Ehlbeck (Rehlingen)

Ehlbeck (Rehlingen)

Ehlbeck ist einer von fünf Ortsteilen der Gemeinde Rehlingen im Landkreis Lüneburg in Niedersachsen. Bis zur niedersächsischen Gebietsreform von 1974 war Ehlbeck eine eigenständige und der Fläche nach sogar die größte Gemeinde des Landkreises Lüneburg.[1] Ehlbeck hat etwa 270 Einwohner und besteht aus vier Höfen, zwei Siedlerstellen, einer Forstarbeiter-Siedlung, dem Neubaugebiet Finkenberg sowie einzelnen Häusern aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ehlbeck befindet sich im südwestlichen Zipfel des Landkreises Lüneburg. Namensgebend ist das Heideflüsschen Ehlbeck (Lopau), das den Ort von West nach Ost durchfließt und in die Lopau, einen Nebenfluss der Luhe, mündet.

Der Ort ist von allen Seiten mit Wald umgeben. Im Süden liegt das große Waldgebiet der Raubkammer, das wie auch ein Teil der Gemeinde zum Truppenübungsplatz Munster Nord gehört. Der Truppenübungsplatz bildet heute, nachdem alle Höfe 1935 größere Flächen ihres Waldes abgeben haben müssen, die südliche Grenze der Gemeinde.

Ehlbeck liegt im Bereich der Endmoränen der letzten Eiszeit. Es ist eine sehr alte Siedlung. Bewiesen wird dies durch Hügelgräber (1800–800 v. Chr.) und Funde von Feuersteindolchen aus der jüngeren Steinzeit. Wahrscheinlich veranlassten die sanften Höhenzüge und der Bach, der durch die Feldmark fließt, eine frühzeitige Besiedelung.

Geschichte

Stein- und bronzezeitliche Funde weisen auf eine frühe Besiedelung hin. Im Mittelalter waren die Ortshälften das Walddorfs Ehlbeck, das als Westerehlbeck bezeichnete Einzelgehöft Rehrhof samt Försterei und das mehrere Höfe umfassende Osterehlbeck gegenüber unterschiedlichen Lehnsherren tributpflichtig. Während in Osterehlbeck die Kirche in Amelinghausen, die Pfarrkirche für die beiden Ehlbeck, zehntberechtigt war, teilten sich die von Zahrenhusen und die von Etzen den Zehnten von Westerehlbeck, bis im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts Kloster Lüne beide Hälften erwarb. Bei der Ämterregulierung von 1794 gelangten Rehrhof und Osterehlbeck zur Amtsvogtei Amelinghausen des Amtes Winsen.

Unter Napoleon wurden die beiden Ehlbeck ab 1810 für wenige Jahre dem Département d' Aller des Königreichs Westphalen zugeschlagen. Als Weiler gehörten Oster-Ehlbeck und Wester-Ehlbeck oder Rehrhof zur Commune Wulfsode des Cantons Ebstorf im District Uelzen.[2] Kurz vor Ende der Herrschaft des Königreichs Hannover kam Ehlbeck 1852 vorübergehend an das Amt Salzhausen, 1859 wiederum an das Amt Lüne und mit der preußischen Verwaltungsreform von 1885 schließlich an den Landkreis Lüneburg.[3]

Wie der Chronist Johann Heinrich Büttner[4] schreibt, stammt das im 16. Jahrhundert ausgestorbene Lüneburger Patriziergeschlecht von Eylebek (oder Elebek) aus Ehlbeck. Die von Eylebeke besaßen bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts Anteile an der Saline in Lüneburg, wo Sifridus de Eylebeke Ratsherr war (1295). Bis zu ihrem endgültigen Aussterben in Lüneburg beerbten sich der städtische und der Ehlbecker Familienzweig mehrfach gegenseitig.

