- Nowa Ruda
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Nowa Ruda Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Niederschlesien Landkreis: Kłodzko Fläche: 37 km² Geographische Lage: 50° 35′ N, 16° 30′ O50.58333333333316.5Koordinaten: 50° 35′ 0″ N, 16° 30′ 0″ O Höhe: 360 m n.p.m Einwohner: 23.477
(31. Dez. 2010)[1]Postleitzahl: 57-400 Telefonvorwahl: (+48) 74 Kfz-Kennzeichen: DKL Wirtschaft und Verkehr Straße: Kłodzko–Wałbrzych Schienenweg: Kłodzko–Wałbrzych Nächster int. Flughafen: Breslau Gemeinde Gemeindeart: Stadtgemeinde Fläche: 37 km² Einwohner: 23.477
(31. Dez. 2010) [2]Bevölkerungsdichte: 634 Einw./km² Gemeindenummer (GUS): 0208041 Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Tomasz Kiliński Adresse: Rynek 1
57-400 Nowa RudaWebpräsenz: www.um.nowaruda.pl Nowa Ruda ['nɔva 'ruda] (deutsch Neurode) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie gehört zum Powiat Kłodzki und ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde. Als Stadtteile gehören zu Neurode auch die ehemals selbständigen Ortschaften
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Neurode liegt im Nordwesten des Glatzer Kessels am Rand des Eulengebirges. Die Oberstadt mit Ring, Schloss und Pfarrkirche liegt am steilen linken Ufer der Walditz (Włodzica), die rund 50 m tiefer liegende Unterstadt liegt im Walditztal.
Geschichte der Stadt
Die Geschichte der Stadt Neurode und ihrer politischen und kirchlichen Zugehörigkeit ist eng verbunden mit der Geschichte der ehemaligen Grafschaft Glatz, zu der Neurode gehörte. Das Gründungsjahr von Neurode ist nicht bekannt. Es entwickelte sich allmählich aus einer Handwerkersiedlung in der Vorstadt, wo schon sehr früh die Heilig-Kreuz-Kirche bestanden haben soll, die auch als Wallfahrtsstätte bekannt war.
Erstmals erwähnt wird Neurode 1337 im Zusammenhang mit einem Kirchenpatronat. 1347 war es im Besitz des Grundherrn Hannus Wustehube, der 1352 das Städtchen „Newenrode“ zusammen mit den Dörfern Hausdorf, Königswalde, Kunzendorf, Ludwigsdorf und Volpersdorf an Hensel von Donyn (Dohna) verkaufte. Für das Jahr 1363 wird eine Pfarrkirche genannt.
Während der Hussitenkriege wurde Neurode mehrmals überfallen und in Asche gelegt. 1434 erhielt es von seinem Grundherrn Stadtrechtsgrundsätze. Nach dem Tod des Friedrich von Donyn 1467 fielen Neurode und Mittelsteine als erledigtes Lehen an den böhmischen König Georg von Podiebrad. Dieser schenkte sie aus Dankbarkeit für geleistete Dienste dem Georg Stillfried-Rattonitz mit der Bedingung, eine der Schwestern des verstorbenen Friedrich von Donyn zu ehelichen. 1472 bestätigte Herzog Heinrich d. Ä. von Münsterberg, der damalige Lehnsinhaber der Grafschaft Glatz, die Schenkung. Mitte des 16. Jahrhundert nahmen die Herren von Stillfried die Reformation an und stellten einen evangelischen Prediger an.
Obwohl die Herren von Stillfried im böhmischen Aufstand auf der Seite des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz standen, büßten sie nach der Schlacht am Weißen Berge nur wenige Güter ein. 1624 kehrte Bernhard I. Stillfried im Zuge der Gegenreformation zum katholischen Glauben zurück und konnte so einer schweren Bestrafung entgehen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Neurode zerstört; zudem wütete 1633 die Pest, an der in Neurode und Umgebung fast 1000 Menschen starben.
