Die Biene Maja

Die Biene Maja
Biene Maja (oben rechts) und Flip (unten) auf einer Briefmarke der Deutschen Post aus dem Jahr 1998

Die Biene Maja ist die Hauptfigur der Romane Die Biene Maja und ihre Abenteuer und Himmelsvolk des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels (1880–1952). In diesen Büchern verarbeitete Bonsels phantasievoll seine Kindheitserlebnisse in der freien Natur rund um den Bredenbeker Teich in Ahrensburg. Erstmals erschienen Geschichten von Maja und ihren Freunden 1912 in Buchform. Inzwischen sind sie in 41 Sprachen übersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Verfilmung

Die Trickfilmumsetzung der literarischen Vorlage geht auf die Initiative von Josef Göhlen zurück, den damaligen Leiter des Kinder- und Jugendprogramms des ZDF, der schon den Anstoß für die Umsetzung der Serie Wickie und die starken Männer gegeben hatte. Zusammen mit dem US-Zeichner Marty Murphy, einem Mitarbeiter der Hanna-Barbera-Studios, entwarf er die Figuren und Drehbücher für die japanisch-deutsch-österreichische Anime-Serie Die Biene Maja (jap. みつばちマーヤの冒険, mitsubachi māya no bōken, dt. „Die Abenteuer der Honigbiene Maja“), von der das Trickstudio Zuiyo Enterprise ab 1975 zwei Staffeln mit je 52 Episoden produzierte. Regie führte dabei Hiroshi Saitō (auch Regisseur der Trickserien Wickie und die starken Männer und Pinocchio).

Erfolg der Ausstrahlung

Die Erstausstrahlung der ersten Staffel fand in der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1976 bis September 1977 jeweils donnerstags im ZDF statt, Österreich folgte zehn Tage später. Das ZDF besitzt seither alle deutschen Senderechte.

Biene Maja entwickelte sich rasch zur bis dahin erfolgreichsten Zeichentrickserie im ZDF, bei der Erstausstrahlung sahen im Schnitt drei bis vier Millionen Kinder zwischen drei und 13 Jahren zu. Das von Karel Gott gesungene Titellied erreichte Anfang Mai 1977 Platz eins der NDR-Schlagerparade.[1] Im Jahr nach der Beendigung der ersten Ausstrahlung wurden fast 40.000 Briefe mit Bitte um Wiederholung an das ZDF geschickt, so dass die Serie ab dem 15. Oktober 1978 jeweils sonntags wiederholt wurde und eine zweite Staffel mit 52 Folgen produziert wurde.[2]

Zeichentechnik

Als Zeichentechnik kam eine zweidimensionale Vollflächentechnik ohne aufwändige Schattierungen und Tiefendarstellungen zur Anwendung. Die Animation ist limitiert, das heißt dass die unbewegten Körperteile der Charaktere auf gesonderten Ebenen , sogenannten 'Held Cels', vom restlichen, nur spärlich bewegten Körper der Figuren getrennt werden. Wie auch in vielen anderen japanischen Trickfilmen wird bei der Animation keinen Wert auf exakte Lippensynchronität gelegt. Es werden nur eine handvoll Mundstellungen gezeichnet, die dann so gut es geht an die Sprachaufnahmen angepasst werden. Für das sonore Fluggeräusch der Bienen wurde die Tonaufzeichnung eines kleinen Elektromotors verwendet.

Besonderheiten der Darstellung

Für die Darstellung im Film und in den Comics sind die Figuren meist menschenähnlich, sie haben Nasen, Ohren, nach vorne gerichtete Augen sowie Arme und Beine. Besonders die Bienen sind sehr insektenuntypisch ausgeführt: Sie gehen aufrecht auf zwei Beinen, haben nur zwei Arme und verfügen über Kopfhaare. Die erwachsenen Bienen tragen zusätzlich eine Art Kragen um den Hals, die Bienenkönigin des Stocks trägt eine Krone und sitzt auf einem Thron. Ferner sammeln die Bienen den Nektar (oft auch als „Honig“ bezeichnet) in kleinen bunten Töpfen, mit denen sie von Blüte zu Blüte fliegen.

