Ephemeridenrechnung

Ephemeridenrechnung

Eine Ephemeride (von griechisch ephemeros „für einen Tag“, (ephiêmi „senden, auferlegen“, hēméra „Tag“), davon deutsch ephemer, „flüchtig, vergänglich“) ist eine Tabelle, die die Positionen eines sich bewegenden astronomischen Objekts auflistet. Ephemeriden finden sowohl in der Raumfahrt wie in der Himmelsmechanik, sowie in vielen Anwendungen mit Bezug zur Sonne, Satelliten und ähnlichem, und ferner in der Astrologie Verwendung.

Inhaltsverzeichnis

Anwendungen

Ephemeriden für die beobachtende Astronomie bedienen sich zur Positionsangabe entweder des Vollkreises von 360 Grad längs der Ekliptik oder geben die Position in Äquatorialkoordinaten an. Die Berechnung der Ephemeriden gehört zu den Leistungen der astronomischen Phänomenologie und ist heute Bestandteil vieler astronomischer Programme oder interaktiv im Internet verfügbar.

Bei einem Satelliten beschreiben die Ephemeriden in mathematischer Form die scheinbare Umlaufbahn. Beim Global Positioning System (GPS) sind diese Bahndaten Bestandteil des von jedem Satelliten ausgestrahlten Signals, die dann Grundlage zur Berechnung der Position des Empfängers sind.

Für die Abschätzung einer möglichen Kollisionswahrscheinlichkeit zweier Körper im Sonnensystem ist es erforderlich, die Positionen der Körper und die zeitliche Entwicklung dieser Positionen genau zu kennen. Daher werden Ephemeriden-Kataloge für Asteroiden angelegt, um deren meist nur unzulänglich bekannten Bahndaten genauer bestimmen zu können. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Erdbahnkreuzern, deren Impakte auf der Erde zu einer Bedrohung werden könnte.

Bei astrologischen Ephemeriden werden zur einfacheren Orientierung die Angaben gelegentlich in Form von Graden von Tierkreiszeichen angegeben. Die Angabe der ekliptikalen Breite ist nicht in allen astrologischen Ephemeriden üblich.

Besondere Bedeutung hat die Berechnung der Aspekte tatsächlicher Auf- und Untergang und des Tagbogens der Sonne für die Effektivitätsberechnung von Solaranlagen sowie in der Architektur für eine Abschätzung des Sonneneinfalls; dies ist in CAD-Software in der Regel als Lichtmodul implementiert.

Ephemeridenrechnung

Die Ephemeridenrechnung als Betätigungsfeld der astronomischen Phänomenologie erfolgt auf der Basis der tatsächlich beobachteten Positionen der Himmelskörper und der Gravitationstheorie. Für zukünftige Werte werden dabei die zu erwartenden Bahnstörungen berücksichtigt. Zu diesem Zweck werden Rechenmodelle wie die Planetentheorie aufgestellt, um die Störungsrechnung zu präzisieren.

Siehe auch

Regiomontanus

Literatur

  • Andreas Guthmann: Einführung in die Himmelsmechanik und Ephemeridenrechnung, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2000, ISBN 3-8274-0574-2
  • Oliver Montenbruck: Grundlagen der Ephemeridenrechnung, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1602-7
  • Oliver Montenbruck u. Thomas Pfleger: Astronomie mit dem Personal Computer, Springer Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-540-21204-3
  • Hermann Mucke (Hrsg.): Moderne astronomische Phänomenologie. 20. Sternfreunde-Seminar, 1992/93. Zeiss Planetarium der Stadt Wien und Österreichischer Astronomischer Verein, Wien 1992 (weblink)
  • Die Deutsche Ephemeride. 1850–1889. Barth, München 1929

Weblinks

Berechnungen:

Grundlagen:


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