- Dorfkirche Bohnsdorf
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Die Dorfkirche Bohnsdorf befindet sich auf dem Dorfplatz im Berliner Ortsteil Bohnsdorf im Bezirk Treptow-Köpenick als Bestandteil eines historischen Dorfangers. Sie wurde anstelle eines Vorgängergebäudes in den Jahren 1755 bis 1757 in barocker Ausführung nach einem Entwurf von Abraham Lehmann errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Bohnsdorf war ein altes Bauerndorf auf dem Teltow, das im Landbuch Kaiser Karl IV. erstmals amtlich erwähnt wurde. Das Register des Bischofs von Brandenburg vom Jahr 1527 beschreibt erstmals einen Kirchenbau in Bohnsdorf, allerdings gibt es schon 1450 durch Nennung von zwei Pfarr- und einer Kirchenhufe in einem Abgabenverzeichnis einen recht eindeutigen Hinweis, dass schon zu dieser Zeit eine Kirche am Dorfplatz gestanden haben muss. Über lange Zeit wurde dann die Bohnsdorfer Kirche als Filiale der Gemeinde Waltersdorf geführt. Die Pfarrer kamen von dort zu Gottesdiensten angereist.
Um das Jahr 1750 war die Kirche sehr baufällig und für die damaligen Verhältnisse – durch Ansiedlung von Kolonisten in Bohnsdorf und Grünau – zu klein geworden. Von ihr ist überliefert, dass sie nur eine Fläche von 38 Quadratmeter umfasste.
Das benachbarte Grünau verfügte von seiner Gründung 1753 bis 1906 über kein eigenes Kirchengebäude, so dass die Gläubigen zur Bohnsdorfer Dorfkirche pilgerten. Aus dieser Zeit ist noch in Bohnsdorf die Straße Kirchsteig als eine kurze Verbindung über die damalige Feldmark vorhanden.
Nach längeren Verhandlungen mit der Königlichen Regierung wurde die alte Kirche in Feldsteinbauweise abgerissen und an ihrer Stelle 1755 bis 1757 eine neue erbaut.
Heutige Dorfkirche
Die neue Kirche wurde 50 Fuß lang, 32,5 Fuß breit, bis zum Dach 20 Fuß hoch und bis zur Dachspitze 50 Fuß hoch. An der Westseite hatte sie einen schiefergedeckten Turm, der 80 Fuß hoch war. Beim Bau der Kirche hatten die Bohnsdorfer nach alten Akten mitarbeiten müssen. Ausgeführt wurde der Bau nach Zeichnung und Anschlag des Königlichen Baurats Abraham Lehmann vom Maurermeister Johann Lehmann, beide aus Spandau. Abraham Lehmann zeichnete auch verantwortlich für den Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche im Nachbarort Altglienicke. Der Bau kostete 1897 Reichstaler, 14 Groschen und 6 Pfennige.
Nach 30 Jahren war der Turm bereits stark reparaturbedürftig, so bekam der Maurermeister Friedrich Bernhard 1789 den Auftrag, den Schaden zu beheben. 1792 erlitt erneut das Kirchendach durch einen großen Sturm starke Schäden. Drei Jahre vergingen ohne ausreichend finanzielle Mittel mit der Folge, dass es in die Kirche hineinregnete und der Fußboden zu faulen begann. 1798 erhielt der Spandauer Maurermeister Bocksfeld den Auftrag, Kirche und Turm zu reparieren. Am 3. September 1802 schlug ein Blitz in den Kirchturm ein und brannte aus. Dabei wurden auch Türen und Fenster der Kirche beschädigt. Nach langen Auseinandersetzungen mit dem Amt Köpenick wurden Kirche und Turm schließlich im Frühjahr 1803 repariert.
1843 wurde der Kirchturm wieder repariert. Die ursprünglich mit einer Kugel und einer eisernen Stange versehenen Turmspitze erhielt eine Wetterfahne, die die Jahreszahlen 1756 und 1843 trug.
