- Dietrich von Oppen
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Dietrich von Oppen (* 1912 in Eberswalde bei Berlin; † 27. Januar 2006 in Marburg) war ein deutscher Sozialethiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Von Oppen studierte 1933-39 zunächst Theologie, dann Geschichte und Soziologie in Berlin und Königsberg. 1933 wurde er zunächst studentisches Mitglied der SS und arbeitete dann 1935-37 im Landdienst der Deutsche Studentenschaft mit. Ab 1937 gehörte er der NSDAP an.[1] Zwischen Kriegsdienst und einer langjährigen Erkrankung schloss er 1942 sein Studium mit einer Dissertation über den demografischen Wandel in Westpreußen unter dem Titel Die Umvolkung in Westpreußen von der Reichsgründung bis zum Weltkriege ab.[1]
Ab den 1950er Jahren war er zunächst als Soziologe in Dortmund und Hamburg tätig, wo er sich 1957 bei Helmut Schelsky über die deutschen Konsumgenossenschaften habilitierte.[1] Parallel dazu entfaltete er eine umfangreiche öffentliche Vortragstätigkeit, u.a. in evangelischen Akademien und auf Kirchentagen. Daraus entstand sein einflussreichstes Buch, „Das personale Zeitalter“, in dem er eine Ethik personaler Verantwortung auf der Grundlage des christlichen Glaubens entwickelte.
Von 1960 bis 1980 lehrte Dietrich von Oppen das Fach Sozialethik an der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg. In dieser Zeit entstanden neben seinen und durch seine Lehrveranstaltungen zahlreiche weitere Vorträge und Publikationen über die Herausforderungen der Epochenumbrüche der Moderne für ein verantwortliches, mitmenschliches Handeln in der heutigen Welt. Diese Herausforderungen untersuchte er für eine breite Palette von Themen, die etwa von der Diakonie und Entwicklungshilfe bis hin zu den Bedrohungen für Umwelt und Frieden reichten. Auf der Suche nach Wegen in die Zukunft verfolgte er das Konzept des partnerschaftlichen Dialogs. Wichtige Grundlagen dafür boten ihm das Neue Testament, aber auch Denker wie Martin Buber. Dialogische Konzepte suchte er auch in seiner eigenen Praxis umzusetzen. In der Zeit nach 1968 führte er gemeinsam mit Studierenden „Reformseminare“ durch. Er war zeitweise Mitglied des Direktoriums der Philipps-Universität. Von 1973 bis 1976 war er auch als Ephorus für die Hessische Stipendiatenanstalt tätig. 1992 wurde ihm in Sibiu (Herrmannstadt) die Ehrendoktorwürde des Theologischen Instituts der Universität Cluj-Napoca (Klausenburg) verliehen.
Mitte der 1990er Jahre wurde von Oppens Dissertation in Marburg Gegenstand einer öffentlichen Debatte. Ein ehemaliger Hörer (Klaus Ahlheim) machte darin enthaltene NS-konforme und antisemitische Formulierungen bekannt, wie z.B.: „Aus den Ostprovinzen verjudet das Reich“ oder „Alle wirkliche Kultur wurde den Polen im Laufe ihrer Geschichte durch die Deutschen vermittelt“.[2] Von Oppen wurde das Verschweigen seiner Vergangenheit vorgeworfen und dies als Beispiel des vorherrschenden Vergangenheitsvergessens und -verschweigens in der Nachkriegsära der Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Für von Oppen erhoben sich andere Stimmen, die betonten, dass er sich in seiner Lehre und mit seiner Person unmissverständlich für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft auf der Grundlage der neuzeitlichen Freiheitsgeschichte und der auch christlich begründeten Menschenwürde eingesetzt habe.
Werke (Auswahl)
- Das personale Zeitalter. Formen und Grundlagen gesellschaftlichen Lebens im 20. Jahrhundert. (Handbücherei des Christen in der Welt, 7) Stuttgart/Gelnhausen: Burckhardhaus und Kreuz Verlag, 1960
- Die Umvolkung in Westpreußen von der Reichsgründung bis zum Weltkrieg. Unveröffentlichte Dissertation, Innsbruck 1942 (veröffentlicht 1955 in überarbeiteter Form u.d.T. „Deutsche, Polen und Kaschuben in Westpreußen 1871-1914“ in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Jg. 4, S. 157-223)
Literatur
- Siegfried Keil, Marburg: Nachruf auf Prof.D.Dr. Dietrich v.Oppen. In: Zeitschrift für Evangelische Ethik, Jg. 50 (2006), Nr. 2, S. 145-146
- Klaus Ahlheim: Geschöntes Leben. Hannover 2000
Weblinks
- Literatur von und über Dietrich von Oppen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie, erstellt von der evangelisch-theologische Fakultät der Universität Marburg
- Buchbesprechung David Landes (PDF-Datei; 84 kB)
- Kurzporträt, evangelisch-theologische Fakultät der Universität Marburg
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 444.
- ↑ Zitate bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 444.
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