- Daunderer
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Max Daunderer (* 1943 in Landshut) ist ein Münchener Internist, klinischer Toxikologe und Umweltmediziner. Er engagiert sich zuletzt besonders gegen Amalgamfüllungen wegen der Exposition von Quecksilberdämpfen. Außerdem kämpft er gegen die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und Holzschutzmitteln aufgrund der enthaltenen bioziden Wirkstoffe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Daunderer entstammt einer alten Münchner Arztfamilie. Das Medizinstudium absolvierte er in München. Im Jahr 1974 eröffnete er die erste Intensivstation für Vergiftungen und gab bereits ein Jahr später ein Giftlexikon in Taschenbuchform für Klinikärzte heraus.[1] Er veröffentlichte mit dem Chemiker Lutz Roth ein Chemikalienlexikon zur Ersten Hilfe bei akuten Vergiftungen.[2] Daunderer war leitender Notfalltoxikologe beim Dioxinunglück in Seveso (Italien) 1976.[3] 1979 habilitierte er sich als Klinischer Toxikologe. 1984 behandelte er mehrere tausend Vergiftete nach der Katastrophe von Bhopal, bei der Methylisocyanat austrat.[4][5] Er setzte seit 1989 mehrfach kaugummiaktivierte Speicheltests sowie einen DMPS-Test zum Nachweis der Aufnahme von Quecksilber aus Amalgam-Zahnfüllungen in den menschlichen Organismus ein.[6][7] Diese Tests gelten jedoch als ungeeignet für diagnostische Zwecke. Kaugummitests lösen nur Legierungspartikel ab, die kaum resorbierbar sind.[8] DMPS ist nur zur Therapie einer akuten Quecksilber-Vergiftung zugelassen.[9] Daunderer setzte die Substanz auch zu diagnostischen Zwecken und zur Therapie von ihm behaupteter chronischer Quecksilbervergiftungen ein.
Kritik
- Gerhard Lehnert et al. schrieben mit Bezug auf Daunderer 1996: „Auch einzelne Ärzte und selbsternannte Experten tragen mit falschen Befundinterpretationen und zum Teil noch nicht einmal behördlich zugelassenen therapeutischen Maßnahmen (zum Beispiel i. v. Injektionen des Chelatbildners Dimaval (gemeint ist Dimercaptopropansulfonsäure) zu weiterer Verängstigung und Fixierung auf eine generell krankmachende Wirkung bestimmter Substanzen bei.“[10]
- Thomas Zilker kommt 1997 in einer Rezension von Daunderers Atlas der Giftherde Röntgen und Kernspintomographie für das Deutsche Ärzteblatt zu dem Schluss, dass „dieser vorwiegend radiologische Atlas von einem Autor verfaßt wurde, der offensichtlich keine ausreichende Kenntnis in der Neuroradiologie, Neuropathologie und in der Interpretation von Kernspinaufnahmen des Gehirns besitzt“. Es sei „unmöglich, den im Buch enthaltenen Unsinn im einzelnen zu widerlegen, da hierfür ein weiteres Buch mit doppeltem Umfang geschrieben werden müßte“.[11] Der Atlas zeigt zum Großteil Röntgenbilder (OPTG) und MRT-Bilder des Kopfes von Patienten, bei denen mittels DMPS-Test und durch Operationen sowie Obduktionen nach deren Tod Ablagerungen von Zahnquecksilber und anderen Umweltgiften im Gehirn und anderen Organen labortechnisch nachgewiesen worden sein sollen. Daunderer will diese Ablagerungen in den MRT-Bildern gesehen haben.
Werke (Auswahl)
- Toxikologische Enzyklopädie. Lehrbuch. ecomed, Landsberg/Lech (34 Bände, 444 Erg.-lfg.)
- Klinische Toxikologie in der Zahnheilkunde. (1 Bd, 3 Erg.-lfg), ISBN 3-609-70311-3
- Amalgam - Patienteninformation. ecomed, Landsberg/Lech 2000, ISBN 3-609-63496-0 (aus Handbuch der Amalgamvergiftung)
- Gifte im Alltag. Wo sie herkommen, wie sie wirken, wie man sich dagen schützt. Beck, München 2005, ISBN 3-406-42095-8 ([3])
- Giftliste (mit Lutz Roth) (5 Bde, 116 Erg.-lfg.) ISBN 3-609-73120-6
- Handbuch der Amalgamvergiftung. Diagnostik, Therapie, Recht. ecomed, Landsberg/Lech 1990ff, ISBN 3-609-71750-5 (3 Bde.)
- Handbuch der Umweltgifte. ecomed, Landsberg/Lech 1990-2006, ISBN 3-609-71120-5 (eingestellt)
- Klinische Toxikologie. Giftinformation, Giftnachweis, Vergiftungstherapie. ecomed, Landsberg/Lech 1995 – Dez. 2006, ISBN 3-609-70000-9 (14 Bde., 183 Erg.-lfg.)