Die oben angeführten Längen- und Breitenmaße der Kirche sind heute noch die gleichen, nur die Höhe heute nicht mehr 20 Fuß (6,25 Meter), sondern lediglich 5,50 Meter. Der Höhenunterschied ist dadurch zu erklären, dass um 1880 beim Bau der Chaussee Grünau - Schönefeld die Dorfstraße zum ersten Mal gepflastert wurde und deutlich erhöht wurde (um 0,75 Meter).
Bis 1851, als der in unmittelbarer Nähe gelegene, heute städtische Friedhof Bohnsdorf entstand, diente der umliegende Kirchhof der Bestattung der Bohnsdorfer. Dieser verschwand endgültig 1880, als mit der Höherlegung der Dorfstraße auch der Kirchhof auf das Straßenniveau aufgeschüttelt wurde.
1857 musste der Turm nach Unwetterschäden vollständig abgerissen werden. Die beiden Bronzeglocken wurden zunächst in einem einfachen Holzgerüst am Westgiebel provisorisch aufgehängt. Dieses verfiel über die Jahre zunehmend, so dass die Planung für einen neuen Kirchturm akut wurde.
1888 wurde schließlich die Kirche erweitert, am Ostgiebel wurde der Altarraum angebaut. Im Westgiebel wurde eine kleine Eingangshalle und an der Nordostecke der Turm errichtet. Der Turm nahm damit einen neuen Standort ein, weil sich vor dem Giebel unterdessen ein Gehöft ausgedehnt hatte und man den Turm nicht in den engen Raum zwängen wollte. So wich der Kirchturm von der üblichen Längsachse ab. Dieser erhielt eine im Stil des Neobarocks gehaltene Kuppel mit Kupferbelag.
1906 umgab man die Fläche um die Kirche mit einem schmiedeeisernen Zaun. Dieser musste nach starker Zerstörung in Folge des Zweiten Weltkrieges abgetragen werden.
1917 wurde die größere der zwei Bronzeglocken wie ebenso die zinnernen Orgelpfeifen „dem Vaterland geopfert“, für Kriegszwecke eingeschmolzen. 1922 wurden aus dem Erlös der kleinen Glocke und aus Sammlungen drei neue Klangstahlglocken erworben. Sie sind gestimmt auf den Akkord b d f und tragen außerhalb der Jahreszahl 1922 die Inschriften:
- die Große: „Ehre sei Gott in der Höhe!“
- die Mittlere: „Gott gib Fried in unserm Lande!“
- die Kleine: „Glück und Heil zu allem Stande!“.
Sie haben 23.196 Mark gekostet.
Ebenso wurde 1922 im Kirchenschiff eine Tafel mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht, nachdem schon im Jahr zuvor am Totensonntag 1921 ein durch mehrere Vereine finanzierter Granitstein zum Kriegsopfergedenken vor der Kirche aufgestellt wurde.
1923 wurden auch neue Orgelpfeifen von der Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt (Oder) eingebaut. 1929 erhielt die Orgel einen elektrischen Antrieb des Orgelgebläses. 1935 wurde die Heizungsanlage eingebaut.
1937/38 wurde im Rahmen von Umbaumaßnahmen das Äußere der Kirche verändert. Die bis dahin bestehende Turmkuppel wurde durch ein vereinfachtes, schiefergedecktes Spitzdach ersetzt, welches sich bis heute so wiederfindet.
1938/39 wurde, nachdem ein Jahr zuvor das Äußere der Kirche gründlich instandgesetzt worden war, auch der Innenraum restauriert. Der bisherige steinerne Fußboden wurde mit Dielen belegt, die Wände erhielten ein hölzernes Paneel. Die Fenster bekamen Antikglas und auch eine neue Sauer-Orgel wurde eingebaut. Der Messingkronleuchter musste im April 1940 zur Einschmelzung für Kriegszwecke zur Verfügung gestellt werden. 1943 wurden durch Bombenangriffe die Fenster zerstört, das Dach schwer beschädigt. Gottesdienst feierte man bei mit Brettern verkleideten Fenstern weiter, da die Lichtanlage intakt blieb. 1945 erfolgte die Erneuerung von Fenstern und Dach, 1946 der Kirchentüren. 1951 erhielt die evangelische Kirchengemeinde zum Kirchentag Berlin einen Altar und eine Altardecke geschenkt. 1952/53 wurde ein neuer Heizofen gebaut. Ausmalungen im Kirchenraum aus den 30er Jahren wurden weiß übermalt.
