- Donauwalzer
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Der Donauwalzer wurde von Johann Baptist Strauss im Jahre 1867 komponiert. Der eigentliche Titel des Walzers lautet An der schönen blauen Donau und ausgespielt dauert er etwa neun Minuten. Heute ist der Donauwalzer fixer Bestandteil und Höhepunkt der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker, obwohl er nie Bestandteil des offiziellen Programms ist und immer als Zugabe (wie der Radetzkymarsch) gespielt wird. Der Walzer wird traditionellerweise auch zu jedem Jahreswechsel im österreichischen Hörfunk (Auf allen Programmen des ORF einschließlich des Jugendsenders FM4) und im Fernsehen kurz nach Mitternacht - nach dem Geläute der Pummerin - gesendet. Er gilt in Österreich als die heimliche Hymne neben einigen anderen. Schon Eduard Hanslick († 1904) nannte es „ein patriotisches Volkslied ohne Worte.“
Der Walzer wurde ursprünglich als Chorwalzer für den Wiener Männergesangverein komponiert und am 13. Februar 1867 in Nikolaus Dumbas Palais Dumba uraufgeführt. Im Jahr davor fand der Krieg zwischen Preußen und Österreich mit der von Österreich verlorenen Schlacht von Königgrätz statt und viele Bälle in der Faschingszeit wurden abgesagt. Der Männergesangverein ersetzte seinen Narrenabend durch eine Liedertafel und ersuchte Strauss um einen Walzer dafür, seinen ersten Vokalwalzer. Der Text hatte parodistischen Charakter mit zeitkritischer Satire. Es war zunächst nur ein mäßiger Achtungserfolg. Johann Strauss soll nach der Aufführung geäußert haben:
- "Den Walzer mag der Teufel holen, nur um die Coda tut's mir leid - der hätt' ich einen Erfolg gewünscht."
Der ursprüngliche Text von Josef Weyl, dem Vereinsdichter des Wiener Männergesangvereins, lautete (in der Fassung der Uraufführung, Ausschnitten, B=Bässe, T=Tenöre):
- B: Wiener, seid froh ...
- T: Oho, wieso?
- B: No-so bli-ickt nur um -
- T: I bitt, warum?
- B: Ein Schimmer des Lichts ...
- T: Wir seh'n noch nichts!
- B: Ei, Fasching ist da!
- T: Ach so, na ja!
- B: Drum trotzet der Zeit ...
- T: (kläglich): O Gott, die Zeit ...
- B: Der Trübseligkeit.
- T: Ah! Das wär' g'scheit!
Was nutzt das Bedauern,
das Trauern,
Drum froh und lustig seid!
Als Strauss später im Jahre 1867 bei der Weltausstellung in Paris auftrat und dringend neue Kompositionen benötigte, erinnerte er sich an den Chorwalzer und verfasste rasch eine rein instrumentale Version des Walzers. In dieser Form und unter dem Namen "Le beau Danube bleu" wurde das Stück sofort zu einem großen Erfolg.
Der Donauwalzer wird heute zumeist als reiner Orchesterwalzer aufgeführt; seit 1890 wird allerdings gelegentlich auch der unterlegte Text „Donau so blau“ von Franz von Gernerth dazu gesungen.
Es ist nicht geklärt, wenngleich wahrscheinlich, dass sich Strauss bei der originalen Benennung des Stücks auf das Gedicht des ungarischen Dichters Karl Isidor Beck bezog, das die Textpassage An der schönen blauen Donau enthält, die sich aber nicht auf Wien bezog, sondern auf Baja, den Geburtsort Becks. Baja liegt an der „blauen“ Donau, wobei eine Abgrenzung zu der in der Nähe befindlichen Theiß, die als „blond“ beschrieben wird, vorgenommen wird.
Der Donauwalzer war das letzte Stück, das das Bordorchester im Speisesaal der Ersten Klasse während des letzten Mittagessens auf dem englischen Luxusdampfer Lusitania vollenden konnte, bevor dieser am 7. Mai 1915 von einem deutschen U-Boot vor der irischen Küste versenkt wurde.
Sehr bekannt ist der Donauwalzer auch durch die Verwendung in Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum geworden. In Neuseeland wird er als Kennmelodie des Verkehrsfunk verwendet und für den Küstenfunk Uruguays. Und innerchinesische Fluglinien spielten ihn als Beruhigung bei der Landung.
Am 29. April 1945, anlässlich der Proklamation der Unabhängigkeit Österreichs wurde in Ermangelung einer anderen Hymne vor dem Parlament der Donauwalzer intoniert. Ebenso wurde er bei den ersten Spielen der österreichischen Fußballnationalmannschaft nach dem 2. Weltkrieg als Ersatz der Nationalhymne gespielt. Er gilt auch heute als die heimliche Hymne neben dem Radetzkymarsch, O Du mein Österreich!, dem viel moderneren I am from Austria und einigen anderen. Angeblich soll Jacques Offenbach die erste Noten-Linie geschrieben und damit das Thema „erfunden“ haben.
Eine Reihe von Komponisten und Pianisten um die Jahrhundertwende wie Moriz Rosenthal, aber auch später noch (György Cziffra), haben hochvirtuose Konzertparaphrasen über das Werk geschrieben. Die bekannteste stammt von Adolf Schulz-Evler.
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