- Der freie Wille
-
Filmdaten Originaltitel Der freie Wille Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 2006 Länge 163 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Matthias Glasner Drehbuch Matthias Glasner,
Jürgen Vogel,
Judith AngerbauerProduktion Christian Granderath,
Frank Döhmann,
Matthias Glasner,
Jürgen VogelKamera Matthias Glasner Schnitt Matthias Glasner Besetzung - Jürgen Vogel: Theo Stoer
- Sabine Timoteo: Nettie Engelbrecht
- André Hennicke: Sascha
- Manfred Zapatka: Claus Engelbrecht
- Judith Engel: Anja Schattschneider
Der freie Wille ist ein deutscher Kinofilm von Matthias Glasner aus dem Jahr 2006. Er erzählt die Geschichte eines Vergewaltigers, welcher nach seiner Haftentlassung eine Beziehung mit einer jungen Frau beginnt, die ihrerseits jahrelang von ihrem Vater psychisch missbraucht wurde. In den Hauptrollen sind die Schauspieler Jürgen Vogel und Sabine Timoteo zu sehen. Der Film hatte seine Weltpremiere am 13. Februar 2006 auf der Berlinale. In den deutschen Kinos startete der Film am 24. August 2006.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Der frustrierte Küchenhelfer Theo Stoer vergewaltigt an der Ostseeküste eine junge Radfahrerin. Einige Stunden später wird Theo festgenommen. Das Gericht weist ihn wegen dieser Straftat und zwei weiteren Vergewaltigungen in eine geschlossene psychiatrische Anstalt zum Maßregelvollzug ein. Nach neun Jahren kommt Theo auf Bewährung in eine betreute Wohngemeinschaft in Mülheim an der Ruhr.
Bewährungshelfer Sascha verschafft Theo einen Arbeitsplatz in einer Druckerei. Um sich abzureagieren, macht Theo Krafttraining und eine Kampfsportart; seine sexuellen Bedürnisse befriedigt er durch Masturbation. Im Alltag fällt es Theo schwer, sich einerseits zu beherrschen und auch auf Menschen zuzugehen. Er interessiert sich für eine Kellnerin der Pizzeria Trattoria Funghi, traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Als Sascha ihm Mut macht, gelingt es ihm, seine Beklemmungen zu überwinden. Auf die Frage, ob sie mit ihm ausgehen würde, lehnt sie jedoch ab.
Eines Tages lernt Theo Nettie kennen, die verstörte Tochter des verwitweten Druckereibesitzers. Trotz anfänglicher Annäherungsschwierigkeiten entwickeln sich erste zarte Bande. Bevor jedoch eine richtige Beziehung entstehen kann, beginnt Nettie ein Praktikum in einer belgischen Pralinen-Manufaktur. Da der Bewährungshelfer entlassen wurde und nach Berlin gezogen ist, bleibt Theo allein zurück. Eines abends ist er kurz davor, eine Verkäuferin zu vergewaltigen, die ihn kurz vor Geschäftsschluss in einem Kaufhaus bediente. Er folgt ihr heimlich über die U-Bahn in ihre Wohnung. Doch er kann sich zusammenreißen und verlässt unbemerkt die Wohnung.
Theo besucht Nettie daraufhin unangekündigt in Belgien. Als er am verregneten Abend kein eigenes Hotelzimmer finden kann, nimmt Nettie ihn mit in ihr Zimmer, wo er sich nachts heimlich zu ihr legt. Am Morgen kommt es zu ersten Berührungen. Nach ihrer Arbeit holt Theo Nettie ab und geht mit ihr in eine Kirche, wo er eine Überraschung für sie vorbereitet hat: Die Orgel spielt und eine Sopranistin singt das Lied "Ave Maria", was am Vorabend im Radio lief.
Theo und Nettie kommen zusammen, müssen jedoch schnell erkennen, dass sie beide gequälte Seelen sind. Während Theo sich mit seinem Verlangen nach Frauen auseinandersetzen muss, kämpft Nettie schon jahrelang gegen die psychischen Übergriffe ihres eigenen Vaters an. Als Nettie nach Mülheim zurückkommt, zieht Theo zu ihr.
