Ernst Ottwalt

Ernst Ottwalt

Ernst Ottwalt (* 13. November 1901 in Zippnow, heute Sypniewo, in Kreis Deutsch Krone in Westpreussen; † 24. August 1943 in einem sowjetischen Lager bei Archangelsk; eigentlich Ernst Gottwalt Nicolas) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst Ottwalt besuchte das Gymnasium in Halle und studierte in Halle und Jena. Seine politische Biografie ist von einem radikalen Seitenwechsel geprägt: Als junger Mann schloss er sich nach dem Ersten Weltkrieg zunächst den deutschnationalen Freikorps-Kämpfern an. Er änderte seine politische Einstellung, wurde Kommunist und trat der KPD und dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS) bei. Seine Freikorps-Erfahrung beschrieb er in dem Roman „Ruhe und Ordnung“ von 1929. Im November 1930 inszenierte Friedrich Neubauer an der Piscator-Bühne Ottwalts nicht erhaltenes Bergarbeiterdrama „Jeden Tag vier“ über ein Grubenunglück im schlesischen Neurode. Zusammen mit Bertolt Brecht verfasste er das Drehbuch zum Arbeiterfilm „Kuhle Wampe“ (1932). 1931 schrieb er den Justiz-Roman „Denn sie wissen was sie tun“, in dem Ottwalt die Sozialstruktur der deutschen Richterschaft darstellt. „Mit den Mitteln des frühnaturalistischen Romans wird die Laufbahn eines deutschen Durchschnittsjuristen geschildert“ (Kurt Tucholsky).

Ein Jahr später, 1932, erschien „Deutschland erwache! Geschichte des Nationalsozialismus“, eine ebenso frühe wie hellsichtige Studie über die Gefahr und den Siegeszug der nationalsozialistischen Bewegung. Bei der nationalsozialistischen Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 stand sein Werk auf der von Wolfgang Herrmann verfassten Schwarzen Liste; Ottwalts Name war zusätzlich mit einem Kreuz versehen, um ihn als einen der „eigentlichen Schädlinge“ – wie Egon Erwin Kisch, Alfred Kerr oder Kurt Tucholsky – zu kennzeichnen, „die auch für den Buchhandel auszumerzen wären“ (Wolfgang Herrmann).

Neben den Romanen und der Studie zur NSDAP hat Ottwalt, so berichtet sein Biograph Andreas W. Mytze, zusammen mit Hanns Eisler 1932 eine Rundfunkerzählung mit dem Titel „Kalifornische Ballade" verfasst. Die Ursendung lief vermutlich 1939 im Flämischen Rundfunk; Ernst Busch sang die Lieder von Eisler. 1968 wurde sie zum ersten Mal im Rundfunk der DDR auf deutsch ausgestrahlt. Dieses frühe Hörspiel erzählt die Geschichte von Johann August Sutter, einem Schweizer, der im 19. Jahrhundert nach Amerika auswandert.

1934 verließ Ottwalt Deutschland und ging ins Exil nach Dänemark, dann, über die Tschechoslowakei, nach Moskau. Dort geriet er im Zuge der Stalinistischen Säuberungen unter Spionageverdacht und in die Fänge der sowjetischen Geheimpolizei. Er wurde 1936 verhaftet und zur Zwangsarbeit in ein Lager bei Archangelsk deportiert. Seine Frau Waltraut Nicolas, die ebenfalls verhaftet und zu Zwangsarbeit verurteilt wurde, erfuhr erst viele Jahre später von seinem Tod.

Werke

Das Buch „Deutschland erwache!“ gilt als eine der frühesten Analysen des nationalsozialistischen Aufstiegs. Ernst Ottwalts Werk ist nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit geraten.

  • Ruhe und Ordnung. Roman aus dem Leben der nationalgesinnten Jugend. Berlin: Malik-Verlag, 1929.
  • Denn sie wissen was sie tun. Ein deutscher Justiz-Roman. Berlin: Malik-Verlag, 1931.
  • Deutschland erwache! Geschichte des Nationalsozialismus. Wien und Leipzig: Hess, 1932.
  • Kalifornische Ballade. Rundfunkerzählung, zusammen mit Hanns Eisler, 1932.

Literatur

  • Andreas W. Mytze: Ottwalt. Leben und Werk des vergessenen revolutionären Schriftstellers. Berlin: Verlag europäische Ideen 1977.
  • Jürgen Serke: Die verbrannten Dichter. Lebensgeschichten und Dokumente. Weinheim u.a. 1992. (S. 338-342)
  • Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2008; ISBN 978-3-462-03962-7. (Zu Ottwalt Seite 148-151)

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