- Erster Opiumkrieg
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Der Erste Opiumkrieg war ein militärischer Konflikt zwischen Großbritannien und dem Kaiserreich China der Qing-Dynastie von 1839 bis 1842. Als Ergebnis des Kriegs wurde China zur Öffnung seiner Märkte und insbesondere zur Duldung des Opiumhandels gezwungen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Seit dem ersten Auftreten europäischer Kaufleute vor den Küsten des Kaiserreichs China im 16. Jahrhundert hatte das Reich der Mitte den Seehandel mit dem Ausland vielfältigen Restriktionen unterworfen. Zuletzt war er nur noch über den Hafen von Kanton möglich. Die Europäer mussten dort in einer Art Ghetto leben und sich bei der Kommunikation mit den chinesischen Handelshäusern der Vermittlung durch Kaufleute der so genannten Cohong-Gilde sowie vom Hof bestellter Handelsbeamter, sogenannte Hoppos, bedienen. Deren vielfältigen Schikanen, etwa administrativen Preisfestsetzungen, waren sie in aller Regel hilflos ausgeliefert.
Bis ca. 1820 war die bilaterale Handelsbilanz stets deutlich zugunsten der Chinesen ausgefallen, da die Europäer deren begehrten Exportartikeln wie Tee und Seide meist wenig entgegenzusetzen hatten. Die damit verbundenen Devisenabflüsse nach China führten in Europa zu einer spürbaren Silberverknappung, die wiederum fatale Auswirkungen auf die dortigen Volkswirtschaften hatte.
Ab ca. 1820 verstärkte die britische East India Company den Export bengalischen Opiums nach China systematisch. Allein zwischen 1821 und 1837 verfünffachte sich die umgeschlagene Menge. Dies führte zu zunehmenden Problemen in der chinesischen Verwaltung und zu einem Handelsbilanzdefizit auf chinesischer Seite. Nicht zuletzt aus Besorgnis um den Abfluss von Silber ins Ausland bemühte sich Kaiser Daoguang jahrelang nachdrücklich, aber mit mäßigem Erfolg, um eine Eindämmung des Opiumhandels: Der britische Opiumhandel wuchs ungehindert weiter.
Anlass
1838 entsandte der Kaiser daher schließlich den Spitzenbeamten Lin Zexu als Sonderkommissar nach Kanton. Gegen die chinesischen Konsumenten und Zwischenhändler hatte seine auf einer Mischung aus Aufklärung und Repression aufbauende Kampagne noch relativ viel Erfolg: Bis Mitte Juli 1839 waren über 1.600 Chinesen verhaftet sowie 73.000 kg Opium und 70.000 Opiumpfeifen beschlagnahmt.
Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Interessen zeigten sich die ausländischen Händler wenig kooperativ und forcierten die illegale Opiumeinfuhr nach China massiv weiter. Die Situation eskalierte, als Lin am 24. März 1839 aufgrund eines kaiserlichen Edikts vom 18. März, das Ausländern den Opiumhandel in China verbot, 350 in den Opiumhandel verwickelte Ausländer in ihren Faktoreien internieren ließ. Nur so gelang es ihm, die Herausgabe von über 22.000 Kisten (= 1400 Tonnen) Opium vom britischen Superintendenten für den Handel Charles Elliot zu erreichen, offiziell um die chinesische Bevölkerung vor weiterer Drogenabhängigkeit zu beschützen. Das Opium ließ er vom 3. bis zum 23. Juni 1839 in der Nähe von Humen verbrennen und anschließend ins Meer spülen.
Verlauf
Trotz energischer Intervention der überwiegend britischen Opiumhändler und der Ostindienkompanie sah das britische Unterhaus von einer förmlichen Kriegserklärung an China ab. Es bewilligte lediglich die Entsendung eines Flottenverbands, der vom Kaiser „Genugtuung und Wiedergutmachung“ fordern und gegebenenfalls chinesisches Eigentum als Pfand nehmen sollte.
Im Sommer 1839 stach Admiral George Elliot mit 16 Kriegsschiffen, die über 540 Kanonen und 4.000 Mann Besatzung verfügten, in See. Zeitgleich besetzte am 23. August sein Vetter, Superintendent Charles Elliot, Hongkong Island als Operationsbasis. In diesem Zusammenhang wurde ein Chinese von betrunkenen britischen Matrosen ermordet. Großbritannien weigerte sich jedoch, die Täter an die chinesische Justiz auszuliefern und stellte sie in Kanton vor ein britisches Gericht. Im Juni 1840 traf die britische Flotte in China ein, wo sie nach Scharmützeln mit chinesischen Kriegsdschunken jeweils durch Zurücklassen einiger Schiffe nacheinander die Mündungen des Perlflusses (Hongkong), des Jangtsekiang (Ningbo und Zhoushan) und schließlich des Beihai (Tianjin) sicherte.
