Emscherland

Emscherland
Versumpfte Landschaft des Emscherbruchs in der Nähe von Schloss Herten
Bergsenkungen seit dem Jahr 1980 im Emscherbruch in Folge des Kohlenabbaus durch die Zeche Ewald, dargestellt durch die Messlatten

Das Emscherland ist eine naturräumliche Haupteinheit im Süden der Haupteinheitengruppe Westfälische Bucht in Nordrhein-Westfalen. Es nimmt große Teile des Einzugsgebietes der namensgebenden Emscher ein, nicht jedoch dessen randliche Anhöhen in Süden, Osten und Nordosten sowie das Mündungsgebiet.

Der größte Teil des Emscherlandes gehört zum historischen Vest Recklinghausen, welches indes nach Süden die Emscher nicht überschritt und nach Norden bis zur Lippe reichte, von deren linksseitigen Einzugsgebiet ebenfalls Teile zum Emscherland gehören.

Die potentielle natürliche Pflanzengesellschaft des Emscherlandes wäre überwiegend eine Stieleichen-Hainbuchenwald-Landschaft (Stellario-Carpinetum), jedoch ist der Naturraum heute ein weitgehend unbewaldeter Teil des Ballungsraumes Ruhrgebiet, der nur im Norden und im äußersten Osten auch landwirtschaftlich genutzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Grenzen

Südlich grenzt das Emscherland an die Landschaft des Westenhellwegs.

Viele Städte des nördlichen und mittleren Ruhrgebiets haben Anteil an beiden Naturräumen, von Westen nach Osten sind das Oberhausen (minimale Anteile im äußersten Osten), Essen (äußerster Norden), Herne (etwa die nordnordwestliche Hälfte des Stadtgebietes, vor allem Wanne-Eickel), Castrop-Rauxel (Nordhälfte) und Dortmund (sehr kleine Anteile im Nordwesten).

Im Kerngebiet liegen Bottrop (bis auf den unbesiedelten Osten), Gladbeck, Gelsenkirchen (nahezu vollständig, bis auf den äußersten Süden), Herten, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick (bis auf die unbesiedelte Haard im Norden), Datteln (ohne die Haard und Ahsen im Norden sowie den unbesiedelten Osten) und Waltrop (ohne den unbesiedelten Nordosten).

Im Norden, an der Nahtstelle zum Westmünsterland, liegt etwa die (südliche) Hälfte des Marler Stadtgebietes im Naturraum, im äußersten Osten Brambauer, ein kleiner westlicher Ortsteil Lünens, welches selbst bereits größtenteils im Kernmünsterland liegt.[1]

Naturräumliche Gliederung

Das Emscherland gliedert sich wie folgt:[2][3]

  • (zu 54 Westfälische Bucht)
    • 543 Emscherland
      • 543.0 Vestischer Höhenrücken (Recklinghauser Landrücken)
        • 543.00 Recklinghauser Lößrücken
        • 543.01 Buerscher Höhenrücken
        • 543.02 Marler Flachwellen
      • 543.1 Oer-Waltroper Flachwellen
        • 543.10 Waltroper Flachwellen[4]
        • 543.11 Emscher-Lippe-Platten
        • 543.12 Bockumer Hügelwellen
        • 543.13 Oer-Sinsener Flachwellen
        • 543.14 Erkenschwicker Tal
      • 543.2 Emschertal
        • 543.20 Emscherniederung
        • 543.21 Nördliche Emscher-Randplatten
        • 543.22 Südliche Emscher-Randplatten
        • 543.23 Boyeplatten

Beschreibung

Namensgebend ist der Fluss Emscher im südlichen Emscherland, deren Tal in der letzten Eiszeit durch Schmelzwässer ausgewaschen wurde. Ursprünglich war die Landschaft entlang des Flusstals gekennzeichnet durch ausgedehnte Bruchwälder, dem Emscherbruch, und weiten Überschwemmungsgebieten entlang des stark mäandrierenden Flusses. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Bruch als Wildbahn für Pferde, die Emscherbrücher, genutzt.

Heute ist die Landschaft überformt durch die Emscherzone des Ruhrgebietes und geprägt durch städtische Siedlungen und Industriegebiete. Die Emscher selbst ist nahezu vollständig begradigt und eingedeicht. Ein Teil der alten Bruchwälder hat die Industrialisierung als Teil der „Regionalen Grünzüge“ aus den 20er Jahren oder auch als sogenannter „Zechensumpf“ überdauert. Im zweiten Fall wurden die Gebiete für die oberirdische Wasserführung der Wasserhaltung der Zechen genutzt. Diese Flächen wurden mit dem Verschwinden des Bergbaus in den Emscher Landschaftspark integriert. Die Bezeichnung der Auenlandschaft ist im Landschaftspark Emscherbruch erhalten, der einen Teil des ursprünglichen Bruchwaldes umfasst.

