Domäne Dahlem

Domäne Dahlem
Domäne Dahlem, 2009
Domäne Dahlem gegenüber dem
U-Bahnhof Dahlem-Dorf
Hof der Domäne Dahlem

Das Freilichtmuseum Domäne Dahlem ist das historische Rittergut des ehemaligen Dorfes Dahlem und heute als Stiftung Domäne Dahlem das Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur mit ökologischem Schwerpunkt im Südwesten Berlins.

Inhaltsverzeichnis

Vom Acker zum Vorort

Nach dem Tod des letzten Gutsbesitzers Carl Friedrich von Beyme im Jahr 1838 verkaufte seine Tochter Charlotte Gerlach das Dorf Dahlem 1841 an den preußischen Domänenfiskus. Dahlem war nun eine Staatsdomäne geworden.

Umwandlung und Aufteilung

Erste Pläne zur gewinnträchtigeren Verwertung der Ländereien gab es bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts; sie wurden jedoch unter anderem von Otto von Camphausen abgewehrt.

Zum Ende des Jahrhunderts wurden die Vorstellungen angesichts der rasch gewachsenen Großstadt wieder aktuell. Die erste Ansiedlung war der vom heutigen Kleistpark verlegte Botanische Garten.[1]

Um 1901 begann man dann, die nahe der Hauptstadt liegenden riesigen Acker-, Weide- und Waldflächen systematisch in Bauland umzuwandeln. Dabei sollte ein Teil für öffentliche Aufgaben – vor allem Wissenschaft und Forschung – genutzt werden, ein anderer Teil als Villengrundstücke an Privatpersonen verkauft werden. Das umgewandelte Gebiet begann im Nordosten am heutigen Breitenbachplatz, entlang der Straße Unter den Eichen ging es bis an das Gebiet des Dorfes Zehlendorf; im Westen und Nordwesten wurden auch Teile des Königlichen Forstes Grunewald in das Bauland einbezogen, das nahtlos in die bestehende und erfolgreiche Villenkolonie Grunewald überging.[2] Zwecks Steigerung des Immobilienwertes durch gute Anbindung an Berlin wurde eigens eine Bahnlinie gebaut (heute U3). Die neu angelegten Straßen erhielten ihre Namen nach preußischen Ministern (Landwirtschaft, Finanzen, Inneres) und Forstbeamten. Die Aufteilungskommission unter ihren Vorsitzenden Thiel, Brümmer und Adolf von Harnack verewigte sich auch selbst auf den Straßenschildern; letzterer wurde allerdings als Präsident der auf seinen Vorschlag hin gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) geehrt.

Vorgesehen war, dass die naturwissenschaftlichen Einrichtungen der philosophischen Fakultät der Universität, die in Berlin-Mitte unter drangvoller Enge litten, hier einen neuen Standort erhalten sollten. Der Beginn des Ersten Weltkriegs machte dies zunichte. Erst durch ganz andere Entwicklungen kam es fast 40 Jahre später nach dem Zweiten Weltkrieg hier mit der Freien Universität zum vorgesehenen Wissenschaftszentrum. Zu den Einrichtungen, die noch wie geplant entstanden, gehören Institute der KWG (Van’t-Hoff-Straße) oder das Staatsarchiv, mehrere Forschungseinrichtungen für Garten- und Landwirtschaft sowie das Asiatische Museum.

Zwischenzeitlich wurde nach und nach das Museumszentrum Dahlem (im weiteren Sinn) aufgebaut, insbesondere weil im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges das alte Museumszentrum auf der Museumsinsel für West-Berlin nicht mehr zugänglich war. Teilweise wurden Einrichtungen mittlerweile zum Kulturforum verlegt (Gemäldegalerie); die weitgehende Rückverlagerung in die Innenstadt zum Humboldt-Forum ist vorgesehen.

Landwirtschaftlicher Betrieb

Der landwirtschaftliche Betrieb der Domäne wurde auch nach Beginn der Parzellierung trotz schrumpfender Fläche aufrechterhalten. Der verbleibende Wirtschaftsbetrieb – das heutige Museum – liegt an der Königin-Luise-Straße. Die Straße erhielt den Namen nach dem in der Nähe befindlichen Luisenstift.

Heutige Nutzung und Museum

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände teilweise durch die Freie Universität Berlin genutzt. Mit der Schließung der West-Berliner Stadtgüter drohte auch der Restfläche der Domäne Dahlem die Bebauung. Daraufhin gründete sich die Bürgerinitiative „Freunde der Domäne Dahlem e. V.“, die die Idee eines volkskundlich geprägten Freilichtmuseums mit Erfolg umzusetzen wusste. Erster Vorsitzender war Martin Quilisch.

Das Museum etablierte sich zunächst durch berlinweit ausstrahlende Marktfeste wie das „Erntefest“ oder die „Adventsmärkte“. 1995 wechselte die Trägerschaft zur Stiftung Stadtmuseum Berlin. Heute ist das Freilichtmuseum Domäne Dahlem eine selbstständige Stiftung bürgerlichen Rechts. Das Museum zeigt anregende Ausstellungen zur landwirtschaftlichen und Ernährungsthemen. Im Museum zu sehen ist unter anderem ein Kaufmannsladen und eine Fleischerei aus den 1920er Jahren sowie ein Labor des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zum Thema „Als der Verbraucherschutz laufen lernte“. Das Landgut ist ein anerkannter Bioland-Betrieb und Deutschlands einziger Bauernhof mit U-Bahn-Anschluss: An der Station Dahlem-Dorf fahren die Züge der Linie U3, die zwischen Nollendorfplatz und Krumme Lanke verkehren.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Am 26. Juni 1897 stimmte der Preußische Landtag dem Projekt zu.
  2. Thorsten Scheer, Josef Paul Kleihues, Paul Kahlfeldt (Hrsg.): Stadt der Architektur der Stadt – Bauen in Berlin 1900–2000. Aufsatzband (Großformat), Nicolai, Berlin 2000, ISBN 3-87584-017-8, S. 57 (Grenzen der Domäne und Bebauungsplan; 1909).
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