Aero Vodochody

Aero Vodochody
Logo der AERO Vodochody a.s.
Schulflugzeug L-29 Delfín
Schulflugzeug L-39 Albatros
Erdkampfflugzeug Aero L159
Aero 662 „Klingeling“
Aero 30 Roadster

Das Unternehmen Aero wurde unter dem Namen Aero, továrna letadel Dr. Kabeš am 10. Januar 1919 in Prag-Holešovice (Tschechoslowakei) gegründet. Die Produktion in der neugebauten Fabrik in Prag-Vysočany begann 1923. Hergestellt wurden Flugzeuge, Motorradbeiwagen und Holzaufbauten für Personen-und Lieferwagen und ab 1929 auch Automobile. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in Jugoslawien gebauten Aero-Flugzeuge stehen in keinerlei Verbindung zu dem hier beschriebenen tschechischen Unternehmen.

Inhaltsverzeichnis

AERO Vodochody

AERO Vodochody a.s. ist der größte Hersteller militärischer Schulflugzeuge der Welt. In der Vergangenheit wurden überwiegend Flugzeuge für den militärischen Bedarf entwickelt und gebaut, von leichten Beobachtungsflugzeugen bis zu zweimotorigen Bombern. Der erste Typ war ein Nachbau eines österreichischen Phönix-Doppeldeckers, der der deutschen Hansa-Brandenburg B.I (entwickelt von Ernst Heinkel) nachempfunden war und 1919 als Aero Ae-01 erschien. Auf seiner Basis wurden später mehrere Typen der 1600-kg-Klasse weiterentwickelt, unter anderem die erfolgreichen, in über 400 Exemplaren gebauten Typen A.11 und A.12.

1920 erschien die erste eigene Konstruktion, das einmotorige Doppeldecker-Jagdflugzeug Aero Ae-02. Zur Serienfertigung kam es zunächst nicht, das Muster diente aber später als Ausgangsmodell für einige Konstruktionen der 1000-kg-Klasse. Bis 1938 entwickelte Aero fast 40 verschiedene Flugzeugtypen. Die meisten waren militärisch, doch gab es auch zivile Flugzeuge wie die ab 1929 gebaute Aero A-38. Ab 1935 wurde in französischer Lizenz der Bomber MB-200 gebaut.

Nach der Okkupation der ČSR 1939 produzierte das Werk Aero unter deutscher Aufsicht hauptsächlich die Siebel Si 204 sowie eine Zeit lang die Lizenzversion der sowjetischen Tupolew SB-2 (B-71), deren Baurechte die tschechoslowakische Regierung 1938 erworben hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute das Werk noch bis 1949 die Si-204 unter der Bezeichnung C-3 für die tschechoslowakischen Streitkräfte weiter. Der erste eigene Typ nach der Befreiung war das zweimotorige Reiseflugzeug Aero Ae-45 von 1947, das in über 500 Exemplaren hergestellt wurde. 1954 begann bei Aero der Lizenzbau der sowjetischen MiG-15.

1959 entwickelte Aero für das Militär den Jet-Trainer L-29 Delfin, den der gesamte Warschauer Pakt (außer Polen) einsetzte. Auch „befreundete“ Staaten wurden beliefert. Von der Weiterentwicklung Aero L-39 Albatros wurden ab 1971 über 2.800 Stück gebaut. Sein Nachfolger L-159 ALCA (Advanced Light Combat Aircraft) wird zurzeit (2004) weltweit angeboten.

Nach dem Ende des Sozialismus verlor das Unternehmen einen Großteil seines Absatzmarkts im ehemaligen Ostblock. Für einige Jahre kam es zur Zusammenarbeit mit Boeing, was jedoch den Absatz der Flugzeuge nur unbedeutend erhöhte. Daher entschied die tschechische Regierung 2004, den Anteil von Boeing an Aero zurückzukaufen. Im Oktober 2006 beschloss die Regierung Topolanek, die bis dahin im Staatsbesitz befindliche Aktiengesellschaft Aero Vodochody a. s. inklusive Flugplatz und der Immobilie an die tschechisch-slowakische Investorengruppe Penta zu verkaufen.

Eine Partnerschaft besteht mit der Sikorsky Aircraft Corporation, für die Aero Teile des Helikopters Sikorsky S-76 produziert. Für Alenia Aeronautica stellt Aero gegenwärtig Mittelflügel des C-27 Spartan her.

Der Sitz des Unternehmens mit eigenem Flugplatz (10/28) befindet sich 15 Kilometer nördlich von Prag zwischen Odolena Voda, Panenský Týnec und Vodochody im Okres Praha-východ an der Autobahn D8.

50.21989166666714.4038361111117Koordinaten: 50° 13′ 11,6″ N, 14° 24′ 13,8″ O

Aero-Automobile

1928 begann der Bau von Automobilen. Der Ingenieur Bretislav Novotný führte Kabes seinen Kleinwagen ENKA vor, und da die Fabrik noch über freie Kapazitäten verfügte, wurden 60 Fahrzeuge gebaut. Unter der Bezeichnung Aero 10 folgten 1929 die ersten 100 Aero-Automobile. Bis 1931 wurden 1245 Fahrzeuge gebaut. Sie waren ausnahmslos mit Zweitaktmotoren ausgerüstet: Zuerst ein Einzylinder 500 cm³, 7 kW/10 PS.

