Dario Argento

Dario Argento
Dario Argento, 2007.

Dario Argento (* 7. September 1940 in Rom) ist ein italienischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Er gilt als einer der prägenden Schöpfer des italienischen Giallo und hat den modernen Horror- und Slasher-Film stark beeinflusst.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Argento ist der Sohn des Produzenten Salvatore Argento und des brasilianischen Models Elda Luxardi. Aus seiner Beziehung mit der Schauspielerin und Drehbuchautorin Daria Nicolodi entstammt seine Tochter Asia Argento, ebenfalls Schauspielerin und Regisseurin.

Argento schrieb zunächst Filmkritiken für Tageszeitungen. Sein erstes Drehbuch schrieb er, gemeinsam mit Bernardo Bertolucci, für Sergio Leones klassischen Italo-Western Spiel mir das Lied vom Tod.[1]

Seine ersten eigenen Arbeiten als Regisseur fallen in den Bereich des Giallo. Hierzu zählen Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (L'uccello dalle piume di cristallo, 1969), Die neunschwänzige Katze (Il gatto a nove code, 1970), Vier Fliegen auf grauem Samt (Quattro mosche di velluto grigio, 1971) und vor allem Profondo Rosso (1975).

Bekannte Werke

Neben seinen Arbeiten des italienischen Thrillers ist eine seiner bekannteren Arbeiten der Horrorfilm Suspiria (1977), der in neuzeitlichem Ambiente mit Elementen des Gothic Horrors, der Schauerromantik und der Hexenmärchen arbeitet. Für die intensive Farbgestaltung hat Argento bereits rar gewordenes Technicolor-Material verwendet. Suspiria ist als erster Teil einer Trilogie über drei Hexenhäuser konzipiert, die an zentralen Punkten der Erde die Weltgeschicke lenken. Der zweite Teil der Reihe, Inferno, erschien 1980. Die Farb- und Lichtgebung beider dahingehend anspruchsvoll gestalteter Filme ist deutlich von den Arbeiten Mario Bavas (v. a. dessen Blutige Seide) inspiriert. Der letzte Teil der Trilogie erschien 2007 unter dem Titel La terza madre.

Des Weiteren erlangte Argento Bekanntheit durch seine Mitwirkung an dem Horrorfilm Dawn Of The Dead des amerikanischen Regisseurs George A. Romero aus dem Jahre 1978, welcher in Deutschland unter dem Titel Zombie erschien. Argento war dabei Produzent und Script Consultant. Daneben kümmerte er sich noch um den European Cut des Films, sowie zusammen mit der Band Goblin auch um den Soundtrack für diese in Europa erschienene Version des Films, welche von Romeros amerikanischem Cut abweicht, indem sie kürzer und actionlastiger ist als das Original.

Weitere Werke

Nach Inferno hat sich Argento mit Psychothrillern wie Tenebre – Der kalte Hauch des Todes (1982), Terror in der Oper (Opera / 1987), Aura (Trauma / 1993), Das Stendhal Syndrom (1996), Sleepless (2001) und The Card Player – Tödliche Pokerspiele (2004) wieder dem Subgenre des Giallos zugewandt. Ausnahmen bilden Phenomena (1985), der mit Aspekten des Übersinnlichen spielt, und seine Version von Phantom der Oper (1998). 2005 drehte er Do you like Hitchcock?. Diese Hommage an den Master of Suspense war eine Produktion für das italienische Fernsehen.

In den Jahren 2005 bzw. 2006 trug er zwei 60-minütige Spielfilme mit den Titeln Jenifer und Pelts zu der amerikanischen Fernsehserie Masters of Horror bei.

Argento arbeitet häufig mit der italienischen Band Goblin zusammen, deren charakteristischer Progressive Rock die Filme Argentos stark prägt und zu deren Stimmung entscheidend beiträgt. In den kreativen Prozess der Musikgestaltung ist Argento meist stark involviert.