1742 und endgültig 1763 nach dem Hubertusburger Frieden kam Neurode zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preußen. Die nachfolgenden Reformen des Freiherrn Karl vom Stein führten dazu, dass die Grundherren weitgehend entmachtet wurden. Aus Verärgerung darüber und auch wegen finanzieller Schwierigkeiten verkaufte Friedrich August Stillfried 1810 die Herrschaft Neurode an Anton Alexander von Magnis auf Eckersdorf. Da wegen der bestehenden Schulden bereits eine Zwangsverwaltung angeordnet war, konnte die Übertragung der Güter an die Herren von Magnis, die auf ihrem Schloss in Eckersdorf residierten, erst 1821 erfolgen. Das Neuroder Schloss nutzten sie als Sitz der Güterverwaltung, ab 1899 als Sitz der Bergbauverwaltung.
1854 bis 1932 war Neurode – durch Teilung des Kreises Glatz – Sitz des Landkreises Neurode. Erst 1879 konnte die Eisenbahnverbindung mit Glatz eröffnet werden, ein Jahr später folgte die Verbindung mit Waldenburg. Für die Realisierung dieser Strecke wurde über den Schwarzbachgrund damals Deutschlands höchster Eisenbahnviadukt errichtet. Um 1900 kam die private Eulengebirgsbahn hinzu[3].
Im Zweiten Weltkrieg blieb Neurode von Kampfhandlungen und Zerstörungen verschont. Als Folge dieses Kriegs wurde die Stadt 1945 unter polnische Verwaltung gestellt und in Nowa Ruda umbenannt, obwohl es auch tschechoslowakische Gebietsansprüche auf das Neuroder und Waldenburger Bergbaugebiet gab. Erster polnischer Bürgermeister war Edward Miernik. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Heimatvertriebene aus Ostpolen. Die deutsche Bevölkerung wurde 1946-1947 größtenteils vertrieben. Nicht ausgewiesen wurden zahlreiche Deutsche, die für das Funktionieren der Wirtschaft unverzichtbar waren. Dabei handelte es sich überwiegend um Facharbeiter des Bergbaus, die für die Förderung der Kohle benötigt wurden. Die meisten von ihnen konnten Ende der 1950er Jahre im Wege der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen.
Von 1957 bis 1973 war Nowa Ruda wiederum Sitz eines eigenen Landkreises. 1970 wurde im Osten der Stadt ein großes Kulturhaus errichtet.
Wirtschaftliche Entwicklung
Bereits sehr früh entwickelte sich in Neurode die Tuchmacherei. Die Neuroder Wollenweber erhielten 1360 eine Satzung; für 1404 ist die Zunftordnung der Schuhmacher, für 1416 die Zunftordnung der Tuchmacher nachgewiesen. Um 1600 lieferten die Tuchmacher ihre Erzeugnisse in verschiedene Länder der Habsburgermonarchie, um 1800 sogar nach Italien, Russland und in die Türkei. 1808 gab es in Neurode 450 Tuchmachermeister. Von Bedeutung war zwischen 1780 und 1803 auch die Leinenherstellung. Im 19. Jahrhundert entstanden in und um Neurode mehrere Textilfabriken.
Ab dem 19. Jahrhundert war Neurode ein bedeutender Mittelpunkt des gleichnamigen Bergbaugebietes. Neben Steinkohle wurden Eisenerz, Kupfererze, Schiefer und Gold abgebaut. Die Magnissche Bergverwaltung, die seit 1899 ihren Sitz im Neuroder Schloss hatte, wurde 1901 in die "Gewerkschaft Neuroder Kohlen- und Tonwerke" umgewandelt. Diese ging 1921 in den Besitz der Berliner Linke-Hofmann-Lauchhammer AG über. Durch den Bergbau ergab sich eine starke industrielle Entwicklung, die die Ansiedlung weiterer Unternehmen und damit einen wirtschaftlichen Aufschwung sowie eine Verbesserung der Infrastruktur zur Folge hatte. Die Bevölkerungszahl stieg stark an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bergbau zunächst umfangreich weitergeführt. Wegen Absatzschwierigkeiten wurden die Kohlegruben in den letzten Jahrzehnten stillgelegt. Die letzte Zeche wurde im Jahre 2000 geschlossen.
