- Die Biene Maja
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Die Biene Maja ist die Hauptfigur der Romane Die Biene Maja und ihre Abenteuer und Himmelsvolk des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels (1880–1952). In diesen Büchern verarbeitete Bonsels phantasievoll seine Kindheitserlebnisse in der freien Natur rund um den Bredenbeker Teich in Ahrensburg. Erstmals erschienen Geschichten von Maja und ihren Freunden 1912 in Buchform. Inzwischen sind sie in 41 Sprachen übersetzt.
Inhaltsverzeichnis
Verfilmung
Die Trickfilmumsetzung der literarischen Vorlage geht auf die Initiative von Josef Göhlen zurück, den damaligen Leiter des Kinder- und Jugendprogramms des ZDF, der schon den Anstoß für die Umsetzung der Serie Wickie und die starken Männer gegeben hatte. Zusammen mit dem US-Zeichner Marty Murphy, einem Mitarbeiter der Hanna-Barbera-Studios, entwarf er die Figuren und Drehbücher für die japanisch-deutsch-österreichische Anime-Serie Die Biene Maja (jap. みつばちマーヤの冒険, mitsubachi māya no bōken, dt. „Die Abenteuer der Honigbiene Maja“), von der das Trickstudio Zuiyo Enterprise ab 1975 zwei Staffeln mit je 52 Episoden produzierte. Regie führte dabei Hiroshi Saitō (auch Regisseur der Trickserien Wickie und die starken Männer und Pinocchio).
Erfolg der Ausstrahlung
Die Erstausstrahlung der ersten Staffel fand in der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1976 bis September 1977 jeweils donnerstags im ZDF statt, Österreich folgte zehn Tage später. Das ZDF besitzt seither alle deutschen Senderechte.
Biene Maja entwickelte sich rasch zur bis dahin erfolgreichsten Zeichentrickserie im ZDF, bei der Erstausstrahlung sahen im Schnitt drei bis vier Millionen Kinder zwischen drei und 13 Jahren zu. Das von Karel Gott gesungene Titellied erreichte Anfang Mai 1977 Platz eins der NDR-Schlagerparade.[1] Im Jahr nach der Beendigung der ersten Ausstrahlung wurden fast 40.000 Briefe mit Bitte um Wiederholung an das ZDF geschickt, so dass die Serie ab dem 15. Oktober 1978 jeweils sonntags wiederholt wurde und eine zweite Staffel mit 52 Folgen produziert wurde.[2]
Zeichentechnik
Als Zeichentechnik kam eine zweidimensionale Vollflächentechnik ohne aufwändige Schattierungen und Tiefendarstellungen zur Anwendung. Die Animation ist limitiert, das heißt dass die unbewegten Körperteile der Charaktere auf gesonderten Ebenen , sogenannten 'Held Cels', vom restlichen, nur spärlich bewegten Körper der Figuren getrennt werden. Wie auch in vielen anderen japanischen Trickfilmen wird bei der Animation keinen Wert auf exakte Lippensynchronität gelegt. Es werden nur eine handvoll Mundstellungen gezeichnet, die dann so gut es geht an die Sprachaufnahmen angepasst werden. Für das sonore Fluggeräusch der Bienen wurde die Tonaufzeichnung eines kleinen Elektromotors verwendet.
- Besonderheiten der Darstellung
Für die Darstellung im Film und in den Comics sind die Figuren meist menschenähnlich, sie haben Nasen, Ohren, nach vorne gerichtete Augen sowie Arme und Beine. Besonders die Bienen sind sehr insektenuntypisch ausgeführt: Sie gehen aufrecht auf zwei Beinen, haben nur zwei Arme und verfügen über Kopfhaare. Die erwachsenen Bienen tragen zusätzlich eine Art Kragen um den Hals, die Bienenkönigin des Stocks trägt eine Krone und sitzt auf einem Thron. Ferner sammeln die Bienen den Nektar (oft auch als „Honig“ bezeichnet) in kleinen bunten Töpfen, mit denen sie von Blüte zu Blüte fliegen.
Für seine Zeichnungen verwendete Marty Murphy das Kindchenschema: Vor allem die Figuren Maja und Willi haben einen großen Kopf, einen kompakten Rumpf, große, runde Augen, kurze Extremitäten und kleine Flügel. Dadurch wurden sie zu den Sympathieträgern der Serie.