Für seine Zeichnungen verwendete Marty Murphy das Kindchenschema: Vor allem die Figuren Maja und Willi haben einen großen Kopf, einen kompakten Rumpf, große, runde Augen, kurze Extremitäten und kleine Flügel. Dadurch wurden sie zu den Sympathieträgern der Serie.

Pädagogischer Wert

Die bis heute langanhaltende Beliebtheit der Serie ist neben den liebevollen Charakteren sowie den humorvollen und spannenden Folgen auch dem pädagogischen Wert der Folgen zuzuschreiben: Schon Kinder im Vorschulalter können hier grundlegendes Wissen über Insekten, Bienen, Hornissen, Frösche und andere Tiere aus Majas Welt lernen. Für das bessere Verständnis durch die Kinder werden die Eigenschaften selbstverständlich vermenschlicht („militärische“ Wanderameisen, „fleißige“ Bienen, „gefräßige“ Heuschrecken), sind jedoch in den Grundzügen wahrheitsgemäß und wecken tiefer gehendes Interesse an der Natur. Es wird stellenweise auch versucht, das Verständnis der Kinder für räuberische und somit „böse“ Insekten und deren Berechtigung zu erlangen, beispielsweise bei „Biene Maja und die Libelle Schnuck“, als die „gemeine Fleischfliege“ Hans-Christoph von der Libelle erbeutet und verzehrt wird. Dennoch bleiben diese Szenen immer gewaltfrei, indem das entsprechende Insekt dann einfach „verschwunden“ ist.

Meist gelingt es jedoch Maja und ihren Freunden durch Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe aus gefährlichen Situationen zu entkommen, des Öfteren aus dem Netz der Kreuzspinne Thekla.

Neben diesen Eigenschaften Freundschaft, Interesse am Gegenüber, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, die während der Handlung vermittelt werden, soll den Kindern auch gezeigt werden, Verantwortung zu übernehmen („Maja und der Waldbrand“, hier wird der Waldbrand durch ein brennendes Streichholz ausgelöst), Tiere nicht zu quälen („Maja und die Libelle Schnuck“, Kinder wollen Schnucks Flügel ausreißen), sowie Ärmeren abzugeben („Maja und der Blumenelf“, Kinder verschenken Spielsachen an arme und blinde Kinder). Weiterhin wird die Freude der Menschen am nächtlichen Gezirp der Grillen gezeigt, demnach die Freude die man an und mit der Natur erleben kann.

Deutsche Fassung

Das deutsche Titellied, das von Karel Gott gesungen wird, schrieben der Komponist Karel Svoboda und der Texter Florian Cusano.

Auf Deutsch wurden Maja von der damals elfjährigen Scarlet Lubowski und Willi vom Synchronautor Eberhard Storeck gesprochen. Die meisten der Sprecher übernahmen im Lauf der Serie mehrere Rollen. Im Einzelnen: [3]

Rolle Synchronsprecher
Maja Scarlet Lubowski
Willi Eberhard Storeck
Flip Manfred Lichtenfeld
Ameisenoberst, Tausendfüßler Berno von Cramm
Kassandra, Fräulein Nelly (Grille) Lorley Katz
Thekla Tilly Breidenbach
Puck (1. Staffel) Bruno W. Pantel
Libelle Schnuck, Schmetterlinge Fee von Reichlin
Schneckenmutter, Hornissenkönigin, u. a. Alice Franz
Hummel, Marienkäferfrau Gusti Kreissel
Harald Helga Anders
Kleine Ameise, Steinfliege, Anton (Ameise), u. a. Christa Häussler
Kurt, Max, Wanze, Wieland (Borkenkäfer), u. a. Michael Rüth
Maulwurfsgrille, Seidenraupe Monika John
Käferfrau, Iffi, u. a. Inge Schulz
Ameisenoberst, Ameisenlöwe, Fangheuschrecke Horst Sommer
Alexander Kurt Zips
Jimmy (Glühwürmchen), Alter Mann Willy Friedrichs
Johann (Pferdefliege) Mogens von Gadow
Bienenkönigin Charlotte Kerr
Mutter Marienkäfer, Libelle Schnuck, Moskitoweibchen Margit Weinert
Alois (Marienkäferpoet), Vater Rotnase Leo Bardischewski
Gustav, Hummelgeneral Wolfgang Hess
Puck (2. Staffel), Grille Harald Baerow
Käferfrau, Raupe, Larve Doris Jensen
Weberknecht Ingo Baerow
Schnipp (Ohrwurm) Werner Abrolat
Dr. Heinrich (Schnecke) Walter Reichelt

