Dmytro Bortniansky

Dmytro Bortniansky
Dmitri Bortnjanskyj

Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (Дмитрий Степанович Бортнянский; im deutschsprachigen Raum auch Dimitri Bortnianski, Ukrainisch Дмитро Степанович Бортнянський - Dmytro Stepanowytsch Bortnjanskyj; * 28. Oktober 1751 in Gluchow, heute Hluchiw, Oblast Tschernihiw, Ukraine; † 28. Septemberjul./ 10. Oktober 1825greg. in Sankt Petersburg) war ein hauptsächlich in Russland wirkender ukrainischer Komponist mit großem Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert.

Bortnjanski wurde in Gluchow im Gouvernement Tschernigow geboren. Im Alter von sieben Jahren kam er als Chorknabe an die Hofsängerkapelle nach Sankt Petersburg. Er wurde Schüler von Baldassare Galuppi, der den kaiserlichen Hofchor von 1765 bis 1768 leitete. 1769 folgte Bortnjanski Galuppi nach Italien. Hier hatte er großen Erfolg als Opernkomponist mit Creonte (Venedig, 1776); Quinto Fabio (Modena, 1778); und Alcide (Venedig, 1778).

Bortnjanski kehrte 1779 nach St. Petersburg zurück und wurde 1796 von Zar Paul I. zum Direktor der Hofsängerkapelle und zum Staatsrat ernannt. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Hofchor zu einem Ensemble von europäischem Rang. 1814 erhielt Bortnjanski den Auftrag, eine offizielle Version der Johannes Chrysostomos-Liturgie für russisch-orthodoxe Gottesdienste im gesamten russischen Reich zu schreiben. In seinem kirchenmusikalischen Werk (über 100 Motetten, Kantaten und liturgische Stücke) verband Bortnjanskyi russische und westliche Elemente in einem polyphonen Stil, wie er ihn in Italien kennengelernt hatte. Bortnjanskyi komponierte auch Kammermusik und Klaviersonaten.

Bortnjanski sprach Ukrainisch, Russisch, Italienisch, Französisch, und Deutsch. 1882 gab Tschaikowski eine Gesamtausgabe der geistlichen Werke Bortnjanskis in 10 Bänden heraus.

Bortnjanski starb am 28. September 1825 und ist auf dem Friedhof des Alexander-Newski-Klosters in St. Petersburg begraben.

Auch wenn seine Tonsprache in Russland später als „italienisch“ kritisiert wurde und als überholt galt, ist sie bis heute beliebt, weil sie besonders zugänglich und emotional ansprechend ist.

Bortnjanskis Wirkung in Deutschland

Bortnjanskis große Beliebtheit im Deutschland des 19. Jahrhunderts beruht vor allem auf der Wirkung, die seine Musik auf den preußischen König Friedrich Wilhelm III. hatte. Dieser setzte sich dafür ein, dass liturgische Stücke der preußischen Agende von 1829 nach Modellen Bortnjanskis vertont wurden. Weitere Werke Bortnjanskis, seine Große Doxologie und Du Hirte Israels, höre (August Neithardts Bearbeitung des Ige Herouvimy mit deutscher Textunterlegung) erhielten bald einen festen Platz im Repertoire des 1843 nach St. Petersburger Vorbild reorganisierten Staats- und Domchores zu Berlin sowie der bürgerlichen Kirchenchöre und Gesangvereine.

Die größte (und bis heute andauernde) Nachwirkung jedoch hatte die Einfügung einer Melodie Bortnjanskis in das Militärmusik-Ritual des Großen Zapfenstreiches. Bortnjanski hatte die Melodie ursprünglich für ein von Michail Matwejewitsch Cheraskow (1733-1807) gedichtetes Freimaurer-Lied (Коль славенKol slawen, deutsch: Wie ruhmreich ist unser Herr in Zion) geschrieben. Das Lied wurde schnell zu einer "inoffizielle[n] Hymne" Russlands (Isabelle de Keghel) und häufig bei offiziellen Anlässen gespielt; von 1857 bis zur Oktoberrevolution 1917 erklang es täglich vom Carillon im Erlöser-Turm des Moskauer Kremls. Durch Johannes Evangelista Goßner und Johann Heinrich Tscherlitzky war diese Melodie um 1824 der Choralstrophe Ich bete an die Macht der Liebe von Gerhard Tersteegen unterlegt worden.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dmytro Bortnjanskyj — Dmitri Bortnjanskyj Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (Дмитрий Степанович Бортнянский; im deutschsprachigen Raum auch Dimitri Bortnianski, Ukrainisch Дмитро Степанович Бортнянський Dmytro Stepanowytsch Bortnjanskyj; * 28. Oktober 1751 in Gluchow,… …   Deutsch Wikipedia

  • Dmitry Bortniansky — Dmitry Stepanovich Bortniansky (Ukrainian: Дмитро Степанович Бортнянський, Dmytro Stepanovych Bortnians’kyi; Russian: Дмитрий Степанович Бортнянский, Dmitrij Stepanovič Bortnjanskij; also referred to as Dmitry or Dmitri Bortnyansky; 28 October… …   Wikipedia

  • Dmitri Bortniansky — Saltar a navegación, búsqueda Dmytro Bortniansky Retrato de Bortiniansky …   Wikipedia Español

  • Dimitri Bortniansky — Dmitri Bortnjanskyj Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (Дмитрий Степанович Бортнянский; im deutschsprachigen Raum auch Dimitri Bortnianski, Ukrainisch Дмитро Степанович Бортнянський Dmytro Stepanowytsch Bortnjanskyj; * 28. Oktober 1751 in Gluchow,… …   Deutsch Wikipedia

  • Dmitri Bortnianski — Dmitri Stepanovich Bortnianski (Дмитро Степанович Бортнянський, Дмитрий Степанович Бортнянский) est né le 28 octobre 1751 et mort le 10 octobre 1825 était un compositeur ukrainien, actif principalement en Russie …   Wikipédia en Français

  • Ukrainians in Russia — Infobox Ethnic group group = Ukrainians in Russia caption = S. Korolyov • L. Pavlichenko • I. Lagutenko • Taras Shevchenko A. Dovzhenko • A. Akhmatova • N. Gogol • Dmytro Bortniansky poptime = In the 2002 Russian census, 2,942,961 identified… …   Wikipedia

  • Russian opera — A Russian Warrior, Bilibin s costume design for Borodin s Prince Igor , 1930) Russian opera (Russian: Русская опера) is the art of opera in Russia. Operas by composers of Russian origin, written or staged outside of Russia, also belong to this… …   Wikipedia

  • Music of Ukraine — Ukraine is a multi ethnic Eastern European state situated north of the Black Sea, previously part of the Soviet Union. Many of its ethnic groups living within Ukraine have their own unique musical traditions and some have developed specific… …   Wikipedia

  • List of Ukrainians — This is a partial list of famous or notable Ukrainian people. Academics Biologists/Physicians*Mykola Amosiv *Oleksandr Bohomolets *Tatiana Davydiva *Theodosius Dobzhansky *Katherine Esau *Volodymyr Filativ *Waldemar Haffkine *Dmytro Ivanovski… …   Wikipedia

  • Großer Zapfenstreich — The de. Großer Zapfenstreich ( Grand Tattoo ) is a military ceremony performed in Germany and Austria. It is similar to the military tattoo ceremony carried out in English speaking countries, and is the most important ceremonial act executed by… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”