Afrikanischer Raubwels

Afrikanischer Raubwels
Afrikanischer Raubwels
Clarias garie 080516 9142 tdp.jpg

Afrikanischer Raubwels (Clarias gariepinus)

Systematik
Unterkohorte: Ostariophysi
Otophysi
Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
Familie: Kiemensackwelse (Clariidae)
Gattung: Raubwelse (Clarias)
Art: Afrikanischer Raubwels
Wissenschaftlicher Name
Clarias gariepinus
(Burchell, 1822)

Der Afrikanische Raubwels (Clarias gariepinus) ist eine weit verbreitete Welsart aus der Familie der Raubwelse (Clariidae).

Inhaltsverzeichnis

Biologie

Afrikanische Raubwelse auch Kiemensackwelse oder Scharfzahnwelse genannt, besitzen acht Barteln und ähneln von ihrem walzenförmigem Körperbau dem Lumb.

Vorkommen

Afrikanische Raubwelse kommen in ruhigen warmen Fließgewässern, Teichen und Seen in Afrika, Vorder- bis Westasien vor. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit können Afrikanische Raubwelse auch in Sümpfen und teilweise sogar in Abwasserkanälen überleben. Die Welse können mehrere Tage ohne Wasser überleben, da sie über ihr Maul Luft atmen können, aufgrund ihrer großen ökologischen Anpassung können sie die Trockenzeit ähnlich wie der Lungenfisch in ausgetrocknetem Schlamm am Grund von Seen überleben. Raubwelse sind an eine große Vielzahl von Lebensräumen angepaßt und bevorzugen Wassertemperaturen von 20 °C bis 30 °C,[1] tolerieren sogar ein Absenken der Temperatur auf 8 °C. Eine Salztoleranz von 9,5 ppt konnte nachgewiesen werden,[2] in einigen Regionen halten sich afrikanische Raubwelse im Brackwasser auf.

Lebensweise

Afrikanischer Wels (Großansicht des Kopfes)

Abhängig von den Wassertemperaturen schlüpfen die Jungfische bereits 18 bis 24 Stunden nach Eiablage.[3] Afrikanische Raubwelse sind überwiegend nachtaktiv und suchen meist in Bodennähe nach Nahrung in Form von kleinen Mollusken und anderen Kleintieren bis zu kleineren Fischen, sowie Aas. Als Laichräuber können sie große Schäden anrichten. Ihre Beute orten sie optisch oder durch elektromagnetische Schwingungen.[4] Um in ihre Laichgründe zu gelangen, können Afrikanische Welse sich kurzzeitig auch an Land bewegen oder sich durch schmale Zugänge in neue noch unbesiedelte Gewässer bewegen. Es wurde auch beobachtet, dass sie nachts in wassernahen und feuchten Uferbereichen Jagd auf Beute machten. Zur Brutzeit von Wasservögeln halten sich größere Raubwelse unterhalb der überschwemmten Bäume auf, um herabfallende Nistvögel zu erbeuten.[5] Im Okawango-Delta kommt es zu einer bestimmten Jahreszeit zu einem Naturphänomen, dem sogenannten "catfish run", wenn hunderte von afrikanischen Raubwelsen in das Überschwemmungsgebiet einwandern und durch das Schlagen ihrer Körper auf die Papyrus-Schilfpflanzen große Mengen von Futterfischen in den Hauptstrom treiben.[6]

Bei idealen Lebensbedingungen können sie bis 170 cm groß und 30 kg[7] schwer werden. 1992 wurde in Südafrika ein 36 Kilogramm schwerer afrikanischer Raubwels mit der Angel gefangen.[8] 2004 töteten Arbeiter ein 20 kg schweres Exemplar in der Kanalisation von Dhaka bei Reinigungsarbeiten.[9]

Wirtschaftliche Bedeutung

Kleine Raubwelse werden teilweise auch in Aquarien gehalten und gelten als sehr zählebig und genügsam.[10]

Sie haben aufgrund ihres wohlschmeckenden roten Fleisches eine wachsende Bedeutung als Speisefisch und können in Aquakultur in großen Mengen produziert werden. In den Niederlanden kommen Afrikanische Raubwelse aus Tank-Kreislaufanlagen unter dem Namen Catvis oder Meerval in den Handel. In Mecklenburg-Vorpommern werden Afrikanische Welse in Becken gezüchtet, die mit Abwärme aus Biogasanlagen beheizt werden. Die niederländische Firma Fleuren & Nooijen mit einer Jahresproduktion von 2 Millionen Jungfischen, welche für Zucht und Mast bis nach Israel, Nigeria, Ukraine und Costa Rica verkauft werden, ist der größte europäische Erzeuger von afrikanischen Raubwelsen.[11] 1993 lag die Weltproduktion bei 90013 Tonnen.[12]

In der EU-Verordnung Nr. 506/2008 der Kommission vom 6. Juni 2008 werden sie als genehmigungspflichtige Art beschrieben.[13] Die Haltung in Teichwirtschaften und Aquakulturen ist jedoch nicht beschränkt.[14]

