- Jangtsekiang
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Der Jangtsekiang (chinesisch 長江 / 长江 Cháng Jiāng?/i „Langer Fluss“) ist der längste Fluss Chinas. Mit 6.380 Kilometern, von denen 2.800 Kilometer schiffbar sind, ist er auch der längste Fluss Asiens und nach dem Nil und dem Amazonas der drittlängste Strom der Welt. Sein Quellgebiet liegt im Hochland von Tibet in Qinghai. An seiner Mündung ins Ostchinesische Meer führt er im Jahresdurchschnitt 31.900 m³ Wasser pro Sekunde.
Der Jangtsekiang spielt im Selbstverständnis der Chinesen eine große Rolle. Er teilt China in Nord- und Südchina und war Ort zahlreicher wichtiger Ereignisse der chinesischen Geschichte. Dazu zählt etwa seine Überquerung durch die Volksbefreiungsarmee während des Chinesischen Bürgerkrieges am 21. April 1949 und das bis Mitte des 20. Jahrhunderts bestehende Recht westlicher Mächte, den Fluss mit Kanonenbooten zu befahren.
Inhaltsverzeichnis
Flussname
- Die offizielle Bezeichnung ist Chang Jiang (长江, ‚Langer Fluss‘).
- Der tibetische Name ist Dri Chu (chin. 治曲), deutsch ‚Kuh-Fluss‘ (Dri ist der weibliche Grunz-Ochse oder Yak).
- Die chinesische Bezeichnung dieses Abschnittes (Oberlauf) ist Tongtian He 通天河, was so viel wie „Fluss, der den Himmel durchquert“ bedeutet.
- Vor dem Eintritt ins Rote Becken heißt der Jangtsekiang Jinshajiang (金沙江 Jīnshājiāng „Goldsandfluss“), ein Hinweis auf Goldvorkommen in dieser Region.
- Chuan Jiang (chinesisch 川江 Chuān Jiāng) heißt er von Yibin (Sichuan) bis Yichang (Hubei)
- Das chinesische 扬子江 Yángzǐjiāng (auch chinesisch 揚子江 / 扬子江 Yángzǐ Jiāng?/i), das nur für das Mündungsgebiet gilt (im chinesischen Sprachgebrauch die Bezeichnung für den Unterlauf des Chang Jiang von den Städten Yizheng und Yangzhou abwärts), ist im außerchinesischen Sprachgebrauch die allgemeine Bezeichnung für den Fluss in seiner ganzen Länge. Von ihm leitet sich auch die traditionelle deutsche Benennung Jangtsekiang[3] ab.
Flusslauf
Der Jangtsekiang entspringt im Tanggula Shan, innerhalb eines mehrere hundert Quadratkilometer umfassenden Quellgebiets im Westen der Provinz Qinghai.
Knapp 1500 Kilometer stromabwärts bildet der Fluss eine scharfe Haarnadelkurve (⊙28.26722222222299.287777777778); im weiteren Verlauf, abgelenkt durch ein Kalksteinmassiv, kehrt sich der bisher in südöstliche Richtung fließende Fluss nach mehreren Richtungswechseln an der Großen Biegung von Shigu (⊙26.8717599.959861111111) um und fließt weiter durch die Tiger-Sprung-Schlucht in nordöstlicher Richtung.
Bei Shiluoke ändert der Fluss erneut die Richtung und fließt nach Süden bis zur Ortschaft Chitian. Nach einer 90°-Kurve Richtung Osten erreicht der Fluss nach etwa 55 km den Ort Rubeidi, von wo er erneut in nordöstliche Richtung abbiegt. Bei Gelipingzhen ändert sich die Flussrichtung nach Osten, die der Jangtsekiang bis kurz vor die Mündung des aus Süden kommenden Xiao Jiang bei Yenjuping beibehält. Von dort fließt der Fluss vorwiegend in nordöstliche Richtung.
Bei Xinshizhen befindet sich eine 180°-Schleife mit anschließendem Richtungswechsel nach Ostsüdost bis zur Stadt Yibin. Dort mündet der Min Jiang aus Nordwesten kommend in den Jangtsekiang (bis hierher: Jinshan Jiang), der von dort weiter Richtung Nordosten nach Chongqing fließt.
Bedeutung
Schifffahrt
Der Jangtsekiang ist von der Stadt Yibin (305 m über dem Meeresspiegel) bis zur Mündung in den Pazifik auf 2800 Kilometer schiffbar. Etwa 400 Kilometer flussabwärts liegt Chongqing, später Wanxian. Unterhalb des Drei-Schluchten-Staudammes sind Yichang, Wuhan-Hankou, Jiujiang, Wuhu und Nanjing wichtige Binnenhäfen.