Im Januar 1841 schloss Charles Elliot mit dem Generalgouverneur von Tianjin, Qishan, ein Abkommen, in dem sich die Chinesen zur Abtretung Hongkongs, zur Zahlung einer Kriegsentschädigung von 6 Mio. Silberdollar sowie zur Gewährung direkter Kontakte der Europäer zur Qing-Regierung verpflichteten. Das Abkommen stieß bei Kaiser Daoguang wie beim britischen Premierminister Palmerston gleichermaßen auf Ablehnung. Letzterer ersetzte daraufhin Charles Elliot durch Sir Henry Pottinger und beauftragte diesen mit der Fortsetzung des Krieges.
Ende August 1841 eroberte Pottingers Flotte die Städte Xiamen, Ningbo und Zhoushan und blockierte mehrere wichtige Wasserwege. Nach Eintreffen von Verstärkungstruppen aus Indien fielen im Sommer 1842 Shanghai und Zhenjiang. Ein Verhandlungsangebot Chinas wurde ausgeschlagen, vielmehr drangen die Briten im August bis Nanjing vor. Am 29. August 1842 endete der Krieg mit dem Vertrag von Nanking, dem ersten der sog. Ungleichen Verträge. Er verpflichtete die Chinesen unter anderem zur Öffnung der Handelshäfen Kanton, Xiamen, Fuzhou, Shanghai und Ningbo für Ausländer, zur Duldung weitgehend unbeschränkten Handels, zur Abtretung Hongkongs sowie zu Reparationszahlungen.
Folgen
Der Erste Opiumkrieg leitete den Niedergang Chinas von der einst unumschränkten Hegemonialmacht Asiens zu einer informellen Kolonie westlicher Mächte ein, die China bis zur Wende zum 20. Jahrhundert bleiben sollte. Das seit Menschengedenken währende Bewusstsein der eigenen Überlegenheit gegenüber den „Barbaren“ (Sinozentrismus) wurde nicht zuletzt durch die Leichtigkeit, mit der die britischen Truppen China besiegten, nachhaltig erschüttert. Beeinträchtigt wurde insbesondere auch die Reputation der mandschurisch-fremdherrschaftlichen Qing-Dynastie, was – neben dem weiterhin erzwungenen Import von Opium durch die Briten – zu erheblicher innenpolitischer Instabilität führte und möglicherweise auch zum Taiping-Aufstand und anderen Unruhen beitrug.
Gleichzeitig trat China durch die erzwungene Öffnung seiner Märkte und seiner Gesellschaft unfreiwillig aus seiner selbstgewählten wirtschaftlichen Isolation gegenüber den Europäern heraus und fand langfristig Anschluss an die Entwicklungen der Moderne. China war gezwungen, seinen wirtschaftlichen Protektionismus aufzugeben. Nicht umsonst beginnt daher nach der chinesischen Geschichtsschreibung mit dem Ersten Opiumkrieg die „Neuere Geschichte“ Chinas.
Was jedoch bei den Chinesen und anderen Völkern der Region bis heute in Erinnerung bleibt, sind die eingesetzten Mittel der christlichen Länder, mit denen die Öffnung Chinas erfolgte: mit militärischer Gewalt durchgesetzter Opiumimport zur Durchsetzung der kolonialen Wirtschaftsinteressen.
Siehe auch
Literatur
- Runhild Böhm: Englands Opiumkriege in China. Die Darstellungen und Voraussagungen von Karl Marx über die Kollision des konfuzianischen China mit der okzidentalen Kolonialexpansion (Arbeitstexte). Universität, Tübingen 2000, TOBIAS-lib, Volltext.
- Wolfram Eberhard: Geschichte Chinas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Neuaufl. Kröner, Stuttgart 1980, ISBN 3-520-41303-5 (Kröners Taschenausgabe; Bd. 413).
- John K. Fairbank: Geschichte des modernen China 1800-1985 („The great chinese revolution“). Dtv, München 1991, ISBN 3-423-04497-7.
- Jacques Gernet: Die chinesische Welt. Die Geschichte Chinas von den Anfängen bis zur Jetztzeit („Le monde chinois“). Neuaufl. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-518-38005-5.
- Rosa Luxemburg: Die Einführung der Warenwirtschaft. In: Dies.: Die Akkumulation des Kapitals Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus (28. Kapitel). Verlag Neue Kritik, Frankfurt/M. 1970, ISBN 3-8015-0063-2 (Nachdr. d. Ausg. Berlin 1913).
- Jonathan Spence: Chinas Weg in die Moderne („The search for modern China“). Verlag bpb, München 2008, ISBN 978-3-89331-867-4 (Nachdr. d. Ausg. Frankfurt/M. 1997).
Weblinks
Commons: Erster Opiumkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Abhandlung über den Opiumkrieg
- Literatur zum Schlagwort Erster Opiumkrieg im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
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