- Else Pappenheim
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Else Pappenheim (* 22. Mai 1911 in Salzburg; † 11. Jänner 2009 in New York) war eine US-amerikanische Neurologin, Psychiaterin und Psychoanalytikerin österreichischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Pappenheim stammte aus einer traditionsreichen jüdischen Arztfamilie. Ihre Mutter Edith Goldschmidt (1883–1942) war Enkelin der Begründerin der ersten Frauenhochschule in Leipzig, Henriette Goldschmidt. Sie konnte sich vor der Judenverfolgung nicht retten und verübte 1942 in Bonn Selbstmord. Ihr Vater Martin Pappenheim[1] (1881–1943) war Neurologe und Professor an der Universität Wien. Als Gefängnispsychiater betreute er den Attentäter von Sarajevo Gavrilo Princip. Als aktiver Sozialdemokrat kehrte er 1934, nach dem Scheitern der Februaraufstände, auf Anraten von Bekannten von einer Auslandsreise nicht mehr zurück. Er war maßgeblich am Aufbau der Psychoanalyse in Palästina beteiligt. Er gehörte zu den Mitbegründern der Vereinigung für psychische Hygiene Palästinas und führte Konsultationen in Ägypten und Syrien durch. Ihre Tante war Mitzi Pappenheim, die als eine der ersten Frauen an der Medizinischen Fakultät in Wien promovierte.[2]
Else Pappenheim wuchs in Wien auf, wo sie die Reformschule von Eugenie Schwarzwald besuchte.[3] Danach studierte sie ebenfalls Medizin. Pappenheim zählte 1937 zu den letzten, die vor dem Anschluss im März 1938 am Wiener Psychoanalytischen Institut ausgebildet wurden. Bis März 1938 war Pappenheim an der Universitätsklinik Wien als Sekundarärztin für Neurologie und Psychiatrie tätig. Nach dem Anschluss wurde das Psychoanalytische Institut geschlossen, seine Mitglieder in die Flucht getrieben.
Über Palästina emigrierte Pappenheim in die USA, wo sie an der Johns Hopkins University in Baltimore bei einem der führenden US-Psychiater, Adolf Meyer, die amerikanische Psychoanalyse kennenlernte, deren analytisches Niveau sie jedoch als „primitiv“ empfand.[4]
In den USA heiratete Else Pappenheim 1946 Stephen Frishauf, der ebenfalls aus Österreich emigriert war. Die Familie lebte später in New York, wo die nunmehrige Else Frishauf als Psychoanalytikerin in freier Praxis tätig war und Professuren an verschiedenen Universitäten innehatte.[5]
1956 besuchte Pappenheim erstmals seit ihrer Flucht wieder Österreich. Doch erst 1987, im Rahmen des Symposiums „Vertriebene Vernunft“, an dem sie neben vielen anderen Emigranten teilnahm, erfolgte eine gewisse Wiederannäherung an Österreich in Form eines Austauschs mit jungen österreichischen Psychiatern und Psychoanalytikern.
Else Pappenheim starb im Alter von 97 Jahren in New York. Sie war das letzte noch lebende Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung von vor 1938 und eine der letzten Zeitzeuginnen, die über Ende und Neugründung der Psychoanalyse Auskunft geben konnten.
Literatur
- Bernhard Handlbauer (Hrsg.): Else Pappenheim. Hölderlin, Feuchtersleben, Freud. Beiträge zur Geschichte der Psychoanalyse, der Psychiatrie und Neurologie. Verlag Nausner & Nausner, Graz-Wien 2004
- Roland Kaufhold (2009): Von Wien nach New York: Zum Tode der Psychoanalytikerin Else Pappenheim (22.5.1911-11.1.2009), psychosozial 32. Jg., H. 1/2009 (Nr. 115), S. 85f.
Einzelnachweise
- ↑ Artikel in ÖBL [1]
- ↑ http://www.eforum-zeitgeschichte.at/1_01a4.html
- ↑ Roland Kaufhold: Von Wien nach New York: Zum Tode der Psychoanalytikerin Else Pappenheim (22.5.1911 – 11.1.2009). Hagalil, 15. Jänner 2009 (abgerufen am 22. Jänner 2009)
- ↑ oe1.orf.at: Ö1 Programm Mi, 14.01.2009: Dimensionen – Die Welt der Wissenschaft. 14. Jänner 2009 (abgerufen am 22. Jänner 2009)
- ↑ Der Standard: Else Pappenheim 1911–2009. APA/Redaktion, 13. Jänner 2009, S. 22
Weblinks
- Literatur von und über Martin Pappenheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Psychoanalytikerinnen. Biografisches Lexikon Psychoanalytikerinnen in Österreich, s. Else Pappenheim
- Kurzbiographie
- Brigitte Biwald: Ärztin und Zeitzeugin. Zu Else Pappenheims hundertstem Geburtstag. In: Wiener Zeitung, 28. Mai 2011
- Roland Kaufhold: Die Psychoanalytikerin Else Pappenheim Rez. Handlbauer (Hrsg.) in: haGalil. Das jüdische Internetmagazin, 5. Juni 2011
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