- Dunkle Jahrhunderte (Antike)
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Dunkle Jahrhunderte bezeichnet einen Zeitraum zwischen dem 12. und 8. vorchristlichen Jahrhundert im antiken Griechenland und Anatolien.
Inhaltsverzeichnis
Griechenland
Mit dem Dunklen Zeitalter Griechenlands ist die Zeit zwischen dem Ende der mykenischen Kultur etwa um 1200 v. Chr. und dem Aufschwung in der orientalisierenden Zeit etwa ab 750 v. Chr. gemeint. Weil man aus diesem Zeitraum keine Schriftquellen und – von Keramik abgesehen – kaum archäologische Funde kennt, gilt die Zeit als „Dunkles Zeitalter“. Das der Schrift mächtige Griechenland versank nach der Zerstörung der mykenischen Zentren für einige Jahrhunderte in der Schriftlosigkeit. Während dieser Zeit bereitete sich aber das „Griechentum“ (gemeint ist die griechische Kultur der archaischen und klassischen Zeit) vor. In den letzten 30 Jahren wurden archäologische Entdeckungen gemacht, die etwas Licht in die „Dunklen Jahrhunderte“ brachten. Besonders das 12. Jahrhundert v. Chr. und das frühe 8. Jahrhundert v. Chr. sind etwas besser erforscht, so dass nur noch für die Periode zwischen 1050 v. Chr. und 800 v. Chr. von „Dunklen Jahrhunderten“ gesprochen werden kann.
Das 12. und frühe 11. Jahrhundert v. Chr. (Späthelladisch III C)
Eine der wichtigen Erkenntnisse war, dass die mykenische Kultur die Umbrüche von 1200 v. Chr. noch etwa 150 Jahre überdauerte. Um 1200 v. Chr. wurden viele mykenische Siedlungen, vor allem aber die Paläste zerstört. Damit einher ging der Zusammenbruch der Wirtschaft, die von den mächtigen Herrschern (Wanax) gelenkt worden war (Palastwirtschaft). Zwar waren die Umwälzungen gravierend, sie bedeuteten jedoch nicht das Ende der mykenischen Kultur. Viele Zentren wurden wiederbesiedelt und die mykenische Keramik knüpft ohne Bruch an diejenige der Palastzeit an. Auch Fernhandel wurde in der Phase Spätmykenisch C (oder Späthelladisch III C) wenn auch in anderem Umfang betrieben. In Tiryns wurde die Oberstadt teilweise wiederaufgebaut und innerhalb des darniederliegenden alten Palastes wurde ein neuer Bau errichtet, dessen Wände man mit Fresken verzierte und der von einer neuen aristokratischen Schicht bewohnt wurde. Zentren, wie Pylos, wurden nach der Zerstörung um 1200 v. Chr. aber nie mehr besiedelt, andernorts sank die Bevölkerungszahl.
Das 12. Jahrhundert v. Chr. war im wirtschaftlichen, künstlerischen und demographischen Bereich von einer starken Rezession geprägt. So kommt es im Verlaufe der Spätmykenisch-C-Phase lokal immer wieder zu Zerstörungen. Da Schriftfunde aus dieser Phase fehlen, wird vermutet, dass mit dem Zusammenbruch der Palastwirtschaft auch die Kenntnis der Schrift, die auf die Oberschicht oder die Beamten der Palastverwaltung beschränkt existierte, verloren ging. Vasen mit Schiffsdarstellungen deuten jedoch an, dass die Schifffahrt noch eine Rolle spielte.
Im Laufe des 11. Jahrhunderts v. Chr. verändert sich nicht nur die Keramik (Übergang zur Protogeometrischen Keramik), auch bei den Bestattungsriten treten Änderungen ein. Es wird vermutet, dass zu dieser Zeit (ca. 1050 v. Chr.) die Dorische Wanderung begann, bzw. dass sich die Zeusreligion, deren Aufkommen laut Mythos mit schweren Kämpfen verbunden gewesen zu sein scheint, genau zu dieser Zeit etablierte.