Sehenswürdigkeiten
- Das Rathaus (Ratusz) wurde 1892-1894 nach Plänen des Architekten Ewald Berger in Stil der Neurenaissance errichtet. Die Fassade trägt die Embleme der Gilden der Tuchhändler, der Textilindustrie und des Bergbaus.
- Die Laubengänge der Bürgerhäuser (Schusterlauben, Kunzendorfer Lauben, Marienlauben) stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise dem Verfall preisgegeben.
- Die Pfarrkirche St. Nikolaus (Kościół Św. Mikołaja) wurde anstelle der 1567 erbauten, ursprünglich evangelischen, seit 1624 katholischen Kirche errichtet, die 1884 abgebrannt war. Sie wurde nach Plänen des Breslauer Diözesanbaumeisters Joseph Ebers 1885-1890 im neugotischen Stil erbaut. Der stilgleiche Hauptaltar, das Chorgestühl und die Kanzel wurden von dem in Schlaney geborenen Architekten Joseph Elsner entworfen und aus seinen Münchner Werkstätten geliefert. Das Hauptaltarbild des hl. Nikolaus und die Gemälde der Seitenaltäre schuf der Glatzer Hieronymus Richter, die ornamentalen Malereien J. Krachwitz aus Frankenstein.
- Die nördlich der Kirche stehende neugotische Grabkapelle wurde 1898 ebenfalls nach Entwurf des Diözesanbaumeisters Joseph Ebers errichtet.
- Die Heilig-Kreuz-Kirche (Kościół Krzyża Św.) wurde 1726 an der Stelle der ältesten Pfarrkirche errichtet.
- Die Maria-Himmelfahrts-Kirche (Kościół Wniebowzięcia NPM) ist auch unter der Bezeichnung Brüderkirche bekannt. Sie wurde um 1500 als damalige Pfarrkirche St. Nikolaus unter dem Patronat der Gutseigentümer errichtet. Das Patrozinium und die Funktion als Pfarrkirche wurden 1567 auf die neue evangelische Kirche der Oberstadt übertragen, die seit 1624 als katholische Kirche diente. Erst mit der Übertragung an die „Bruderschaft Heimsuchung Mariä“ erhielt sie das Patrozinium Maria Himmelfahrt. Die Kirche wurde mehrmals umgebaut und renoviert. Der Hauptaltar Mariä Heimsuchung ist von 1694, der Seitenaltar des Hl. Johannes von Nepomuk aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Kirche wurde 1991 grundlegend renoviert.
- Die Wallfahrtskapelle St. Anna (Kaplica pielgrzymkowa Św. Anny) auf dem Annaberg wurde 1644 durch Bernhard von Stillfried anstelle einer während der Reformation abgerissenen Holzkapelle von 1515 errichtet. 1662-1665 erfolgten Umbauten vermutlich nach Plänen von Andrea Carove. Das geschnitzte Gnadenbild der Anna selbdritt ist von 1495. Der Hauptaltar stammt aus dem 17. Jahrhundert.
- Schloss (Zamek): Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1352. Nach den Zerstörungen der Hussitenkriege wurde es 1428-1464 als Vierflügelanlage wiederaufgebaut. 1663 erfolgte ein barocker Umbau mit Gartensaal und Repräsentationssaal. 1796 im friderizianischen Barockstil umgestaltet. Seit 1821 diente es den Herren von Magnis als Sitz der Güterverwaltung, seit 1899 als Sitz der Bergverwaltung.
- Das Oberwalditzer Schloss (Dawny dwór górny) wurde 1598 für Bernhard von Stillfried-Rattonitz errichtet und nach einem Brand 1823 wiederaufgebaut, 1860 erfolgte ein Umbau im spätklassizistischen Stil mit Elementen der Tudor-Neugotik.