1955 wurden Abendmahlskelch, Hostiendose und Weinkanne neu angeschafft. Das Kruzifix wurde 1956 im Altarraum aufgestellt.
Am 26. April 1956 streifte ein zweimotoriges sowjetisches Militärflugzeug den Kirchturm und beschädigte ihn schwer. Ebenso wurden Teile des Daches in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden konnten durch die Versicherungssumme zeitnah wieder beseitigt werden.
Am 11. Februar 1957 bestand der Bohnsdorfer Kirchenbau 200 Jahre. Der Festgottesdienst wurde mit Bischof Otto Dibelius am 19. Mai 1957 trotz intensiver Behinderungen der SED-Staatsführung gefeiert.
1958 kaufte die Gemeinde das von Metallschmied Fritz Kühn entworfene Taufbecken, da das vorherige aus den Anfangsjahren der Kirche bei den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs stark zerstört wurde. Im gleichen Jahr wurde ein neuer Altar gestiftet.
1963 verbrachte der lange Zeit in Bohnsdorf wirkende Pfarrer Konrad Heckel ein großes hölzernes Eichenkreuz von evangelischem Waldfriedhof Bohnsdorf, der nur wenige Jahre nach seiner Anlegung dem Ausbau des Flughafen Schönefelds weichen musste, und ließ es vor der Dorfkirche aufstellen.
1969 erfolgte der Umbau der Sauer-Orgel, 1971 kam eine Infrarot-Heizung. 1981/82 wurde die Kirche und der Turm neu verputzt. 1984 konnte das Kircheninnere restauriert werden.
Seit Sommer 2006 erfuhr die Kirche eine äußere Rekonstruktion nach Vorgaben des Denkmalschutzes. Dem schloss sich nach Weihnachten 2006 eine Restaurierung des Innenraumes an. Im Rahmen des Festgottesdienstes 250 Jahre Dorfkirche wurde am 15. April 2007 die Wiedereinweihung durch Generalsuperintendent Passauer durchgeführt.
Die Kirche bietet Platz für etwa 250 Personen.
Weiteres
In den späten 20er Jahren entstand in Bohnsdorf in Folge der starken Siedlungstätigkeit die von Eigenheimen geprägte Siedlung Falkenhorst. Um eine Entlastung für die häufig überfüllte Dorfkirche zu schaffen, wurde 1937 nach Plänen von Otto Risse das Paul-Gerhardt-Gemeindeheim im Reihersteg als Filialkirche erbaut. Dieses dient seitdem als zweiter Gottesdienststandort sowie als Büro der evangelischen Gemeinde.
Bohnsdorfer Pfarrer
Bis 1890 war Bohnsdorf eine Tochterkirche von Waltersdorf und wurde von dort aus pfarramtlich betreut. Die Namen der Pfarrer, die seit 1890 in der Dorfkirche wirkten, lauten:
- 1890–1911 Carl Rochow
- 1927–1932 Ernst August Wartmann
- 1932–1934 Ekhard Miethke
- 1934–1952 Walter Schulz
- 1952–1975 Konrad Heckel
- 1977–1996 Dr. Fabian Freitag
- 1997–2000 Volker Dithmar
- 2001–2003 Alexander Bolz
- seit 2003 Ulrich Kastner
Literatur
- Evangelische Kirchengemeinde Bohnsdorf: Festschrift 250 Jahre Dorfkirche. Uwe-Thomas Baumann, Berlin 2007
Weblinks
Commons: Dorfkirche Bohnsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien52.39964722222213.556177777778Koordinaten: 52° 23′ 59″ N, 13° 33′ 22″ OKategorien:- Kirchengebäude in Berlin
- Baudenkmal (Berlin)
- Berlin-Bohnsdorf
- Friedhof im Bezirk Treptow-Köpenick
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