Im Jahr 1866 geriet der im Waldgebiet Raubkammer gelegene Ort unversehens in die Zeitungen. Am Gründonnerstag, dem 29. März, hatten Revierförster Müller von der Oberförsterei Rehrhof und Förster Werner aus Wulfsode (heutiger Landkreis Uelzen) tief im Forstrevier eine Besprechung mit ihren Haumeistern. Auf dem Heimweg stellten die Förster vier Wilddiebe. Die zwei waren schon dabei, sich von den rasch Entwaffneten die Personalien geben zu lassen, da gelang es einem der Wilddiebe, dem Dienstknecht Hüners aus Hützel, blitzschnell einer Flinte habhaft zu werden und auf die Förster anzulegen. Müller sank tödlich getroffen nieder. Werner erlitt so starke Verletzungen, dass er in der Nacht zum Karfreitag verschied. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurden die beiden Förster am ersten Ostertag auf dem Amelinghäuser Friedhof zur ewigen Ruhe gebettet. Durch das Schwurgericht Celle wurde Hüners zu 20 Jahren Kettenstrafe 1. Grades verurteilt. Am 1. Juli begann die Strafverbüßung in der Kettenstrafanstalt Lüneburg, die Hüners nicht überleben sollte. Die an die beiden Förster erinnernde Grabplatte wurde inzwischen auf das Gelände der Amelinghäuser Kirche St. Hippolit verlegt.

Als ältestes Gebäude in Ehlbeck gilt der reetgedeckte Treppenspeicher in Osterehlbeck [5], dessen Kerngebäude 1746 errichtet wurde. Das Baudatum und die Namen der Erbauer (Hinnerich Christoffer und Anna Maria Westermann) finden sich im Türbalken im Erdgeschoss des in seinem Erhalt gefährdeten Gebäudes. Der wahrscheinlich kaum jüngere Wollspeicher in Rehrhof wird auf einen Erbauungszeitraum von 1751 bis 1800 datiert, seine Fensterdatierung stammt aus dem Jahre 1820. An den in der Legende zum Raubritter gewordenen Moritz von Zahrenhusen erinnert der im Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes Munster Nord gelegene Zahrenhusenstein. Hier soll Moritz von Zahrenhusen bei einem Überfall auf einen fahrenden Kaufmann durch einen silbernen Knopf erschossen und begraben worden sein.[6] Der niederdeutsche Heimatschriftsteller August Freudenthal berichtet in seinen Heidefahrten (1892–1906), dass im 19. Jahrhundert an dieser Stelle ein Skelettfund gemacht worden sei.[7]

Die Bevölkerungsentwicklung im 20. Jahrhundert:

  • 175 Einwohner (1900)
  • 230 (1939)
  • 469 (1946)
  • 281 (1964)
  • 247 (1968)
  • 204 (1972)
  • 271 (2001)

Kultur und Infrastruktur

Handwerks- und Gewerbebetriebe sowie Geschäfte gibt es nicht. Seit 1966 existiert ein eigener Sportverein, der SV Ehlbeck, der sich integrationsfreudig als öffentlicher Mittelpunkt in Sport als auch in Kultur etabliert hat. In der alten Schule befindet sich der Kinderspielkreis. Ein kleines Schwimmbad bietet im Sommer die kostenfreie Möglichkeit zum Baden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ausführlich: Blazek, Matthias: Von der Landdrostey zur Bezirksregierung – Die Geschichte der Bezirksregierung Hannover im Spiegel der Verwaltungsreformen, Stuttgart 2004, ISBN 3-89821-357-9.
  2. Gesetz-Bulletin des Königreichs Westphalen / Bulletin des lois du royaume de Westphalie (1812), S. 471. Vgl. Blazek, Matthias: Das Kurfürstentum Hannover und die Jahre der Fremdherrschaft 1803–1813, ibidem, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-89821-777-4.
  3. Ravens, Jürgen Peter: Vom Bardengau zum Landkreis Lüneburg, 2. Aufl., Lüneburg: Nordland-Druck 1985, ISBN 3922639003.
  4. Büttner, Johann Heinrich: Genealogie- oder Stamm- und Geschlechtsregister der vornehmsten Lüneburgischen Adligen Patricier-Geschlechter, Lüneburg 1704.
  5. http://denkmalpanorama.netspec.de.
  6. Henniger, Karl; Harten, Johann von: Niedersachsens Sagenborn – Eine Sammlung der schönsten Sagen und Schwänke aus dem nördlichen Niedersachsen, 10. Aufl., Hildesheim: A. Lax, 1987, ISBN 3-7848-8916-6.
  7. Freudenthal, August: Heidefahrten (unveränd. Nachdr. d. Ausg. Bremen u. Leipzig: Heinsius 1892–1906), Hermannsburg: Missionshandlung 1983, ISBN 3-87546-037-5.
53.0892610.15866

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