Söhne und Töchter der Stadt
- Petrus Calaminus (1547–1595), evangelischer Theologe
- Thaddäus Conrad (1826-1895), Reichstagsabgeordneter (Zentrum)
- Josef Zenker (1832–1907), Historienmaler
- Franz Eckert (1852–1916), Schöpfer der aktuellen japanischen Nationalhymne
- Joachim Graf von Pfeil und Klein Ellguth (1857–1924), deutscher Afrikaforscher
- Friedrich Kayssler (1874–1945), deutscher Schriftsteller
- Joseph Wittig (1879–1949), deutscher Theologe, Schriftsteller und Heimatforscher
- Heinrich Wolff, (1880-1944), deutscher Architekt (erbaute u.a. Reichsbankzentrale, jetziger Sitz des Auswärtigen Amtes)
- Hans Albrecht Freiherr von Rechenberg (1892–1953), deutscher Politiker
- Fritz Jung (1903–1981) deutscher Prothetiker und Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Werner Steinberg (1913–1992), deutscher Schriftsteller
- Joachim Reinelt (* 1936), Bischof von Dresden-Meißen
- Gero Trauth (* 1942) deutscher Maler, Grafiker, Porzellanillustrator und Designer
- Edyta Geppert (* 1953), polnische Schlagersängerin
- Jan Jankiewicz (* 1955), polnischer Bahnradfahrer und Sportler des Jahres 1979
- Krzysztof Tyniec (* 1956), polnischer Schauspieler
- Karol Maliszewski (* 1960), polnischer Schriftsteller und Poet
- Robert Więckiewicz (* 1967), polnischer Schauspieler
- Monika Wielichowska, (* 1973), Politikerin, Abgeordnete des Sejm
Partnerstädte
Nowa Ruda unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
- Broumov (Tschechien)
- Castrop-Rauxel (Deutschland)
- Wallers (Frankreich)
Gemeinde
Die Stadt Nowa Ruda ist Verwaltungssitz der Landgemeinde Nowa Ruda, gehört ihr aber als eigenständige Stadtgemeinde nicht an. Die Landgemeinde zählt auf einer Fläche von 139,66 km² 11.817 Einwohner (31. Dezember 2010) und gliedert sich in 16 Ortsteile:
- Bartnica (Beutengrund)
- Bieganów (Biehals)
- Bożków (Eckersdorf)
- Czerwieńczyce (Rothwaltersdorf)
- Dworki (Vierhöfe)
- Dzikowiec (Ebersdorf)
- Jugów (Hausdorf)
- Krajanów (Krainsdorf)
- Ludwikowice Kłodzkie (Ludwigsdorf)
- Nowa Wieś Kłodzka (Neudorf)
- Przygórze (Köpprich)
- Sokolec (Falkenberg)
- Sokolica (Zaughals)
- Świerki (Königswalde)
- Włodowice (Walditz)
- Wolibórz (Volpersdorf)
Gemeindevorsteher ist 2006 Bogusław Rogiński. Die Gemeinde hat ihren Sitz in der ul. Niepodległości 1, 57-400 Nowa Ruda.
Verweise
Literatur
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X.
- Arno Herzig, Małgorzata Ruchniewicz: Geschichte des Glatzer Landes. DOBU-Verlag u. a., Hamburg u. a. 2006, ISBN 3-934632-12-2.
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Schlesien. Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 479 (Kröners Taschenausgabe 316).
- Joseph Wittig: Chronik der Stadt Neurode. Stadt Neurode, Neurode 1937.
- Joseph Wittig: Kronika miasta Nowa Ruda. 9 Bände. Wydawnictwo Maria, Nowa Ruda 2004–2008, ISBN 83-88842-66-8.
Weblinks
Commons: Nowa Ruda – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienFußnoten
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 30. Juli 2011.
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 30. Juli 2011.
- ↑ http://www.werkbahn.de/eisenbahn/zahnrad/waldenburg.htm
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