- Dusty Springfield
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Dusty Springfield, OBE (* 16. April 1939 in Hampstead, London; † 2. März 1999 in Henley-on-Thames, Oxfordshire; bürgerlich Mary Isabel Catherine Bernadette O'Brien) war eine britische Pop- und Soulsängerin.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Wegen ihrer für eine Weiße sehr ungewöhnlichen Soulstimme wurde sie „White Queen of Soul“ genannt. Vor ihrer Solokarriere war sie die Leadsängerin in einem Folk-Trio namens „The Springfields“, das aus Dusty Springfield, ihrem Bruder Tom Springfield und Tim Fields bestand, der nach dem ersten Hit gegen Mike Hurst ausgetauscht wurde.[1] The Springfields konnten mehrere Hits landen, darunter „Silver Threads and Golden Needles“ 1962 (US Platz 20) und „Island of Dreams“ 1963 (UK Platz 5).[2]
Ihren ersten UK-Top-Ten-Hit hatte sie im November 1963 mit dem Titel „I Only Want to Be with You“ (Platz 4), ihr einziger Nummer-1-Hit war im März 1966 der Titel „You Don't Have to Say You Love Me“.
1967 verbrachte sie einige Zeit in den USA und nahm den Titelsong „The Look of Love“ für die James-Bond-Parodie Casino Royale auf. Ihr immer wieder zutage tretendes Faible für Balladen drückte sich auch in dem Song „I Close My Eyes and Count to Ten“ aus, der in ihrem Heimatland im Juli 1968 auf Platz 4 der Hitparade kam.
Immer wieder zog es sie in die Vereinigten Staaten. Insbesondere faszinierte sie das Soul-Feeling amerikanischer Motown-orientierter Musiker, von den Supremes bis zu Dionne Warwick. Als eine der wenigen europäischen Sängerinnen gelang es ihr ohne Anstrengung, dieses Musikgefühl in ihre eigenen Interpretationen einzubringen. Ihre Stimme vermittelte in den besten Momenten einen weit überdurchschnittlichen Eindruck von Intensität. 1968 nahm sie in Memphis eines ihrer besten Alben auf: „Dusty in Memphis“ enthielt vier Songs des berühmten Songschreiber-Duos Carole King und Gerry Goffin, u. a. das hochdramatisch interpretierte „No Easy Way Down“. Noch größeren Erfolg hatte sie mit dem „Son of a Preacher Man“, der auf beiden Seiten des Atlantiks in die Top Ten aufstieg und heute ein Klassiker ist. Der LP selbst war damals allerdings kein Erfolg in den Charts beschieden - wird jedoch heute als CD-Reissue immer wieder veröffentlicht.
Die 1960er-Jahre waren aber auch zunehmend von Skandalen geprägt. Sie prügelte sich mit dem Jazz-Schlagzeuger Buddy Rich, legte Diva-Allüren bei Pressekonferenzen an den Tag, war zeitweise alkohol-, nikotin- und kokainabhängig, gab ihre Bisexualität bekannt und unternahm einen Selbstmordversuch. Ihre privaten Probleme wirkten sich auch mehr und mehr auf ihre Bühnenpräsenz aus. Sie wurde unberechenbarer und irritierte Publikum wie Kritiker mit problematischen Auftritten und melodramatisch übersteigerten Gesangsinterpretationen.
1972 ließ sich Dusty Springfield in Los Angeles nieder und produzierte nur noch sporadisch neue Alben. Noch mehr als bisher wandte sie sich stimmungsintensiven Balladen zu, wenn sie sich nicht als Background-Sängerin für andere Interpreten betätigte. 1978, 1979 und 1982 erschienen dann wieder neue Alben, ehe sie über einige Jahre mehr oder weniger von der Bildfläche verschwand, unterbrochen von kurzen, zyklischen Comeback-Versuchen.
1987 gelang ihr in Zusammenarbeit mit den Pet Shop Boys wieder ein großer Erfolg. Der gemeinsame Titel „What Have I Done to Deserve This“ kletterte sowohl in der englischen als auch in der amerikanischen Hitparade bis auf den zweiten Platz, in Deutschland erreichte er Platz 4 der Charts.
In der Folgezeit, also Ende der 80er Jahre bzw. Anfang der 90er Jahre gelangen ihr noch einige weitere Erfolge wie „Nothing Has Been Proved“ (# 52 D, # 16 UK), „In Private“ (# 4 D, #14 UK), „Reputation“ (# 29 D, #38 UK) - alles Auskopplungen aus dem Album „Reputation“ (# 21 D, # 18 UK). „In Private“ und „Nothing Has Been Proved“ waren beides nochmalige Zusammenarbeiten mit den Pet Shop Boys, die insgesamt die Hälfte des „Reputation“-Albums produzierten und für das gesamte Album als Executive Producer fungierten. Der Titel „Nothing Has Been Proved“ fand auch Verwendung in dem in Großbritannien erfolgreichen Film Scandal, der den Profumo/Keeler Sex-Skandal aus den sechziger Jahren verarbeitete.
Nach zweijähriger Pause erreichte Dusty Springfield 1993 ein weiteres Mal die britischen Charts, diesmal # 75 mit dem Titel "Heart and Soul", ein Duett mit Sangeskollegin Cilla Black. 1995 sang sie im Duett mit Daryl Hall mit „Wherever Would I Be“ den Titelsong des erfolgreichen Films „Während Du schliefst“. Der Titel erreichte sowohl die britischen als auch die deutschen Charts und stammte aus ihrem ebenfalls 1995 erschienenen Album „A Very Fine Love“, das ihr letztes Album bleiben sollte.
