- Endometriumkarzinom
-
Klassifikation nach ICD-10 C54 Bösartige Neubildung des Corpus uteri ICD-10 online (WHO-Version 2011) Das Endometriumkarzinom, auch Uterus- oder Korpuskarzinom (lat. Carcinoma corporis uteri) ist eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut.
Inhaltsverzeichnis
Histologie
Histologisch handelt es sich in 85 % der Fälle um Adenokarzinome der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Seltene Typen sind z. B. seröse und klarzellige Adenokarzinome oder Plattenepithelkarzinome. Der Grad der Entdifferenzierung (Entartung) der Krebszellen wird mit G1 (hochdifferenziert, dem Normalgewebe sehr ähnlich) bis G3 angegeben. Viele Karzinome exprimieren auf der Zelloberfläche Östrogen- und Progesteron-Rezeptormoleküle.
Stadieneinteilung
Die Einteilung der FIGO und die der UICC sind identisch, sie beruht wie bei anderen soliden Krebserkrankungen auf dem TNM-System.
- Beispiel: Stadium IA (FIGO) = T1a (UICC) = auf die Schleimhaut begrenzter Tumor.
Die Heilungschancen sind davon abhängig: beispielsweise 90 % im Stadium IA, 30 % im Stadium III. Undifferenzierte Tumoren sind schlechter heilbar als hochdifferenzierte.
Stadien nach TNM-Klassifikation und FIGO (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique):[1][2]
TNM FIGO Kriterien TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden T0 Kein Anhalt für einen Primärtumor Tis Carcinoma in situ T1 I Tumor begrenzt auf den Gebärmutterkörper 1a IA Tumor begrenzt auf das Endometrium 1b IB Tumor infiltriert weniger als die Hälfte des Myometriums 1c IC Tumor infiltriert die Hälfte oder mehr des Myometriums T2 II Tumor infiltriert das Stroma der Cervix uteri, breitet sich aber nicht jenseits des Uterus aus T3 und/oder N1 III lokale und/oder regionale Ausbreitung 3a IIIA Tumor befällt Serosa des Corpus uteri und/oder der Adnexe (direkte Ausbreitung oder Metastasen) 3b IIIB Vaginalbefall und/oder Befall der Parametrien (direkte Ausbreitung oder Metastasen) 3c oder N1 IIIC Metastasen in Becken- und/oder paraaortalen Lymphknoten 3c1 IIIC1 Metastasen in Beckenlymphknoten 3c2 IIIC2 Metastasen in paraaortalen Lymphknoten mit/ohne Metastasen in Beckenlymphkoten T4 IV Tumor infiltriert Blasen- und/oder Darmschleimhaut Nx Es kann keine Aussage zu regionären Lymphknotenmetastasen getroffen werden. N0 Keine Metastasen in den regionären Lymphknoten. N1 Metastasen in den regionären Lymphknoten. M0 Keine Fernmetastasen nachweisbar. M1 Der Tumor hat Fernmetastasen gebildet. (ausgenommen Vagina, Beckenserosa, Adnexe; einschließlich inguinale und andere abdominale Lymphknoten als paraaortale und/oder Beckenlymphknoten) Vorkommen
Betroffen sind überwiegend (ca 66 - 85% je nach Quelle)[3] Frauen im Klimakterium nach der Menopause. 5% sind jünger als 40. Die Häufigkeit liegt in den westlichen Ländern etwa bei dem Doppelten des Zervixkarzinoms. In Deutschland wurden im Jahr 2002 mehr als 11.000 Neudiagnosen gestellt. Die Erkrankungsrate pro Jahr ist in den letzten Jahren gestiegen und liegt momentan bei 25:100.000 Frauen.
Ursachen
Man nimmt an, dass langjährig erhöhte Östrogen-Konzentrationen die Tumorentstehung fördern; z.B. tragen Frauen mit Zyklusstörungen, später Menopause oder Hormonersatztherapie ein höheres Risiko als der Bevölkerungsdurchschnitt. Die Zivilisationskrankheiten Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes Mellitus II erhöhen das Tumorrisiko. Bekannt ist, dass Adipositas die Östrogenproduktion steigert. Ob eine Gefährdung durch Phytoöstrogene (östrogenartige Substanzen in Nahrungsmitteln) besteht, ist bisher nicht geklärt. Gesichert ist aber, dass eine Hormontherapie ausschließlich mit Östrogenen das Risiko erhöht.
