Domäne Achalm

Domäne Achalm
Achalm
Der nachgebaute Bergfried der ehemaligen Burg Achalm

Der nachgebaute Bergfried der ehemaligen Burg Achalm

Höhe 707 m ü. NN
Lage Reutlingen, Baden-Württemberg
Gebirge Schwäbische Alb
Geographische Lage 48° 29′ 39″ N, 9° 14′ 38″ O48.4941666666679.2438888888889707Koordinaten: 48° 29′ 39″ N, 9° 14′ 38″ O
Achalm (Baden-Württemberg)
DEC
Achalm
Typ Zeugenberg
Gestein Malm (weißer Jura)

Die Achalm (707 m ü. NN), der „Hausberg“ der Stadt Reutlingen, Baden-Württemberg ist ein Zeugenberg des nördlichen Vorlandes der Schwäbischen Alb in Südwestdeutschland. Auf dessen Gipfel befinden sich spärliche Reste der Fundamentgemäuer der gleichnamigen mittelalterlichen Burg Achalm, dem ehemaligen Herrensitz des ausgestorbenen Adelsgeschlechts der Grafen von Achalm, mit einem 1838 als nachgebautem Bergfried errichteten Aussichtsturm, der einen Rundblick über Reutlingen, Eningen, Pfullingen, das nördliche Albvorland und den Nordrand der Schwäbischen Alb – den Albtrauf – bietet. Man sieht ferner Tübingen, den Schönbuch und – bei klarer Sicht – bis zur Hornisgrinde im nördlichen Schwarzwald.

Die Ostflanke der Achalm liegt auf der Gemarkung von Eningen unter Achalm, einer unmittelbaren Nachbargemeinde Reutlingens.

Als so genannter Zeugenberg (geologisches Zeugnis/Beleg über die vorgeschichtliche Ausdehnung des Weißjura ablegend) mutet die Achalm mit ihrer charakteristischen Kegelform ähnlich wie der 105 m niedrigere, etwa 2,5 km südwestlich gelegene Georgenberg an wie ein erloschener Vulkan. Anders als der Georgenberg ist die Achalm jedoch nicht vulkanischen Ursprungs, sondern besteht wie die etwa 4 km entfernten östlich gelegenen Ausläufer der Schwäbischen Alb aus braunem und weißem Jura.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft und -Ableitung

Der Legende nach soll der Name des Berges bzw. der vormaligen Burg auf die letzten Worte des in Folge eines Mordanschlags tödlich getroffenen Burgherrn Graf Egino zurückgehen. In seinem Todeskampf seien dessen letzte Worte „Ach Allm…“ gewesen, wobei er den gemeinten Ausruf „Ach Allmächtiger!“ aufgrund des eintretenden Todes nicht mehr habe aussprechen können. Diese Legende wurde vom Romantik-Dichter Ludwig Uhland in der elften Strophe der BalladeDie Schlacht bei Reutlingen[1] aufgegriffen, wobei Uhland im Hauptkontext seiner Ballade den etwa 200 Jahre später – Mitte des 13. Jahrhunderts – erfolgten Überfall auf die Reichsstadt Reutlingen durch das Ritterheer Graf Ulrichs von Württemberg beschrieb.

Wahrscheinlicher dürfte allerdings die Annahme sein, dass der Name vom altdeutschen Begriff Ache (Bach) an der Alm (Bergweide) herrührt.

Umgangssprachlich wird von der einheimischen Bevölkerung oftmals die schwäbische Abkürzung Achl für die Achalm verwendet.

Geschichte der Burg und der Domäne Achalm

Blick nach Norden über Pfullingen auf die Achalm (knapp unterhalb des rechten Horizonts), vom südwestlich gelegenen Schönbergturm aus gesehen. Am linken Bildrand der etwas niedrigere Georgenberg (Fotografie April 2007)

Von der im 11. Jahrhundert auf der Achalm von den Grafen Egino und Rudolf erbauten Burg sind nur noch wenige Mauerreste und der um 1838 wiederaufgebaute Bergfried erhalten. Die Burg zerfiel bereits im 15. Jahrhundert, aber bis zum 17. Jahrhundert wurden noch einzelne Gebäude bewohnt.

