Dretzel

Dretzel
St.-Sophia-Kirche
Schloss Ostseite

Dretzel ist ein Ortsteil der sachsen-anhaltischen Stadt Genthin. Er liegt zwei Kilometer nordwestlich von Gladau am Südrand des Fiener Bruchs. Durch den Ort führt die Landesstraße 54 über Gladau zur Bundesstraße 1, über die die 22 Kilometer entfernt liegende Kreisstadt Burg zu erreichen ist. In entgegengesetzter Richtung führt die Landesstraße zur Bundesstraße 107 und nach 13 Kilometern nach Genthin. Südlich von Dretzel erstrecken sich weite landwirtschaftliche Flächen.

Inhaltsverzeichnis

Ortsdaten

Geschichte

Der Ort ist slawischen Ursprungs und lag im Wendengau Moricane, der den südlichen Teil des heutigen Landkreises Jerichower Land abdeckte. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts errichtete der fränkische König Heinrich I. hier eine Burgwardei namens Dritzele zur Sicherung der Ostgrenze seines Reiches. Sein Nachfolger, Kaiser Otto I., übergab Dretzel dem Erzstift Magdeburg. Als sein Sohn Kaiser Otto II. diesen Vorgang am 5. Juni 973 schriftlich bestätigte, wurde Dretzel zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Im Zusammenhang mit der Wiederherstellung des Bistums Merseburg bestätigte Kaiser Heinrich II. im Jahre 1011 dem Erzbistum erneut seine Besitzrechte an Dretzel. Im 14. Jahrhundert werden die Knappen Henning und Werner von Kracht mit Dretzel belehnt. Sie sind die Erbauer des ersten Dretzeler Schlosses. Ihnen folgte um 1350 die in Altenplathow ansässige Familie von Meyendorf, die den Ort bis in das 16. Jahrhundert besaßen. 1553 wurde Dretzel gegen Besitzungen bei Burg vom erzbischöflichen Geheimrat Lippold von Arnim im Tausch von Georg von Meyendorf erworben. Lippolds Nachfahre, der Domherr Hans Georg von Arnim, verkaufte Dretzel 1617 an Georg von Angern auf Stassfurt. Anlässlich einer Inspektion der von ihm angeordneten Trockenlegung des Fiener Bruchs hielt sich der preußische König Friedrich II. 1779 im Schloss Dretzel auf. Als der letzte männliche Nachkomme der Familie von Angern, Rittmeister Gustav Friedrich von Angern, 1790 starb, heiratete dessen Tochter Ferdinandine den Kriegs- und Domänenrat Herrmann Ludwig von Stilcke. Dieser musste das Schloss Dretzel neu aufbauen, nachdem es in der Napoleonzeit 1807 abgebrannt war. Der einzige Sohn von Stilcke starb mit 31 Jahren, sodass Dretzel über die Tochter Adelgunde 1835 in den Besitz der Familie ihres Ehemanns gelangte, dem preußischen Generalmajor Carl Heinrich von Ostau.

Schloss Dretzel um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreform von 1815 kam Dretzel mit seinen etwa 300 Einwohnern in den Kreis Jerichow II mit der Kreisstadt Genthin. Obwohl ab 1917 die Eisenbahnstrecke Güsen - Ziesar durch den Ort führte, behielt Dretzel seinen landwirtschaftlich geprägten Charakter. Lediglich eine Brandweinbrennerei wurde auf dem Gutsgelände betrieben. Allerdings war die Zahl der Einwohner 1910 auf 359 angestiegen. 1945 wurde das Rittergut Dretzel durch die von der sowjetischen Besatzungsmacht angeordnete Bodenreform enteignet. Der Landbesitz wurde an Neubauern aufgeteilt. Das Schloss ging 1948 in den Besitz der Kommune über, die es in der Folgezeit als Kindergarten, Schule, Jugendklub und Wohnheim nutzte. Zum 1. Juli 1950 wurde Dretzel in den Nachbarort Gladau eingemeindet.[1] Ab 1952 gingen die ehemaligen Gutsflächen in genossenschaftliche Nutzung über. Infolge der politischen Wende von 1989 gelang es 1999 Hans-Fabian von Ostau, das Schloss durch Kauf wieder in den Besitz seiner Familie zu bringen.

Mit der Eingemeindung Gladaus wurde Dretzel am 1. Juli 2009 ein Ortsteil der Stadt Genthin.

Politik

altes Siegel der Gemeinde Dretzel

Historisches Wappenbild

Die ehemalige Gemeinde Dretzel führte in Ihrem Gemeindesiegel schon einmal ein wappenähnliches Siegelbild. Dieses wurde im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa zur Einführung der Bezirke und Kreise in der DDR (1945-1952) benutzt. Eine weitere Quelle ist das Kreisheimatmuseum in Genthin.

Bauwerke

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt

Quellen

  • CD Sachsen-Anhalt - Amtliche Topografische Karten. Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, 2003
  • George Adalbert von Mülverstedt: Geschichtliche Nachrichten von dem altpreußischen Adelsgeschlecht von Ostau. Magdeburg 1886

Weblinks

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