Emil Meynen

Emil Meynen

Emil Meynen (* 22. Oktober 1902 in Köln; † 23. August 1994 in Bad Godesberg) war ein deutscher Geograph und einer der führenden Raumplaner der BRD.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Meynen studierte in Köln, Leipzig, Innsbruck und Berlin Geographie, Ethnologie und Geologie und habilitierte sich 1935 an der Universität zu Köln über „Deutschland und das Deutsche Reich“, wobei nach Meynen das Deutsche Reich nicht die ganze deutsche Nation umfasste. Wegen seiner Haltung zu Südtirol (das er als integralen Teil Deutschlands betrachtete) wurde das Buch 1937 zeitweise vom NS-Regime aus Opportunitätsgründen im Rahmen der Annäherung an Italien verboten.

1937 wurde Meynen Mitglied der NSDAP.[1] Er gehörte zusätzlich dem NS-Lehrerbund, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und dem Bund Deutscher Osten an.[1]

Von 1934 bis 1945 war Meynen Leiter der Geschäftsstelle der Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften und half, die Annexion Österreichs 1938 vorzubereiten, wofür er die „Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938“ verliehen bekam.

1938 gründete er die Sammlung Georg Leibbrandt, die geographische und völkerkundliche Informationen über die Sowjetunion sammelte – Georg Leibbrandt war Teilnehmer der Wannsee-Konferenz. Ab 1941 war Meynen Leiter des Amtes für Landeskunde im Reichsamt für Landesaufnahme, und ab 1943 erhielt er Aufträge von der „Forschungsstaffel z.b.V.“ des OKW, für die er unter anderem zur Literatur- und Luftbildauswertung über Osteuropa beitrug und Bevölkerungs- und „Rassen“-Karten der Sowjetunion erstellte, die von Wehrmacht und Einsatzgruppen verwendet wurden.

1946 und 1947 wurde er in Kransberg im Taunus inhaftiert und von den Besatzungsmächten politisch überprüft, wobei er ab 1947 wegen seiner Kenntnisse über die Sowjetunion bei der amerikanischen Militärregierung eine „Abteilung für Landeskunde“ leitete, in die er zahlreiche alte Kollegen einschleuste.

1950 gründete er mit Walter Christaller und Paul Gauss den Deutschen Verband für Angewandte Geographie (DVAG).

1955 wurde Meynen zum Honorarprofessor an der Universität zu Köln ernannt und 1956 Direktor des Instituts für Landeskunde der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung. 1969 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.

Publikationen

Literatur

  • M. Rössler: Wissenschaft und Lebensraum: geographische Ostforschung im Nationalsozialismus. Berlin 1990.
  • P. Jüngst u.a. (Hg.): Geographie und Nationalsozialismus. (urbs et regio; 51). Kassel 1989
  • G.H. Herb: Under the Map of Germany. London 1997.
  • M. Fahlbusch: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Baden-Baden 1999
  • M. Fahlbusch: „Wo der deutsche ... ist, ist Deutschland“, Bochum 1994.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 409.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Meynen — ist der Familienname folgender Personen: Emil Meynen (1902–1994), deutscher Geograph und einer der führenden Raumplaner der BRD Erich Otto Meynen (1890–1954), deutscher Diplomat Julia Meynen (* 1982), deutsche Synchronsprecherin …   Deutsch Wikipedia

  • Meynen — Meynen,   Emil, Geograph, * Köln 22. 10. 1902, ✝ Bonn 23. 8. 1994; ab 1941 Leiter der Abteilung für Landeskunde im Reichsamt für Landesaufnahme und in dessen Nachfolgeinstitution (Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung);… …   Universal-Lexikon

  • Liste der naturräumlichen Einheiten in Baden-Württemberg — Diese Liste der naturräumlichen Einheiten in Baden Württemberg gibt die Naturräumliche Gliederung höherer Ordnung wieder, soweit die höheren Einheiten ganz oder teilweise auf dem Gebiet Baden Württembergs liegen. Sie beruht auf der… …   Deutsch Wikipedia

  • Naturräumliche Haupteinheiten Deutschlands — Naturräumliche Haupteinheiten nach dem System des BfN Eine Gliederung Deutschlands in Naturräumliche Haupteinheiten berücksichtigt in erster Linie geomorphologische, geologische, hydrologische und bodenkundliche Kriterien, um die Landschaft in… …   Deutsch Wikipedia

  • Naturräumliche Einheit — In der Geographie wird Naturraum als eine Einheit beschrieben, die mit abiotischen Faktoren (Klima, Relief, Wasserhaushalt, Boden, geologischer Bau) und biotischen Faktoren (Flora und Fauna) ausgestattet ist. Der Begriff Naturraum soll deutlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Naturräumliche Gliederung — In der Geographie wird Naturraum als eine Einheit beschrieben, die mit abiotischen Faktoren (Klima, Relief, Wasserhaushalt, Boden, geologischer Bau) und biotischen Faktoren (Flora und Fauna) ausgestattet ist. Der Begriff Naturraum soll deutlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Sächsisch-Böhmisches Kreidesandsteingebiet — Das Sächsisch Böhmische Kreidesandsteingebiet ist eine (räumlich kleine) naturräumliche Haupteinheitengruppe im äußersten Südosten Sachsens an der Grenze zu Tschechien. Es gehört zur Nordbegrenzung der Böhmischen Masse und besteht aus den… …   Deutsch Wikipedia

  • Lebensraum — Pour les articles homonymes, voir Espace vital (homonymie). Le Lebensraum (de l allemand, der Raum l espace et das Leben la vie) ou « espace vital », est un concept géopolitique créé par les milieux impérialistes allemands et popularisé …   Wikipédia en Français

  • Liste der Biografien/Mes–Mez — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Naturräume in Sachsen — Die hier dargestellte naturräumliche Gliederung Sachsens wurde in den Jahren zwischen 1994 und 2001 von einer Arbeitsgruppe namens „Naturhaushalt und Gebietscharakter“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig im Rahmen des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”