Dieter Holzer

Dieter Holzer

Dieter Holzer (* 14. November 1943 in Quierschied, Saarland) ist ein deutscher Kaufmann und Lobbyist, der im Umfeld der Leuna-Affäre bekannt wurde. Holzer ist seit 1996 Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen. Am 12. November 2003 sprach das Strafgericht in Paris Dieter Holzer schuldig, die Delikte der Unterschlagung und Veruntreuung von Vermögenswerten, des Machtmissbrauchs (bzw. Untreue) sowie der Hehlerei (entweder als unmittelbarer Täter oder als Betragstäter zum Nachteil der Elf Aquitaine SA begangen zu haben. Mit dem gleichen Urteil wurde Dieter Holzer verurteilt der Elf Aquitaine SA die ihr durch die strafbaren Handlungen entgangenen Vermögenswerte zurückzuerstatten. Sämtliche dagegen erhobenen Rechtsmittel wurden mit Urteil des Berufungsgerichtes vom 31. März 2005 abgewiesen und das erstinstanzliche Urteil wurde bestätigt. Die Urteilssprüche sind allesamt rechtskräftig und vollstreckbar. In Deutschland gelang es Dieter Holzer, durch seine hervorragenden Kontakte zu Helmut Kohl, Franz Josef Strauss und Edmund Stoiber, sich den Ermittlungen zu entziehen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Holzer heiratete 1967 Souade Salyoun, eine Cousine des ehemaligen libanesischen Staatspräsidenten Amin Gemayel. Er hat zwei Söhne. Er besitzt heute Immobilien in der ganzen Welt. Persönlich wohnt er in Wadern, im Saarland und in RL-Hazieh im Libanon, vormals wohnte Holzer in Monaco.

Leuna-Affäre

Bekannt wurde Holzer im Rahmen der sogenannten Leuna-Affäre. Hierbei sollen im Zuge des Erwerbs der Leuna-Raffinerie und des Mineralölkonzerns Minol durch den französischen Konzern Elf Aquitaine 1990/91 Schmiergelder geflossen sein.

Der Konzern Elf Aquitaine verpflichtete Holzer als Berater. Holzer verdiente an diesem Posten ca. 50 Millionen Mark.

Im Vorteilsnahmeprozess um den französischen Ölkonzern Elf wurde Holzer in Abwesenheit in Paris [1] zu 15 Monaten Haft und zu 1,5 Millionen Euro Geldstrafe verurteilt. Holzer könnte, mit seiner Zustimmung, zur Strafvollstreckung nach Frankreich ausgeliefert werden [2]. Dieselben Strafen erhielt Holzers damaliger Verhandlungspartner, der pensionierte stellvertretende Leiter der Direction de la surveillance du territoire, Pierre Lethier.

Für den an Milliardensubventionen gekoppelten Kauf der Leuna-Raffinerie und des ostdeutschen Minol-Tankstellennetzes hatten Holzer und Lethier 1993 umgerechnet 39 Millionen Euro kassiert. Vor Gericht hatten beide dies als branchenübliche Beraterhonorare bezeichnet und den Verdacht zurückgewiesen, mit dem Geld seien deutsche Parteienvertreter geschmiert worden. Holzer wurde verurteilt, 39 Millionen Euro Schmiergelder zurückzuzahlen.

Reisehilfe für Holger Pfahls

Am 3. Juli 2008 wurde Holzer in Augsburg vor Gericht gestellt. Die Staatsanwaltschaft warf dem Geschäftsmann uneidliche Falschaussage in einem Prozess gegen Max Strauß vor. »Vor allem aber geht es um den Vorwurf der Strafvereitelung. Die Anklage sieht es als erwiesen an, dass Holzer [3] zumindest die letzten 19 Monate der Flucht von Pfahls in Frankreich organisiert und finanziert haben soll.« [4]

Nach einer Absprache zwischen Richter, Staatsanwalt und Verteidiger hatte Holzer eingeräumt, dem früheren Verteidigungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls auf dessen fünfjähriger Flucht mit Kontakten und Geld geholfen zu haben. Die Absprache war bei einem Treffen am Mittwochnachmittag, den 23. Juli 2008 getroffen worden. Holzer ist vom Landgericht Augsburg zu neun Monaten auf Bewährung und einer Geldauflage von 250.000 Euro verurteilt worden. Das Gericht verzichtete auf weitere Zeugenvernehmungen, auch auf die für Donnerstag, den 24. Juli 2008 vorgesehene von Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Siegfried Lengl[5] (CSU) [6]. Da das Strafmaß unter 12 Monaten blieb, bleibt Holzer Beamter [7]. In Frankreich war Holzer bereits 2003 wegen Schmiergeldzahlungen in der Leuna-Affäre zu 15 Monaten Haft und einer Zahlung von 1,5 Millionen Euro verurteilt worden. 2007 hatten die französischen Behörden beantragt, den zu dem Zeitpunkt wieder in Deutschland lebenden Lobbyisten in seinem Heimatland zu inhaftieren. Holzer ging dagegen juristisch vor und beantragte die Strafe zur Bewährung auszusetzen. Der Fall ging durch die Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht. Am 29. Januar 2009 scheiterte Holzer dort. Er hat Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht. Voraussichtlich in der ersten Februarwoche 2009 wird Holzer die Ladung zum Haftantritt erhalten. Nach spätestens vier Wochen muss er dann im offenen Vollzug ins Gefängnis einrücken.

Der ehemalige CSU-Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls und der Geschäftsmann Dieter Holzer sind am 15. Dezember 2010 im Zuge einer bundesweiten Durchsuchungsaktion verhaftet worden. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft Augsburg auf Anfrage. Gegen die beiden Hauptfiguren in der Schmiergeldaffäre um Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber wurde wegen des Verdachts des Bankrotts ermittelt[8]. Während Ludwig-Holger Pfahls vom Landgericht Augsburg zu 4 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt wurde, erhielt Holzer eine Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten[9].

Einzelnachweise

  1. Elf Corruption Trial Reaches French Courts, Deutsche Welle, 18. März 2003
  2. Keine Lust auf Frankreich, Manager Magazin, 1. Juni 2007
  3. Holger Pfahls gesucht, Dieter Holzer gefunden, Die Zeit Nr. 36/2001
  4. Die endlose Affäre des Schattenmanns, Spiegel Online, 2. Juli 2008
  5. Siegfried Lengl. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1989 (online).
  6. Holzer kommt mit Bewährungsstrafe davon, Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 2008
  7. Pfahls-Story – Die glaubt kein Mensch: Geheimdienste und Politik: Wer lenkt wen?, Saar-Echo, 12. Oktober 2005
  8. SPIEGEL online vom 22. Dezember 2010: Verdacht des Bankrotts. Ex-Staatssekretär Pfahls und Lobbyist Holzer verhaftet (zuletzt geprüft am 28. Februar 2011)
  9. taz online vom 09.11.2011: Viereinhalb Jahre Haft für Pfahls

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