Der Norden des Emscherlands wird vielfach landwirtschaftlich genutzt, gelegentlich sind dort auch kleine Wäldchen zu finden. Forstgebiete sind überwiegend durch Buchenbestände gekennzeichnet. Eine Ausnahme stellt der Verdichtungsraum des Stadtgebiets von Marl dar.

Der im Osten Recklinghausens 113 m (Fritzberg nördlich des heute meist als Quellberg bezeichneten Ortsteils Hillen) erreichende und damit Emscher und Rhein-Herne-Kanal unmittelbar südlich des Rückens um rund 70 m überragende Vestische Höhenrücken liegt zwischen den Niederungen von Emscher und Lippe, in dessen mittleren und östlichen Teil die Gewässer nach Süden, zur Emscher hin entwässern, während im Westen die Täler nach Norden ausgerichtet sind. Der Boden besteht aus lehmigen oder sandigen Decken auf Mergelsanden oder Sandmergel.

Ansichten

Südliches Emscherland

Herne von der Halde Hoheward aus gesehen

Blick über das südliche Emscherland im Grenzbereich Recklinghausen, Herten, Herne von der Halde Hoppenbruch aus nach Süd-Osten. Etwa in der Bildmitte verläuft die Grenze zum Westenhellweg in dieser Perspektive nahezu horizontal. Im Hintergrund sind die Castroper Höhen mit dem Beimberg erkennbar.

Luftbild

Luftbildaufnahme des Emscherlandes bei Castrop-Rauxel nach Nord-Westen. In der Bildmitte ist das Forum Europaplatz erkennbar, rechts davon beginnt das Grutholz/Nierholz. Oben links im Bild ist teilweise das Castroper Holz aufgenommen, dahinter Schloss Bladenhorst und die Dickenheide. Ganz am oberen linken Bildrand verläuft die Emscher.

Schloss Bladenhorst
Schloss Herten

Die natürlichen Gegebenheiten wurden im Emscherland für die Anlage von Wasserschlössern genutzt, hier die südliche Gräfte von Schloss Herten und die Gräfte von Schloss Bladenhorst in Castrop-Rauxel.

Bergwerk Ewald
Evonik Kraftwerk in Herne Detailbezeichnungen im Bild auf Commons

Die Industrialisierung hat das Emscherland verändert. Blick von der Halde Hoheward nach Westen. Vorn das stillgelegte Bergwerk Ewald, in der Bildmitte die Hertener Mark im Landschaftspark Emscherbruch, hinten das Kraftwerk Scholven und die Halde Oberscholven.

Rhein-Herne-Kanal

Die Emscher ist kanalisiert, hier, links im Bild, bei Oberhausen. Parallel zu ihr wurde der Rhein-Herne-Kanal als Schifffahrtsweg gebaut, hier rechts neben dem Fluss erkennbar. Ganz im Vordergrund geht der Blick noch über die „Mittlere Niederrheinebene“, das Emscherland beginnt kurz vor der ersten weißen Brücke, die Kanal und Fluss überspannt.

Einzelnachweise

  1. Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz - Kartendienst „Schutzgebiete“ macht die Grenzen der Haupteinheitengruppe („Naturräume“) und der Haupteinheiten einblendbar, der etwas gröbere Kartendienst „Landschaften“ unterteilt die Naturräume noch etwas feiner.
  2. E. Meynen und J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands - Bundesanstalt für Landeskunde, 6. Lieferung Remagen 1959 (insgesamt 9 Lieferungen in 8 Büchern 1953-1962, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)
  3. Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 95/96 - Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977; Osten), Blatt 97 - Münster (Sofie Meisel 1960; Westen) und Blatt 108/109 - Düsseldorf/Erkelenz (Karlheinz Pasffen, Adolf Schüttler und Heinrich Müller-Miny 1963, Osten) - Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg
  4. Auf Blatt 97 - Münster von 1960, auf dessen Gebiet die Waltroper Flachwellen liegen, wird 543.1 nicht weiter unterteilt und als Waltroper Flachwellenland bezeichnet. Erst auf Blatt 95/96 - Kleve/Wesel von 1977 wird die Untereinheit erwähnt. Laut dem letztgenannten trennen die Emscher-Lippe-Platten (543.11) die - außerhalb des Kartenausschnittes gelegenen - Waltroper Flachwellen (543.10) im Südosten von den Bockumer Hügelwellen (543.12) im Nordwesten.

Literatur

  • Krone, Nikola: Der Landschaftspark Bladenhorst-Castroper Holz: ein Modellprojekt des Kommunalverbandes Ruhrgebiet im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, Hrsg.: Kommunalverband Ruhrgebiet, Essen, 1994

Weblinks


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