- Eduard VI.
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Eduard VI. (* 12. Oktober 1537 im Hampton Court Palace; † 6. Juli 1553 in Greenwich) war der einzige legitime Sohn Heinrichs VIII. und bestieg nach dessen Tod als Neunjähriger den englischen Thron. Als dritter Monarch der Tudordynastie war er nur von 1547 bis 1553 König von England und Irland, da er bereits im Alter von 15 Jahren verstarb. Seine Regierungszeit war von protestantischen Reformen geprägt und wurde maßgeblich durch Edward Seymour, 1. Duke of Somerset, und John Dudley, 1. Duke of Northumberland bestimmt. Auf den Thron folgte ihm seine Schwester Maria.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Geburt
„Hier ist nicht weniger Frohlocken ob der Geburt unseres Prinzen, nach dem wir so lange gehungert haben, als bei der Geburt Johannes des Täufers[1]“
Eduards Geburt am 12. Oktober 1537 im Hampton Court Palace war ein großes Ereignis, denn dem König war mit ihm nach fast dreißig Jahren Regierungszeit und drei Ehefrauen endlich der lang ersehnte männliche Nachkomme geboren worden. Der begeisterte Ruf ‚Wir haben eine Prinzen!‘' war bald überall in den Straßen zu hören, spontane Feiern begannen und zum Dank des freudigen Ereignisses wurde in allen Pfarrkirchen Englands das Te Deum gesungen, Wein und Bier kostenlos an die Bevölkerung ausgeteilt und Freudenfeuer entfacht. Die Begeisterung war so groß, dass die Wachen im Tower 2000 Kanonenkugeln abfeuerten um die Kirchenglocken zu übertönen, die bis zehn Uhr abends überall läuteten.
Eduard war das dritte Kind und der einzige legitime Sohn Heinrichs sowie sein einziges Kind mit seiner dritten Gemahlin Jane Seymour. Drei Tage nach seiner Geburt wurde der Prinz in der Chapel Royal in Hampton Court auf den Namen Eduard getauft, nach dem Heiligen Eduard, an dessen Festtagsvorabend er geboren worden war. Seine 21 Jahre ältere Halbschwester Maria war seine Taufpatin und seine vierjährige Halbschwester Elizabeth trug sein Tauftuch in der Prozession. Der Garter King of Arms verkündete seine Titel Duke of Cornwall und Earl of Chester.[2]
Der junge Thronerbe wurde bereits zwölf Tage nach der Geburt zur Halbwaise, da seine Mutter dem Kindbettfieber erlag. Eduard selbst war gesund und trank gut.[3]
Erziehung
Eduard wurde zunächst unter der Führung von Lady Margaret Bryan erzogen, wie zuvor schon beide seiner Schwestern. Der König gab strenge Instruktionen, seine Umgebung sauber zu halten, um ihn vor Krankheiten zu schützen. Die Gesundheit seines einzigen Sohnes hatte höchste Priorität. Im Juli 1544, als der Prinz sechs Jahre alt war, wurde ein größerer Haushalt in Hampton Court für ihn eingerichtet. Er begann seine formelle Ausbildung und wurde erstmals mit Männern als Lehrer umgeben. Zu seinen Tutoren gehörten John Cheke und Roger Ascham, von denen er zusammen mit einer Gruppe adeliger Knaben als Lernkameraden eine umfassende humanistische Ausbildung erhielt. Auch seine Schwester Elizabeth teilte einige seiner Unterrichtsstunden. Sein Vater ließ für ihn im neugebauten Nonsuch Palace Wandbilder mit historischen und mythischen Figuren als lebendiges Lehrbuch fertigen.
Heinrich VIII. wollte ihn zum Prince of Wales, dem traditionellen Titel des englischen Thronfolgers, ernennen, bevor es jedoch dazu kam, verstarb Heinrich und Eduard folgte ihm auf den Thron nach.