Das späte 11. bis 9. Jahrhundert v. Chr.
Die folgende Phase der griechischen Antike ist die Periode, über die am wenigsten bekannt ist. Die meisten Funde sind Tongefäße, nach deren Verzierung die Zeit bis ca. 900 v. Chr. als Protogeometrische Periode bezeichnet wird. Die Zeit zwischen ca. 900 und 700 v. Chr. ist die „geometrische Zeit“. Die gefundene Keramik stammt fast ausschließlich aus Gräbern. Siedlungen wurden nur wenige entdeckt. Eine typische Siedlung aus dieser Phase ist Nichoria in Messenien, eine kleine Siedlung mit kleinen, einstöckigen, rechteckigen Gebäuden. Ovale oder apsidenförmige Gebäude sollten die Kultbauten dieser Zeit gewesen sein. In einem etwas größeren, aber schlichten Bau wohnte die Führungsfamilie. In ihm wurden offenbar auch Versammlungen und Feiern abgehalten. Die materielle Hinterlassenschaft zeugt nicht von größerem Wohlstand. Artefakte, die auf intensiven Fernhandel schließen lassen, fehlen. Es wurde offenbar stärker als in mykenischer Zeit, in der der Schwerpunkt eindeutiger auf dem Ackerbau lag, Viehhaltung und Jagd betrieben. Eisen wurde erstmals in nennenswertem Umfang als Werkstoff genutzt, war aber sehr kostbar.
Der Eindruck, dass die Periode ein niedriges Kulturniveau hatte und das europäische Griechenland isoliert war, wird durch andere Siedlungsfunde verstärkt. Ende der 1970er Jahre auf Euböa gemachte Entdeckungen zeigen überraschende Entwicklungen. Bei Lefkandi wurde eine Siedlung ausgegraben, die ein völlig anderes Bild lieferte. In den Nekropolen des 10. und 9. Jahrhunderts v. Chr. wurden die Toten oft mit kostbaren Beigaben bestattet, die Wohlstand und Handel bezeugen. Eindrucksvoll sind die Reste eines 45 m langen apsidenförmigen Gebäudes, in dem wohl der „Fürst von Lefkandi“ und seine Frau bestattet wurden. Neben vier Pferden wurden den Toten ein Messer, ein Schwert aus dem damals neuartigen Material Eisen, sowie weitere Gegenstände und teilweise reich verzierter Schmuck aus Gold, Elfenbein und Fayence ins Grab mitgegeben. Vieles davon stammte aus Ägypten und dem Vorderen Orient. Die Funde von Lefkandi stehen in deutlichem Kontrast zu den übrigen Fundstellen in Griechenland. Offensichtlich gab es im 10. und 9. Jahrhundert v. Chr. Gegenden, in denen die Bevölkerung (auch) durch intensiven Handel zu Wohlstand gekommen war.
Das späte 9. und frühe 8. Jahrhundert v. Chr.
Zwar brachten es die Bewohner Euböas bereits im 10. Jahrhundert v. Chr. zu Wohlstand, ein allgemeiner Aufschwung setzte in Griechenland jedoch erst Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. ein, als in großem Umfang orientalische Einflüsse nach Griechenland gelangten. Gleichzeitig begann die erste große Griechische Kolonisation – größere Tempel entstanden und Homer und Hesiod verfassten ihre Werke, die sich über die mittlerweile wieder benutzte Schrift schnell verbreiteten.
