- Afflatus
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Unter Inspiration (von lat.: inspiratio = Beseelung, Einhauchen von „spiritus“ = Leben, Seele, Geist) versteht man allgemeinsprachlich jene mentale Kraft, die neue Ideen hervorbringt. Der Begriff spielt sowohl im Kontext künstlerischen und kreativen Schaffens – oft synonym zu Afflatus – wie auch in der christlichen Theologie und deren Inspirationslehre eine wichtige Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsbestimmung
Inspiration bezeichnet häufig auch ein Erlebnis, das als Auslöser für eine neue Idee angesehen wird, z.B. die Begegnung mit einem Menschen, eine Reise oder ein Traum. Menschen, die Künstler oder Wissenschaftler inspirieren, nennt man Musen. Cicero verwendete erstmals den lateinischen Ausdruck Afflatus im poetischen wie im religiösen Sinne für „Inspiration“ oder „göttliche Eingebung“.
Das Konzept der Inspiration setzt voraus, dass Kreativität oder Originalität im Menschen durch einen bestimmten Auslöser von außen in Gang gesetzt werden müssen. Allerdings ist noch nicht erforscht, ob dieser Auslöser tatsächlich die neurologische Ursache für Kreativitätsschübe großer Künstler ist, oder ob vielleicht eher interne biologische Prozesse der Grund sind.
Künstlerische Inspiration
Der lateinische Begriff Afflatus steht sowohl im poetischen wie im religiösen Sinne für Inspiration oder göttliche Eingebung. Er wurde in diesem Sinne erstmals von Cicero in seinem zweibändigen Werk De divinatione („Über die Weissagung“) verwendet.
In der Poesie versinnbildlichen die Begriffe Inspiration bzw. Afflatus das „Einwehen, Einhauchen von etwas“ durch einen göttlichen Wind. Cicero spricht oft von der Idee als eines unerwarteten Hauches (vgl. Pneuma), der den Poeten ereilt – eine mächtige Gewalt, deren Wesen der Poet hilflos und unbewusst ausgesetzt sei.
In dieser literarischen Form wird „Afflatus“ vor allem in der englischen, seltener in der deutschen und anderen europäischen Sprachen, als Synonym zu „Inspiration“ verwendet. Allgemein bezieht es sich nicht auf einen gewöhnlichen plötzlichen, unerwarteten, originellen Einfall, sondern die Überwältigung einer neuen Idee in einem wankenden Moment – eine Idee, deren Entstehung dem Empfänger meist unerklärlich bleibt.
In der romantischen Literatur und der der Aufklärung wurde die Verwendung des Afflatusbegriffs vereinzelt als mystische Form der poetischen Inspiration durch den literarischen Genius wiederbelebt. Die häufige Verwendung der Aeolsharfe als Sinnbild für den Poeten ist eine Anspielung auf den wiederbelebten Gebrauch des Afflatus.
Christliche Inspirationslehre
Im Kontext der christlichen Theologie wird (offiziell von allen christlichen Kirchen) gelehrt, dass die Bibel in besonderer Weise von Gottes Geist eingegeben, inspiriert sei (lat. divinitus inspirata, gr. θεόπνευστος / theópneustos, wörtlich gottgehaucht). Deswegen wird die Bibel auch Wort Gottes genannt.
Diese Inspirationslehre wird im Detail unterschiedlich interpretiert:
- Gemäß einer Verbalinspiration wird der Wortlaut der Bibel selbst als von Gott inspiriert angesehen.
- Aus Sicht der „Realinspiration“ ist ein offenbarter (göttlicher) Sachverhalt (z.B. eine Prophetie oder eine Gotteserfahrung) in menschliche Worte gefasst worden.
- Ein weiteres Verständnis von Inspiration fasst Offenbarung nicht im Sinne der Mitteilung eines wörtlichen Rede oder eines Sachverhaltes auf, sondern vielmehr im Sinne einer Selbstoffenbarung Gottes. Demnach besteht die Inspiration der Heiligen Schrift darin, dass der Leser (oder Hörer) durch sie die Erfahrung machen kann, dass Gott ihn persönlich anspricht und in ihm religiösen Glauben weckt. Dies ist auch bei anderen Texten möglich; die besondere Stellung der Bibel ergibt sich dieser Ansicht nach daraus, dass sie zugleich das ursprüngliche Zeugnis von Gottes Handeln an den Menschen (besonders in der Person Jesu Christi) darstellt.
Die Inspirierten sind christliche Freikirchler, die neben der Bibel das nach ihrem Glauben vom Heiligen Geist inspirierte Zungenreden als Quelle göttlicher Offenbarung betrachten. Ihre Bewegung ist an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert aus dem radikalen Pietismus hervorgegangen. Nach Form und Inhalt ihrer Religiosität haben sie viele Berührungspunkte mit den Erweckungsbewegungen des 17. und 18. Jahrhunderts und mit der Pfingstbewegung von heute.
Sonstiges
- Inspiration ist der Titel eines US-amerikanischen Spielfilms von George Foster Platt aus dem Jahr 1915 mit Audrey Munson in der Hauptrolle. Er gilt als der erste amerikanische Film, der Nacktszenen enthielt.
- Inspiration Software Inc. ist eine US-amerikanische Firma für E-Learning-Software, die 60% der amerikanischen Schulbezirke mit ihren Produkten ausstattet.
Zitate
„Der Genius, der aus den Stanzen des ›Bobschen Öles‹ sprach, hauchte mir zuerst den göttlichen »afflatus« ein. Ich beschloss sofort, ein großer Mann zu werden und zu diesem Zwecke damit anzufangen, ein großer Dichter zu sein. Am selben Abend noch fiel ich meinem Vater zu Füßen nieder.“
– Edgar Allan Poe: Die literarische Laufbahn des wohlachtbaren Herrn Thingum Bob
„Die Aufmerksamkeit des jungen Mannes wurde ausschließlich von einem Bild genommen bestimmt, nach jenen Tagen Tumult und Revolution berühmt zu werden, und das dann glättet, war kostbar von bestimmt im Anblick rechthaberisch Individuen, denen wir die Bewahrung des göttlichen afflatus schulden, durch die dunklen Tage, als das Leben der Kunst in Gefahr war.“
Siehe auch
Literatur
- T.V.F. Brogan: Inspiration, in: Alex Preminger/T.V.F. Brogan (Hg.): The New Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1993, S. 609.
- Karl Rahner: Über die Schriftinspiration. Quaestiones disputatae 1. Herder, Freiburg i.Br. 2. Aufl. 1959
- Johannes Beumer: Die katholische Inspirationslehre zwischen Vatikanum I und II. Kirchliche Dokumente im Licht der theologischen Diskussion. Stuttgarter Bibelstudien 20. Verl. Kathol. Bibelwerk, Stuttgart 1966, 2. Aufl. 1967
- Eckhard Schnabel: Inspiration und Offenbarung. Die Lehre vom Ursprung und Wesen der Bibel. Brockhaus, Wuppertal 1986, 2. Aufl. 1997 ISBN 3-417-29519-X
- Wilfried Härle: Dogmatik. de Gruyter, Berlin/New York 2. Aufl. 2000 ISBN 3-11-016589-9, S. 119-123
Weblinks
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