- Giftliste. giftige, krebserzeugende, gesundheitsschädliche und reizende Stoffe. ecomed, Landsberg/Lech 1976, ISBN 3-609-73120-6 (5 Bde, 109 Erg.-lfg.)
- Handbuch der Umweltgifte. Klinische Umwelttoxikologie für die Praxis. ecomed, Landsberg/Lech 1990-2006, ISBN 3-609-71120-5 (7 Bde., 86 Erg.-lfg.)
- Handbuch der Amalgamvergiftung. Diagnostik, Therapie, Recht. ecomed, Landsberg/Lech 1992-1999, ISBN 3-609-71750-5 (3 Bde., 15 Erg.-lfg.)
- Giftpflanzen, Pflanzengifte. ecomed, Landsberg/Lech 4.Aufl. 1994, ISBN 3-609-64810-4 (1090 Seiten)
- Lexikon der Pflanzen- und Tiergifte. Nikol. Hamburg 1995, ISBN 3-933203-41-4
- Pestizid-Vergiftungen. Diagnostik und Therapie. ecomed, Landsberg/Lech 1997, ISBN 3-609-51260-1
- Drogenhandbuch. Für Klinik und Praxis, Diagnose, Therapie, Nachweis, Prophylaxe, Recht, Drogenprofile. ecomed, Landsberg/Lech 1990-2006, ISBN 3-609-71101-9, (3 Bde., 37 Erg.-lfg.)
- Drogen. Diagnostik, Therapie, ecomed, Landsberg/Lech 1991. ISBN 3-609-63750-1
- Drogendelinquenz und Kriminologie. ecomed, Landsberg/Lech 1991, ISBN 3-609-63450-2
- Holzgifte. Diagnostik Therapie Recht. ecomed, Landsberg/Lech 1995, ISBN 3-609-64100-2
- Passivrauchen. ecomed, Landsberg/Lech 1997. ISBN 3-609-51040-4
- Akute Intoxikationen. Hausärztliche und klinische Therapie. Urban & Schwarzenberg 1974 ISBN 3-541-06371-8
- Wohnraumgifte, Diagnostik, Therapie. ecomed, Landsberg/Lech 1996, ISBN 3-609-62820-0
Weblinks
- Literatur von und über Max Daunderer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gift im Gebiß In: Der Spiegel 52/1991, Ausgabe vom 23. Dezember 1991, S. 195b–197a.
Einzelnachweise
- ↑ Daunderer, M.: Akute Intoxikationen. Hausärztliche und klinische Therapie, München-Berlin-Wien : Urban & Schwarzenberg 1974
- ↑ Roth, L., Daunderer, M.: Giftliste (5 Bde, 116 Erg.-lfg.) ISBN 3-609-73120-6
- ↑ Baumeister, A.: HotDoc, In: Das Magazin Nr. 7 2007, S. 26-29.
- ↑ Baumeister, A.: HotDoc, In: Das Magazin Nr. 7 2007, S. 26-29.
- ↑ Daunderer, M: Bhopal – Augenzeugenbericht, In: Ungeheuer, E. (Hrsg.): Katastrophenmedizin. Probleme des Massenanfalls Kranker und Verletzter, Köln 1986, S. 109-111. ISBN 978-3769101225
- ↑ Birkmayer, J.G.D., Daunderer, M., Reschendorfer, E. Quecksilberdepots im Organismus korrelieren mit der Anzahl der Amalgamfüllungen. Deutsche Zeitschrift für Biologische Zahnmedizin 6 1990 ISSN 0178-7276
- ↑ Schiwara, H.-W., Daunderer, M., Kirchherr, H. et al. Bestimmung von Kupfer, Quecksilber, Methylquecksilber, Zinn, Methylzinn und Silber in Körpermaterial von Amalgamträgern. Klinisches Labor 38 1992, S. 391-403. ISSN 0941-2131
- ↑ Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Amalgame in der zahnärztlichen Therapie
- ↑ S1-Leitlinie Umweltmedizinische Leitlinie: Quecksilber der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM) bei AWMF online (Stand 08/2005)
- ↑ Lehnert, Gerhard; Wrbitzky, Renate; Drexler, Hans; Letzel, Stephan; Gräf, Walter. Umweltmedizin – eine Standortbestimmung. Dtsch Arztebl 1996; 93(39): A-2456 / B-2097 / C-1965 [1]
- ↑ Dtsch Arztebl 1997; 94(43): A-2783 [2]
Personendaten NAME Daunderer, Max KURZBESCHREIBUNG deutscher Internist und Umweltarzt GEBURTSDATUM 1943 GEBURTSORT Landshut
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