In Bangladesch wurde 1998 ein nationales Programm zur Haltung von afrikanischen Raubwelsen in Miniaturbecken ins Leben gerufen, um Kleinbauern ein nachhaltiges Einkommen zu ermöglichen. [15] Mit dieser Maßnahme sollten vor allem die Frauen als “Ärmste der Armen” durch Mikrokredite und u.a. Hausproduktion von afrikanischen Welsen begünstigt werden. In nur 1m² großen mit Wasser bedeckten Erdlöchern beinahe auf jedem Standort können die Welse gehalten und mit Haushaltsabfällen gefüttert werden. [16] Man erhoffte sich damit eine „Revolution“ in der Aquakultur auf engstem Raum für Entwicklungsländer, ähnlich wie die Einführung der Käfighaltung bei Hühnern.[9]

Afrikanische Raubwelse als fremde Art

Afrikanische Welse (Jungfische) aus einem Abwasserkanal in Israel

In Bangladesch hat die Einführung der Afrikanischen Raubwelse in einigen Regionen die einheimische Fischfauna an die Grenze der Ausrottung gebracht, da sich die Afrikanischen Raubwelse gegen einheimische Nahrungskonkurrenten stark durchsetzen. Die indische Regierung warnt vor dem Verzehr von Afrikanischen Raubwelsen aus den Abwassersystemen, da sie sich u.a. auch von Schlachthausabfällen und Kadavern ernähren und somit gefährliche Krankheiten übertragen können.

2006 wurden auch aus Brasilien Fälle gemeldet, wo afrikanische Raubwelse die einheimische Fischfauna bedrohen.[17]

In Ungarn werden Raubwelse in Warmwasser-Aquakulturen gehalten, es wird berichtet, dass sie sich von dort aus in einige österreichische Gewässer wie der Raab und der Lafnitz verbreitet hätten.[18] Fischereibiologen glauben jedoch nicht, dass sich infolge der Frosttemperaturen stabile Bestände bilden könnten.

Literatur

  • J. R. S. Vitule, S. C. Umbria and J. M. R. Aranha: Introduction of the African Catfish Clarias gariepinus (BURCHELL, 1822) into Southern Brazil, Biological Invasions, Springer Netherlands, 2006
  • Viveen, W.J., Richter, C.J., Janssen, J.A., van Oordt, P.G., Huisman, E.A.: Practical manual for the culture of the African Catfish (Clarias gariepinus), 1986 Department of Fish Culture and Fisheries of the Agricultural University of Wageningen, the Netherlands, 121 pp.
  • B.C.W. Van der Wall und H.J. Schoonbee: Age and growth studies of Clarias gariepinus (Burchell) (Clariidae) in the Transvaal, South Africa. J. Fish Biol., 1975 7, 227–233.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. M A N U A L On Seed Production Of African Catfish (Clarias Gariepinus). Fao.org. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  2. Chervinski, J.: Salinity tolerance of young Catfish, larias lazera Burchell), 1984 Journal of Fish Biology, 25, S. 147–149
  3. About Breeding Methods for African Catfish. eHow.com (28. Oktober 2008). Abgerufen am 19. Juni 2010.
  4. Electrosensory prey detection in the African sharptooth catfish, Clarias gariepinus (Clariidae), of a weakly electric mormyrid fish, the bulldog (Marcusenius macrolepidotus) in http://epub.uni-regensburg.de/89/
  5. Clarias gariepinus, North African catfish : fisheries, aquaculture, gamefish. Filaman.ifm-geomar.de. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  6. Okavango Article by Gregor Woods. Okavangohouseboats.com. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  7. Sharptooth Catfish - Clarias gariepinus. Home.intekom.com. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  8. Catfish and Bullheads - How Big is Big - Freshwater Fishing. Fishing.about.com. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  9. a b African Catfish Turn Predators In Bangladesh. Flmnh.ufl.edu (14. Juli 2004). Abgerufen am 19. Juni 2010.
  10. Günther Sterba: Süßwasserfische der Welt, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg, 2000, S. 357-358
  11. African catfish fingerlings. Fleuren-nooijen.nl (1. Januar 2004). Abgerufen am 19. Juni 2010.
  12. http://cdserver2.ru.ac.za/cd/catfish/catfish/cat3a.htm
  13. Verordnung (EG) Nr (PDF). Abgerufen am 19. Juni 2010.
  14. VERORDNUNG (EG) Nr. 708/2007 DES RATES vom 11. Juni 2007 über die Verwendung nicht heimischer und gebietsfremder Arten in der Aquakultur (ABl. L 168 vom 28. Juni 2007, S. 1). Abgerufen am 19. Juni 2010.
  15. NEFISCO aquaculture and fisheries consultants. Nefisco.org. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  16. Felix Marttin und Gertjan de Graaf, Poverty alleviation through fish culture: Homestead catfish culture in Bangladesh in http://www.fao.org/DOCREP/004/Y2419e/y2419e06.htm
  17. Record of native amphibian predation by the alien African catfish in the Brazilian Atlantic Rain Forest in http://www.panamjas.org/pdf_artigos/PANAMJAS_3(2)_105-107.pdf
  18. ÖKF-FORUM :: Thema anzeigen - Afrikanische Welse bei uns ?. Oekf.at. Abgerufen am 19. Juni 2010.

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