- Der Wachtturm
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich (kurz: Der Wachtturm) ist eine religiöse Zeitschrift, die von der Wachtturm-Gesellschaft, dem Verlag der Zeugen Jehovas, zweimal im Monat herausgegeben wird.
Themenschwerpunkte der Zeitschrift sind die Auslegung und Verbreitung der Bibel, biblische Prophetie, Lebenshilfe auf biblischer Grundlage sowie Berichte über die Tätigkeit von Jehovas Zeugen in aller Welt.
Der Bezug des Wachtturms ist kostenfrei, die Produktion und Redaktion wird durch Spenden finanziert. Die Verbreitung erfolgt in der Form des Direktvertriebs durch den Verlag und die Mitglieder der Religionsgemeinschaft. Daneben gibt die Wachtturm-Gesellschaft noch die Zeitschrift Erwachet! heraus.
Inhaltsverzeichnis
Zweck der Herausgabe
Der Zweck der Herausgabe des Wachtturms besteht darin, „Jehova Gott als den höchsten Herrscher des Universums zu ehren“.[1]
Der Name „Der Wachtturm“ weist auf einen buchstäblichen Wachtturm hin, der es Wächtern in biblischer Zeit ermöglichte, Geschehnisse im Voraus zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu veranlassen. So soll auch die Zeitschrift „die Bedeutung von Weltereignissen im Licht biblischer Prophezeiungen“ zeigen.[1]
Auflage und Sprachen
Die Zeitschrift erreicht eine weltweite Auflage von 37,1 Millionen Exemplaren pro Ausgabe.[2] Laut Guinness-Buch der Rekorde ist Der Wachtturm damit die auflagenstärkste christliche Zeitschrift weltweit.
Der Wachtturm erscheint in 183 Sprachen, davon einige auch in Blindenschrift, Großdruck (ausgewählte Artikel in einfarbigem Druck ohne Bilder) oder auf Audiokassetten und -CDs, sowie in Gebärdensprache auf Video und DVD.[3] Seit Mai 2008 sind alle Artikel der Ausgaben des Wachtturms auch per Download im MP3- beziehungsweise M4B-Format sowie als Podcast im Internet für die Öffentlichkeit verfügbar (auf Deutsch und in 9 weiteren Sprachen).
Aufmachung
Der Wachtturm erscheint zweimal im Monat (jeweils am 1. und 15.) im Format 7 × 9 Zoll und umfasst jeweils 32 Seiten.
Die Ausgabe vom 1. des Monats richtet sich speziell an Außenstehende, denen die Lehren der Zeugen Jehovas näher gebracht werden sollen. Die Artikel sind leicht verständlich geschrieben und die Themenauswahl ist breit gefächert. Das Titelthema der Zeitschrift wird durch eine Artikelserie (bestehend aus den ersten 2 bis 3 Artikeln) entwickelt.
Außerdem sind folgende Rubriken zu finden (teils abwechselnd):
- Hätten Sie es gewusst? (Hintergrundinformationen zu ausgewählten Bibelpassagen)
- Wie man Gott näherkommt (Beleuchtung einzelner Bibelpassagen, die das Verhältnis zu Gott fördern sollen)
- Fragen unserer Leser
- Schlüssel zum Familienglück (familiäre Schwierigkeiten mit Hilfe der Bibel lösen)
- Für Gespräche mit den Kindern (biblischer Artikel in kindgerechter Sprache)
- Für unsere jungen Leser
- Ihren Glauben nachahmen (Personen aus der Bibel werden als Vorbilder vorgestellt)
- „Ein Brief aus …“ (Erlebnisberichte von Zeugen Jehovas weltweit)
- Was wir von Jesus lernen (grundlegende Glaubenslehren werden kurz umrissen)
Die Ausgabe vom 15. des Monats ist speziell für Zeugen Jehovas und „Personen, die in ihrem Bibelstudium gewisse Fortschritte erkennen lassen“[4] gedacht (Studienausgabe). Die „Studienausgabe“ enthält so genannte Studienartikel, die von Zeugen Jehovas in ihren wöchentlichen Zusammenkünften anhand von Fragen und Antworten betrachtet werden.
Die Trennung wurde 2008 eingeführt, um die Zeitschrift für unregelmäßige Leser leichter verständlich zu machen.
Historie
Ursprung und Vorläufer
Im Jahr 1876 erhielt Charles Taze Russell eine Ausgabe der Zeitschrift „The Herald of the Morning“, die von dem Adventisten Nelson H. Barbour in Rochester herausgegeben worden war. Russell unterstützte die Zeitschrift, wurde ihr redaktioneller Mitherausgeber und Finanzier. Barbour und Russell arbeiteten zusammen, bis es zum Eklat in Bezug auf den Wert des Loskaufsopfers kam. Kurz darauf trennten sich die beiden. Russell gründete eine eigene Zeitschrift, den Wachtturm, damals unter dem Titel „Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence“, die zuerst im Juli 1879 erschien.
Wachtturm in Deutschland
Auf Deutsch erscheint der Wachtturm seit 1877. Während der Zeit des Nationalsozialismus war die Verbreitung des Wachtturms verboten. Die Zeitschriften wurden nach der Beschlagnahmung der Druckmaschinen und der Verbrennung aller gelagerten Publikationen in Magdeburg illegal aus der Schweiz nach Deutschland eingeführt, heimlich vervielfältigt und verteilt. Sie wurden auch in die verschiedenen Konzentrationslager geschmuggelt, in denen zahlreiche Anhänger der Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals auch bezeichnet wurden, wegen ihrer verbotenen Predigttätigkeit inhaftiert waren.
