Deisterpforte

Deisterpforte

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Deisterpforte
Blick auf die Deisterpforte

Blick auf die Deisterpforte

Westen Osten
Passhöhe 120 m ü. NN
Talorte Bad Münder am Deister Springe
Karte (Niedersachsen)
Deisterpforte (Niedersachsen)
Deisterpforte
Koordinaten 52° 11′ 59″ N, 9° 31′ 41″ O52.199859.528120Koordinaten: 52° 11′ 59″ N, 9° 31′ 41″ O
Die Deisterpforte,links der Ebersberg und die Bundesstraße 217, im Bildhintergrund der Deister, rechts Feldweg und Fuß des Raher Berges

Die Deisterpforte ist ein 550 Meter breiter flacher Talpass in 120 m ü. NN zwischen dem Deister und dem Kleinen Deister in Springe in der Region Hannover, Niedersachsen, Deutschland. Der Europäische Fernwanderweg E1 führt durch die Deisterpforte. In der Deisterpforte entspringt der Fluss Haller.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Deisterpforte zwischen Deister und Kleinem Deister

Die Deisterpforte wird im Norden vom 355 m ü. NN hohen Ebersberg und im Süden vom 285 m ü. NN hohen Raher Berg begrenzt. Durch den Talpass verlaufen neben den Versorgungsleitungen auch die Bundesstraße 217 von Hannover nach Hameln, eine Landstraße, zwei land- und forstwirtschaftliche Wege, die Bahnstrecke Hannover–Altenbeken mit der S-Bahnlinie 5 PaderbornHamelnHannover HbfHannover Flughafen und der Oberlauf des Flusses Haller.

Südlich der Deisterpforte liegen im Hameltal die Orte Bad Münder und Altenhagen I, die Domäne Dahle und die Wüstung Sedemünder[1]. Dort vor der Deisterpforte ereignete sich am 28. Juli 1260 die Schlacht von Sedemünder. Nördlich befindet sich das Hallertal mit der Stadt Springe in dem Springer Kessel. In dieser Richtung, 600 Meter vom Talpass entfernt, stand früher ein von der Haller angetriebenes Sägewerk; heute steht dort eine Möbelfabrik.

Am Südrand der Deisterpforte befindet sich ein stillgelegter Steinbruch am Hang des Raher Berges. Im unteren Bereich des Steinbruchs steht ein Vereinshaus, oberhalb steigt der Steinbruch als romantisches Tal den Berg hinauf. Daneben führt ein Forstweg durch den Wald und durchschneidet die Landwehr, die hier in einer Informationstafel erklärt wird. Der Forstweg führt dann weiter zur Stadt Springe.

Die Waldgaststätte Deisterpforte wurde 1876 von dem Ratskellerwirt Christian Bauer als Ausflugslokal gebaut; es ist noch im Betrieb.

Hallerquellen

In der Deisterpforte entspringen die beiden Quellen der Haller. Der Standort dieser Quellen trug 1783[2] den Namen Haller Brunn, 1896[3] Hallerbrunn und 1950[4] Hallerbrunnen. Von den Hallerquellen erhielt die Stadt Springe ihren Namen: bis in das 18. Jahrhundert wurde sie Hallerspring genannt.

Die beiden Quellen sind am Raher Berg in dem Flurstück Am Spielbrink auf der Höhe 123,2 m ü. NN in einer Wassergewinnungsanlage der Wasserversorgungsgesellschaft Purena erschlossen; die Purena[5] ist ein Beteiligungsunternehmen der E.ON Avacon. Die Hallerbrunnen fördern Quellwasser aus dem zum Teil verkarsteten Korallenoolith des Malm, das durch Zuflüsse aus den rund 15 m mächtigen quartären Lockergesteinen ergänzt wird. Das geförderte Wasser ist leicht alkalisch und weist erhöhte Karbonathärte auf. Die Quellen werden für die Trinkwasserversorgung der Stadt Springe genutzt; ihre Schüttung beträgt etwa 0,5 Millionen m³ pro Jahr. Weitere in der Nähe gebaute Brunnen beeinflussen zeitweise die Quellschüttung, weil sie ebenfalls Wasser aus dem Grundwasserkörper des Korallenoolith entnehmen. Das Einzugsgebiet der Quellen und Brunnen erstreckt sich etwa 3 km nach Südosten in den Kleinen Deister. Der frühere Quellsee ist verschwunden, auch die Quellen sind nicht mehr sichtbar. Aus den beiden Brunnenanlagen wird jeweils nur etwas Wasser aus einem Rohr in das ehemalige Bett der Haller eingeleitet.

Oberhalb der Hallerquellen befand sich in dem Flurstück Am Spielbrink die Gerichtsstätte Spielbrink; die Richtstätte lag in der Deisterpforte am Fuß des Ebersberges in dem Flurstück Galgenkamp.

