- Ernestine Christine Reiske
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Ernestine Christine Reiske, geb. Müller (* 2. April 1735 in Kemberg; † 27. Juli 1798 ebd.) war eine deutsche Autorin und Privatgelehrte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ernestine Christine Müller wuchs als jüngste Tochter des Kemberger Propstes und Superintendenten August Müller senior und dessen Frau Elenore Christine geb. Nitzsch auf. Ihr Vater, der bereits 1749 starb, und ihr ältester Bruder Gottlieb übernahmen ihre geistige Erziehung. Daneben las sie viel über philosophische Themen, beschäftigte sich mit Genealogie und spielte auf dem Klavier. In ihren jüngeren Jahren schlug sie mehrere Heiratsanträge aus, um schließlich am 23. Juli 1764 den 20 Jahre älteren Gelehrten Johann Jacob Reiske zu heiraten.
Nachdem sie von diesem in die alten Sprachen Griechisch und Latein eingeführt worden war, half sie ihm bei der Drucklegung seiner Werke und beim Abgleich von Handschriften. Um die Schriften ihres Mannes zu veröffentlichen, versetzte sie unter anderem ihren persönlichen Schmuck. Zwischen ihr und Gotthold Ephraim Lessing, mit dem zunächst ihr Gatte in Kontakt getreten war, entwickelte sich eine intensive Brieffreundschaft, die auch nach dem Tod ihres Mannes anhalten sollte. Ihre Übersetzungen aus dem Griechischen wurden allgemein anerkannt. Sie stellte für ihre Zeitgenossen das Idealbild einer klugen und gelehrten Frau dar.
Als Witwe betätigte sie sich als Verlegerin ihres Mannes und bewies auch als Landwirtin in Bornum am Elm ein ökonomisches Talent. In Dresden lebte sie einige Monate des Jahres 1780 zusammen mit Drost von Egidy, den sie adoptiert hatte und mit dem sie unter anderem an literarischen Themen arbeitete. Da sie die Rechte an Schriften ihres Mannes dem dänischen Historiker Peter Frederik Suhm in Kopenhagen überlassen hatte, bekam sie eine ansehnliche Pension. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie an ihrem Geburtsort Kemberg, wo sie im Alter von 63 Jahren starb.
Werke (Auswahl)
- Eine Rede des Libanius. Zum erstenmale aus einer Handschrift der Churfl. Bibliothek zu München abgedruckt. Leipzig 1755
- Hellas. 1. Bd. Mitau 1778, 2. Bd. Mittau 1779
- Zur Moral, aus dem griechischen übersetzt. Dessau und Leipzig 1782
- Lebensbeschreibung Johann Jacob Reiske. Leipzig 1783
- Ernestine Christine Reiske. Ausgewählte Briefe. St. Ingbert 1992, hrsg. v. Anke Bennholdt-Thomsen u. Alfredo Guzzoni ISBN 3-924555-89-3
Literatur
- Anke Bennholdt-Thomsen u. Alfredo Guzzoni: Gelehrsamkeit und Leidenschaft. Das Leben der Ernestine Christine Reiske 1735–1798. München 1992 ISBN 3-406-35756-3
- Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder eine Zusammenstellung der seit dem Jahre ... Car Pataky Verlag, Berlin 1898.
- Heinrich Schneider: Lessing und das Ehepaar Reiske. Nach Briefen an Johann Arnold Ebert in Braunschweig. In: Braunschweigisches Jahrbuch. 1929 ISSN 0068-0745, S. 46–98
Weblinks
- Literatur von und über Ernestine Christine Reiske im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Richard Förster: Reiske, Johann Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 129–143. – Ab Seite 140 beschäftigt sich der Artikel speziell mit Ernestine.
- Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Online
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