Auch in der DDR wurde die Verbreitung des Wachtturms schon kurze Zeit nach der Staatsgründung untersagt und Anhänger der Lehre wegen ihrer illegalen Tätigkeit zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Leser in der DDR erreichte die Zeitschrift wiederum durch Einschmuggeln, meist durch Besucher aus dem Westen und über West-Berlin.
Häufigkeit des Erscheinens, Umfang, Format
Ab Juli 1879 erschien die Zeitschrift schwarz-weiß, monatlich und achtseitig. Erstauflage 6000 Stück. Ab 1891 erschien sie 16-seitig, ab 1892 halbmonatlich und ab 1950/1953 32-seitig und mit einfarbigen Abbildungen. Ab 1986 erschien sie im Vierfarbdruck. Das Format des Wachtturms wurde über die Jahrzehnte immer kleiner: 1927–1932 hatte er ein Format von 298 × 240 mm, 1946 290 × 213 mm (annähernd DIN A4), 1948 284 × 213 mm und seit 1960 sind es 178 × 223 mm (7 × 9 Zoll).
Englische Titel
Der englische Titel hat über die Jahre mehrfach gewechselt. Die ersten Ausgaben hießen Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence, ab 1919 The Watch Tower and Herald of Christ’s Presence, ab 1931 The Watchtower and Herald of Christ’s Presence. Die ersten sechs Ausgaben des Jahres 1939 hießen The Watchtower and Herald of Christ’s Kingdom. Alle folgenden Ausgaben hießen The Watchtower Announcing Jehovah’s Kingdom.
Deutsche Titel
Die von 1886 bis 1889 erschienen deutschen Wachttürme trugen den Titel Zions Wacht-Turm und Verkündiger der Gegenwart Christi, nach mehrjähriger Erscheinenspause erschienen sie ab 1897 unter eben diesem Titel. 1909 erfolgte die Umbenennung in Der Wacht-Turm und Verkündiger der Gegenwart Christi. 1931 wurde der Bindestrich weggelassen. Ab 1. Mai 1939 lautete der Titel Der Wachtturm und Verkündiger des Königreiches Christi. 1950 erfolgte die Umbenennung in Der Wachtturm als Verkündiger von Jehovas Königreich, 1983 wurde der bis heute gültige Titel Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich eingeführt.
Simultane Herausgabe
Seit dem 1. April 1984 werden Ausgaben in anderen Sprachen simultan zur englischsprachigen herausgegeben. 1985 wurden bereits Ausgaben in 23 Sprachen simultan herausgegeben, darunter auch die deutschsprachige Ausgabe, 1991 wurden 65 Sprachen erreicht, 1994 waren es 85 und damit 99,3 % einer jeden Ausgabe.[5] Heute sind es 183 Sprachen, in denen der Wachtturm erscheint[6].
Besondere Inhalte
Beginnend mit den Ausgaben vom März und Juni 1880 wird das Jahr 1914 als bedeutsames Jahr gekennzeichnet, in dem die „Zeiten der Nationen“ enden und Christi Herrschaftsantritt stattfinden solle. Man verband damit unter anderem weltweite Unruhen und Anarchie als ein Vorzeichen des dann stattfindenden Krieges Gottes, wie er zum Beispiel in Offenbarung 16,14. angedeutet wird. In der März-Ausgabe von 1885 greift der Wachtturm in dem Artikel "Die Evolution und das Gehirnzeitalter" erstmals die Evolutionstheorie an. 1919 erwartet der Wachtturm, im Gegensatz zu vielen Kirchenvertretern, das Scheitern des Völkerbundes. In der Ausgabe vom 1. August 1970 steht folgendes: "Doch gemäß der biblischen Chronologie, nach der Adam im Herbst des Jahres 4.026 v. u. Z. erschaffen wurde, wären im Jahre 1975 u. Z. 6.000 Jahre Menschheitsgeschichte vergangen, und dann stünden uns noch 1.000 Jahre der Königreichsherrschaft Christi bevor. Wenn wir auch das Datum für das Ende dieses Systems der Dinge nicht kennen, wissen wir doch genau, dass die verbleibende Zeit verkürzt ist und daß es nur noch etwa sechs Jahre sind bis zum Ende der 6.000 Jahre Menschheitsgeschichte." 1976 verwirft der Wachtturm die Erwartungen bezüglich der 6.000 Jahre, weil das Ende des 6. Schöpfungstages nicht mit dem Anfang des Millenniums übereinstimmen müsse, da Adam eine unbestimmte Zeit alleine gelebt habe.
Preis
Bis 1990 wurden die Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas in aller Welt verkauft, zuletzt nahm man für einen Wachtturm in Deutschland 0,50 DM. In Deutschland werden seit September 1991 alle Veröffentlichungen kostenfrei an interessierte Leser abgegeben. Schrittweise hat man bis 2002 weltweit auf kostenlose Verbreitung umgestellt.
Siehe auch
- Erwachet! (Begleitzeitschrift des Wachtturms)
- Bibelstudium
- Liste christlicher Zeitschriften
Weblinks
- Zeitschrift Der Wachtturm online
- Download von gesprochenen Artikeln aus Der Wachtturm im MP3-/M4B-Format sowie Podcast
Einzelnachweise
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