- Agathe Bauer
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Ein (Song-)Verhörer, auch Mondegreen genannt, bezeichnet (für gewöhnlich unabsichtlich) falsch verstandene Textteile, beispielsweise aus Liedern oder Gedichten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die amerikanische Autorin Sylvia Wright prägte den englischen Ausdruck Mondegreen und verwendete ihn erstmalig 1954 in einem Artikel in der Zeitschrift Harper's Bazaar. Sie hatte als Kind die alte schottische Ballade „The Bonny Earl of Murray“ gehört, in der ihrer Meinung nach die Zeile vorkam:
„They ha’e slain the Earl of Murray / And Lady Mondegreen.“ (Sie haben den Earl of Murray erschlagen / Und Lady Mondegreen.)
Später musste sie erfahren, dass die Zeilen in Wahrheit lauteten:
„They ha’e slain the Earl of Murray / And laid him on the green.“ (Sie haben den Earl of Murray erschlagen / Und legten ihn aufs Gras.)
2004 stellten Axel Hacke und Michael Sowa mit ihrem Büchlein Der weiße Neger Wumbaba - Das kleine Handbuch des Verhörens (als Verhörer von „der weiße Nebel wunderbar“ aus dem Lied Der Mond ist aufgegangen) viele, vor allem deutsche Verhörer-Beispiele vor. Nach einigen Kolumnen in der Süddeutschen Zeitung erhielt Hacke immer mehr Zuschriften mit Verhörern, die zu dem Buch führten. Er kam zu dem Schluss, dass „kaum ein Mensch je einen Liedtext richtig“ verstehe und diese wohl überhaupt nur dazu da seien, „den Menschen Material zu liefern, damit ihre Phantasie wirken kann“.
2005 erschien das Buch Von Eisbärsalat bis Knöchelverzeichnis. Die besten Verhörer der deutschen Sprache des Wiener Autors Roman Kellner. Neben sehr vielen (vor allem österreichischen) Verhörern findet sich darin auch ein Kapitel über die psycholinguistischen Hintergründe für das Verhören.
Der Name des australischen Verlags Lonely Planet ist ebenfalls auf einen Verhörer zurückzuführen. Der Autor Tony Wheeler verstand in der Textpassage „once while travelling across the sky this lovely planet caught my eye“ statt „lovely planet“ die Worte „lonely planet“.
Deutsche Verhörer in fremdsprachlichen Stücken
Seit 2007 laufen in etlichen Radioprogrammen Programmecken, in denen unter verschiedenem Namen regelmäßig von Hörern „gemeldete“ Verhörer gesendet werden. Dabei handelt es sich um deutsche Textpassagen, die in hauptsächlich englischen Stücken gehört werden.[1][2][3]
Beispiele
- There's a bathroom on the right (statt „There's a bad moon on the rise“ aus dem Lied Bad Moon Rising von Creedence Clearwater Revival)
- „Dies Kind soll unser letztes sein“ (statt „Dies Kind soll unverletzet sein“ aus dem Abendlied „Nun ruhen alle Wälder“ von Paul Gerhardt)
- Agathe Bauer (statt „I've got the power“ aus dem Lied „The Power“ von SNAP!)
- Anneliese Braun (statt „All the leaves are brown“ aus dem Lied „California Dreamin“ von The Mamas and the Papas)
- Oh Anneliese popel nicht (statt „cum angelis et pueris“ aus dem Lied Sadeness von Enigma)
- Niemand kann das bezahlen (statt „mi manca da spezzare“ aus dem Lied Laura non c'è von Nek)
- Kriegsfischerei (statt „Griechischer Wein“ aus dem gleichnamigen Lied von Udo Jürgens)
- Benzol Forte Forte Forte Dir nur reinzieh'n ( aus dem Lied von Gianna Nannini "Bello é Impossibile)
- Hol ihn, hol ihn unter's Dach (statt "All in all it's just a[nother]..." aus dem Lied "Another Brick in the Wall" von Pink Floyd)
- Denn es werden wieder Helden gesucht, die unser Feuerwasser tragen (statt "... die unter Feuer was vertragen" aus Helden Gesucht von Thomas Godoj)
Humor
Im Gegensatz zu tatsächlich unbewussten „Verhörern“ steht die absichtliche, humoristisch orientierte Interpretation und Falschauslegung von Songtexten, wie sie oft in Verbindung mit entsprechendem Bildmaterial bei Online-Video-Diensten wie YouTube unter dem Begriff „Misheard Lyrics“ (falsch verstandene Texte) zu finden ist. So wird beispielsweise aus Panteras „Fucking Hostile“, in Anspielung auf David Hasselhoff, „Fucking Hoff Style“.
Siehe auch
Weblinks
- Songverhörer.de, ein deutsches Verhörer-Archiv
- Kiss this Guy, ein englischsprachiges Archiv von falsch verstandenen Songtexten
- Am I right, noch eine solche Seite
- SWR2-Sendung als mp3
Quellen
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