Pädagogischer Wert
Die bis heute langanhaltende Beliebtheit der Serie ist neben den liebevollen Charakteren sowie den humorvollen und spannenden Folgen auch dem pädagogischen Wert der Folgen zuzuschreiben: Schon Kinder im Vorschulalter können hier grundlegendes Wissen über Insekten, Bienen, Hornissen, Frösche und andere Tiere aus Majas Welt lernen. Für das bessere Verständnis durch die Kinder werden die Eigenschaften selbstverständlich vermenschlicht („militärische“ Wanderameisen, „fleißige“ Bienen, „gefräßige“ Heuschrecken), sind jedoch in den Grundzügen wahrheitsgemäß und wecken tiefer gehendes Interesse an der Natur. Es wird stellenweise auch versucht, das Verständnis der Kinder für räuberische und somit „böse“ Insekten und deren Berechtigung zu erlangen, beispielsweise bei „Biene Maja und die Libelle Schnuck“, als die „gemeine Fleischfliege“ Hans-Christoph von der Libelle erbeutet und verzehrt wird. Dennoch bleiben diese Szenen immer gewaltfrei, indem das entsprechende Insekt dann einfach „verschwunden“ ist.
Meist gelingt es jedoch Maja und ihren Freunden durch Zusammenhalt und gegenseitiger Hilfe aus gefährlichen Situationen zu entkommen, des Öfteren aus dem Netz der Kreuzspinne Thekla.
Neben diesen Eigenschaften Freundschaft, Interesse am Gegenüber, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, die während der Handlung vermittelt werden, soll den Kindern auch gezeigt werden, Verantwortung zu übernehmen („Maja und der Waldbrand“, hier wird der Waldbrand durch ein brennendes Streichholz ausgelöst), Tiere nicht zu quälen („Maja und die Libelle Schnuck“, Kinder wollen Schnucks Flügel ausreißen), sowie Ärmeren abzugeben („Maja und der Blumenelf“, Kinder verschenken Spielsachen an arme und blinde Kinder). Weiterhin wird die Freude der Menschen am nächtlichen Gezirp der Grillen gezeigt, demnach die Freude die man an und mit der Natur erleben kann.
Deutsche Fassung
Das deutsche Titellied, das von Karel Gott gesungen wird, schrieben der Komponist Karel Svoboda und der Texter Florian Cusano.
Auf Deutsch wurden Maja von der damals elfjährigen Scarlet Lubowski und Willi vom Synchronautor Eberhard Storeck gesprochen. Die meisten der Sprecher übernahmen im Lauf der Serie mehrere Rollen. Im Einzelnen: [3]
Rolle Synchronsprecher Maja Scarlet Lubowski Willi Eberhard Storeck Flip Manfred Lichtenfeld Ameisenoberst, Tausendfüßler Berno von Cramm Kassandra, Fräulein Nelly (Grille) Lorley Katz Thekla Tilly Breidenbach Puck (1. Staffel) Bruno W. Pantel Libelle Schnuck, Schmetterlinge Fee von Reichlin Schneckenmutter, Hornissenkönigin, u. a. Alice Franz Hummel, Marienkäferfrau Gusti Kreissel Harald Helga Anders Kleine Ameise, Steinfliege, Anton (Ameise), u. a. Christa Häussler Kurt, Max, Wanze, Wieland (Borkenkäfer), u. a. Michael Rüth Maulwurfsgrille, Seidenraupe Monika John Käferfrau, Iffi, u. a. Inge Schulz Ameisenoberst, Ameisenlöwe, Fangheuschrecke Horst Sommer Alexander Kurt Zips Jimmy (Glühwürmchen), Alter Mann Willy Friedrichs Johann (Pferdefliege) Mogens von Gadow Bienenkönigin Charlotte Kerr Mutter Marienkäfer, Libelle Schnuck, Moskitoweibchen Margit Weinert Alois (Marienkäferpoet), Vater Rotnase Leo Bardischewski Gustav, Hummelgeneral Wolfgang Hess Puck (2. Staffel), Grille Harald Baerow Käferfrau, Raupe, Larve Doris Jensen Weberknecht Ingo Baerow Schnipp (Ohrwurm) Werner Abrolat Dr. Heinrich (Schnecke) Walter Reichelt Comics
Auf Grundlage der Fernsehserie erschienen beim Bastei Verlag unter dem Titel Die Biene Maja von 1976 bis 1981 eine 163-bändige Comicserie (Zweitauflage ab 1977) sowie von 1977 bis 1979 insgesamt 17 Taschenbücher. Neuauflagen mit reduzierter Folgenzahl erschienen bis 1992. Die Zeichnungen stammten abwechselnd vom spanischen Studio Ortega und vom Münchner Atelier Roche, das neue Geschichten und neue Figuren kreierte und jahrelang die Illustrationen für Biene-Maja-Merchandising lieferte.