Zurück in Deutschland erkennt Theo, dass er seine Triebe niemals unterdrücken können wird. Als Nettie an einem Abend mit anderen Leuten ausgeht und ihn versetzt, irrt er durch die Straßen und vergewaltigt erneut eine Frau.
Bei ihrer Rückkehr erzählt Theo seiner Freundin von seiner Vergangenheit und macht Schluss. Er gesteht auch, dass er am Vortag rückfällig wurde. Sie flüchtet zu ihrem Vater. Als sie am nächsten Tag in die Wohnung zurückkehrt,ist das Mobiliar zertrümmert und Theo verschwunden.
Nettie sucht eine Frau auf, die von Theo vor neun Jahren vergewaltigt wurde. Zunächst nimmt die Frau an, es handele sich bei Nettie ebenfalls um ein Vergewaltigungsopfer und geht mit ihr in ein Cafe´. Nettie gesteht ihr jedoch, daß sie kein Opfer, sondern Theo ein Freund sei und sie die Adresse der Frau von einem Journalisten hätte. Die Frau folgt Nettie zur Toilette, schlägt und mißhandelt sie.
Nettie ahnt, daß Theo zu Sascha nach Berlin verschwunden ist. Es gelingt ihr, die beiden zu finden. Heimlich verfolgt sie Theo und beobachtet, dass er sich für eine allein nach Hause gehende junge Frau interessiert und diese verfolgt. Sie verliert die beiden im Gewühle eines Jahrmarktes.
Am nächsten Morgen verschwindet Theo an den Bahnhof, Nettie folgt ihm in den Zug ans Meer. Als er in einer Hotel-Bar sitzt, lässt sie sich von der Rezeptionistin "als Freundin" den Zimmerschlüssel geben und entdeckt, daß er für einen Selbstmordversuch in der gefüllten Badewanne bereits Rasierklingen bereitgelegt hat. Geschockt verlässt sie das Hotel. Als sie später Initiative ergreift und ins Zimmer zurückkehrt, ist das Wasser abgelassen und die Klingen sind weg.
Sie findet ihn am nächtlichen Strand und kann nicht verhindern, daß er sich dort in ihrem Beisein die Pulsadern aufschlitzt. Resigniert lässt sie es geschehen und nimmt ihn in den Arm, wo er allmählich verblutet.
Kritiken
„Ein Film, der sich in seiner Drastik mitunter hart an der Grenze des Erträglichen bewegt. Wie sich Regisseur und Hauptdarsteller expressiv auf das Monster" einlassen, um den Zuschauer dazu zu bringen, es als Menschen zu akzeptieren, mag Beachtung verdienen; umso irritierender ist das zutiefst pessimistische Menschenbild, nach dem die Figuren nur die Sklaven ihrer unkontrollierbaren inneren "Dämonen" sind. Sexualität wird als Schicksal propagiert, wobei der Film von deterministischen Verhaltensmustern ausgeht, in denen Veränderungen keinen Platz haben und als Ausweg nur das Selbstopfer bleibt.“
„Matthias Glasner serviert harte Kinokost: ‚Der freie Wille‘ handelt von einem Vergewaltiger, der seinen verbrecherischen Trieb nicht kontrollieren kann. Ein Psychogramm von Angst und Selbsthass mit einem fulminant aufspielenden Jürgen Vogel.“
– Blickpunkt Film
Auszeichnungen
- Silberner Bär für Jürgen Vogel für seine Besondere künstlerische Leistung als Schauspieler, Co-Autor und Produzent bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2006, sowie Regiepreis der Gilde der deutschen Filmkunsttheater für Matthias Glasner
- Darstellerpreis für Jürgen Vogel beim Tribeca Film Festival 2006
Einzelnachweise
- ↑ Der freie Wille im Lexikon des internationalen Films
Weblinks
- Der freie Wille in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Offizielle Webpräsenz
- Rezension zum Film auf den Seiten des AVINUS Netzwerks
- Interview mit Matthias Glasner zu "Der freie Wille" auf filmnews.at
Kategorien:- Filmtitel 2006
- Filmdrama
- Deutscher Film
Wikimedia Foundation.