Während des Dreißigjährigen Krieges berief sich Erzherzogin Claudia von Tirol (Claudia de Medici) auf ihre Rechte an der "Pfandschaft Achalm" und beanspruchte etwa 30 württembergische Dörfer. Vom Schloss Pfullingen aus ließ sie diese Besitzungen verwalten. Im Auftrag der erzherzoglichen Regierung in Innsbruck demolierte der Pfullinger Verwalter Andreas Hildebrand im Mai 1645 die Burg Achalm, um eine Eroberung durch Soldaten des Herzogs Bernhard von Weimar zu verhindern. Das einzige erhaltene Gebäude, ein Wohnbau über dem Tor, wurde durch Brandstiftung im August 1646 völlig zerstört. Erst im Westfälischen Frieden erhielt Herzog Eberhard III. von Württemberg das Gebiet der "Pfandschaft Achalm" zurück. Nach dem Ende des Krieges kam es zur endgültigen Schleifung der Burggemäuer; zudem wurden sehr viele Steine als Baumaterial für Stadthäuser verwendet.

Am Abhang der Achalm blieb ein Hof bestehen, der von Herzog Eberhard III. 1650 als Melkerei eingerichtet wurde. Im 18. Jahrhundert kam die Achalm in den Besitz von Privatleuten.

König Wilhelm I. von Württemberg kaufte 1822 das Gut von den privaten Eigentümern und ließ auf der Achalm eine Schaf- und Ziegenzucht aufbauen. Später wurde die Hofdomänenkammer, die als Behörde für die Verwaltung des Privatvermögens der königlichen Familie zuständig war, mit der Verwaltung der Domäne Achalm beauftragt und ließ sie durch einen angestellten Verwalter bewirtschaften. Auf der Achalm wurde hochwertige Wolle erzeugt. Seit 1909 wurde die Domäne an einen Pächter verpachtet, aber die Ertragslage auf dem kargen Berg gestaltete sich schwierig, obwohl der Pächter auch eine Gaststätte betrieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss sich Philipp II. Albrecht Herzog von Württemberg zum Verkauf der Domäne. Da Verhandlungen mit der Stadt Reutlingen scheiterten, veräußerte die Hofkammer des Hauses Württemberg die Achalm im Jahr 1950 an den Schafhalter Theo Hausch. Es gelang jedoch der Stadt, den neuen Besitzer zur Abtretung des etwas unterhalb des Bergfrieds gelegenen Scheibengipfels zusammen mit der Burgruine zu bewegen. Heute wird auf dem Scheibengipfel vor dem eigentlichen Bergkegel der Achalm auch ein Hotel betrieben. Der größte Teil der Achalm gehört auch heute noch der Familie Hausch.

Die Achalm gehört seither mit ihrem größten Teil zu Reutlingen und gilt wie die Marienkirche oder das Tübinger Tor als eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt.

Persönlichkeiten

  • Ludwig Finckh, Schriftsteller und Dichter, wurde 1964 auf halber Höhe zum Gipfel beigesetzt.
  • HAP Grieshaber, bildender Künstler, expressionistischer Grafiker und Holzschneider lebte ab 1947 bis zu seinem Tod 1981 an der Ostflanke der Achalm.

Anmerkungen, Belegstellen

  1. Ludwig Uhland: Die Schlacht bei Reutlingen (Ballade) [1]

Literatur

  • Eberhard Fritz: Das Hofgut Achalm im Besitz des Hauses Württemberg. In: Reutlinger Geschichtsblätter. 45, 2006, S. 139–172. 

Weblinks


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