- Erwin von Steinbach
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Erwin von Steinbach (* um 1244; † 17. Januar 1318 in Straßburg) war ein Steinmetz und deutscher Baumeister. Er wird in Johann Wolfgang von Goethes Aufsatz "Von deutscher Baukunst" als heiligengleicher Genius beschrieben. Meister Erwin stand lange Zeit im Ruf, alleiniger Erbauer des Straßburger Münsters zu sein. Die Forschung hat erwiesen, dass diese Vermutung unzutreffend ist. Allerdings stammen wesentliche Veränderungen des Münster-Planes von ihm, zum Beispiel im Stabwerkbereich des Erdgeschosses.
Inhaltsverzeichnis
Werk
Nach einer nicht mehr vorhandenen Inschrift über der Mitteltüre der Westfassade des Straßburger Münsters begann „Meister Erwin von Steinbach“ am 25. Mai 1277 mit diesem „glorreichen Werk“. Ansonsten heißt er in Urkunden und Inschriften Meister E.[1] Den Fassadenriss B, der um 1275 aus Frankreich in Straßburg eintraf und dort begeistert aufgenommen wurde, hat Erwin nicht geschaffen. Er stammt von einem unbekannten französischen Architekten, der mit den großen Fassadenlösungen der Kathedralen seines Heimatlandes vertraut war. Der Riss B ist von den Querhausfassaden der Kathedrale Notre-Dame in Paris beeinflusst. Aus bautechnischen Gründen wurde der Riss B in Straßburg nur teilweise verwirklicht. Erwin realisierte das Rosengeschoss nach eigenem Konzept, seine Nachfolger änderten die Pläne wiederum. Das Ergebnis zählt zu den bedeutendsten Leistungen der Hochgotik.
Ein Dokument von 1284 nennt Erwin von Steinbach als Werkmeister, wobei der Name nachträglich (nach einer Rasur) eingetragen ist. Nachgewiesen ist Erwin 1284 und 1293 als Werkmeister der Bauhütte am Straßburger Münster. Nach einer Inschrift baute er die Marienkapelle und ihm oder seiner Werkstatt ist das Grabmal des Bischofs Konrad III. in der Johanneskapelle im Münster zugeschrieben.
Im Dezember 2009 wurde bekannt, dass das Institut für Baugeschichte an der Universität Karlsruhe über umfassende Vergleiche aller überlieferter gotischer Risszeichnungen der Münsterbauten in Straßburg, Freiburg im Breisgau, Thann und Breisach den Nachweis erbringen konnte, dass Erwin von Steinbach auch der Baumeister des Freiburger Münsterturms ist. Bis dato war man davon ausgegangen, dass der 116 Meter hohe Turm das Werk zweier Baumeister ist, deren Namen unbekannt geblieben waren. [2]
Leben
Über sein Leben und Herkunft ist wenig bekannt. Er wurde vermutlich um 1244 geboren. Der Anspruch des heutigen Baden-Badener Stadtteils Steinbach, Herkunftsort Erwins zu sein, ist nicht erwiesen, da es mehrere Orte, auch in Italien, mit dem Namen Steinbach gibt. Da keine schriftlichen Quellen erhalten sind (mit einer fragwürdigen Ausnahme), bleibt Raum für Spekulation.
Urkundlich ist Meister Erwin erstmals 1284 wirklich fassbar, und zwar auf einer Rasur (d.h. in einer nachträgliche Änderung) mit der der Übergang der Bauaufsicht des Münsters auf die Stadt Strassburg veranlasst ist.[3]
Erwins Todesdatum, das seiner Frau Husa und seines Sohnes Johannes sind durch ein erhaltenes Epitaph an der Nordseite des Münsters im so genannten Leichenhöfel überliefert. Der Text lautet in Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1316, den 21 Juli, starb Frau Husa, Ehefrau des Meisters Erwin. Im Jahre des Herrn 1318, den 17. Januar, starb Meister Erwin, Gubernator der Straßburger Münsterfabrik. Im Jahre des Herrn 1339, den 18. März, starb Magister Johannes, Sohn Erwins, des Werkmeisters dieser Kirche.
Zwei weitere Söhne von Erwin sind nachweisbar, Gerlach und Johannes, genannt Winlin († 1342). Nach Erwins Tod setzte sein Sohn Johannes als Straßburger Münsterbaumeister das Werk seines Vaters fort. Erwins Sohn Gerlach leitete den Bau der Stiftskirche Niederhaslach, wo er am 18. März 1329 tödlich verunglückte. Mythisch ist eine Bildhauerin Sabina von Steinbach, die angeblich eine heute zerstörte Statue signierte.
Ehrung
Am 28. September 1843 wandte sich der Straßburger Bildhauer Andreas Friedrich an den Bürgermeister der Stadt Steinbach und bat um die Erlaubnis, ein Denkmal für Meister Erwin zu errichten. Er kam nach Steinbach und kaufte ein Grundstück für das Standbild, das er selbst herstellte. Am 29. August 1844 wurde das Denkmal enthüllt. Es trägt die Inschrift "Dem Erbauer des Straßburger Münsters Erwin geboren zu Steinbach gestorben zu Straßburg MCCCXVIII". Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich später herausstellte, dass das Denkmal von der Loge der Freimaurer gestiftet worden war. Diese betrachten Meister Erwin als den Gründer der Laienverbrüderung der Bauhütte des Straßburger Münsters, die nur dem König oder Kaiser unterstand. In dieser Laienverbrüderung sehen sie eine der Wurzeln ihrer Loge.
Eine Büste Erwin von Steinbachs von Landolin Ohmacht ist in der Walhalla aufgestellt.
In die Fassade der Dresdner Akademie der Künste ist eine Steintafel mit seinem Namen neben denen neun weiterer großer Künstler eingelassen.
Literatur
- Ulrich Coenen: Meister Erwin von Steinbach. Versuch einer Biografie. In: Bühler Heimatgeschichte. 6. 1992, S. 20–29
- Heinrich Klotz: Der Name Erwins von Steinbach. In: Studien der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. Bd. 1. 1965, S. 9–22
- Rudi Liebich: Meister Erwin von Steinbach, in: Zur Stadtgeschichte von Steinbach. Hrsg. v. Arbeitskreis für Stadtgeschichte Baden-Baden. Baden-Baden 1978, S. 202
- Heinz Rudolf Rosemann: Erwin von Steinbach. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 636 f.
- Alfred Woltmann: Erwin von Steinbach. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 332–334.
- Reinhard Wortmann: Der Westbau des Straßburger Münsters und Meister Erwin. In: Bonner Jahrbuch des Rheinisches Landesmuseums in Bonn. Bd. 169. 1969, S. 290–318
Weblinks
- Erwin von Steinbach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 5, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 825.
- Johann Wolfgang von Goethe: Von deutscher Baukunst
Einzelnachweise
- ↑ Allgemeine Deutsche Biographie: Bd. 6, S. 332 (siehe Literatur)
- ↑ Badische Zeitung: Wissenschaftler lüften das Münsterturm-Geheimnis, 3. Dezember 2009
- ↑ Propyläen Kunstgeschichte in zwölf Bänden, Band VI Das Mittelalter II , Das hohe Mittelalter Autor; Otto von Simson, Seite 205
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