Doppelgänger

Doppelgänger
Rudolph Moshammer (Original)
Rudolph Moshammer (Doppelgänger)

Ein Doppelgänger ist eine Person, die einer bestimmten anderen Person im Aussehen so stark ähnelt, dass es zu Verwechslungen ihrer Identität kommen kann.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Die Brüder Grimm schreiben zu diesem Begriff in ihrem Deutschen Wörterbuch unter anderem: "doppelgänger, auch wol doppeltgänger, m. jemand von dem man wähnt er könne sich zu gleicher zeit an zwei verschiedenen orten zeigen."[3] Das deutsche Wort „Doppelgänger“ wird auch in vielen anderen Sprachen verwendet, z. B. im Englischen, Französischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen, aber auch im Thai, Chinesischen und im Russischen, zurückzuführen auf die weltweite Wirkung der deutschen Romantik.

Unterscheidung

Begrifflich zu unterscheiden ist der Doppelgänger vom Double. Während das Double der Versuch einer gezielten Kopie der äußeren Erscheinung eines Menschen (auch unter Zuhilfenahme von Masken etc.) ist, ist ein Doppelgänger ein Mensch, der einem anderen von Natur aus zum Verwechseln ähnlich sieht, so dass es tatsächlich zu Zweifeln an seiner Identität kommen kann (was bei einem Double nicht möglich ist). In der Natur kommen Doppelgänger in Gestalt eineiiger Zwillinge vor. Politiker und Schauspieler verwenden Doubles gelegentlich aus Sicherheits- und Zeitgründen, so seinerzeit der irakische Staatspräsident und Premierminister Saddam Hussein. Über Doppelgänger weiterer Politiker wird immer wieder spekuliert. Stuntmen spielen als Doubles eines Darstellers körperlich gefährliche Filmszenen. Körperdoubles springen z. B. auch bei Nacktszenen ein. Gelegentlich werden Doubles bei Firmenevents als Blickfang und „prominente Gäste“ eingesetzt oder spielen in Werbefilmen mit.

Kunst

Das Doppelgängermotiv war ein häufiges Motiv in bildender Kunst und Literatur, besonders der Romantik. Bekannte Beispiele sind die Novelle Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson oder der Roman Die Elixiere des Teufels von E. T. A. Hoffmann sowie das Kunstlied Der Doppelgänger von Franz Schubert oder Theodor Storms Kurzgeschichte "Ein Doppelgänger".[4] Der Doppelgänger wird in der Romantik meist mit dem Verlust der eigenen Identität assoziiert und beschreibt daher eine zentrale Angst der bürgerlichen Gesellschaft. Diese Angst vor der Ent-Individualisierung findet ihre Fortsetzung in den Werken von Edgar Allan Poe und Franz Kafka, die ebenfalls das Doppelgängermotiv mehrmals aufgreifen. In letzter Zeit findet dieses Motiv wieder verstärkt im Film Verwendung: künstlich erzeugte Personen (Androiden), Personen, die ihr Aussehen verändern können (Gestaltwandler), und solche, die in einer Computerwelt leben. In der Vergangenheit besonders häufig im deutschen Expressionismus und Film noir.

Das Interesse der Kunst im Doppelgängermotiv hat philosophische und psychologische Hintergründe. Es kann hier leicht durch bekannte Phänomene der Realität in die Fantasie übergegangen werden. So lässt sich ein Doppelgänger durch ähnliches Aussehen, ähnliche Angewohnheiten oder etwa eine ähnliche Stimme finden (siehe auch Synchronsprecher). Diese Ähnlichkeiten beeinflussen unsere Wahrnehmung. Ganz leicht werden Emotionen wachgerufen, was wiederum die Aufnahme von Fiktivem erweitert. Philosophisch stellt sich die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen.

Weiteres Vorkommen

  • In vielen Kulturen und Religionen spielen doppelgängerartige Wesen eine wichtige Rolle. In der Form einer Schutzgottheit gilt es als Ebenbild des Menschen in Pflanzen- oder Tiergestalt; Mensch und Gott sind hier stark verbunden. So in der westafrikanischen Religion der Akan und in der nordamerikanischen Aztekenkultur (Gott: Nagual).
  • In der Radiästhesie (auch „Geopathologie“) gilt der Doppelgänger (bioplasmatischer Körper/Fluidalkörper/Ätherkörper) als energetische Erscheinungsform des Menschen, die Krankheiten wahrnimmt, bevor sie messbar werden.
  • Bei der dissoziativen Identitätsstörung (oft mit Schizophrenie verwechselt) bilden sich mehrere Teilpersonen aus einer heraus, wobei der Begriff des Doppelgängers fallen kann.
  • Wer das seltene Capgras-Syndrom hat, glaubt, jemand aus dem engen Familienkreis sei durch einen Doppelgänger ersetzt.
  • In Psychoanalyse und Psychologie ist der Begriff des Doppelgängers meist negativ belegt. Sigmund Freud spricht vom Doppelgänger als dem „verdrängten Anteil im Ich“. C. G. Jung spricht vom „dunklen Doppelgänger“, (vergl. Archetypus).
  • Rudolf Steiner spricht davon, dass es mehrere Doppelgänger, auch selbst erschaffene, geben kann.
  • Der Begriff des Doppelgängers wird verstärkt mit dem Begriff des Klonens in Zusammenhang gebracht.
  • Es gibt Doppelungen in allen Bereichen der Wissenschaft, Kunst und Religion. Diese stehen zwar nicht direkt mit dem Begriff Doppelgänger in Zusammenhang, lassen sich aber teilweise ähnlich deuten. So zum Beispiel in der Musik eine Doppelfuge, in der zwei Themen verarbeitet sind. Der Dualismus in der Philosophie beschreibt Gegensätze in der Natur.
  • Die Verwendung dieses deutschen Begriffs im Englischen ist oft deutlich mit Gefahr und Bedrohung belegt und wird häufig, auch in der Umgangssprache (dann aber oft ironisch gemeint), mit evil twin (dt. der bösartige Zwilling) gleichgesetzt.

Siehe auch

Literatur

  • Bär, Gerald: Das Motiv des Doppelgängers als Spaltungsphantasie in der Literatur und im deutschen Stummfilm. Editions Rodopi, 2005
  • Forderer, Christof: Ich-Eklipsen. Doppelgänger in der Literatur seit 1800. Verlag J.B. Metzler, 1999

Einzelnachweise

  1. Knaurs Deutsches Wörterbuch, Lexikographisches Institut München, 1985, Seite 279
  2. zeno.org
  3. urts55.uni-trier.de
  4. zeno.org

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