- Der Schrei
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Der Schrei Edvard Munch, 1893 Tempera auf Pappe, 91 cm × 74 cm Nationalgalerie Oslo Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)Der Schrei (norwegisch Skrik) (bzw. Geschrei im Sinne einer aufschreienden Landschaft) gilt als das berühmteste Werk des norwegischen Malers Edvard Munch und neben Leonardo da Vincis Mona Lisa und Vincent van Goghs Sonnenblumen als eines der bekanntesten Gemälde weltweit sowie als expressionistisches Meisterwerk.
Inhaltsverzeichnis
Versionen
Munch malte im Zeitraum von 1893 bis 1910 verschiedene Bilder mit dem Titel Der Schrei. Die Bilder entstanden mit unterschiedlichen Techniken im Rahmen einer Serie, die den Namen Der Fries des Lebens trägt. Dabei spielten Themen wie der Tod und die Angst, aber auch die Liebe eine bedeutende Rolle, die er auch in mehreren Gedichten verarbeitete.
Der erste deutsche Titel, den Munch dem Werk gab, war "Schrei der Natur"; auf eine graphische Fassung schrieb Munch in Deutsch: „Ich fühlte das große Geschrei durch die Natur.“[1]
Heute bekannt sind vier Gemälde und eine Lithographie. Zwei der Gemälde werden im Munch-Museum Oslo und ein weiteres in der norwegischen Nationalgalerie ausgestellt. Ein viertes Gemälde befindet sich im Privatbesitz von Petter Olsen. Die Staatsgalerie in Stuttgart besitzt eine Lithographie des Bildes.
Beschreibung
Die Bilder zeigen im Zentrum frontal eine Person mit weit geöffnetem Mund, an den Kopf gelegten Armen und „leeren“ Augen. Sie steht auf einer vom Vordergrund nach hinten links führenden großen Brücke, auf der weiter hinten zwei männliche Gestalten zu sehen sind. Im mittleren Hintergrund erkennt man einige Schiffe. Den Haupteindruck erzeugen neben dem Schreienden die wild bewegten Formen und Farben von Wasser und Himmel.
Der Schrei wird häufig als das erste expressionistische Bild bezeichnet und ist ein extremes Beispiel für Munchs „Seelenmalerei“. Munchs Tagebuch ist im Eintrag „Nizza, 22. Januar 1892“ auch das erste Gedicht „Schrei“ zu entnehmen, wobei der ursprüngliche Titel „Verzweiflung“ lauten sollte.
Der Ausdruck des Gemäldes beruht in hohem Maße auf den Gestaltungsmitteln, den Farben und der Linienführung. Die Szene – und besonders die Vordergrundfigur – ist grotesk verzeichnet und in Farben wiedergegeben, die nicht der äußeren Wirklichkeit entsprechen. Von seiner eigenen „inneren Hölle“ ausgehend, visualisiert Munch hier eine desperate Seite des Fin de siècle: Angst und Apokalypse. Das Motiv hat bis heute nichts von seiner Überzeugungskraft eingebüßt.
Interessant ist, dass eine der Grundfarben des Hintergrundes über die Chronologie der gemalten Varianten hin von hell-orange zu dunkel-rot-orange wechselte. Eine Untersuchung geht davon aus, dass die rötliche Färbung des Hintergrunds auf den Ausbruch des Krakataus und der damit weltweit veränderten Färbung des Himmels zurückzuführen ist. [2]
Jüngere Geschichte
Am 12. Februar 1994 entwendeten Diebe eine rot-orange Version des Bildes aus der norwegischen Nationalgalerie. Drei Monate später konnte die Polizei das Bild sicherstellen. Die Täter wurden später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Am 22. August 2004 entwendeten maskierte Täter bei einem bewaffneten Raubüberfall eine hell-orange Version des Bildes aus dem Osloer Munch-Museum zusammen mit dem Munchgemälde „Madonna“. Wegen des großen Bekanntheitsgrades gilt das Bild auf dem Schwarzmarkt als unverkäuflich.