Ab 1931 wurden die Typen Aero 18, Aero 750, Aero 20 jeweils mit Zweizylinder 662 cm³, 13 kW/18 PS, und 1000 cm³, 18 kW/24 PS, alles Hecktriebler. Von 1931 bis 1934 wurden 2692 Fahrzeuge produziert. Bis 1932 hatten alle nur eine Tür auf der rechten Seite, danach auch eine zweite Tür. Die Karosserien waren selbsttragend. Der Aero war sehr einfach gebaut. Die ersten Modelle hatten eine genietete Vorderachse, besaßen kein Differenzial und nur an der Hinterachse eine mechanische Bremsanlage. Dafür waren die Fahrzeuge aber sehr zuverlässig. Berühmt wurde eine Sahara-Durchquerung hin und zurück, wobei die Etappe Cotonou (Benin)–Algier (426 km) an einem Tag bewältigt wurde. Der Aero-Fahrer Turek stellte mehrere Langstreckenrekorde auf, so legte er 1929 bei einer Sternfahrt Prag–Brest–Prag–Hamburg–Prag 4913 Kilometer in 184 Stunden und 35 Minuten ohne Panne zurück. 1930 starteten auf einer 14960 Kilometer langen Sternfahrt 21 Aero-Fahrzeuge in der Klasse bis 750 cm³, und alle gelangten ins Ziel.

Seit 1934 wurden sportlich gezeichnete Fronttriebler mit der Typbezeichnung Aero 30 (1000 cm³, 22 kW/30 PS) und 1936 ein Vierzylinder Aero 50 (2000 cm³, 37 kW/50 PS) hergestellt. Diese Fahrzeuge hatten eine hydraulische Bremsanlage und Schwingachsen. Von dem Typ Aero 30 wurden von 1934 bis 1947 7964 Stück gebaut, vom Typ Aero 50 1205 Fahrzeuge von 1936 bis 1941.

All diese Modelle waren grundsätzlich als Sportwagen konzipiert, mehrheitlich als zweisitzige Roadster mit einem dritten Notsitz hinten. Doch es gab auch vollwertige Viersitzer, Cabrio oder verschlossen. Einzelstücke wurden auch als Nutzfahrzeuge geliefert.

Die Modelle 500, 662 und 1000 hatten den Spitznamen „Klingeling“, nach dem typischen Geräusch des Getriebes, das der aus dem Wageninneren mit Hebelübersetzung von Hand angetriebene Anlasser beim Starten des Motors verursachte.

Während des Krieges wurden zwei Prototypen, Aero P 750 Pony und Aero R 1500 Rekord, für die Nachkriegsproduktion entwickelt. Obschon bereits Bestellungen aus dem Ausland vorlagen, beschloss die im Herbst 1945 verstaatlichte Autoindustrie der damaligen Tschechoslowakei, die Modelle nicht zu bauen und die Produktion ausschließlich auf Flugzeuge zu konzentrieren. Um sich das Geschäft trotzdem nicht vollständig entgehen zu lassen und die ausländischen Abnehmer doch mit Autos der Marke Aero zufriedenzustellen, wurde der bei Jawa in den Kriegsjahren entwickelte Zweizylinder (616 cm³, 15 kW) Jawa Minor II in Aero Minor umbenannt, in anderen Werken produziert und unter diesem Namen vertrieben. Für seine Zeit war der Minor ein geräumiges und auch sportlich erfolgreiches Fahrzeug. Die Produktion endete 1951, nachdem die Fertigungsanlagen für Militärbedarf beansprucht wurden.

PKW-Modelle

  • Aero 10: Einzylinder-Zweitaktmotor, 499 cm³, 10 PS, wassergekühlt, Hinterradantrieb, max. 70 km/h
  • Aero 18: Zweizylinder-Zweitaktmotor, 662 cm³, 18 PS, ab 1933 750 cm³, 22 PS, Hinterradantrieb max.80/90 km/h, 8 Stück
  • Aero 20: Zweizylinder-Zweitaktmotor, 998 cm³, 26 PS, Hinterradantrieb, max. 90 km/h
  • Aero P 750 Pony: Zweizylinder-Zweitaktmotor, 745 cm³, 15 kW, wassergekühlt, Viergangschaltung, Hinterradantrieb, max. 105–110 km/h – nur Prototyp 40 Stück gebaut.
  • Aero 30: Zweizylinder-Zweitaktmotor (Reihe), 999 cm³, 28 PS, wassergekühlt, Dreigangschaltung, Vorderradantrieb, max. 100 km/h, Benzinverbrauch 9 bis 11 l/100 km
  • Aero 50: Vierzylinder-Zweitaktmotor, 1997 cm³, 50 PS, wassergekühlt, Dreigangschaltung, Vorderradantrieb, max. 120 km/h, Benzinverbrauch 12,5 bis 15 l/100 km
  • Aero R 1500 Rekord: Zweizylinder-Zweitaktmotor, 1491 cm³, 29 kW, wassergekühlt, Viergangschaltung, Hinterradantrieb, max. 120 km/h – nur Prototyp
  • Aero Minor II/III – Aero nur Markenname, sonst vollständig Fremdprodukte (Entwicklung von Jawa)
  • Aero Minor 750 – Zweisitzer-Rennwagen, Aero nur Markenname, sonst vollständig Fremdprodukte (Entwicklung von Jawa)

Siehe auch

Weblinks


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