Emicho von Leiningen

Emicho von Leiningen

Emicho, auch der Kreuzfahrer genannt (* vermutlich nach 1050 in Flonheim, Rheinhessen) war ein deutscher Graf im Mittelalter und 1096 einer der Anführer des Deutschen Kreuzzuges.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Emicho entstammte dem fränkischen Adelsgeschlecht der Emichonen, welche seit dem 9. Jahrhundert, zunächst als Lehnsleute der salischen Herrscher, später erblich, die Grafschaft im Nahegau innehatten. Möglicherweise war er der Großvater von Emich II. von Leiningen († vor 1138), der als Stammvater des Grafengeschlechts der Leininger gilt.

Vorgeschichte

1095 auf der Synode von Clermont hatte Papst Urban II. für das westliche Europa zur Befreiung Jerusalems von den Muslimen den Ersten Kreuzzug proklamiert. Der von deutschem Boden aus als dessen Teil beabsichtigte Deutsche Kreuzzug wurde rasch zum Volkskreuzzug, der auch Bauernkreuzzug oder Armenkreuzzug genannt wird. Sein geistiger Vater war Peter der Einsiedler, dessen emotionale Kreuzzugspredigten sich wesentlich schneller und nachhaltiger verbreitet hatten als der offizielle Aufruf des Papstes.

Emichos Beitrag

Nach diversen Quellen soll Emicho diese Kreuzzugspredigten um die Behauptung ergänzt haben, dass ihm Jesus Christus erschienen sei und ihm die Kaiserkrone sowie Hilfe bei der Bekehrung der europäischen Juden versprochen habe, falls er sich dem Kreuzzug anschließe. Andere Berichte sprechen davon, ein Engel habe ihm ein Kreuz auf die Brust gezeichnet und ihn zum Anführer im Kampf gegen den Antichristen ernannt. Da die Juden als Anhänger des Antichristen galten, war Emicho bemüht, sie entweder zu töten oder über die Zwangstaufe zur Konversion zu zwingen.

Im April des Jahres 1096 sammelte Emicho im Bereich des Mittelrheins eine Armee, die schlecht ausgerüstet war. Zu Beginn des angestrebten Weges nach Jerusalem erreichte sie am Oberrhein u. a. die Bischofsstädte Mainz und – im Mai – Speyer. Unterwegs verübten Emichos Leute Pogrome an der jüdischen Bevölkerung. Jüdische Quellen aus dieser Zeit bezeichnen ihn deswegen als größten Feind der Juden und lasten ihm zahlreiche Greueltaten an, für die neuere Forschung jedoch ist Emichos Verantwortlichkeit einzig für die Ereignisse in Mainz belegt. Als unwahrscheinlich gilt die These, wonach Emicho von Mainz noch einmal zurück nach Köln gereist sei, um auch die dortigen Juden zu verfolgen.

Über Emicho schrieb der jüdische Chronist Salomo bar Simeon:[1]

„Emicho, der Feind aller Juden, war der Schlimmste all unserer Dränger, er schonte weder Greis noch Jungfrau und hatte nicht für Kind noch Säugling noch Kranke Erbarmen. Das Volk Gottes zertrat er wie Staub, die Jünglinge schlug er mit dem Schwerte und schlitzte die schwangeren Frauen auf.“

Von Südwestdeutschland aus zog Emichos Armee schließlich an der Donau entlang abwärts. An der ungarischen Grenze begannen die Kreuzfahrer, weil ihnen Geld und Nahrungsmittel ausgegangen waren, das Land auszuplündern. Die Bevölkerung setzte sich zur Wehr, viele Angehörige der geschwächten Armee wurden getötet, und Emichos Heer löste sich im Oktober 1096 auf. Die Überlebenden versuchten zumeist, sich anderen Kreuzfahrerarmeen des Ersten Kreuzzuges anzuschließen.

Emicho selbst kehrte nach Hause zurück. Dort fiel er der Verachtung anheim, weil er sein Gelübde, nach Jerusalem zu ziehen, nicht erfüllt hatte. Über die Umstände seines Todes ist nichts bekannt.

Literatur

  • Ingo Toussaint: Die Grafen von Leiningen. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1982. ISBN 3-7995-7017-9
  • Christian Larisika: Die Juden am Rhein 2. Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz, Bad Kreuznach 2004. ISSN 0938-748X
  • Rudolf Hiestand: Juden und Christen in der Kreuzzugspropaganda und bei den Kreuzzugspredigern. In: Alfred Haverkamp (Hrsg.): Juden und Christen zur Zeit der Kreuzzüge (Vorträge und Forschungen 47). Sigmaringen 1999, S. 35–71
  • Friedrich Lotter: Tod oder Taufe. Das Problem der Zwangstaufen während des Ersten Kreuzzugs. In: Alfred Haverkamp (Hrsg.): Juden und Christen zur Zeit der Kreuzzüge (Vorträge und Forschungen 47). Sigmaringen 1999, S. 107–152
  • Gerd Mentgen: Die Juden des Mittelrhein-Mosel-Gebietes im Hochmittelalter unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzzugsverfolgungen. In: Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 44/1995, S. 37–75

Einzelnachweise

  1. zitiert nach Eiferer mit Kreuz und Schwert

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