Ephraim Karsh

Ephraim Karsh

Efraim Karsh (gelegentlich auch Ephraim) (* 1953 in Israel) ist Professor und Direktor für Mittelmeerstudien am King's College in London, führender Historiker des Nahen Ostens und Autor zahlreicher Bücher. Er gilt als einer der lautstärksten Kritiker der Neuen Historiker, einer Gruppe israelischer Gelehrter, die die traditionelle Geschichtsschreibung des israelisch-palästinensischen Konflikts in Frage stellen.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Karsh ist in Israel geboren und aufgewachsen. Er absolvierte seine Studien in Arabischer und Moderner Geschichte (Neuere und Neueste Geschichte) des Nahen Ostens an der Hebräischen Universität in Jerusalem und erhielt die akademischen Grade MA und Ph.D. in Internationale Beziehungen von der Universität Tel Aviv.

Nach diesen Studien arbeitete er zuerst als wissenschaftlicher Analytiker im Rang eines Majors bei den israelischen Streitkräfte (IDF). Seither bekam er akademische Lehr- und Forschungsaufträge an der Columbia- und der Harvard-Universität, der Sorbonne, der Universität Helsinki, am Kennan Institut für fortgeschrittene Russland Studien (Kennan Institute for Advanced Russian Studies) in Washington, D. C. und Jaffee Center for Strategic Studies an der Universität Tel Aviv.

Seit Ende der 80er Jahre lebt er in England und ist Professor und Direktor für Mittelmeerstudien am King’s College in London.

Karsh veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur sowjetischen Auslandspolitik und zur europäischen Neutralität. Er ist Redakteur und Gründer der Zeitschrift Israel Affairs, erscheint oft in Radio- und Fernsehsendungen in Großbritannien und den USA und schrieb Artikel für führende Zeitungen wie The New York Times, Los Angeles Times, The Wall Street Journal, The Times (London) und The Daily Telegraph.

Auseinandersetzungen

Islamische Geschichte

Efraim Karsh lehnt es ab, die Begriffe „empire“ (Weltreich) und Imperialismus kategorisch auf die europäischen Mächte und neuerdings auf die Vereinigten Staaten anzuwenden und die Muslime, ob im Nahen Osten oder sonst wo auf der Welt, als Opfer von aggressiven, europäischen Übergriffen zu sehen. Er argumentiert stattdessen, dass die gegenwärtige Spannungen im Nahen und Mittleren Osten auf jahrhundertealte, einheimische Tendenzen, Verhaltensmuster und vor allem auf eine „tausendjährige imperiale Tradition“ zurückzuführen seien und somit in der Region selbst wurzeln. Äußere Einflüsse seien weder für die politische Entwicklung des Nahen Ostens noch für seine prekäre Lage hauptverantwortlich, sondern spielten nur eine sekundäre Rolle.

Er widerlegt den Glauben an einen langgehegten Plan Europas, den Nahen Osten zu beeinflussen, der in der Zerstörung des Ottomanischen Reiches gipfelte, sowie die Idee, dass die europäischen Mächte die politische Einheit des Nahen Ostens durch künstlich erschaffene Staaten zerstört hätten.

In seinem Buch Islamic Imperialism: A History (Yale University Press, 2006) entwickelt Karsh dieses Argument weiter. Er behauptet, dass die Entstehung des Islam untrennbar mit „empire“ (Weltreich) verbunden sei und im Gegensatz zum Christentum der Islam seine imperiale Ambitionen bis zum heutigen Tag beibehalte. Die Geschichte des Islam ist laut Karsh eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang imperialer Aggressivität und von nie begrabenen imperialen Träumen.

Wenn heute die USA in der muslimischen Welt verschmäht werde, so geschehe dies nicht wegen ihrer Politik im Speziellen, sondern wegen ihrer ersichtlichen Weltmacht. Die USA verhinderten die Rückkehr zur „verlorenen Herrlichkeit“ des Kalifats sowie die Errichtung einer weltweiten muslimischen Gemeinschaft, der Umma.

Nach Karshs Sichtweise ist diese Vision nicht auf eine kleinen extremistische Randgruppe beschränkt. Das werde bewiesen durch die überwältigende Unterstützung der Anschläge des 11. September in der islamischen Welt. Osama bin Laden repräsentiere nichts weniger als eine Inkarnation von Saladin, dem Bezwinger der Kreuzfahrer und Eroberer Jerusalems.

Neue Historiker

siehe Hauptartikel: Neue Historiker

Im Magazin Middle East Quarterly schreibt Karsh, dass die Neuen Historiker „systematisch die archivalen Beweise verzerren, um eine Geschichte Israels nach ihren eigenen Vorstellungen zu erfinden“.

Werke

In deutscher Sprache:

  • Imperialismus im Namen Allahs. Von Muhammad bis Osama Bin Laden, DVA Sachbuch, München 2007

In englischer Sprache:

  • Islamic Imperialism: A History (Yale University Press, 2006)
  • Arafat’s War: The Man and His Battle for Israeli Conquest» (Grove Atlantic, 2004)
  • Rethinking the Middle East (Cass, 2003)
  • The Arab-Israeli Conflict. The Palestine 1948 War (Oxford, Osprey, 2002)
  • The Iran-Iraq War (Oxford, Osprey, 2002)
  • Empires of the Sand: The Struggle for Mastery in the Middle East, 1789-1922 (Harvard University Press, 1999; mit Inari Karsh)
  • Fabricating Israeli History: The „New Historians“ (Cass, 1997; second edition 1999)
  • The Gulf Conflict 1990-1991: Diplomacy and War in The New World Order (Princeton University Press, 1993; mit Lawrence Freedman)
  • Saddam Hussein: A Political Biography (The Free Press, 1991; mit Inari Rautsi-Karsh)
  • Soviet Policy towards Syria Since 1970 (Macmillan & St. Martin's Press, 1991)
  • Neutrality and Small States (Routledge, 1988)
  • The Soviet Union and Syria: The Asad Years (Routledge for the Royal Institute of International Affairs, 1988)
  • The Cautious Bear: Soviet Military Engagement in Middle East Wars in the Post 1967 Era (Westview, 1985)

In französischer Sprache:

  • La Guerre D'Oslo (Les Editions de Passy, 2005; with Yoel Fishman)

Weblinks

Quellen



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