David Bohm

David Bohm
David Bohm.

David Joseph Bohm [ˈdeɪvɪd ˈdʒoʊzɪf ˈboʊm] (* 20. Dezember 1917 in Wilkes-Barre, Pennsylvania; † 27. Oktober 1992 in London) war ein US-amerikanischer Quantenphysiker und Philosoph.

Bohm hat eine Reihe signifikanter Beiträge zur Physik geliefert, insbesondere im Bereich der Vielteilchentheorie und der Grundlagen der Quantenmechanik. Bohm ist Begründer der bohmschen Mechanik, einer alternativen Interpretation der Quantenmechanik.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Bohm besuchte das Pennsylvania State College und studierte ab 1939 bei Robert Oppenheimer am California Institute of Technology und dann an der University of California, Berkeley, wobei er sich wie andere Studenten von Oppenheimer Ende der 1930er Jahre in pazifistischen und kommunistischen Studentenorganisationen engagierte. Als Folge war er zunächst nicht direkt am Manhattan-Project beteiligt und bekam später Schwierigkeiten mit den Komitees von McCarthy. 1943 promovierte er in Berkeley und arbeitete danach doch theoretisch an elektromagnetischer Urananreicherung am Oak Ridge National Laboratory in Oak Ridge. Nach dem Krieg war er Assistant Professor an der Princeton University, wo er auch mit Albert Einstein zusammenarbeitete. Als er sich weigerte vor den McCarthy Ausschüssen auszusagen, wurde er 1950 festgenommen und in der Folge in Princeton entlassen (trotz eines Freispruchs 1951) und fand, trotz der Fürsprache von Einstein und anderen, keine Stelle in den USA. Bohm wanderte nach Brasilien aus, wo er Professor an der Universität von São Paulo wurde. Ab 1955 war er am Technion in Haifa und ab 1957 Research Fellow an der University of Bristol. 1961 wurde er Professor am Birkbeck College der Universität London, wo er bis zu seiner Emeritierung 1987 blieb.

Physikalisches Werk

Bohm befasste sich in den 1950er Jahren mit Vielteilchentheorie, wo er wichtige Pionierarbeit leistete (Bohm-Diffusion in der Plasmaphysik und anderes). Ein weiterer Schwerpunkt waren die Grundlagen der Quantenmechanik, wo er eine eigene Bohm-Interpretation entwickelte, einer nichtlinearen deterministischen Theorie mit „verborgenen Variablen“. Mit seinem Studenten Yakir Aharonov sagte er im Jahre 1959 einen neuartigen Quanteneffekt, den sogenannten Aharonov-Bohm-Effekt vorher. [1] Seit dieser Zeit beschäftigte er sich mit den philosophischen Implikationen der Quantenmechanik, insbesondere dem Paradox der Nichtlokalität.

1951 erschien sein Lehrbuch der Quantenmechanik.

Philosophisches Werk

Eng verbunden mit Bohms Arbeiten zur Interpretation der Quantenmechanik waren seine philosophischen Interessen. Zusammen mit Martin Buber entwickelte Bohm die Dialogmethode: Sie versucht, dem wissenschaftlichen Diskurs (mit dem Ziel der thematischen Konvergenz) eine kreative, auf Verständnis basierende Alternative (mit dem Ziel der thematischen Divergenz) gegenüberzustellen. In diesen Zusammenhang ist auch sein Werk Wholeness And The Implicate Order (Die implizite Ordnung) zu stellen. Dort wird versucht, den Problemen, die die Quantenphysik aufwirft, mit Definitionen eines neuen Weltbildes zu begegnen. Die Kennzeichen sind:

  • Ganzheitlichkeit
  • Prozeßhaftigkeit und
  • Nicht-Teilbarkeit.

Explizit verweist Bohm in seinem Werk auf die Möglichkeit, die Quantentheorie als Hinweis für eine neue Ordnung zu verstehen. Diese implizite Ordnung vergleicht Bohm mit einem Hologramm, in dem in allen Einzelteilen zugleich alle Gesamtsapekte gleichsam "eingefaltet" sind. Bohm nennt es Holo-Movement.

Bohm glaubte bis zu seinem Tod nicht daran, dass die Wissenschaft in der Lage sei, zu einem Ende in der Suche nach Erkenntnissen zu kommen [1] und erhoffte die Verschmelzung von Wissenschaft und Kunst in der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit (Die Trennung von Kunst und Wissenschaft ist nur eine vorläufige.)[1]

Bohm war ein Zeitgenosse und Bewunderer von Jiddu Krishnamurti und begründete in England die Krishnamurti-Schule Brockwood-Park mit. Zahlreiche Schriften sind aus dieser Beziehung und Diskussion zwischen dem Physiker und dem Philosophen entstanden. Krishnamurti behauptete, Bohm habe sein Werk verstanden.

Meinungen über David Bohm

Einstein sagte von Bohm, dass er der einzige sei, der über die Quantenmechanik hinauskommen könne.[2] Seine Bücher gewannen für einige Zeit einen regelrechten Kult-Status.[1] Darstellungen zu Bohms Positionen finden sich z.B. bei John Gribbin und John Horgan. Eine substantielle Zusammenfassung der philosophischen Implikationen liefert Stefan Bauberger. [3] Im Jahre 1990 erschien Das neue Weltbild. Naturwissenschaft, Ordnung und Kreativität, und, 1994, posthum The Undivided Universe.

Siehe auch

Schriften

  • Quantum Theory, New York, Prentice Hall 1951, Dover 1989
  • Special Theory of Relativity, Addison-Wesley 1989
  • Causality and Chance in Modern Physics, Van Nostrand 1957
  • David Bohm: Wholeness And The Implicate Order. Routledge, London 1980, ISBN 0-415-28978-5.
  • David Bohm: Die implizite Ordnung. Grundlagen eines dynamischen Holismus. Goldmann, München 1987, ISBN 3-442-14036-6.
  • David Bohm/Donald Factor (Hrsg.): "Die verborgene Ordnung des Lebens" 1. Auflage 1988. Aquamarin Verlag ISBN 3-922936-66-0
  • David Bohm und Lee Nichol (Hrsg.): Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen. Klett-Cotta, Stuttgart 1998, ISBN 3-608-91857-4.
  • mit Krishnamurti: Ending of Time, Victor Gollancz 1985

Literatur

  • F. David Peat: Infinite Potential. The Life and Times of David Bohm, Addison Wesley 1997
  • Christian Forstner: Quantenmechanik im Kalten Krieg. David Bohm und Richard Feynman, GNT-Verlag, Diepholz, Stuttgart, Berlin, 2007, ISBN 978-3-928186-81-0.
  • Paul C. W. Davies und J. R. Brown (Hrsg.): Der Geist im Atom. Insel, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-458-33199-9.
  • John Gribbin: Schrödingers Kätzchen und die Suche nach der Wirklichkeit. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-14151-6.
  • John Horgan: An den Grenzen des Wissens. Fischer, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-14364-0.
  • Martina Hartkemeyer, Johannes Hartkemeyer, Lynn Freeman Dhority: Miteinander Denken – Das Geheimnis des Dialogs. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-91943-0.
  • Stefan Bauberger: Was ist die Welt? Zur philosophischen Interpretation der Physik. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018982-4.

Einzelnachweise

  1. a b c d John Horgan: An den Grenzen des Wissens
  2. Der Dialog
  3. Was ist die Welt?

Weblinks

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