Die Thronbesteigung
„Weh dir, Land, dessen König ein Knabe ist“
Nach dem Tod von Heinrich VIII. am 28. Januar 1547 wurde Eduard als Eduard VI. König von England und Irland. Die Thronbesteigung verlief unproblematisch, da Heinrich ihn in seinem letzten Testament vom 30. Dezember 1546 ausdrücklich zum Nachfolger bestimmte. Zusätzlich ernannte er einen zehnköpfigen Thronrat, der während Eduards Minderjährigkeit die Regierungsgeschäfte wahrnehmen sollte, und stellte eine Liste mit weiteren zwölf bedeutenden Persönlichkeiten auf, die den Staatsrat während Krisenzeiten unterstützen sollten.
Der Rat bestand überwiegend aus Personen, die bereits unter dem alten König an Einfluss gewonnen hatten. Die wichtigsten Mitglieder des Rates waren Eduard Seymour, Earl of Hertford, ein Bruder der verstorbenen Jane Seymour und Onkel Eduards, sowie John Dudley, Viscount Lisle und Sir William Paget.
Herrschaft
Die Mitglieder des Rates waren zum größten Teil Reformer im Sinne einer unabhängigen englischen Staatskirche. Ihre ärgsten Kontrahenten - Stephen Gardiner, Bischof von Winchester, Thomas Howard, 3. Duke of Norfolk, und Thomas Thirlby - allesamt strenggläubige Katholiken - wurden vom Rat ausgeschlossen. Der verstorbene König hatte Eduard Seymour in seinem Testament als Eduards Vormund bestimmt. Die Mitglieder des Rates ersuchten den neuen König Eduard VI. nun um eine Bestätigung der Ernennung, um damit den Zweiflern an der Rechtmäßigkeit des letzten Willens König Heinrichs den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Am 13. März 1547 bestätigte Eduard VI. die Mitglieder des Rates (außer dem Lordkanzler Thomas Wriothesley, 1. Earl of Southampton). König Eduard ernannte seinen Onkel Eduard Seymour zum Duke of Somerset und gab ihm das Amt des Lordprotektors. Seymour wurde das Recht zuerkannt, den Rat nach eigenem Ermessen zu verändern.
Unter Somerset
Der Duke of Somerset wurde dadurch zum eigentlichen Machthaber von England und die Rolle von König Eduard VI. beschränkte sich auf rein repräsentative Aufgaben. Der Duke beeinflusste seinen Neffen, den König, in dessen Entscheidungen maßgeblich. Der junge König stand ebenfalls stark unter dem Einfluss des Erzbischofs von Canterbury, Thomas Cranmer. Zusammen mit dem Duke of Somerset begann der Erzbischof, das Protestantentum in England zu verbreiten. Per königlichem Erlass ersetzte Thomas Cranmer verschiedene katholische Riten durch protestantische. Eine Verfolgung der Gegner dieser Religionspolitik verweigerte der Duke of Somerset dem Erzbischof jedoch. Der Lordprotektor Somerset fürchtete die mächtigen katholischen Monarchen des europäischen Festlandes, speziell den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Karl V., und wollte diese nicht durch Ketzerverfolgungen verärgern. Hinter diesem Verbot der Verfolgung stand die Überlegung, Englands Stellung in der Weltpolitik nicht weiter zu schwächen, war diese doch schon wegen der Auld Alliance zwischen Schottland und Frankreich, zwei katholischen Ländern, gefährdet.
Der Duke of Somerset hing der Idee an, England und Schottland zu vereinen. Er beeinflusste König Eduard, diesem Ziel nachzugehen. Noch zu Lebzeiten Heinrichs hatte man vergeblich versucht, die schottische Königin Maria Stuart mit dem englischen Thronfolger Eduard zu verheiraten, sie heiratete jedoch schließlich den französischen Thronfolger Dauphin Franz. Eine militärisch erzwungene Vereinigung mit Schottland kam durch dessen Bündnis mit Frankreich ebenfalls nicht in Frage.