Ursachen für erbliche Anfälligkeit für Endometriumkarzinom sind unter anderem Mutationen in Genen, die für DNA-Mismatch-Reparaturproteine kodieren.
Symptome und Diagnose
Frühkarzinome können nur selten im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen bemerkt werden. Dafür macht sich der Tumor schon früh durch Blutungen bemerkbar. Eine Blutung nach Beginn der Menopause ist darum immer verdächtig, wie auch irreguläre Blutungen und fleischwasserfarbener Ausfluss. 75 % aller Endometriumkarzinome werden im ersten Stadium festgestellt. Die 5-Jahresüberlebensrate liegt dann bei 90 %. Unterleibsschmerzen bedeuten fast immer einen weit fortgeschrittenen, inoperablen Tumor. Die Diagnose wird durch eine Ausschabung der Gebärmutter (Abrasio uteri) gesichert.
Behandlung
Wenn immer möglich, sollen Korpuskarzinome operativ entfernt werden. Die Standardoperation ist eine komplette Entfernung der Gebärmutter mitsamt den Ovarien, der Scheidenmanschette, der Cervix und der benachbarten Lymphknoten (erweiterte Wertheim-Meigs-Operation). Höhere Stadien sollten danach eine Strahlentherapie erhalten. Inoperable Tumoren werden nur bestrahlt. Beim serös papillären- und dem klarzelligen Endometriumskarzinom wird neuerdings eine adjuvante Chemotherapie angewandt.
Prognose
Die Prognose des häufigsten Typs, des endometrioiden Adenokarzinoms, ist mit einer Letalität, also dem Risiko an der Krankheit zu versterben, von 6 % relativ gut. Bei den anderen Arten schwankt die Letalität zwischen 21 % und 51 %. Wie bei allen Tumoren verschlechtert auch eine fehlende Differenzierung der Zellen, d.h. eine große Veränderung der ursprünglichen Drüsenzellen, die Prognose. Im Schnitt überleben 80% der Erkrankten fünf Jahre nach Diagnosestellung. In Stadium I sind es sogar 90 %, in Stadium II 83 %, im Stadium III 43 %. Nach zwei Jahren wird ein Rezidiv, also ein erneutes Wachstum von Tumorzellen, unwahrscheinlich. Allerdings bleibt für den Rest des Lebens ein erhöhtes Risiko, ein Mammakarzinom zu entwickeln.
Weblinks
- * S2-Leitlinie: Endometriumkarzinom, AWMF-Registernummer 032/034 (online: Volltext), Stand 01/2008
- Dissertation zum Thema: http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-1857/02_diss_bilicen.pdf
Siehe auch
Literatur
- Klaus Diedrich, Wolfgang Holzgreve, Walter Jonat, Askan Schultze-Mosgau, Klaus-Theo M. Schneider: Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer Verlag, 2006, ISBN 354032867X (Volltext in der Google Buchsuche).
- Denschlag, Dominik; Ulrich, Uwe; Emons, Günter: Diagnostik und Therapie des Endometriumkarzinoms: Fortschritt und Kontroversen. In: Dtsch Arztebl Int. Nr. 108(34-35), 2011, S. 571-7 (Übersichtarbeit).
Einzelnachweise
- ↑ L.-C. Horn, K. Schierle, D. Schmidt, U. Ulrich: Neues TNM/FIGO-Staging-System für das Zervix- und Endometriumkarzinom sowie maligne Müller'sche Mischtumoren (MMMT) des Uterus. Geburtsh Frauenheilk 69 (2009), 1078-81, doi:10.1055/s-0029-1240644
- ↑ L.-C. Horn, K. Schierle, D. Schmidt, U. Ulrich, A. Liebmann, C. Wittekind: Aktualisiertes TNM/FIGO-Staging-System für das Zervix- und Endometriumkarzinom sowie maligne Müller'sche Mischtumoren (MMMT) des Uterus. Fakten und Hintergrund. Pathologe 2010, PMID: 20084383
- ↑ K.Diedrich et al: Gynäkologie und Geburtshilfe,2.Auflage, Springer Verlag 2007, S.240
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! Kategorien:- Krankheitsbild in Gynäkologie und Geburtshilfe
- Krebserkrankung
- Gebärmutter
Wikimedia Foundation.