Zur staatlichen Zensur seiner Arbeiten bekundete er in einem Fall: „Es war witzig. Nur für mich, da war es offenbar nicht so witzig.“[2]

Stilistische Merkmale

Typisch für Argentos Arbeiten sind vor allem formal extravagante Inszenierungen (die einem klassischen Filmverständnis als dramaturgisch und narrativ unmotiviert erscheinen könnten), eine meist wenig kohärente Plotgestaltung, die seinen Filmen oft traumähnlichen Charakter verleiht, und die für gewöhnlich rauschartig wirkenden Inszenierungen spektakulärer Morde. Motivisch stehen oft psychosexuelle Pathologien im Vordergrund, deren Erklärungsmuster über vulgär-psychologische Modelle indes nicht hinauskommen. Generell lässt sich zusammenfassen, dass Argentos Kino keine psychische oder logische Realität abbildet, sondern einen ganz genre- bzw. werkimmanenten Regeln gehorchenden Filmkosmos entwirft und darin seinem Regisseur Auteur-Qualitäten verleiht.

Wiederkehrende inhaltliche und formale Merkmale des Regisseurs: Ein wiederkehrendes inhaltliches Thema des Regisseurs kommt bereits in seinem Frühwerk "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" vor: Der Protagonist (hier Sam Dalmas) sieht etwas, nur flüchtig und erkennt nicht den wahren Kern des Geschehenen. Als Sam Dalmas an der Ranieri-Galerie vorbeikommt, sieht er den vermeintlichen Überfall auf Monica auf der Empore, die schwarze Gestalt scheint die rothaarige Schönheit mit einem Messer zu bedrohen, dann kommt es zum Kampf. Die ganze Geschichte über denkt Sam darüber nach, dass er hierbei etwas bemerkt hat, das er damals nicht einordnen konnte (nämlich dass Monica das Messer führte und nicht der Angreifer), an das er sich wegen der Widersprüchlichkeit lange nicht erinnerte. In "Rosso - Farbe des Todes" sieht Marc Daly (und mit ihm der Zuschauer) für wenige Sekundenbruchteile die Killerin, wie sie sich vor einem unheimlichen Bild voller Gespenster-Gesichter versteckt, in einer Spiegelreflektion. In "Suspiria" erreicht Susy Banyon die Freiburger Tanzakademie gerade, als Patricia aus dieser aufgelöst flieht. Sie hört zwar, dass Patricia den Schlüssel zum Hexenkonvent, die "blaue Lilie", kennt, aber Susy weiß damit lange Zeit nichts anzufangen. In "Tenebrae" muss Gianni den Axtmord an Christiano Berti mit ansehen, kann sich aber bis kurz vor seinem eigenen Ableben nicht an dessen Geständnis gegenüber seinem Mörder "I killed them all!" erinnern. Kurz nachdem sich Giannis selektive Amnesie löst, stranguliert ihn der Täter. In "Aura" meint Aura Petrescu den vermummten Mörder mit den beiden abgetrennten Köpfen ihrer Eltern gesehen zu haben. Tatsächlich hat der Täter eine geschickte Maskerade genutzt und erst zum Ende des Filmes erkennt Aura die Täuschung. Ein weiteres formales Merkmal ist der Blick des Opfers durch ein (Schlüssel-) Loch. In "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" bohrt sich der Killer einen Weg in Giulias Appartement und beobachtet sie durch das Loch, Giulia schaut durch das Loch und versucht mit einer Schere den Angreifer zu verletzten. In "Rosso - Farbe des Todes" findet Marcus hinter einem Loch in der Wand die verweste Leiche von Carlos Vater. In "Tenebrae" schlitzt der Mörder Tildes T-Shirt, das sie sich grade über den Kopf zieht, so auf, das man ihren entsetzen Blick durch das Loch im Stoff sieht. Mira schaut sich in "Terror in der Oper" durch ein Schlüsselloch den vermeintlichen Polizisten an, in einer schockierenden Wendung schießt er durch das Schlüsselloch Mira durch das Auge. Der Morder Alfredo schießt in "Das Stendal-Syndrom" vor den Augen eines weiteren weiblichen Opfers einem Mädchen durch die Wangen, man sieht den entsetzten Blick Asia Argentos (Argentos Tochter mit Nicolodi) durch die beiden Wunden hindurch. Auch in "Suspiria" oder "Phenomena" gibt es diese Szenen. Ein weiterer formaler Fetisch ist Argentos Vorliebe das Opfer durch eine Glasscheibe oder ähnliches Fallen zu lassen: In "Rosso - Farbe des Todes" schlägt der Killer sein Opfer Helga mit dem Hackebeil durch ein Fensterglas (ihr Hals ist unappetitlich mit dicken Glassplittern gespickt). In "Suspiria" kracht die gehenkte Patricia durch ein Oberlicht aus Tiffany-Glas. Sara in "Inferno" hat in ihrem Appartement einen Paravent aus Gaze, durch das das blutüberströmte Mädchen stürzt. Argentos Tochter Fiore hat der Meisterregiesseur in "Phenomena" einen Sturz durch eine Glasscheibe in den Rheinfall von SChaffhausen zugedacht.

