Erich Nehlhans

Erich Nehlhans
Erich Nehlhans (vorn in der Mitte, mit Brille) bei einer Gedenkfeier auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Oktober 1945
Gedenktafel am Haus Prenzlauer Allee 35, in Berlin-Prenzlauer Berg

Erich Nehlhans (* 12. Februar 1899 in Berlin; † 15. Februar 1950 in der Sowjetunion) war nach Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen mit Hans Münzer, Leo Hirsch, Leo Löwenstein, Fritz Katten und Hans Erich Fabian Mitbegründer und zeitweise Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Nehlhans, von Beruf Kaufmann, war Inhaber eines Verlags für Glückwunschkarten. 1934 heiratete er die Rabbinertochter Edith Perlinsky. 1942 tauchte er in Berlin unter. Seine Frau wurde am 12. März 1943 mit dem „31. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert.

Erich Nehlhans war maßgeblich am Wiederaufbau des Gemeindelebens der Jüdischen Gemeinde zu Berlin nach der Befreiung beteiligt. Neben dem Vorsitz der Gemeinde übte er die Zuständigkeit für Kultusangelegenheiten aus. Bekannt ist sein Einsatz für die Instandsetzung der Synagoge Rykestraße, des Jüdischen Friedhofes in Weißensee und andere Einrichtungen der jüdischen Gemeinde. Nehlhans war federführend bei der Einstellung von Estrongo Nachama als Kantor. Als Vorsitzender der Gemeinde hat er sich auch besonders um die sozialen Belange von ehemaligen KZ-Häftlingen gekümmert. Vielen von ihnen hat er zu einem Neuanfang in Palästina und den USA verholfen.

Nehlhans bearbeitete diese Übersiedlungsangelegenheiten hauptberuflich am Sitz der jüdischen Gemeinde im britischen Sektor. Zu den Auswanderungswilligen gehörten auch solche mit sowjetischer Staatsangehörigkeit, darunter mehrere Deserteure der Sowjetarmee. Im März 1948 verhaftete die sowjetische Geheimpolizei MGB Nehlhans, der sich keiner Unrechtshandlung bewusst war, in seiner Wohnung im sowjetischen Sektor und brachte ihn in ein Kellergefängnis in der Prenzlauer Allee. Am 4. August 1948 verurteilte ihn ein sowjetisches Militärtribunal wegen antisowjetischer Agitation und Unterstützung der Desertion von sowjetischen Soldaten jüdischen Glaubens zu 25 Jahren Arbeitslager. Nach Abschaffung der Todesstrafe im Jahre 1947 war dies nach sowjetischem Gesetz die Höchststrafe. Zunächst im Speziallager Sachsenhausen inhaftiert, wurde Nehlhans im Oktober 1948 in die Sowjetunion überstellt, wo er in einem unbekannten sowjetischen Zwangsarbeitslager starb.

Ein russisches Militärgericht hob am 24. September 1997 das Urteil auf und rehabilitiert Erich Nehlhans vollständig.

Ein Gedenktafel befindet sich am Wohnhaus Prenzlauer Allee 35, Berlin; eine Straße wurde nach ihm im Prenzlauer Berg benannt. Auf dem Jüdischen Friedhof an der Heerstraße befindet sich ein Gedenkstein für Erich Nehlhans.

Literatur

  • Bruno Klose: Erinnerungen an E. Nehlhans, in: Mitgliederrundbrief Nr. 54 des Vereins Aktives Museum, Berlin 2001
  • Anette Leo: Erich Nehlhans (1899-vermutlich 1953). Annäherung an eine vergessene Lebensgeschichte, Prenzlauer Berg Museum, Berlin 2001

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