2006 wurden sechs der vermutlich sieben Täter über die Ermittlungen wegen des zeitgleichen und vermutlich mit dem Munch-Raub zusammenhängenden Überfalles auf einen Geldtransporter gefasst. Am 14. Februar 2006 begann der Prozess in Oslo. Alle sieben Verdächtigen entstammen dem nach einem Osloer Stadtteil benannten Tveita-Milieu, in dem norwegische Gruppierungen des organisierten Verbrechens zu Hause sind. Für den Überfall auf den Geldtransport und den Polizistenmord wurden die Angeklagten zu hohen Haftstrafen verurteilt. Nach Angaben des Dagbladet vom 22. August 2006 hat der norwegische Kriminelle David Toska, der zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde, im Rahmen eines Berufungsverfahrens der Polizei die Bilder im Tausch gegen Straferlass angeboten.
Am 31. August 2006 konnte die norwegische Polizei die beiden Munch-Bilder bei einer Razzia sicherstellen. Ersten Meldungen zufolge war der Zustand der Bilder besser als erwartet. [3] Das Munch-Museum zeigte beide Bilder „wegen des großen Interesses“ im beschädigten, noch nicht restaurierten Zustand zwischen dem 27. September und dem 1. Oktober 2006 der Öffentlichkeit. Diese Ausstellung zog trotz ihrer Kürze über 5500 Besucher an. [4]
Im Dezember 2006 gab das Munch-Museum bekannt, „Der Schrei“ sei durch die Folgen des Raubes derart zerstört worden, dass eine vollständige Restaurierung nicht möglich sei. Vor allem Feuchtigkeitsschäden am unteren linken Rand seien schwer auszubessern. Um eine bestmögliche Wiederherstellung zu gewährleisten, wurden Proben zur Analyse an externe Labore verschickt. [5] Die Analyse ergab kein eindeutiges Ergebnis. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Schäden durch Wasser und nicht durch Einwirkung von Chemikalien entstanden. Zudem kam es zu Farbabsplitterungen um den gesamten Bildrand und teilweise im Bild selbst. Auch durch eine chemische Analyse konnte nicht die genaue Farbmischung ermittelt werden, so dass diese Absplitterungen der Farbe weiterhin im Bild zu sehen sind.
In einem weiteren Attentat auf das Bild zerschlitzte ein Angreifer dieses mit einem Messer. Auch diese Schlitze wurden restauriert, wobei auch dies nur teilweise gelang. Selbst nach der Restauration sind diese Beschädigungen mit dem Messer auf dem Bild deutlich zu sehen.
Das restaurierte Bild wird seit dem 23. Mai 2008 im Rahmen einer Sonderausstellung wieder der Öffentlichkeit präsentiert, wobei auch ein komplett neues Werkverzeichnis Munchs vorgelegt und die Entstehungszeit des Bildes auf 1910 korrigiert wurde. [6]
Rezeption
Kino
Die Maske des Killers in den Scream-Horrorfilmen ist dem Gesicht der Person auf diesem Bild nachempfunden.
Fernsehen
Das Gesicht der fiktionalen Rasse The Silence in der Fernsehserie Doctor Who ist vom Gesicht der Person in dem Bild inspiriert. [7]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Der Spiegel, 32/1963
- ↑ Olson, Donald W.; Russell L. Doescher and Marilynn S. Olson (May 2004). "The Blood-Red Sky of the Scream". APS News (American Physical Society) 13 (5). vom 22. Dezember 2007.
- ↑ Basler Zeitung: „Geraubte Munch-Gemälde nach zwei Jahren gefunden“ (31. August 2006) (Link nicht mehr abrufbar)
- ↑ Munch-Museum: „Besøkstall for utstilling av Skrik og Madonna“ (2. Oktober 2006)
- ↑ Munch-museet i Oslo: "Om konserveringen av Skrik og Madonna"
- ↑ nachrichten.ch 21. Mai 2008: „Munchs «Schrei» restauriert und ausgestellt“
- ↑ Doctor Who Confidential S06E02
Kategorien:- Gemälde (19. Jahrhundert)
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