Ein weiteres wiederkehrendes Thema des Regisseurs ist die Mord als tödliche Kunst. In "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ist der Protagonist Schriftsteller, das Setting für den ersten Mordanschlag ist eine Kunstgalerie, ein Ölbild ist ein Schlüsselhinweis auf die Identität des Täters und sein Motiv. Im Finale wird Dalmas in der Galerie unter einer monströsen Skulptur eingequetscht und vom Mörder bedrängt. Diese Konstellation kehrt immer wieder: In "Rosso - Farbe des Todes" ist der Protagonist ein Musiker; die Spiegelung eines Gemäldes, vor dem der Mörder sich versteckt ist ein Schlüsselhinweis. In "Suspiria" ist die Hauptfigur Balletttänzerin; die Settings sind hochartifiziell (das Art-Deco - Haus mit seinen M.C.Escher-Tapeten in dem Patricia und ihre Freundin stirbt; das gotische Palais, in dem die Balletschule als Tarnung eines Hexenkonvents fungiert); eine Wandmalerei ist ein Schlüsselhinweis; im Finale benutzt Susy die messerscharfe Spitze einer Pfauenfeder aus einer Glasskulptur, um sich der Hexe zu erwehren. In "Tenebrae" ist der Protagonist wieder Schriftsteller; die 12 Morde werden perfekt choreografiert und zu hochstilistischer Kunst erhoben (z. B. wenn Jane nach dem Axtangriff in ihrer weißen Küche das Blut wie ein Action-Painting verspritzt); im Finale wird der Mörder von einer Metallskulptur durchbohrt. "Horror Infernal" ist fast eine Allegorie auf die Kunst: Mark ist Musikstudent und wir hören einen Ausschnitt aus "Nabucco" in der Rom-Episode. Die Schiftstellerei wird durch das verhängnisvolle Buch über die drei Mütter und den mit antiken Büchern handelnden Kazanian repräsentiert. Als Rose in das unterirdische Refigium der Hexe abtaucht, sieht sie dort ein großes Ölgemälde der Mutter in einem goldenen Barockrahmen. Es gibt Verweise auf die Alchemie (Sara wird in Rom fasst mit einem Hexengebräu verbrüht als sie das Buch sucht), auf die gotische Kunst (Mater Tenebrarum residiert in einem Traum aus gotischem Maßwerk). In "Terror in der Oper" ist die Hauptfigur Opernsängerin; das Motiv des Mörders ist die krankhafte Liebe zur Kunst; Haupthandlungsort ist eine barocke Oper.

Filmographie

Regisseur

Drehbuchautor

Literatur

Interview in: Thomas Gaschler, Eckhard Vollmar: Dark Stars. Belleville, München 1992, ISBN 3-923646-50-X.

Weblinks

 Commons: Dario Argento – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.guardian.co.uk/film/2009/may/14/sergio-leone-dario-argento
  2. David Kenny: An interview with Dario Argento. In: www.darkdreams.org. abgerufen am 21. März 2009 (englisch): „It was funny, but obviously for me it was not so funny“

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