Erwin Liek

Erwin Liek

Erwin Liek (* 13. Mai 1878 in Löbau in Westpreußen; † 12. Februar 1935 in Berlin) war ein deutscher Arzt und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Liek studierte von 1896 bis 1902 Medizin an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Königsberg. Nach einem Jahr als Schiffsarzt, das ihn nach Togo, Kamerun, Süd- und Nordamerika führte, war er Assistenzarzt in Wiesbaden, Greifswald und Danzig, wo er 1909 eine eigene chirurgische Privatklinik eröffnete.

Während des Ersten Weltkrieges war er als Stabsarzt an der Ost- und Westfront chirurgisch tätig und nahm nach Kriegsende seine Danziger Praxis wieder auf.[1]

Ab 1925 trat Liek auch als Publizist hervor, seine Themen waren vor allem die Beziehung zwischen Naturheilkunde und „Schulmedizin“ (Das Wunder in der Heilkunde) und die ärztliche Ethik (Der Arzt und seine Sendung).

Hier schreibt er:

Das Staatsexamen, darüber müssen wir uns einmal klar sein, macht wohl den Mediziner, niemals aber den Arzt. Zum Arzt wird man geboren oder man ist es nie. Gütige Götter legen ihm Gaben in die Wiege, die nur geschenkt, niemals aber erworben werden können. Was unsern Blick trübt, nicht nur auf dem Gebiet der Heilkunde, ist die maßlose Überschätzung des formalen Wissens, die Nichtachtung oder gar Verachtung geistiger und seelischer Einflüsse seitens der exakten Forscher. Sehen wir uns doch einmal um in der Geschichte. Wir werden viele große Ärzte finden, die nicht ein Semester Medizin studiert haben. Man lese einmal, gerade als gereifter Mann, die Evangelien. War nicht Christus ein Arzt ganz hohen Grades, ein Psychotherapeut, neben dem unsere aufgeblähten Analytiker ganz, ganz winzig erscheinen. Und wodurch wirkte Christus? Genau noch wie heute jeder wahre Arzt, durch die bezwingende Menschlichkeit. [...] Glaubt man im Ernst, daß Émile Coué ein Schwindler war, daß er nicht unzähligen Kranken, bei denen die Schulmedizin versagte, Hilfe gebracht hat? Hatten nicht Laien wie Prießnitz und Hessing eine ganz vortreffliche ärztliche Beobachtungsgabe wußten sie nicht ihre Gedanken in helfende Tat umzusetzen? Und Hand aufs Herz - wir sind ja unter uns -, steckt nicht in jedem von uns staatlich approbiertem Arzte ein gut Teil Kurpfuscher?

Liek: Der Arzt und seine Sendung, 1926

Stark ablehnend stand Liek der gesetzlichen Krankenversicherung gegenüber:

Ein Gang durch die Straßen einer Großstadt zeigt uns die prächtigen Verwaltungsgebäude der Kassen. Welch unverzeihlicher Luxus in diesen Dingen getrieben wird, das haben uns erst vor kurzem Zusammenstellungen in den Ärztlichen Mitteilungen gezeigt [...]. Von unverzeihlichem Luxus muß man aus dem Grunde sprechen, weil die Kosten aus den Taschen der kümmerlich bezahlten Arbeiter und der gequälten Wirtschaft stammen. [...] Aber auch dort, wo prunkvolle Ausstattungen, wo Klubsessel, Maybach-Wagen und fürstliche Gehälter fehlen, wie zum Beispiel in den meisten Landeskrankenkassen, kostet der Apparat viel Geld. Man denke nur an den unermeßlichen Haufen beschriebenen und bedruckten Papiers, der Tag für Tag auf die unglücklichen Kassenärzte niederregnet...

Liek: Die Schäden der sozialen Versicherung und Wege zur Besserung, 1927

Liek gründete 1928 die allgemeinmedizinische Zeitschrift Hippokrates, die Homöopathie und gesunder Ernährung aufgeschlossen gegenüberstand und an der Ärzte wie Bernhard Aschner, Eugen Bircher und der Medizinhistoriker Henry E. Sigerist mitarbeiteten.

Nach seinem Tode wurde ein Krankenhaus in Berlin-Reinickendorf nach ihm benannt.


Werke

Literatur

  • Alfred Brauchle: Dr. med Erwin Liek. In: derselbe: Geschichte der Naturheilkunde in Lebensbildern. 2. erw. Aufl. von Große Naturärzte. Reclam Verlag, Stuttgart 1951, S. 327-330
  • Michael Kater: Die Medizin im nationalsozialistischen Deutschland und Erwin Liek, in: Geschichte und Gesellschaft (GG) 16, 1990, S. 440
  • Michael Jehs: Erwin Liek. Weltanschauung und standespolitische Einstellung im Spiegel seiner Schriften. Mabuse-Verlag 1994, ISBN 978-3-925499-89-0
  • Herbert Broghammer: Der Danziger Arzt Erwin Liek (1878 - 1935): Chirurg und Medienpublizist in der Medizinkrise vor 1933, Herbolzheim: Centaurus-Verl., 2000, ISBN 3-8255-0276-7
  • Robert N. Proctor: Blitzkrieg gegen den Krebs, Stuttgart: Klett-Cotta, 2002, ISBN 3-608-91031-X

Quelle

  1. Liek: Am Kamin, München 1935 (Erinnerungen)

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