Der Verlag DeVision brachte von September 1998 bis August 1999 weitere Hefte heraus.
Jubiläumsshow
Zum 25. TV-Jubiläum von Biene Maja sendete das ZDF am 2. September 2001 einmalig die Biene Maja Show live aus der Ferienanlage Land Fleesensee. Die Moderation der Open-Air-Show übernahmen Aleks Bechtel und Gregor Steinbrenner. Regie führte Michael Becker, das Drehbuch schrieb Heiko Rüll.
Theater
Es gibt diverse Theaterbearbeitungen von Bonsels' Romanen, beispielsweise das Kinderstück „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ von Rainer Lenz und das Musical „Maja und Co.“ von Peter Lund (Text) und Wolfgang Böhmer (Musik), das 2006 in der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt wurde.
Bemerkenswertes
- ZDF-Kinderprogrammleiter Josef Göhlen erhielt aufgrund seiner Mitarbeit an der Trickserie den Spitznamen „Insekten-Jupp“.
- Die ersten Skizzen der Trickfiguren entstanden beim ersten Treffen von Josef Göhlen und Marty Murphy im Motel „Sportsmen's Lodge“ bei Los Angeles.[4]
- Obwohl die Biene Maja als Honigbiene dargestellt wird, entspricht ihre schwarz-gelbe Färbung eher der einer Wespe. Bienen haben eine braune Grundfarbe mit dunklen Streifen.
Hauptfiguren
In den ursprünglichen Büchern kommen neben vielen namenlosen Insekten und Tieren folgende namentlich genannte Figuren vor:
- Maja, Honigbiene
- Helene die Achte, regierende Bienenkönigin
- Fräulein Kassandra, Honigbiene
- Turka, Gehilfin
- Peppi, Rosenkäfer
- Schnuck, Libelle
- Hans Christoph, Brummer
- Kurt, Mistkäfer (gibt sich als Rosenkäfer aus)
- Iffi, Grille
- Puck, Stubenfliege
- Thekla, Kreuzspinne
- Fritz, Schmetterling
- Fridolin, Borkenkäfer
- Hannibal, Weberknecht
- Alois Siebenpunkt, Marienkäfer
- Hieronymus, Tausendfüßer
In der Verfilmung und im Comic wurden noch folgende Figuren bzw. deren Namen hinzugefügt:
- Flip, Grashüpfer
- Willi, „Bienenjunge“
- Max, Regenwurm
- Toff & Zürpel, Drohnen
- Bienenoberst
- Hedda und Hopper, Arbeiterinnen im Bienenstock
- Paul Emsig, Ameise
- Ameisenoberst
- Schimmy, Silberfischchen
- Bommbus, Hummelkind
- Alexander, Zwergmaus (ab der zweiten Staffel der Fernsehserie bzw. ab Band 81 der Comic-Reihe)
u. v. a.
Weblinks
- Die Biene Maja und ihre Abenteuer als Online-Text im Project Gutenberg
- Die Biene Maja in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Waldemar Bonsels Stiftung
- Waldemar Bonsels: Himmelsvolk
- Inhalte aller Folgen (kika.de)
- Filmkatalog (Interessenverbandes Filmkommunikation Thüringen e. V.)
- Episodenführer
Quellen
- ↑ Harald R. Fabian: Summ, summ, summ – wie aus der kleinen Biene Maja ein großer Star wurde. Funk Uhr 25/1977, S. 14-15
- ↑ Warum Biene Maja wieder summt. Funk Uhr 41/1978, S. 7
- ↑ Liste der Sprecher; abgerufen am 12. September 2008
- ↑ Nich' so schnell, kleine Biene, taz vom 1. September 2001, S. 16
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