Comics

Auf Grundlage der Fernsehserie erschienen beim Bastei Verlag unter dem Titel Die Biene Maja von 1976 bis 1981 eine 163-bändige Comicserie (Zweitauflage ab 1977) sowie von 1977 bis 1979 insgesamt 17 Taschenbücher. Neuauflagen mit reduzierter Folgenzahl erschienen bis 1992. Die Zeichnungen stammten abwechselnd vom spanischen Studio Ortega und vom Münchner Atelier Roche, das neue Geschichten und neue Figuren kreierte und jahrelang die Illustrationen für Biene-Maja-Merchandising lieferte.

Der Verlag DeVision brachte von September 1998 bis August 1999 weitere Hefte heraus.

Jubiläumsshow

Zum 25. TV-Jubiläum von Biene Maja sendete das ZDF am 2. September 2001 einmalig die Biene Maja Show live aus der Ferienanlage Land Fleesensee. Die Moderation der Open-Air-Show übernahmen Aleks Bechtel und Gregor Steinbrenner. Regie führte Michael Becker, das Drehbuch schrieb Heiko Rüll.

Theater

Es gibt diverse Theaterbearbeitungen von Bonsels' Romanen, beispielsweise das Kinderstück „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ von Rainer Lenz und das Musical „Maja und Co.“ von Peter Lund (Text) und Wolfgang Böhmer (Musik), das 2006 in der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt wurde.

Bemerkenswertes

  • ZDF-Kinderprogrammleiter Josef Göhlen erhielt aufgrund seiner Mitarbeit an der Trickserie den Spitznamen „Insekten-Jupp“.
  • Die ersten Skizzen der Trickfiguren entstanden beim ersten Treffen von Josef Göhlen und Marty Murphy im Motel „Sportsmen's Lodge“ bei Los Angeles.[4]
  • Obwohl die Biene Maja als Honigbiene dargestellt wird, entspricht ihre schwarz-gelbe Färbung eher der einer Wespe. Bienen haben eine braune Grundfarbe mit dunklen Streifen.

Hauptfiguren

In den ursprünglichen Büchern kommen neben vielen namenlosen Insekten und Tieren folgende namentlich genannte Figuren vor:

In der Verfilmung und im Comic wurden noch folgende Figuren bzw. deren Namen hinzugefügt:

  • Flip, Grashüpfer
  • Willi, „Bienenjunge“
  • Max, Regenwurm
  • Toff & Zürpel, Drohnen
  • Bienenoberst
  • Hedda und Hopper, Arbeiterinnen im Bienenstock
  • Paul Emsig, Ameise
  • Ameisenoberst
  • Schimmy, Silberfischchen
  • Bommbus, Hummelkind
  • Alexander, Zwergmaus (ab der zweiten Staffel der Fernsehserie bzw. ab Band 81 der Comic-Reihe)

u. v. a.

Weblinks

Quellen

  1. Harald R. Fabian: Summ, summ, summ – wie aus der kleinen Biene Maja ein großer Star wurde. Funk Uhr 25/1977, S. 14-15
  2. Warum Biene Maja wieder summt. Funk Uhr 41/1978, S. 7
  3. Liste der Sprecher; abgerufen am 12. September 2008
  4. Nich' so schnell, kleine Biene, taz vom 1. September 2001, S. 16

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