Donnerkreuz

Donnerkreuz

Donnerkreuz (lett.: Pērkonkrusts) war eine lettische radikal-nationalistische politische Partei der 1930er Jahre.

Das Donnerkreuz war die Nachfolgeorganisation der 1932 von Gustavs Celmiņš gegründeten faschistischen Bewegung „Feuerkreuz“ (Ugunskrusts), die von der lettischen Regierung verboten worden war.

Inhaltsverzeichnis

Ideologie

Mit seinem Wahlspruch „Lettland den Letten“ forderte das Donnerkreuz, die gesamte politische und ökonomische Kontrolle ihres Landes nur noch von gebürtigen Letten ausüben zu lassen und die verfassungsmäßig festgeschriebene kulturelle Eigenständigkeit nationaler Minderheiten aufzuheben. Das Donnerkreuz schlug in seiner Verherrlichung Lettlands und seinem nationalen Reinheitswahn sogar die Einführung einer eigenen lettischen Religion vor. Trotz ihrer ländlich geprägten Einstellung erhielt die Partei in städtischen Gebieten die größte Unterstützung, besonders von Studenten. Die Perkonkrusts-Propaganda zog sowohl über gesellschaftliche Minderheiten her, denen die feindliche Übernahme der lettischen Wirtschaft unterstellt wurde, als auch über die Politiker im lettischen Parlament, die allesamt der Korruption beschuldigt wurden. Bis 1934 zählte das Donnerkreuz schätzungsweise zwischen 5.000 und 6.000 Mitglieder. Das Donnerkreuz war nicht nur minderheitenfeindlich und rigoros antisemitisch, sondern auch deutschfeindlich motiviert. Die Bewegung verwendete eine Abwandlung des Hitlergrußes mit der lettischen Parole Cinai sveiks („Kampf Heil“). Das Hakenkreuz war Parteisymbol, die Parteiuniform bestand aus einem grauen Hemd mit schwarzem Barett.

Geschichte

Der lettische Präsident und Vorsitzende der Landwirtschaftspartei Kārlis Ulmanis regte im Oktober 1933 eine Verfassungsreform an in der Absicht, die politische Linke zu schwächen. Tatsächlich wurden im November sieben kommunistische Abgeordnete festgenommen, während Donnerkreuz-Politiker unbehelligt blieben. Ulmanis nutzte die politischen Unruhen, die aufgrund faschistischer Bestrebungen und der vorherrschenden Wirtschaftskrise ausgebrochen waren und inszenierte im Mai 1934 einen unblutigen Putsch, dem ein Verbot nicht nur der Kommunistischen Partei und des Donnerkreuzes, sondern gleich aller Parteien in der Saeima folgte. Ulmanis' autoritärer Staat stützte sich im Wesentlichen auf die Bürokratie, das Militär und die paramilitärische Schutzwehr Aizsargi. Nach dem Staatsstreich wurde der Donnerkreuz-Führer Celmiņš für drei Jahre eingesperrt und anschließend aus Lettland verbannt. Obwohl das Donnerkreuz nach 1934 offiziell nicht mehr existierte, brach die Partei nicht vollständig auseinander.

Mit dem geheimen Zusatzprotokoll des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes geriet Lettland 1939 in die Interessensphäre der Sowjetunion. Als im Zuge des sowjetisch-lettischen Beistandsabkommens sowjetische Militärstützpunkte in Lettland eingerichtet wurden, beteiligten sich ehemalige Donnerkreuzler an deutschen Spionageaktionen gegen die Rote Armee. Als Lettland im Zweiten Weltkrieg 1941 durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde, strebte Pērkonkrusts eine Neugründung an, jedoch waren die neuen Machthaber gegenüber den lettischen Extrem-Nationalisten genauso misstrauisch wie Ulmanis und bestätigten bald darauf das Parteiverbot. Einige frühere Donnerkreuz-Mitglieder blieben ihrer deutschfeindlichen Haltung treu und unterstützten Widerstandsgruppen gegen die deutschen Besatzer. Etliche andere kollaborierten mit den Deutschen. Gemeinsam mit ehemaligen Einheiten der Aissargen, der lettischen Polizei und der Armee bildeten sie „Heimwehren“ für die Nazis, um in deren Auftrag die Bevölkerung zu terrorisieren und Juden und Sowjet-Sympathisanten aufzuspüren, festzunehmen und zu ermorden. 1941 forderte der zum NS-Schergen gewandelte Gustavs Celmiņš dazu auf, einer „Sicherheitstruppe“ unter der Führung des Polizeichefs von Riga, Victors Arājs beizutreten. Allein in ihrer ersten Woche brannte die berüchtigte Miliz, die später als „Kommando Arajs“ bekannt wurde, in Riga eine Synagoge samt ihrer Insassen nieder und ermordete über 2.000 Juden und Kommunisten.

Wiedergründung

Das Donnerkreuz wurde in den 1990er Jahren als rechtsextreme politische Bewegung wiedergründet mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen und ein „lettisches Lettland“ zu errichten. Seither gab es insgesamt drei Bombenanschläge auf das Siegesdenkmal der Roten Armee in Riga, getroffen wurde aber nur eine Wasserleitung. Zwar wurden im Jahre 2000 die führenden Köpfe der Donnerkreuz-Organisation festgenommen, jedoch sprachen die Gerichte – wenn überhaupt – nur milde Urteile gegen sie aus.

Siehe auch

Literatur

  • R.J. Crampton: Eastern Europe and the Twentieth Century—and After. Routledge Taylor and Francis Group, London 1994.
  • Pabriks, Artis & Aldis Purs: Latvia: The Challenges of Change. Routledge Taylor and Francis Group, London 2001.
  • Georg von Rauch: The Baltic States: The Years of Independence, Estonia, Latvia, Lithuania, 1917–1940. C. Hurst & Company, London 1974.

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