Als sie am 2. März 1999 an Brustkrebs starb, schrieb die New York Times, dass die Welt „die beste Popsängerin, die Großbritannien je hervorgebracht hat“, verloren hätte. Sie sollte an diesem Tag von der Queen geehrt werden. Zehn Tage nach ihrem Tod wurde Dusty Springfield in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen[3]. Dusty Springfield wurde eingeäschert; die Asche wurde in Henley-on-Thames und an den irischen Steilklippen Cliffs of Moher verstreut. Es befindet sich eine Grabstelle an der Parish Church of Saint Mary the Virgin in Henley-on-Thames.[4]
Sonstiges
- Quentin Tarantino wählte „Son of a Preacher Man“ für den Soundtrack des Films „Pulp Fiction“.
- Ihr Song „I Only Want to Be with You“ wurde oftmals gecovert, u. a. von den Bay City Rollers (1976), The Tourists (1980), Southside Johnny & the Asbury Jukes (1986) oder Samantha Fox (1989). Zuletzt wurde er von der dänischen Heavy-Metal-/Rockabilly-Band Volbeat gecovert (2004). Deutsche Versionen gibt es von Dusty Springfield selbst ("Auf Dich nur wart' ich immerzu"), Howard Carpendale ("Ab heute weht ein neuer Wind", 1976) und Ireen Sheer ("Alles was ich will bist du", 2001)[5].
Diskografie
Singles (Auszug)
Jahreszahl = Erscheinungsjahr; US = nur in den USA als Single erschienen
The Springfields:
- Breakaway 1961
- Bambino 1961
- Silver Threads and Golden Needles 1962
- Island Of Dreams 1962
Dusty Springfield:
1963 - 1968 vollständige Singles-Diskografie
- I Only Want To Be With You (1963)
- Stay Awhile (1964)
- Wishin' And Hopin' (US 1964)
- I Just Don't Know What To Do With Myself (1964)
- Losing You (1964)
- O Holy Child (1964)
- All Cried Out (US 1964)
- Guess Who (US 1964)
- Your Hurtin' Kind Of Love (1965)
- In The Middle Of Nowhere (1965)
- Some Of Your Lovin' (1965)
- Little By Little (1966)
- You Don't Have To Say You Love Me (1966)
- Going Back (1966)
- All I See Is You (1966)
- I'll Try Anything (1967)
- Give Me Time (1967)
- What's It Gonna Be (1967)
- Sweet Ride (US 1968)
- I Close My Eyes And Count To Ten (1968)
- The Look Of Love (US 1968)
- I Will Come To You (1968)
- Son Of A Preacher Man (1968) (auch später auf dem Soundtrack von Pulp Fiction)
ab 1969 Singles-Diskografie in Auswahl
- The Windmills of Your Mind (1969)
- How Can I Be Sure? (1970)
- Who Gets Your Love (1973)
- Mama's Little Girl (US 1973)
- Learn to Say Goodbye (1973)
- Let Me Love You Once Before You Go (1977)
- Give Me the Night (1978)
- A Love Like Yours (1978)
- That's the Kind of Love I Got for You (1978)
- Living Without Your Love (1979)
- I'm Coming Home Again (1979)
- Baby Blue (1979)
- It Goes Like It Goes / I Wish That Love Would Last (1980)
- Your Love Still Brings Me to My Knees (1980)
- Donnez Moi (Give It to Me) (1982)
- Private Number (mit Spencer Davis) (1984)
- Sometimes Like Butterflies (1985)
- What Have I Done to Deserve This? (Duett mit den Pet Shop Boys) (1987)
- Something in Your Eyes (mit Richard Carpenter) (1987)
- As Long as We Got Each Other (mit B.J. Thomas) (1988)
- Nothing Has Been Proved (1989)
- In Private (1989)
- Reputation (1990)
- Arrested by You (1990)
- Heart and Soul (Duett mit Cilla Black) (1993)
- Wherever Would I Be (Duett mit Daryl Hall) (1995)
- Roll Away (1995)
Alben
- A Girl Called Dusty (1964)
- Ev'rythings Coming Up Dusty (1965)
- You don't have to say you love me (1966)
- Where Am I Going (1967)
- Dusty ... Definitely (1968)
- Dusty in Memphis (1969)
- From Dusty with Love (1970)
- See All Her Faces (1972)
- Cameo (1973)
- It Begins Again (1978)
- Living Without Your Love (1979)
- White Heat (1982)
- Reputation (1990)
- A Very Fine Love (1995)
- Reputation and Rarities (1997; Re-Release mit Bonustracks)
- Live at the Royal Albert Hall (2005)
Kompilationen
Einzelnachweise
- ↑ Frank Laufenberg / Ingrid Hake: Rock- und Poplexikon. Bd. 2. Econ Verlag, Düsseldorf und Wien 1994, S. 1425
- ↑ Stephen Nugent / Pete Fowler / Annie Fowler: The Log Of American / British Top 20 Hits 1955 - 1974, in: Charlie Gillett / Simon Frith: Rock File 4. Panther Books, London 1976, S. 326
- ↑ Rock and Roll Hall of Fame Dusty Springfield in der Rock and Roll Hall of Fame
- ↑ knerger.de: Das Grab von Dusty Springfield
- ↑ Eintrag bei coverinfo.de
Weblinks
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