Die Unterstützung für Eduard Seymour, 1. Duke of Somerset, schwand auch zunehmend im eigenen Land. Sein eigener Bruder, Thomas Seymour, versuchte, Somerset als Vormund des Königs zu stürzen. Das Komplott wurde 1549 aufgedeckt und Thomas Seymour des Hochverrats an der Krone angeklagt. Er wurde am 20. März des Jahres hingerichtet. Die Autorität des Vormunds sank jedoch dennoch in den folgenden Monaten weiter und die auftretenden Probleme ließen ihn auch in der Gunst des Königs sinken. Schließlich begannen die einfachen Bauern, sich zu erheben, und erschütterten das Land mit Unruhen. Die zunehmenden innerpolitischen Probleme Englands nutzte Frankreich aus, um dem geschwächten England den Krieg zu erklären. Unter dem Lordprotektorat Seymours entstand auch jenes Statut betreffend die „Vagabunden“ („vagrants“), welches blutige Verfolgungsmaßnahmen wie Brandmarkungen und Versklavung vorsah. Der Erlass wird im ersten Band des Werks „Das Kapital“ von Karl Marx (S. 763) auszugsweise wie folgt zitiert: „Alle Personen haben das Recht, den Vagabunden ihre Kinder wegzunehmen und als Lehrlinge, Jungen bis zum 24. Jahr, Mädchen bis zum 20. Jahr, zu halten. Laufen sie weg, so sollen sie bis zu diesem Alter die Sklaven der Lehrmeister sein, die sie in Ketten legen, geißeln etc. können, wie sie wollen. Jeder Meister darf einen eisernen Ring um Hals, Arme oder Beine seines Sklaven legen, damit er ihn besser kennt und seiner sicherer ist.“
Unter Warwick
Der Duke of Somerset war für König Eduard VI. untragbar geworden und wurde durch John Dudley, 1. Earl of Warwick, ersetzt. Dieser hatte zu dem jungen König ein enges Verhältnis aufgebaut, und beeinflusste ihn stark. Geschickt köderte John Dudley den minderjährigen König mit der Versprechung, ihn bereits mit sechzehn Jahren für volljährig zu erklären. John Dudley wurde Lord President of the Council und 1551 zum Duke of Northumberland ernannt. Er führte seit 1549 fast unumschränkt die Regierungsgeschäfte.
Tod und Nachfolge
König Eduard, von eher schwächlicher körperlicher Konstitution, starb am 6. Juli 1553 in Greenwich, vermutlich an Tuberkulose. Da er und vor allem seine Berater verhindern wollten, dass der englische Thron im Falle seines vorzeitigen Todes an seine katholische Halbschwester Maria fiele, bestimmte er an ihrer Stelle seine Nichte 2. Grades Jane Grey, eine Urenkelin König Heinrichs VII., zur Thronerbin. Hinter diesem Plan stand wohl auch Lord Warwick, dessen Schwiegertochter Jane Grey war. Einer Legende nach soll John Dudley dem im Sterben liegenden Monarchen die Krone gestohlen haben, um sie seiner Schwiegertochter Lady Jane zu geben.
Die Herrscher
des Hauses Tudor 1485–16031485–1509 Heinrich VII. 1509–1547 Heinrich VIII. 1547–1553 Eduard VI. 1553–1553 Lady Jane Grey 1553–1558 Maria I. 1558–1603 Elisabeth I. Der Tod des Königs wurde für einige Tage geheim gehalten, damit für die Vorbereitungen der Thronfolge Lady Janes genügend Zeit verblieb. Hohe Beamte der Regierung und der Behörden schworen der neuen Königin privat ihre Ergebenheit und Treue. Am 10. Juli 1553 wurde Jane offiziell zur Königin proklamiert und übernahm damit tatsächlich für neun Tage die Herrschaft über England. Bereits am 19. Juli wurde sie von Marias Anhängern gestürzt und Maria zur Königin ernannt. Die Thronfolge Lady Janes wurde als eine unter Zwang herbeigeführte Tat widerrufen und ihre Erbfolge für ungesetzlich erklärt. Jane musste die Krone an Maria abtreten. Demzufolge war Maria I. Königin von England die De-jure-Nachfolgerin von Eduard VI., aber de facto folgte ihm Lady Jane Grey nach.
Nach dem Tod des erst fünfzehn Jahre alten Eduard kursierten Gerüchte, der König habe überlebt. Die Hoffnungen des Volkes nutzten einige Betrüger aus, gaben sich als König Eduard aus und forderten ihren rechtmäßigen Anspruch auf den Thron ein. Bis in die Herrschaft Elisabeths hinein tauchten immer wieder solche Prätendenten auf. Die Geschichte um die falschen Eduards inspirierte einige Autoren zu Romanen, darunter Mark Twain („The prince and the pauper“ – deutsch „Der Prinz und der Bettelknabe“).