Weitere Quellen

Gegenüber am Hang des Ebersberges befinden sich in den Flurstücken Großes Wolfstal und Kleines Wolfstal ebenfalls zwei Quellen; aus ihnen entspringt der Wolfsthalbach, der sich in der Deisterpforte mit der Haller vereint. Das Große Wolfstal ist ein steiles und tief eingeschnittenes Tal, das in 345 m ü. NN am Fahrenbrink beginnt und sich mit steilem Bett und noch steileren Hängen in den Berg einschneidet. Nach kaum 500 Meter Entfernung vom Fahrenbrink hat es bereits eine hundert Meter tiefe Kerbe zwischen Ebersberg und Wolfstalkopf eingeschnitten. Auf einer Länge von 2100 Metern überwindet das Große Wolfstal einen Höhenunterschied von 195 Metern.

Geologie

Die Deisterpforte war bis vor 400.000 Jahren die Eingangsschlucht für den Weserfluss, der anderthalb Millionen Jahre lang vom jetzigen Hameltal her kommend die Deisterpforte durchquerte und durch das jetzige Hallertal in das Leinetal hinüberfloss. Die von dem Festgestein gebildete Basis der Weser lag hier in der Deisterpforte bei etwa 75 m ü. NN; auf dieser Basis lagerte die Weser im Laufe der Zeit ihren Weserkies ab. Damals lag die Deisterpforte also 45 Meter tiefer und bildete eine imponierende Eingangsschlucht. Die Gletscher der Elsterkaltzeit schoben sich über das Hallertal und die Deisterpforte und verdrängten die Weser nach Westen. Diese Gletscher und die Gletscher der späteren Saalekaltzeit luden ihr mitgeführtes Geröll in dem Hallertal ab und verfüllten dabei auch die Schlucht der Deisterpforte.[6]

Archäologie

In den Kiesgruben an der Deisterpforte wurden Mammutzähne[7] gefunden, die darauf hindeuten, dass die Deisterpforte vor 20.000 Jahren als Zugstraße für Mammutherden gedient hat.[8]

In der Deisterpforte befand sich bereits im Mittelalter ein Knüppeldamm für die Fahrstrasse von Hameln nach Hannover.[9] Im 14.-15. Jahrhundert wurde zur Sicherung dieses Verkehrsweges eine dreißig Meter breite Landwehr mit drei Wällen und vier Gräben errichtet. W. Netzel schließt eine Mehrperiodigkeit der Anlage nicht aus und hält auch einen Bezug zum Angrivarierwall für möglich. Die Landwehr[10] führte auf beiden Seiten der Deisterpforte von den Berghängen bis in die Talenge hinunter, in der sich neben dem Knüppeldamm ein rund dreihundert Meter breiter Sumpf erstreckte, der von der Haller und dem Wolfsthalbach durchzogen wurde. Gut erhaltene Reste des Wall- und Grabensystems sind heute noch in den Flurstücken Am Spielbrink und Über der Schanze erhalten. [11]

Am Ebersberg liegen ebenso wie auch andernorts im Deister verschiedene Gruppen von Hügelgräbern. Am Rand der Deisterpforte befinden sich im Flurstück Am Wolfstal vier Hügelgräber und im Flurstück Wolfstalskopf fünf Hügelgräber.

Quellen

  1. Achim Gercke: Sedemünder - das ältere Münder im Sünteltal. Die Geschichte eines untergegangenen Dorfes. Festvortrag zum 40-jährigen Bestehen des Kreisvereins des Heimatbundes Niedersachsen, gehalten am 16. August 1975. Selbstverlag Achim Gercke, Adensen 1975.
  2. Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts
  3. Königlich Preußische Landesaufnahme
  4. Topographische Karten des Niedersächsischen Landesverwaltungsamtes Blatt 3723 (Springe) und 3823 (Eldagsen).
  5. Netzgebiet von Purena
  6. Ludger Feldmann und Klaus-Dieter Meyer (Hrsg.): Quartär in Niedersachsen. Exkursionsführer zur Jubiläums-Hauptversammlung der Deutschen Quartärvereinigung in Hannover. DEUQUA-Exkursionsführer, Hannover 1998, S.104f, 111f.
  7. Die Mammutzähne werden in dem Museum auf dem Burghof in Springe aufbewahrt.
  8. Hans Heinrich Seedorf: Vor 20.000 Jahren: Mammut- und Rentierjäger im Springer Gebiet? In: Springer Jahrbuch 2005 für die Stadt und den Altkreis Springe. Förderverein für die Stadtgeschichte von Springe e.V., Springe 2005.
  9. Heinz Weber: Alvesrode. Die Geschichte eines Ortsteils der Stadt Springe. Dokumentation in zwei Bänden. Band 2, Selbstverlag Heinz Weber, Alvesrode 1980 (2. Auflage). Seite II 2.18-2.21.
  10. Landwehr an der Deisterpforte.
  11. Heinz Weber a.a.O. Seite III 3., -2.Gruppe-, Blatt 7: Sperre an der Deisterpforte (mit zwei Karten). W. Netzel: Vor- und frühgeschichtliche Befestigungen im Großraum Hannover Schriftenreihe zur Heimatkunde, herausgegeben vom Kreislehrerverein Hannover-Land Nr. 10/11, 1968. Seite 22ff mit einer Karte der Landwehr am Ebersberg, die W. Netzel zusammen mit W. Temps eingemessen hat, die aber von Heinz Webers Karte stark abweicht.

Weblinks

 Commons: Springe – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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