Der Bau des Schiffshebewerks neben der großen fünfstufigen Schleuse wurde wegen finanzieller und technischer Probleme immer wieder verschoben. Bis 2012 soll aber ein 120 Meter langes Schiffshebewerk gebaut sein, das Schiffe von bis zu 3000 Tonnen (∼Klasse V) befördern kann, um den Höhenunterschied deutlich schneller als durch die fünfstufige Schleuse für Schiffe von bis zu 10.000 Tonnen (∼ Großes KüMo) zu bewältigen.
An der Mündung liegt ein älterer Teil des Hafens von Shanghai.
Schluchten und Stauseen
An seinem Ober- und Mittellauf bis Yichang weist der Jangtsekiang viele Schluchten auf.
Die bekanntesten sind die Drei Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling zwischen Chongqing und Yichang, die inzwischen durch den umstrittenen Bau eines weiteren Großkraftwerkes, des Drei-Schluchten-Damms, geflutet werden, so dass ein 600 km langer Stausee entstand, dessen Wasserspiegel bei mittlerer Füllung auf 175 m ü. N.N. liegt.
Durch die gewaltige Entwaldung der Berghänge am Yangtse-Mittellauf in Ost-Tibet erfolgen durch Hangrutschungen (Muren) gewaltige Sedimenteinträge in den Fluss (ca. 2 Mrd. m³/Jahr), so dass er ebenfalls zu einem „gelben Fluss“ (Name des Huang He in Nord-China) wurde. Dadurch besteht eine erhebliche Gefahr der Verschlammung des Drei-Schluchten-Stausees. Seit 1998 besteht ein Holzeinschlagverbot an den Berghängen Tibets und Wälder werden wieder aufgeforstet.[4]
Unterhalb der großen Staumauern fließt der Fluss langsamer und breiter durch die Ebenen Mittelchinas. Das erste große der natürlichen Rückhaltebecken, die eine wichtige Funktion als Schutz vor Überschwemmungen ausüben, ist der Dongting-See. In Abhängigkeit von der im Laufe des Jahres unterschiedlichen Wasserführung ändert er wie auch der größte See Chinas, der Poyang-See, seine Ausdehnung. Über den Kaiserkanal, der den Jangtsekiang bei Yangzhou kreuzt, besteht eine Verbindung zum Gelben Fluss. Bei Shanghai mündet er in einem Delta in das Ostchinesische Meer. Wichtige Städte am Jangtsekiang sind Chongqing, Shashi, Wuhan, Nanjing und Shanghai.
Neben dem Bau des Drei-Schluchten-Staudamms gibt es ein zweites Großprojekt, das Süd-Nord-Wassertransferprojekt, ein Wasserumleitungssystem, durch das der unter Wassermangel leidende Norden Chinas mit Wasser aus dem Jangtsekiang versorgt werden soll. Die erste Trasse entlang des Kaiserkanals wird bereits benutzt, soll aber noch ausgebaut werden; zwei weitere Trassen im Oberlauf des Yangtse befinden sich im Planungsstadium.
Direkt unterhalb des Drei-Schluchten-Damms liegt die Gezhouba-Talsperre.
Ökologischer Zustand
Ende 2007 hat in Bern ein chinesisch-schweizerisches Forscherteam die Resultate einer Untersuchung vorgelegt. Der Bericht der „Yangtze Freshwater Dolphin Expedition“ unter der Leitung des Instituts für Hydrobiologie/Chinesische Akademie der Wissenschaften in Wuhan und der Stiftung Baiji.org erstaunt: Trotz der Einleitung großer Mengen von Schadstoffen fällt die Qualität des Wassers besser aus, als bisher angenommen. Die Chemiker führen dies auf den Effekt der Verdünnung zurück. Der Jangtsekiang mit seinen unzähligen Zubringerflüssen führt riesige Wassermengen mit, welche die Konzentration von Schadstoffen verdünnen, schreiben die Forscher in ihrem Bericht.[5]
Stromerzeugung
Am Drei-Schluchten-Staudamm fällt das Wasser durch die Öffnungen der Mauer in den 113 Meter tieferen Flusslauf. 26 Turbinen und Generatoren erzeugen elektrischen Strom.
Nach chinesischen Angaben erzeugt das Kraftwerk durchschnittlich 9500 MW elektrischen Strom (zum Vergleich: in Deutschland wird etwa das sechsfache, in China bisher das fünffache dieser Leistung erzeugt).
Hochwasserschutz
Der Jangtsekiang ist bekannt für seine Flutkatastrophen, die in den letzten 100 Jahren drei Millionen Menschen das Leben kosteten. Immer häufiger kam es zum bedrohlichen Hochwasser, allein sechs Mal in den letzten 15 Jahren. Der Staudamm soll nun das überschüssige Wasser aufnehmen.
Damit wird jedoch nichts gegen die Ursachen der „Natur“- Katastrophe unternommen, beklagen Kritiker. Der Jangtse trat zwar schon immer regelmäßig über die Ufer. Dadurch wurde aber auch das Ackerland regelmäßig mit fruchtbarem Flussschlamm überzogen und die Gegend ein attraktives Anbaugebiet.