Die Bildung von Stadtstaaten (poleis) wird abgeschlossen und es entstehen unterschiedliche Verfassungen. Die Saat des rapiden Aufstiegs in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. wurde schon in den „Dunklen Jahrhunderten“ gelegt. Es gab griechische Handelsstationen auf Zypern (vor allem Kition) und in Syrien (Al Mina). Von dort kann intensiver Handel mit Griechenland ab dem frühen 8. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen werden. Kontakte zu den Phöniziern gab es aber vermutlich bereits im späten 9. Jahrhundert v. Chr. Vermutlich noch im 9. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Griechen das Alphabet von den Phöniziern. Durch Kontakte mit Kleinasien und dem Nahen Osten, vermutlich auch mit Kreta gelangten nicht nur materielle Güter und künstlerische Anregungen nach Griechenland, sondern auch gesellschaftliche und religiöse Einflüsse. All das führte zu höherem Lebensstandard, einem Anwachsen der Siedlungen und zu wirtschaftlichem und politischem Aufschwung.
Antikes Anatolien
Anatolische dunkle Jahre bezeichnet dieselbe Zeitspanne (ca. 1200 v. Chr. bis 750 v. Chr.) wie in Griechenland und wurde vom türkischen Archäologen Ekrem Akurgal in Anlehnung an diese geprägt. Über die Entwicklungen in dieser Zeit wissen wir – von Ostanatolien und den griechisch besiedelten Küstenstreifen abgesehen – sehr wenig. Das liegt auch hier daran, dass es aus diesem Zeitraum keine Schriftquellen und nur sehr wenige archäologische Funde gibt.
Die dunklen Jahre Anatoliens setzen mit dem Zusammenbruch des Großreichs der Hethiter ein. Wie es dazu kam ist unbekannt, denn die jüngsten Schriftquellen aus der Hauptstadt Hattuscha datieren einige Jahre vor der Zerstörung der Stadt. Die Ursachen waren wahrscheinlich vielfältig: Autoritäts- und Legitimierungs-Probleme des Herrschers Suppiluliuma II., zu viele Feldzüge in zu kurzer Zeit, die sicher die militärische Kraft schwächten, eine Hungersnot, die für ca. 1200 v. Chr. in Kleinasien nachgewiesen ist. Das wichtige Handelszentrum Ugarit in Syrien wurden vermutlich von den so genannten Seevölkern erobert, Zypern angegriffen. Die Philister ließen sich in Palästina nieder. Letztendlich ist aber unklar, ob äußere oder innere Wirren für den Zusammenbruch in Anatolien verantwortlich sind, wo ein Machtvakuum entstand.
Im Laufe des 12. Jahrhunderts v. Chr. ziehen die Kaskäer von Nord- nach Ost-Anatolien. Phrygische Elemente breiten sich von der Troas über West- und Zentralanatolien aus. Hethitische Kleinstaaten bestehen in Ost- und Südostanatolien aber bis ins 8./ 7. Jahrhundert v. Chr. weiter. Möglicherweise existieren sie auch in anderen Randregionen eine Zeit lang weiter. Im südlichen Anatolien wurde die Stele eines hethitischen Herrschers gefunden, der sich in der Tradition des Großreichs sieht. Dieser Fund steht bisher isoliert und man kann nicht mehr sagen, als dass die Stele während der Dunklen Jahre entstand.
Die Städte Zentralanatoliens werden entweder verlassen oder im Laufe des 12. Jahrhunderts v. Chr. (Hattuscha, Gordion) wieder besiedelt, vermutlich durch Phryger und Kaskäer. Architektur und Keramik der Neubesiedlungen sind grundverschieden gegenüber der hethitischen. Die Keramik ist handgemacht und die Gebäude sind klein und schlicht. Gegen Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. wird dann ein mächtiges Phrygerreich erkennbar, das weite Teile Anatoliens beherrscht. Wie es zur Herausbildung dieses Reichs kam, ist unbekannt. Ab ca. 750 v. Chr. gibt es wieder viele archäologische Funde und die Geschichte Anatoliens tritt aus dem Dunkel.
Siehe auch
- Ägyptische Chronologie für die dortigen dunklen Jahrhunderte
- Dunkle Jahrhunderte (Mittelalter)
Literatur
- zu den griechischen "Dunklen Jahrhunderten"
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Kategorie:- Griechische Geschichte (Antike)
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