Edward VI. wurde in der Westminster Abbey vor einem Altar begraben. Lediglich eine kleine Grabplatte mit seinem Namen ziert die Ruhestätte des Königs.
Nachwirkungen
Unter Eduard wurde die anglikanische Kirche erstmals auf einen inhaltlich dem protestantischen Bekenntnis nahestehenden Kurs gebracht. Seine Nachfolgerin Maria I. Königin von England machte allerdings im Zuge der Rekatholisierung Englands viele Reformen rückgängig.
Titel
Seit Geburt trug Eduard den Titel des Duke of Cornwall, mit der Thronbesteigung änderte sich sein Titel und er wurde mit demselben Titel zum König proklamiert wie sein Vater Heinrich VIII. vor ihm:
Eduard der sechste, von Gottes Gnaden, König von England, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens und Oberhaupt der Kirche von England und Irland.Abstammung
Edmund Tudor
* um 1430; † 1. November 1456
∞ 1455Heinrich VII.
* 28. Januar 1457; † 21. April 1509
∞ 18. Januar 1486Margaret Beaufort
* 31. Mai 1443; † 29. Juni 1509Heinrich VIII.
* 28. Juni 1491; † 28. Januar 1547
∞ 25. Januar 1533Eduard IV.
* 28. April 1442; † 9. April 1483
∞ 1. Mai 1464Elizabeth of York
* 11. Februar 1466; † 11. Februar 1503Elizabeth Woodville
* 1437; † 8. Juni 1492Eduard VI.
* 12. Oktober 1537; † 6. Juli 1553John Seymour
* ca. 1450; † 26. Oktober 1491
∞ vor 1468Sir John Seymour
* 1474; † 21. Dezember 1536
∞ vor 1500Elizabeth Darrell
* ca. 1451; † ca. 1479Jane Seymour
* 1509; † 24. Oktober 1537Henry Wentworth
† ca. 1500
∞ vor 1478Margery Wentworth
* ca. 1478; † 1550Ann Say Literatur
- Peter Wende (Hrsg.): Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II. C.H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43391-X
- Sidney Lee: Edward VI. In: Leslie Stephen (Hrsg.): Dictionary of National Biography (DNB), Band 17 (Edward - Erskine), MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City, London 1889, S. 84–90 (englisch)
- Dale Hoak: Edward VI (1537–1553). In: H. C. G. Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB), Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, online, Stand: Januar 2008 (Lizenz erforderlich) (englisch) (nicht eingesehen)
- Edward VI. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Bd 8. London 1910–1911, S. 997.
Weblinks
Commons: Eduard VI. von England – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Materialsammlung (Archivversion vom 29. September 2007) zu Eduard VI. bei mittelalter-genealogie.de, Stand: 29. September 2007, im Internet Archive auf archive.org, gesehen 30. Juli 2011
- Eintrag zu Edward VI Tudor, King of England auf der Website thepeerage.com (englisch)
- Eintrag bei getty.edu (englisch)
Fußnoten
- ↑ Brief Hugh Latimers an Thomas Cromwell vom 19. Oktober 1537 "Here is no less rejoicing at the birth of our prince, whom we hungered for so long, than there was at the birth of John the Baptist"
- ↑ David Starkey: Six Wives, HarperCollins 2003, S. 607f
- ↑ Lucy Wooding: Henry VIII, Routledge Historical Biographies, London New York 2009, S. 215
Vorgänger Amt Nachfolger englische Krondomäne Herzog von Cornwall
1537–1547englische Krondomäne Heinrich VIII. König von England
1547–1553Jane Grey König von Irland
1547–1553Kategorien:- Anglikaner
- Monarch (England)
- König (Irland)
- Herzog (Cornwall)
- Haus Tudor
- Geschichte Englands in der Frühen Neuzeit
- Heinrich VIII. (England)
- Person (London)
- Geboren 1537
- Gestorben 1553
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