Die schlimmen Überflutungen häuften sich allerdings in den letzten Jahren auf unnatürliche Weise. Verantwortlich dafür sind zum einen die Abholzung von Wäldern, die bisher große Mengen Regenwasser aufgenommen hatten. Zum anderen wurden auch immer mehr Seen in diesem Gebiet trockengelegt um Land für die stetig wachsende Bevölkerung zu schaffen. Bei Hochwasser kann der Fluss nun nicht mehr in natürliche Überflutungsgebiete ausweichen und überschwemmt Städte und Dörfer.
Nebenflüsse des Jangtsekiang werden wohl auch in Zukunft von Flutkatastrophen betroffen werden, da der Staudamm dort nicht helfen kann.
Siehe auch
- Liste der längsten Flüsse der Erde
- Jangtsekiang-Freileitungskreuzung
- Lied vom Jangtsekiang
Weblinks
Commons: Jangtsekiang – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienLiteratur
- Tor Farovik: Jangtse - Strom des Lebens, Piper Verlag, München 2010, ISBN 978-3-89029-760-6
- Simon Winchester: Der wilde Strom – Eine Reise auf dem Yangtse. Goldmann Verlag, München 2002, ISBN 3-442-72966-1.
Einzelnachweise
- ↑ Stichwort 通天河 (Tongtian He) im Online-Lexikon Baidu Baike (chinesisch)
- ↑ Sowjetische Generalstabskarte
- ↑ Deutsche Namen und ihre phonetische Umschriftung für geographische Objekte in Ländern oder Gebieten ohne deutsche Amtssprache vom Ständigen Ausschuss für geographische Namen (StAGN)
- ↑ Xie Zhenhua: Umwelt ist wichtiger als Wachstum Die Zeit, 1999
- ↑ Der Jangtse lebt - ein bisschen jedenfalls Die Welt, 2. November 2007
Chinesische Flussnetze: JangtsekiangJangtsekiang-Quellgebiet 长江源区-Flussnetz: Tuotuo He 沱沱河 | Dam Qu (Dam Chu) 当曲 | Qumar He (Chumar) 楚玛尔河 | Tongtian He 通天河
Yalong Jiang 雅砻江 (Nyag Chu)-Flussnetz: Yalong Jiang 雅砻江 (Nyag Chu) | Anning He 安宁河 | Jiulong He 九龙河 | Litang He 理塘河 (Li Chu) | Xianshui He 鲜水河
Jinsha Jiang 金沙江-Flussnetz: Pudu He 普渡河 | Wuliang He 无量河 | Yili He 以礼河 | Niulan Jiang 牛栏江 | Heng Jiang 横江
Min Jiang 岷江-Flussnetz: Min Jiang 岷江 | Dadu He 大渡河 | Qingyi Jiang 青衣江 | Suomo He 梭磨河 | Jiaomuzu He 脚木足河
Wu Jiang 乌江-Flussnetz: Wu Jiang 乌江 | Maotiao He 猫跳河 | Qingshui Jiang 清水江 | Liuchong He 六冲河 | Hongdu He 洪渡河
Jialing Jiang 嘉陵江-Flussnetz: Jialing Jiang 嘉陵江 | Fu Jiang 涪江 | Qu Jiang 渠江 (Jialing Jiang-Nebenfluss) | Baishui Jiang 白水江 | Bailong Jiang 白龙江
Chuan Jiang 川江-Flussnetz: Tuo Jiang 沱江 | Chishui He 赤水河 | Qi Jiang 綦江 | Nanguang He 南广河 | Qing Jiang 清江
Han Shui 汉水-Flussnetz: Han Shui 汉水 | Dan Jiang 丹江 | Du He 堵河 | Jia He 夹河 | Tangbai He 唐白河 | Nan He 南河
Dongting Hu 洞庭湖-Flussnetz: Xiang Jiang 湘江 | Yuan Jiang 沅江 | Zi Jiang 资江 | Li Shui 澧水 | Miluo Jiang 汨罗江
Poyang Hu 鄱阳湖-Flussnetz: Gan Jiang 赣江 | Fu He 抚河 | Xin Jiang 信江 | Xiu Shui 修水 | Rao He 饶河 (Poyang Hu)
Qingyi Jiang-Shuiyang Jiang 青弋江水阳江-Flussnetz: Qingyi Jiang 青弋江 | Shuiyang Jiang 水阳江 | Zhang He 漳河 (Hubei)
Yangzi Jiang 扬子江-Flussnetz: Qinhuai He 秦淮河 | Huangpu Jiang 黄浦江 | Wusong Jiang 吴淞江 | Chu He 滁河 | Dongtiao Xi 东苕溪 | Xitiao Xi 西苕溪
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