- Der schwarze Obelisk
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Der schwarze Obelisk ist ein Zwischenkriegs-Roman von Erich Maria Remarque, der von den jungen Menschen handelt, die den Ersten Weltkrieg überlebt haben, und nun mit dem Leben nicht mehr normal zurechtkommen, oder wie es der Untertitel auch andeutet: Geschichte einer verspäteten Jugend.
Der schwarze Obelisk ist thematisch eine Fortsetzung von Im Westen nichts Neues und Der Weg zurück, mit dem Unterschied, dass die Personen den Krieg überlebt haben. Ansonsten wird das Thema der jungen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, welche ihrer Jugend beraubt wurden, weitergeführt.
Der Roman erschien erstmals 1956.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der Roman handelt vom Ich-Erzähler Ludwig Bodmer im Jahre 1923 zur Zeit der Inflation in Deutschland in der Stadt Werdenbrück. Ludwig ist Grabsteinverkäufer und spielt gelegentlich im Irrenhaus der Stadt Orgel, wo er sich oft mit der persönlichkeitsgespaltenen Geneviève Terhoven trifft, die sich meistens für Isabelle hält, eine liebenswürdige, verträumte, mystische Frau. Obwohl sie Ludwig Rolf, Rudolf, seltener auch Raoul nennt, liebt er sie doch auf eine jedoch verhaltene, platonische Art und Weise.
Seinen Beruf als Grabsteinverkäufer betreibt er mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, die er sich im Krieg angeeignet hat. Der Erste Weltkrieg ist tief in den Personen verankert, die oft über ihre Erlebnisse sprechen. Mit seinem Chef Georg Kroll führt Ludwig das Geschäft, das durch die galoppierende Inflation immer schwieriger wird.
Der schwarze Obelisk reflektiert auch die Tricks, mit denen sich die Menschen ein Überleben sichern. So suchen sich manche Frauen reiche und erfolgreiche Männer zum Heiraten. Das führt bei Ludwig zu Verwirrung und Eifersucht, als er "seine" Gerda an den Restaurantbesitzer Knobloch "verliert". Diesen nehmen Ludwig und Georg Kroll mit Essmarken aus, die sie auf Vorrat gekauft haben. Da die Essmarken mit der Zeit kaum mehr Wert haben, treiben sie ihn so jedes Mal zur Weißglut.
Ein wichtiger Aspekt des Romans ist der aufkommende Nationalsozialismus, der besonders von einem Kriegerverein gepredigt wird, der kurz nach dem Krieg pazifistisch war, sich im Verlauf der Zeit aber stark nationalistisch ausgerichtet hat.
Gegen Ende des Buches tritt Ludwig eine Stelle bei einer Zeitung an und wird mit 200 Roggenmark (eine getreidegedeckte Währung, im Jahr 1923 als mögliche Alternative zur Rentenmark diskutiert, aber verworfen) im Monat bezahlt, nachdem im Verlauf des Buches der Wert der Papiermark von 30.000 pro Dollar auf 1 Billion gesunken ist.
Das letzte Kapitel ist ein Ausblick auf die Zukunft der Figuren im Roman. Ludwig Bodmer sieht keinen der Mitspieler wieder, da sie umkommen, meist im Zweiten Weltkrieg oder in Konzentrationslagern.
Symbolik
Das Symbol des Romans ist ein Grabstein aus einem schwarzen, glänzend polierten Mikrogabbro, bezeichnenderweise “SS” genannt (fälschlicherweise wurde dieser Naturstein wegen seiner Härte als Granit bezeichnet und in Deutschland als Schwarz-Schwedisch bekannt mit „SS“ abgekürzt). Der Obelisk wird einerseits in Rezensionen als warnender Finger, der in den Himmel gegen die drohende Aufrüstung der Bundesrepublik in den ausgehenden 1950er Jahre erhebt, interpretiert. Andererseits sind die schwarzen Obelisken seit der Gründerzeit als hochglänzende Massenware auf Gräbern des reichen Bürgertums aufgestellt worden und wurden als ein Symbol der Reaktion gewertet. Wie kritisch dies Remarque beleuchtet, zeigt sich daran, dass der rechtssorientierte Feldwebel a.D. Knopf am schwarzen Obelisken "sein Wasser abschlägt" und wie verkommen die Gesellschaft ist, verdeutlicht er bildhaft, als dieser Stein an eine Bordellbesitzerin verkauft wird.
Autobiografische Züge
Die Romanfigur Ludwig Bodmer weist viele Element aus dem Leben von Erich Maria Remarque auf. So waren beide nach dem Ersten Weltkrieg für kurze Zeit Volksschullehrer, verkauften Grabsteine und waren Organist in einem Irrenhaus. Die fiktive Stadt Werdenbrück entspricht in den meisten Details der Stadt Osnabrück, in der Remarque geboren wurde und seine Jugend verbrachte. Außerdem versucht sich Ludwig als Dichter, jedoch nicht sehr erfolgreich.
Literatur
- Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend (= KiWi 488). Mit einem Nachwort von Tilman Westphalen. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-02725-5.
- Bernhard Nienaber: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend. In: Bernhard Nienaber: Vom anachronistischen Helden zum larmoyanten Untertan. Eine Untersuchung zur Entwicklung der Humanismuskonzeption in Erich Maria Remarques Romanen der Adenauer-Restauration (= Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft 206). Königshausen und Neumann, Würzburg 1997, ISBN 3-8260-1269-0, S. 165–200 (Zugleich: Osnabrück, Univ., Diss., 1995).
- Heinrich Placke: Der Roman „Der schwarze Obelisk“ (1956). In: Heinrich Placke: Die Chiffren des Utopischen. Zum literarischen Gehalt der politischen 50er-Jahre-Romane Remarques (= Schriften des Erich-Maria-Remarque-Archivs 18). V und R Unipress, Göttingen 2004, ISBN 3-89971-166-1, S. 19–252 (Zugleich: Osnabrück, Univ., Diss., 2003).
- Heinrich Placke: Probleme und Chancen bei der Rezeption des Romans „Der schwarze Obelisk“ (1956) am Ende dieses Jahrhunderts (= Schriften des Erich-Maria-Remarque-Archivs 8, 1998). In: Thomas F. Schneider: Erich Maria Remarque, Leben, Werk und weltweite Wirkung. Rasch, Osnabrück 1998, ISBN 3-932147-50-2, S. 331–341.
- Wolfgang Weig: Erich Maria Remarques Roman „Der schwarze Obelisk“ aus psychiatrischer Sicht. In: Erich-Maria-Remarque-Jahrbuch. 2, 1992, ISSN 0940-9181, S. 55–65.
Weblinks
- Rezension: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend
- Rezension des Films von 1988: Der schwarze Obelisk
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