Dionysios Thrax

Dionysios Thrax

Der Grammatiker Dionysios aus Alexandria mit dem Beinamen Thrax („der Thraker“) (zusammengesetzt griech. Διονύσιος ὁ Θρᾷξ Dionysios ho Thrāx) lebte vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. Er verfasste die erste griechische Grammatik, indem er die Erkenntnisse zusammentrug, die in der griechischen Welt durch Philosophen und Philologen in den vorangegangenen 400 Jahren zu Sprache und Grammatik erzielt worden waren.

In seiner „Τέχνη γραμματική“ (Technē grammatikē, „grammatische Wissenschaft“) werden zuerst die Buchstaben und Laute behandelt, dann die Flexion von Verbum und Substantiv sowie die Wortbildung. Das Buch enthält damit eine Phonologie und Morphologie des Griechischen.

So enthält z. B. Paragraph 12 das Substantiv, das in der Übersetzung von Arens (1974:23) zitiert wird: „Das Nomen ist ein kasusbildender Satzteil, welcher ein Ding, z. B. Stein, oder eine Handlung, z. B. Erziehung, bezeichnet und allgemein, z. B. Mensch, Pferd, und besonders, z. B. Sokrates, gebraucht wird. Das Nomen hat fünf verschiedene Begleiterscheinungen: Geschlecht, Art, Form, Zahl, Kasus. …“ Mit „Form“ ist die Unterscheidung zwischen Simplex, nicht abgeleitetem Wort, und Kompositum gemeint. Für „Art“ gibt er u. a. folgende Beispiele an: patronymisch, possessiv, komparativisch, superlativisch.

Bei Dionysios Thrax findet man auch das älteste ausgearbeitete Regelsystem der Metrik für Verse mit einer Klassifikation und Nomenklatur der Versfüße, die sich in der Poetik bis heute durchsetzte.

Literatur

  • Die Fragmente des Grammatikers Dionysios Thrax. Hrsg. v. Konstanze Linke. (=Sammlung griechischer und lateinischer Grammatiker, 3). de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-005753-0
  • Dionysii Thracis Ars Grammatica; qualem exemplaria vetustissima exhibent subscriptis discrepantiis et testimoniis quae in codicibus rexentioribus scholiis erotematis apud alios scriptores interpretem aremenium repreriuntur. Ed. Gustavus Uhlig. Teubner, Leipzig 1883. (griechisch-armenische Textausgabe)
  • Die Lehre des Grammatikers Dionysios (Dionysios Thrax, Tékhne grammatiké – deutsch [mit griechischem Paralleltext]). Übers. v. Wilfried Kürschner. In: Ancient grammar: Contents and contexts. Hrsg. v. Pierre Swiggers u. Alfons Wouters. (=Orbis/Supplementa, 7). Peeters, Löwen/Paris 1996, ISBN 90-6831-881-0 / ISBN 2-87723-307-3, S. 177–215
  • Die Lehre des Grammatikers Dionysios (Dionysios Thrax, Tékhne grammatiké – deutsch). In: De Tékhne Grammatiké van Dionysius Thrax: De oudste spraakkunst in het Westen. Pierre Swiggers – Alfons Wouters: Inleiding; Griekse tekst met Nederlandse vertaling en noten; Duitse vertaling (door Wilfried Kürschner); terminologisch apparaat en bibliografie. (=Orbis Linguarum, 2). Peeters, Löwen/Paris 1998, ISBN 90-6831-992-2, S. 51–72
  • Hans Arens: Sprachwissenschaft. Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart. 2 Bde. 2. Aufl. (=Fischer Athenäum Taschenbücher, 2077f). Athenäum Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1974, ISBN 3-8072-2077-1

Weblinks

 Wikisource: Dionysios Thrax – Quellen und Volltexte (Griechisch)

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