineinfanterie von 1954 bis 1957 übernahm er den Posten eines Analysten bei der RAND Corporation. Ab 1964 arbeitete der bekennende Kommunistengegner unter Verteidigungsminister Robert S. McNamara im Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten.
Anschließend war er zwei Jahre als ziviler Mitarbeiter des Außenministeriums in Vietnam. Dort erkannte er, dass der Vietnamkrieg für die USA nicht zu gewinnen war. Außerdem beobachtete er, dass dies nahezu jeder im Verteidigungsministerium wusste, es jedoch aus karrierebezogenen und politischen Gründen nicht öffentlich zugab. Dennoch erklärte McNamaras Stab in Pressemeldungen, dass der Vietnamkrieg schnell und ohne große Verluste vorbeigehen würde.
In seiner Zeit bei RAND hatte er Zugang zu geheimsten Papieren des Pentagons („Pentagon-Papiere“), die die Rolle der Präsidenten von Truman über Kennedy bis Johnson bezüglich ihrer Haltung zum Vietnamkonflikt dokumentierten, die oft im krassen Widerspruch zu den offiziellen Veröffentlichungen standen. Er kopierte die 47 Ordner mit 7000 Seiten.[1] starken Dokumente und trug sie zunächst der New York Times, dann der Washington Post an, denen nach ersten Veröffentlichungen eine weitere Wiedergabe durch das Bundesgericht untersagt wurde. 15 Zeitungen, die sich davon nicht abschrecken ließen, führten diese Arbeit fort.
Der republikanische Kongressabgeordnete Mike J. Rogers sagte im August 2010 während eines Fernsehinterviews, dass, wenn durch die Veröffentlichung der „Pentagon-Papiere“ Gefahr für US-Soldaten bestanden haben sollte, er auf jeden Fall die Todesstrafe für Daniel Ellsberg gefordert hätte.[2]
Nach der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere engagierte sich Ellsberg weiterhin politisch. Im Laufe der Ereignisse, die zur Watergate-Affäre führten, wurden unter anderem auch die Unterlagen von Ellsbergs Psychiater durchsucht, um diskreditierendes Material zu finden. Nach den Enthüllungen des Watergate-Skandals wurde sein Verfahren wegen unerlaubten Besitzes und Diebstahls von Staatsgeheimnissen wegen Verfahrensfehlern eingestellt. Die Pentagon-Papiere waren nicht zuletzt Anlass für die Verabschiedung des Freedom of Information Act.
Ellsberg hält bis heute weltweit Vorträge über aktuelle Ereignisse, etwa über das Vorgehen der US-Regierung im Irak, wofür er von der Regierung Bush heftig kritisiert wurde. In den letzten Jahren arbeitete Ellsberg am MIT.
Daniel Ellsberg tritt entschieden für WikiLeaks ein.[3] Er äußerte, es seien nicht die Enthüllungen, sondern „Schweigen und Lügen“, wodurch Menschen in Gefahr gebracht würden.[4]
Auszeichnung
- 2003 erhielt er den Whistleblower-Preis. Daniel Ellsberg hatte 1971 die Pentagon-Papiere an die Presse (Washington Post / New York Times) weitergegeben.
- 2006 erhielt er für sein kontinuierliches politisches Engagement den Right Livelihood Award.
Werke
- Secrets: A Memoir of Vietnam and the Pentagon Papers. Viking, New York 2002, ISBN 0-670-03030-9
- Ich erkläre den Krieg. Vietnam – Der Mechanismus einer militärischen Eskalation. Hanser, München 1982, ISBN 3-446-11725-3
- Risk, Ambiguity and Decision. Neuauflage, Routledge, London 2001, ISBN 0-8153-4022-2
Filme
- Die geheimen Papiere des Pentagon., D, 1973, Dokumentarspiel (ZDF) von Peter von Zahn
- Die Pentagon-Papiere. Dokumentation, USA, 2003, 92 Min., Regie: John Holcomb (Die Pentagon-Papiere in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database)
- Der gefährlichste Mann in Amerika – Daniel Ellsberg und die Pentagon-Papiere. (OT: The Most Dangerous Man in America: Daniel Ellsberg and the Pentagon Papers.) Fernseh-Dokumentation, USA, 2009, 91 Min., Regie: Judith Ehrlich, Rick Goldsmith, Produktion: Kovno Communications, deutsche Erstausstrahlung: 21. April 2010 in arte, Inhaltsangabe von arte
Sonstiges
Die US-amerikanische Rock-Band Bloodrock widmete Ellsberg auf ihrem Album „Passage“ von 1972 den Song „Thank You Daniel Ellsberg“.
Quellen
- ↑ War er der gefährlichste Mann Amerikas?, Lena Bopp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. April 2010.
- ↑ http://www.huffingtonpost.com/cenk-uygur/rep-rogers-says-daniel-el_b_669825.html
- ↑ Tages-Anzeiger am 7. Dezember 2010: Den alten Whistleblower freuts. Abgerufen am 26. Dezember 2010.
- ↑ BBC World Service am 30. November 2010: Wikileaks: View of man behind Pentagon Papers leak. Abgerufen am 26. Dezember 2010.
Weblinks
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Commons: Daniel Ellsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Seite von Daniel Ellsberg
- Literatur von und über Daniel Ellsberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Es gibt Leute im Weissen Haus, die den atomaren Erstschlag wollen“, Weltwoche, 9. Januar 2003, Nr. 2, Interview
- Ellsberg: „Den USA droht ein Polizeistaat“, taz, 17. November 2005
- Biographie von Preisträger Ellsberg beim Right Livelihood Award
- Artikel von Daniel Ellsberg auf ZNet
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